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Die rutschende Krone

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Es war einmal ein Froschkönig, dessen Krone für seinen kleinen Kopf viel zu groß geraten war. Der Froschkönig litt sehr darunter und hatte daher das Bedürfnis, das Manko des kleinen Kopfes durch ein noch größeres Maul wettzumachen. Was ihm auch gelang, denn sein Maul wurde immer breiter und breiter – nur die Krone passte noch immer nicht richtig auf seinen Kopf.

Eines Tages hatte der Froschkönig die Idee, zum Prinzen im Schloss nahe der Stadtgrenze zu gehen, denn man munkelte, dass der Prinz einen Zaubervogel hatte. Vielleicht konnte dieser seinen Kopf größer machen, damit die Krone endlich passte? Einen Versuch war es jedenfalls wert. Und so machte er sich auf den Weg. Beim Prinzen angekommen, wurde er auch sogleich vorgelassen, denn der Prinz war allgemein als sehr gütig bekannt.

„Guten Tag, Herr Froschkönig“, sprach der Prinz bedächtig. „Was kann ich für Sie tun?“

„Lieber Prinz“, begann der Froschkönig zu sprechen, „ich bin so betrübt. Ich möchte der König meines Landes sein. Aber ein König ist man nur mit der Krone auf dem Kopf. Und wie ihr seht: Meine rutscht mir immer wieder vom Kopf, weil sie zu groß für meinen Kopf ist. Und deshalb habe ich eine Bitte. Bitte lasst mich mit dem Zaubervogel sprechen. Vielleicht weiß er einen Rat, um mir zu helfen!“

„Gut, Froschkönig, wenn es weiter nichts ist, so will ich euch diese Bitte gern erfüllen. Ihr müsst nur einfach auf diesem roten Teppich entlang laufen. Wenn die Zeit reif ist, werdet ihr dem Zaubervogel begegnen.“

„Habt vielen Dank, gütiger Prinz. Vielen Dank!“ sprach der Froschkönig, glücklich vor Freude und machte sich auf den Weg. Und er ging den roten Teppich entlang und ging und ging und ging. Der Teppich nahm gar kein Ende. Die Landschaft wechselte, wurde zur Wüste und er kam an einem Meer vorbei. Auch wechselte links und rechts vom roten Teppich das Wetter. Frühling, Sommer, Herbst und Winter zogen während weniger Schritte vorbei. Nur eines traf der Froschkönig nicht bei seiner Wanderung: den Zaubervogel. So marschierte er weiter und sagte sich, es wird schon seine Richtigkeit haben. Während er so marschierte wurde er langsam etwas müde und weil er sich zudem ständig über seine Krone aufregte, die ihm andauernd ins Gesicht rutschte, nahm er seine Krone ab und trug sie weiterhin in der Hand.

„Ach, ist ja auch egal, wo die Krone ist. Hier ist ja doch keiner, der mich sehen könnte, „ dachte der Froschkönig nach. „Also kann ich die Krone auf in der Hand behalten und bei Bedarf wieder aufsetzen.“

„Sehr weise“, sagte eine Stimme aus dem Hintergrund plötzlich. Etwas flatterte über seinen Kopf hinweg und vor ihm saß der Zaubervogel. Schillernd bunt war er, mit einem prächtigen Gefieder. „Nicht jedem muss man ansehen, was er ist“, sagte der Zaubervogel und wechselte ganz blitzartig sein Gefieder, das jetzt plötzlich nur noch aschgrau war und nicht mehr schön anzusehen.

„Das Wichtigste ist, dass man sich selber mag. Ob ich schillernd bunt bin oder grau wie eine Maus“, sprach der Zaubervogel weiter und wechselte wieder sein Gefieder blitzartig. „Nur wenn ich mich so anerkenne, wie ich bin, denn daran kann ich kaum etwas ändern, geht es mir wirklich gut.“

„Das hört sich gut an“, erwiderte der Froschkönig. „Aber mein Kopf ist zu klein für meine Krone. Wie sollen meine Untertanen mich als König anerkennen, wenn ich meine Krone nicht richtig tragen kann?“

Der Zaubervogel blickte ihm geradewegs in die Augen. „Ist es deinen Untertanen wirklich so wichtig, ob du die Krone auf dem Kopf hast? Oder respektieren sie dich nicht einfach als ihren König, ob du deine Krone auf dem Kopf hast oder in deinen Händen? Sie respektieren dich um deinetwillen und nicht wegen der Krone!“

Über den letzten Satz dachte der Froschkönig noch nach, als der Zaubervogel schon lange wieder verschwunden war. Um meinetwillen. Um meinetwillen ging es ihm Abertausend mal durch den Kopf. Immer und immer wieder. Um meinetwillen werde ich respektiert. Um meinetwillen. Und im Reich der Frösche zurück hatte der Froschkönig bald sein Selbstvertrauen zurück gewonnen. Jetzt war es ihm egal, ob die Krone auf seinem Kopf war oder neben ihm im Gras lag. Man mochte ihn um seinetwillen, denn er war nun einmal der Froschkönig – ob mit oder ohne Krone auf dem Kopf!

101 Diamanten

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