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Kapitel 2Logik der Begrenzung

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Es gibt den einen, der Logik geschuldeten Grund, warum die Menschheit, wenn sie sich mit ihrer Bevölkerungszahl - wie ohne unkontrollierbare Pandemien oder anderes „multi-letales“ Ungemach anzunehmen ist - so weiterentwickelt, wie in den letzten zwei bis drei Jahrzehnten geschehen, keine Chance hat, den nachfolgenden Generationen einen alle Lebewesen sattmachenden Planeten zu hinterlassen. Der Grund ist die am Ende des vorangegangenen Kapitels angemerkte Begrenztheit des Planeten, ganz egal, ob sich das aus einem exponentiellen Bevölkerungswachstum benötigte Nahrungsmittelangebot gemäß der Theorie des britischen Ökonomen Thomas Robert Malthus (These von 1798) nur linear oder ebenso exponentiell entwickelt. Daneben gibt es unglücklicherweise einige weitere Gründe für unser Scheitern. Dieses könnte mit sehr viel Aufwand in Form von Regulierung und Einschränkung, Verboten und Verständnis, gutem Willen und allgemeinem Konsens noch abgewendet werden, gäbe es nur diesen einen Grund nicht. Schauen wir ihn genauer an:

Der Grund für den zumindest mittelfristigen Angriff auf unsere zivilisatorischen Errungenschaften ist die physische Begrenztheit der Erde, die einfach kein unbegrenztes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum zulässt. Das ist ein unumstößlicher Fakt, wird aber sehr gerne verdrängt und zu gerne im Taumel eines Glücksseligkeit bringenden Wachstums ignoriert - und das gegen jeden gesunden und kritischen Menschenverstand.

Gehen wir an dieser Stelle ein einfaches Gedankenspiel durch und stellen uns einen Planeten vor, wie unsere Erde, mit absoluten Idealmaßen:

-Perfekter Abstand zur energiespendenden Sonne als Zentralgestirn, verantwortlich für großflächig für Menschen, Tiere und Pflanzen lebensfreundliche Temperaturen auf der Erde.

-Perfekte Größe, verantwortlich für - leider nicht endlos - viel Platz.

Zu diesen Idealmaßen gesellen sich noch Idealbedingungen:

-Perfekte Achsneigung, verantwortlich für die Jahreszeiten.

-Perfekte Rotationsgeschwindigkeit, verantwortlich für Tag und Nacht.

-Perfekte Dichte, verantwortlich für eine ideale Schwerkraft für seine Bewohner, Land und Wasser.

-Vorhandensein einer Atmosphäre, verantwortlich für das stabile Verbleiben von Gasen in Erdnähe und Schutz vor gefährlichen Anteilen der Sonnenstrahlen.

-Vorhandensein von Süß- und Salzwasser, verantwortlich für die Existenz von auch höherem Leben.

-Vorhandensein eines starken Erdmagnetfelds, verantwortlich für den Schutz vor Sonnenwind und schädlicher kosmischer Strahlung.

Dieser ideale Planet bietet nach Millionen Jahren mühsamer Evolution zu einem bestimmten Zeitpunkt genügend Lebensraum, Ressourcen und sinnvolle Arbeit für viele Menschen. Es gibt auf dem Planeten neben diesen Menschen eine riesige Artenvielfalt, lebensnotwendige Rohstoffe, eine produktive Industrie, die allen Menschen ein angenehmes Leben ermöglicht. Die weltweit benötigte Energie wird idealerweise nahezu ausschließlich aus Sonnenenergie gewonnen. Alles, was produziert und verbraucht wird, steht am Ende idealerweise zu ca. 90% so recycelt zur Verfügung, dass die gerade verbrauchten Güter in aufbereiteter Form immer wieder in einem neuen Produktions- und Verbrauchszyklus Verwendung finden. Der Rest wird in sorgfältig ausgewählte und kartographierte Deponien für die „Ewigkeit“ verpackt. Die Deponien von heute sind vielleicht die Rohstofflager von übermorgen. Es mag hier und da ein Gefälle im Zugang zu Nahrungsmitteln, Wasser und auch zu Konsumgütern geben. Es gibt selbstverständlich Unterschiede im Wohlstand, aber die Menschheit hat bezogen auf den Einzelnen ein zufriedenstellendes Auskommen und keinen Grund für Streitigkeiten. Wenn es auf der Erde einmal irgendwo - aus welchen Gründen auch immer - ungemütlich wird, können sich Menschen, auch in größerer Zahl, frei und ohne Einschränkung dahin bewegen, wo es ihnen besser erscheint. Kein Mensch muss dem anderen den Schädel einschlagen, und wenn es doch einmal gehäuft geschieht oder eine tödliche Seuche die Zahl der Menschen regional oder global stark reduziert, erfolgt über das wiedereinsetzende „normale Bevölkerungswachstum“ eine natürliche Ergänzung auf wieder viele Menschen. Ein unkompliziertes und perfektes Gleichgewicht von Kommen und Gehen für zigtausende von Jahren.

