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NEUER RANGE ROVER IM HANDELSBLATT-TEST

My car is my castle

von Sebastian Schaal und Frank G. Heide

Bereits lange bevor SUVs groß in Mode kamen, chauffierte der Range Rover seine Besitzer tagsüber durchs Gelände und abends vor die Oper. Der neue Range bleibt seinen Wurzeln treu – und setzt noch einiges drauf.


Wer fünf Meter lang und 2,27 Meter breit ist, muss schon einiges an Kraft und Technik aufwenden, um im Gelände eine gute Figur abzugeben. Genau das kann der neue Range Rover. Dazu kommt jede Menge Luxus.

Quelle: Sebastian Schaal

Der Range Rover ist eine gewichtige Ikone. Er chauffierte britische Lords und Earls schon vor 42 Jahren standesgemäß quer über ihre Latifundien. Er ist der Urvater aller Luxus-Geländewagen, später auf Marketing-„denglisch“ auch SUV genannt. Und als Land Rover vor einiger Zeit mit Kunden über einen möglichen neuen Range sprach, waren deren Wünsche einfach: „Don‘t change it, just make it better.“

So kam man auf die Idee mit der Diät. Und der neue Range hat deutlich abgespeckt. Nicht, dass Testwagen nun rank und schlank vor uns steht. Aber er hat doch unglaubliche 420 Kilo verloren. Klar, dass er einen neuen Anzug brauchte. Alu und Kunststoff statt Stahl ist nun erste Wahl.

Wirklich ansehen kann man dem Range Rover die Diät aber leider nicht. Etwas füllig um die Hüften wirkt er mit einem Maß von 2,27 Metern von Außenspiegel zu Außenspiegel. Mit einer Höhe von 1,84 Metern überragt der Brite auch alles, was bisher in unserer Tiefgarage (1,90 m!) stand. Und seine immer noch strammen 2,4 Tonnen kann er auch dank knapp fünf Meter Länge nicht verbergen. Der von uns im Test gefahrene V8-Dieselmotor mit bulligen 339 PS ist aber auch die schwerste Variante des Range. Mit 2,1 und 2,3 Tonnen sind der V6-Diesel (258 PS) und der V8-Benziner (510 PS) leichter als die Diesel-Wuchtbrumme.

Lediglich an zwei Stellen wird der neue Leichtbau so richtig sichtbar. Die Türen sind aus so dünnem Material, dass sie sich mühelos mit dem Daumen eindrücken lassen – keine Sorgen, die „Dellen“ bleiben natürlich nicht drin.

Und im Innenraum ist die Armlehne an der Mittelkonsole, die gleichzeitig als Deckel für das Ablagefach fungiert, etwas zu leicht geraten. Er ist zwar mit feinem Leder überzogen. Der Kunststoff darunter ist aber so klapprig, dass der Deckel jedes Mal gefühllos mit einem hohlen „Klonk“ zufällt. Unnötiger Leichtbau, denn das klingt eher nach preiswerten Kleinwagen als nach 107.000-Euro-SUV. Und es passt auch gar nicht zu den sonstigen Ablagefächern im Range, deren Abdeckungen stets lautlos und mit einem satten Widerstand öffnen und schließen.

Viel wichtiger aber dürfte den meisten Range-Rover-Interessenten sein, dass das geringere Gewicht beim Fahren spürbare Vorteile bringt, vor allem in den Kurven. Das Fahrwerk ist teilweise erstaunlich straff, dennoch bügelt die serienmäßige Luftfederung die meisten Schlaglöcher und Schachtdeckel sauber aus. Doch natürlich ist der Range nicht plötzlich zu einem athletischen Spitzensportler geworden. Sagen wir eher von einem Sumo- zu einem Freistil-Ringer: Beweglicher und flinker, aber immer noch mit erhabener Gewichtigkeit.

Zwei Monitore in einem

Die eigentliche Stärke des Range liegt nicht in ein paar km/h mehr Kurvengeschwindigkeit oder wenige Zehntelchen weniger beim Spurt auf 100. Es ist diese über alles erhabene Gelassenheit, mit der der Range jeder noch so widrigen Situation trotzt. Die Kombination aus dem drehmomentstarken Diesel (700 Nm), der Acht-Gang-Automatik und dem permanenten Allrad-Antrieb erschüttert nichts.

Beispiel gefällig? Beim Beschleunigen bergauf schalten andere einen Gang zurück, nicht so der Range Rover Diesel. Er zieht einfach tief aus dem Drehzahlkeller sauber nach oben. Ohne Drehzahl-Vibration, ohne Motorenlärm. Und ohne allzu hohen Verbrauch: Den Normwert von 8,7 Litern haben wir im Schnitt um nur zwei Liter übertroffen.


Der Testwagen für runde 107.000 Euro bietet edle Materialien und beste Verarbeitung. Die hohe Sitzposition und die gewaltigen Fahrzeugmaße sorgen jederzeit für ein erhebendes Fahrgefühl.

Quelle: Sebastian Schaal

Nur bei unvernünftig viel Vollgas geht es ein paar Gangstufen zurück, wahlweise auch mit Schaltpaddles hinterm Volant, und dann mit aller Macht nach vorne. Nur dann ist vom Motor etwas zu hören, das klingt dann in etwa wie die Le Mans-Diesel-Rennwagen von Audi. Sonst herrscht im Innenraum Ruhe, als hätte der Gentleman gerade auf dem bequemen Ledersessel in seinem Lieblings-Club Platz genommen.

Innen herrscht der reine Luxus vor. Leder und Verarbeitung sind sehr gut, aber die Testwagen-Kombination aus beige-farbenem und dunkelbraunem Leder sowie Nussholz gefiel nicht jedem Mitfahrer.