In diesem Gedankenspiel muss eine Frage beantwortet werden: Wie groß darf die noch nicht näher definierte Zahl „viele“ maximal sein, ab der all die gerade genannten idealen Zustände und Abläufe letztlich einzig und allein aufgrund der Begrenztheit des idealen Planeten nicht mehr funktionieren können, und am Ende einfach nicht mehr alle Bewohner satt werden? Diese Frage lässt sich unter Berücksichtigung unseres derzeitigen Erdenzustands für unseren eigenen idealen Planeten leider nicht beantworten. Die meisten Wissenschaftler gehen davon aus, dass es ungefähr 10 Milliarden Menschen sein werden, vielleicht auch 1 oder 2 Milliarden mehr. Oder doch 5 oder gar noch einmal 10 Milliarden und somit 20 Milliarden insgesamt? Der gesunde Menschenverstand wird die „Erdenverträglichkeit“ so großer Zahlen anzweifeln.

Drei Dinge sind an dieser Stelle wichtig:

1.Zwischen dem oben angenommenen, ideal harmonischen und nachhaltigen „viele Menschen“ und den wissenschaftlich empfohlenen 10 Milliarden Menschen liegt auf jeden Fall eine sehr große Zahl.

2.Wir liegen im Jahr 2020 bei ca. 8 Milliarden Menschen, und von Nachhaltigkeit kann schon seit dem Jahr 1970 keine Rede mehr sein (Quelle: Artikel von „Germanwatch“ vom 19.08.2020, dort die Grafik „Earth Overshoot Day 1970 – 2020“ (Source: „Global Footprint Network National Footprint and Biocapacity Accounts 2019“)).

Die aktuelle Situation lässt sich am besten über den Begriff des sogenannten Erdüberlastungstages beschreiben:

„Germanwatch“ schreibt am 19.08.2020:

„Der Globale Erdüberlastungstag 2020 fällt auf den 22. August. Ab diesem Tag sind die gesamten nachhaltig nutzbaren Ressourcen der Erde für das ganze Jahr verbraucht. Lag der Erdüberlastungstag 2019 noch am 29. Juli, rückt der Tag wegen der Corona-Krise gut drei Wochen nach hinten. Der Ressourcenverbrauch sinkt 2020 also. Eine nachhaltige Trendwende markiert das jedoch keineswegs: Die Drosselung des Verbrauchs bildet die große wirtschaftliche Not ab, in die Millionen Menschen unverschuldet gelangt sind. Bereits nächstes Jahr wird das Absinken des Ressourcenverbrauchs wieder verpuffen, wenn wir nicht jetzt entschieden umsteuern. Die Investitionen zur wirtschaftlichen Erholung müssen konsequent an Nachhaltigkeit gekoppelt sein. Wenn wir unsere Wirtschaftsweise wie bisher an Profiten ausrichten, die Menschenrechte und Umweltstandards untergraben, und unseren Ressourcenverbrauch nicht senken, rückt der Erdüberlastungstag nächstes Jahr wieder nach vorne.“ Der Begriff des Fußabdrucks, es gibt in diesem Kontext einen „ökologischen Abdruck“ und einen „CO2-Abdruck“, meint dasselbe wie der o.g. Erdüberlastungstag.

„Klima ohne Grenzen“ schreibt am 11.03.2020:

„Der ökologische Fußabdruck beschreibt die notwendige Land- und Wasserfläche, um unseren Ressourcenbedarf zu decken und unsere Abfälle zu neutralisieren.

Zurzeit ist der ökologische Fußabdruck der Menschheit so groß, dass wir für unsere Lebensweise 1,6 Erden benötigen. Im Jahr 2020 werden wir bereits am 22. August die nachhaltig verfügbaren natürlichen Ressourcen der Erde erschöpft haben. Das bedeutet, dass wir in den ersten acht Monaten des Jahres mehr CO2 in Umlauf bringen als Wälder und Ozeane in einem Jahr absorbieren können. Wir werden mehr Fische gefangen, mehr Bäume gefällt, mehr geerntet und mehr Wasser verbraucht haben als die Erde in derselben Zeit reproduzieren konnte. Alle zusammen nutzen wir so in einem Jahr mehr als wir eigentlich zur Verfügung haben. Der ökologische Fußabdruck der Industrieländer ist dabei oft viel größer als der von weniger entwickelten Ländern.“

Wenn allein China von heute auf morgen denselben Lebensstandard haben wollte wie die USA, bräuchten wir sofort mehrere Erden! Die Chinesen sind gerade auf dem besten Weg, diesen Standard zu erreichen. Eine Erde bleibt aber eine Erde!

Den besten ökologischen Fußabdruck „produziert“ in der heutigen Zeit zweifellos der Mensch, der keine(n) Nachkommen in diese Welt setzt. Und, so schön es auch wäre, kein Mensch wird jemals einen positiven Fußabdruck hinterlassen können.

3.Bleibt die provokante Frage: Was passiert, wenn eines Tages die bislang nur empfohlene Zahl von maximal 10 Milliarden Menschen plötzlich von allen Wissenschaftlern als unumstößliche, absolute Obergrenze feststeht?

Wer soll die Kontrolle über diese dann als unverrückbar geltende Zahl haben? Und wer oder welche Instanz will die Zeugung oder die Geburt des 10.000.000.001. Menschen verhindern?

China hatte - zwischen Entwicklungs- und Schwellenland - im Jahr 1979 und in den folgenden 1980er Jahren eine geburtenkontrollierende Ein-Kind-Politik eingeführt, um vor dem Hintergrund von jährlich wiederkehrenden furchtbaren Hungerkatastrophen das Bevölkerungswachstum einzudämmen, mit dem Erfolg, dass im Jahr 2012 die Geburtenziffer im Durchschnitt 1,55 Kinder pro Frau betrug. Neben der Erkenntnis, dass dadurch eine nachteilige Überalterung der Bevölkerung droht, kam mit der imposanten Wirtschaftsentwicklung Chinas die Einsicht, dass jeder Einwohner durch seinen Konsum auch als wachstumsrelevanter Faktor zu sehen ist. Hinzu kommt die Vision der totalitären Staatsführung, in absehbarer Zeit große Teile der westlichen Welt schleichend zu unterwandern und „sanft zu erobern“. So erklärte das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) im Jahr 2015 die Ein-Kind-Politik offiziell für beendet. Seitdem darf jedes Paar zwei Kinder haben. Es wird vielleicht nicht lange dauern, bis jedes Paar politisch gewollt drei oder mehr Kinder haben muss. Wenn sich alternativ zu der Entwicklung in China auf unserer Erde eine weitere, größere Transformation vom Entwicklungsland zum Industriestaat mit einer auf Wachstum von Wirtschaft und Bevölkerung ausgelegten Strategie abspielt, dann haben wir die 10 Milliarden Menschengrenze in wenigen Jahrzehnten erreicht. Bleibt, um auf unser Gedankenspiel zurückzukommen, die Möglichkeit einer von allen Staaten legitimierte und akzeptierte Weltregierung, mit höchsten ethischen Maßstäben ausgestattet, die alle beim Erreichen einer egal wie großen „Grenzzahl“ aufkommenden Fragestellungen moralisch konsensfähig (einwandfrei wird nicht gehen) beantwortet und diese Antworten auch erfolgreich in die Praxis umsetzt. Und diese Weltregierung wird es nach heutigen Vorstellungen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht geben. Daher wird es sehr wahrscheinlich allein aufgrund der Begrenztheit der Erde und dem daraus resultierenden erbitterten Kampf um Platz und Ressourcen auch ohne alle weiteren menschengemachten Probleme in dieser Welt in den nächsten ein- bis zweihundert Jahren ordentlich „rumpeln und krachen“:

-Heftige Kriege mit allen dann zur Verfügung stehenden Waffensystemen zur Verteidigung oder zur Inbesitznahme von Energie- und Lebensmittelressourcen. Kriege um Öl (schwarzes Gold) hat es schon viele gegeben, dem ersten um Trinkwasser (blaues Gold) in der Region Darfur im Süd-Sudan werden zukünftig noch weitere folgen.

-Unkontrollierte Völkerwanderungen werden überall auf der Welt zu weitreichenden politischen und wirtschaftlichen Verwerfungen führen. Man denke nur an die Flüchtlingsströme 2015 aus dem Nahen Osten und Nordafrika nach Europa, die primär durch Kriegshandlungen ausgelöst wurden, und deren Ursache damit noch nicht einmal im Bevölkerungswachstum begründet war, sowie an die Migrationsströme aus Mittel- nach Nordamerika. Auch die zukünftigen Völkerwanderungen und Flüchtlingsströme werden sehr wahrscheinlich nur unter Einsatz von Waffengewalt zu verhindern oder zu lenken sein.