Wenn es im Innenraum überhaupt Kritikpunkte gibt, dann am Navigationssystem. Die Bedienung über den Touchscreen-Monitor ist nicht zu 100 Prozent durchdacht, die Navi-Stimme hat mit dem ein oder anderen Straßennamen ihre Probleme, ab und an fällt die prognostizierte Ankunftszeit sehr optimistisch aus. Kurzum: Das Navi ist nicht ganz auf dem Niveau von Mercedes oder Audi, die ja seit einigen Jahren mit GL und Q7 im Revier des Range Rover wildern. Insgesamt aber nichts, was einen Gentleman erschüttern könnte.

Dafür hat das Navi im Range eine Funktion, die über die kleinen Makel schnell hinwegsehen und sämtliche Passagiere staunen lässt: DualView. Während sich der Fahrer auf dem Display die Karte oder Informationen zum Allrad-System anzeigen lassen kann, schaut der Beifahrer dank des eingebauten DVBT-Empfängers in aller Ruhe fern. Ein Display, aber je nach Blickwinkel eine unterschiedliche Anzeige. Der Fernseh-Empfang ist auch bei höheren Geschwindigkeiten auf der Autobahn sehr gut, nur in ländlichen und hügeligen Gebieten hakt das DVBT-Signal ab und zu. Dann kann der Beifahrer aber immer noch DVD schauen.

Geräuschlose Klimaanlage, elektrische Sitzverstellung, ein tennisfeldgroßes Panoramadach und zig Ablagefächer ergänzen die stets großzügige Wohlfühlatmosphäre. Im Range gibt es keine billigen Plätze, hier gilt: My car is my castle.

Hinten freuen sich selbst sehr große Menschen über zwölf Zentimeter mehr Beinfreiheit als im Vorgängermodell. Ohne Probleme lässt sich die vom Butler aufgebügelte Tageszeitung aufschlagen. Wenn dann noch die 820 Watt starke HiFi-Anlage der britischen Manufaktur Meridian aus 19 Lautsprechern raumfüllend „Best of the Proms“ aufspielt, dann möchte man nicht mehr aussteigen aus diesem Auto-Wohnzimmer.


Platz gibt es im Übermaß. Wem das gewaltige Gepäckabteil immer noch nicht reicht, der fährt einfach per Knopfdruck die Rücksitze herunter.

Quelle: Sebastian Schaal

Und wie schlägt sich so ein schwerer Brummer im rauen Gelände? Kurz gesagt, überraschend und überragend. Eine Automatik erkennt vom Felsenkriechen über Schnee und Matsch bis Schotter alle möglichen Untergründe und wählt automatisch die richtige Einstellung. Wer unbedingt selber Hand anlegen muss, wählt einfach per Drehregler das Passende aus fünf Fahrprogrammen aus. Eine Wattiefe von 90 Zentimeter garantiert die problemlose Durchquerung ausgewachsener Flüsse, und Berganfahr- und -abfahrhilfe sind ebenso an Bord wie ein ganzer Strauß weiterer moderner Assistenz- und Sicherheitssysteme.

Geländefahren war wirklich noch nie so leicht. Das höhenverstellbare Fahrwerk und das satte Drehmoment des V8-Selbstzünders geben dem hoch über der automobilen Masse thronenden Fahrer stets das Gefühl, mit der Serienbereifung auch noch das nächste Feld umpflügen zu können.

Keine Frage, der neue Range Rover beherrscht, was das für SUV-Fahrer(innen) das vielleicht beste Gefühl ist, auch wenn es nicht jeder wird zugeben möchte: Er vermittelt, das man etwas Gewaltiges beherrscht hat, dass man sich über die Masse erheben kann. Dass die meisten Kunden ihn wohl nur auf Asphalt bewegen werden, ist keine Schande. Aber ein bisschen schade ist es doch. Well done, Land Rover.


Die Platzverhältnisse sind auch hinten herrschaftlich. Selbst wenn vorne ein großer Fahrer bequem sitzt, kann der Fond-Passagier dahinter noch bequem ein Handelsblatt aufschlagen. Keine Frage: Im Nahverkehrszug sitzt man schlechter. Der neue Range bietet nun 12 Zentimeter mehr Beinfreiheit als der Vorgänger, bei 18 Zentimeter verlängertem Radstand.

Quelle: Sebastian Schaal

Alle Fakten zum Range Rover SDV8 Vogue im Überblick

Technische Daten
Motor-Bauart V8-Turbodiesel
Hubraum 4.367 cm³
Leistung 250 kW (339 PS)
Drehmoment 700 Nm
bei Drehzahl 1.750 - 3.000 1/min

Fahrleistungen 8-Gang-Automatik
Höchstgeschwindigkeit 217 km/h
Beschleunigung 0 - 100 km/h 6,9 s

Verbrauch & Emissionen
Innerorts 11,5 l/100km
Außerorts 7,6 l/100km
Kombiniert 8,7 l/100km
CO2-Emission 229 g/km

Maße & Gewichte
Länge 4.999 mm
Breite 2.220 mm
Höhe 1.835 mm
Radstand 2.922 mm
Gewicht 2.360 kg
Kofferraumvolumen 909 - 2.030 l

Marke Modell Leistung Neupreis Restwert (4 Jahre) Wertverlust
Land Rover Range Rover SDV8 Vodue 339 PS 107.100 € 44% / 47.124 € 59.976 €
BMW X5 M50d 381 PS 82.700 € 48,5% / 40.110 € 42.590 €
Audi Q7 4.2 TDI 340 PS 75.000 € 47% / 35.250 € 39.750 €
Mercedes GL 350 Bluetec 258 PS 72.471 € 53,5% / 38.772 € 33.699 €

Quelle: Bähr & Fess Forecasts

Der große Autotest

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