-Durchaus denkbar sind auch unschöne politische Maßnahmen zur Begrenzung des Bevölkerungswachstums, so die Verweigerung von humanitären Hilfen, aber auch militärische „Interventionen“.

-Auch mit Zwangsumsiedlungen von „unerwünschten“ Minderheiten, wie die aktuell anlaufende massenhafte Verschiffung der Rohingya (knapp 1 Million Menschen) vom Festland Bangladeschs auf eine von Stürmen und Hochwasser bedrohte Insel im Golf von Bengalen, schafft man wieder „Platz“ im eigenen Land und schont eine Menge an wertvollen Ressourcen für die eigene Ethnie.

An immer mehr Orten dieser Welt wird es sehr wahrscheinlich bereits in den nächsten Jahrzehnten immer häufiger diffus, chaotisch und auch blutig werden. Natürlich könnte man an dieser Stelle das Buch zuklappen und die durchaus berechtigte Frage stellen: „Wozu soll ich eigentlich noch weiterlesen? Warten wir das alles doch erst einmal ab. Da wird sich das ein oder andere sicherlich einrenken, vielleicht gar nicht erst eintreten. Meine Kinder und ich werden das eh nicht mehr erleben. Und meinen Enkeln geht es doch so gut wie nie! Außerdem hatte der Mensch immer wieder mit ernstzunehmenden Problemen zu kämpfen und er hat es jedes Mal geschafft, mit diesen Problemen fertig zu werden.“ Sehen wir uns exemplarisch drei ernstzunehmende Probleme und deren Lösungen aus der näheren Vergangenheit und Gegenwart an: Das erste Problem, das Waldsterben der 1980er Jahre, wurde zugegeben recht schnell aus der Welt geschafft. Es hat mit dem heutigen Waldsterben in unseren deutschen Mittelgebirgen, verursacht durch sehr lange Trockenphasen und das stetige Absinken des Grundwasserspiegels, nicht viel gemein. Seinerzeit war vor allem lokal entstandener saurer Regen verantwortlich (damals hat es wenigstens noch geregnet). Der Einbau von Rauchgasentschwefelungsanlagen in die Produktionsanlagen der Stahlindustrie (Kokereien und Hüttenanlagen) hat seinerzeit das Problem durch Filtern zuverlässig gelöst. Leider gibt es keine Rauchgasentkohlungsanlagen. CO2 lässt sich nicht einfach herausfiltern, sondern bestenfalls auswaschen oder bei sehr hohen Temperaturen mit Wasser zu synthetischen Kraftstoffen umwandeln - beides derzeit sehr teuer und aufwendig. Es kann auch in geeignete Gesteinsformationen gepresst werden.

Die einfachste Lösung lautet: Man lässt die Natur das CO2 wieder in Pflanzen und das Holz von Bäumen „einbauen“. 1 Billion Bäume müsste schnell und weltweit gepflanzt werden, um den CO2-Gehalt in der Atmosphäre mittelfristig deutlich messbar zu reduzieren. Auch das zweite Problem, das der gefährlich großen Ozonlöcher der 1980er und 1990er Jahre, hat sich durch die weltweiten Verbote der Produktion von FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) zumindest deutlich verkleinert. Die FCKW fanden bis Ende der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts vor allem als Kühlmittel in den damaligen Kühlaggregaten und in Schaumstoffen Verwendung. Die weltweite Produktion der gefährlicheren Vertreter dieser Stoffklasse wurde mit dem Montrealer Protokoll von 1987 streng reguliert und in Deutschland im Jahr 1991 endgültig verboten. Die Konzentrationen der FCKW in der Luft werden seitdem permanent und weltweit gemessen und kontrolliert. So konnten ab dem Jahr 2012 entgegen den Erwartungen wieder steigende Konzentrationen des bekanntesten FCKW mit dem Kürzel CFC-11 in der Atmosphäre beobachtet werden, die deutlich über das Maß der durch reine Ausgasungseffekte alter Schaumstoffe und deponierter Kühlgeräte (daraus ca. 55.000 Tonnen FCKW jährlich) hervorgerufenen Mengen hinausgehen. CFC-11 wird als 10.000-mal klimaschädlicher als CO2 eingestuft und verursacht durch Zerstörung der Ozonschicht eine erhöhte Durchlässigkeit der für Menschen und Pflanzen gefährlichen harten UV-Strahlung. Im Jahr 2014 wurde ein nicht erklärbarer Mehrausstoß von ca. 15.000 Tonnen dieses Klimakillers gemessen, und mehrere Computersimulationen der Atmosphäre kamen eindeutig zu dem Ergebnis, dass zumindest die Hälfte der illegalen Mehremissionen dieser Jahre aus China stammt. Chinesische Manager, auf diesen Missstand angesprochen, gaben unumwunden zu, diese Chemikalien für die sehr günstige Produktion der von der stark wachsenden Baustoffindustrie nachgefragten Isolierschäume - durchaus auch weiterhin - einzusetzen. Die so dringliche Erholung der Ozonschicht wird sich daher insgesamt verlangsamen und damit um Jahre verschieben. Schauen wir uns in den nächsten drei Kapiteln das dritte Problem und das „damit fertig werden“ sehr ausführlich an und kommen zu dem aktuell brennendsten und dabei noch nicht einmal dem größten: Das Virus SARS-CoV-2 wirbelt seit dem Jahr 2020 die gesamte Welt gefährlich durcheinander. Wenn sich der Staub irgendwann endgültig gelegt hat, wird erst einmal ganz sicher vieles nicht mehr so sein, wie es einmal war. Auch wenn die Gefahr besteht, dass der Mensch mal wieder nichts oder wenig aus der Erfahrung lernt, so gibt es doch ein paar Dinge, die dieses Mal hoffentlich auch länger hängen bleiben werden.

Das Thema Corona soll in drei seiner Facetten beleuchtet werden: Zunächst wird die Pandemie sehr plausibel als wissenschaftlich erwiesene Konsequenz einer Zoonose beschrieben, anschließend der „Sinn“ von Seuchen und Pandemien unter evolutionärem Aspekt betrachtet - ein zugegeben sehr heikles Thema, das glücklicherweise schon wissenschaftlich untersucht worden ist. Anschließend werden die beiden Probleme Corona und Klimawandel in zwei besondere Kontexte gestellt. Wortschöpfungen wie „erweiternde Maßnahmen“, „verantwortungsvolle Normalität“, „Geduld-Stau“, „Öffnungskorridor“ und „Corona-Doppelbeschluss“ sind in den Kapiteln nicht zu lesen. Auch die Liste von Phrasen wie „Wir müssen den Bürger dringend mit unseren Maßnahmen abholen“, „Corona wird als Katalysator die nötigen Transformationen beschleunigen“, „Ohne schwerwiegende Disruptionen wird es leider nicht gehen“, „Wir müssen unsere Welt neu denken“ oder „Weniger Wachstum bedeutet mehr Lebensqualität“ wird nicht verlängert. Über diese Sätze, die entweder unverbindlich daherredenden Politikern oder den sich selbst und ihre Wichtigkeit beweihräuchernden Denkschmieden dieser Welt entweichen, kann man noch so lange nachdenken: Sie enthalten im Kern weder konkrete Handlungsanweisungen noch irgendwelche auch vorstellbare Visionen. Sie sind belangloses Geschwurbel, das nebenbei den gefährlichen Effekt hat, dass sich die durchaus interessierten Zuhörer und Leser anschließend entspannt zurücklehnen und denken: „Das klingt alles sehr schlau, die da oben werden das schon machen!“ Wer von dem Thema Corona genug hat, kann direkt bei Kapitel 6 weiterlesen. Denn es gibt neben der Begrenztheit unseres Planeten und dem Thema Corona (hier stellvertretend auch für zukünftige Pandemien) ein weiteres wichtiges Thema, das als zusätzlicher Treibstoff die Zivilisationsgrundlagen in weitläufigen Gebieten unserer schönen Erde, vor allem an den Meeresküsten, ordentlich ruinieren kann: Die vergangene und derzeitige Energiegewinnung und der daraus resultierende Klimawandel. Die Entwicklung und die Schärfe dieses Problems sind möglicherweise in den letzten fünf Minuten vor zwölf noch beinflussbar, das Problem an sich scheint lösbar, aber nur, wenn wir alle im Kleinen mitmachen und im Großen das Ruder bei der Energieerzeugung radikal und schnell herumgerissen wird. Allerdings besteht aufgrund der Natur des Menschen (s. Kapitel 11 - 13) wenig Hoffnung, dass sich jeder Einzelne in seinem persönlichen Umfeld engagieren wird und sich ganze Nationen im Bereich des CO2-Ausstoßes sofort mit allen Kräften und mit einer Energiewende, die den Namen wirklich verdient, erfolgreich gegen die Katastrophe stemmen werden.

Fünf nach Zwölf - Eine Momentaufnahme

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