Читать книгу Haarsträubende Geschichten - Gunnar G. Schönherr - Страница 7

Оглавление

Nachbarhilfe extra

Erneut bekam ich schwerwiegende Probleme, um die ich mich dringend kümmern musste. Es war nämlich so, dass der Fernseher meines Nachbarn in letzter Zeit unerklärliche Aussetzer hatte.

Eines Abends, während der Tagesschau, hat es bei mir an der Tür geschellt. Es war der Nachbar, der mir erklärte, dass sein Fernseher immer wieder ausginge und er die Absicht hätte, das Länderspiel, das in Kürze ausgestrahlt würde, anzusehen. Diese Aussage verband er mit dem Wunsch, dass ich mir das Problem doch einmal anschauen sollte.

Eigentlich hatte ich ja andere Pläne. Ich wollte mich nämlich nach der Tagesschau ins Bad begeben, um gleich nach dem „Bettfeinmachen“ höchstselbst das besagte Länderspiel am heimatlichen Bildschirm ungestört beäugen zu können.

Nun waren diese Pläne durchkreuzt. Seufzend machte ich mich also auf, um meine Qualitäten als Telefon-, Rundfunk- und Fernsehtechniker erneut unter Beweis zu stellen, denn glücklicherweise ist es ein großes Hobby von mir, an allen erdenklichen technischen Apparaten zu jeder Tages- und Nachtzeit gekonnt herumzuschrauben. Immerhin hatte ich ja mal Schriftsetzer gelernt! Die müssen ja von solchen Sachen eine Ahnung haben ...

Eine kurze Inspektion seiner Televisionsanlage ergab, dass tatsächlich aus unerklärlichen Gründen das Bild immer wieder einmal kurzzeitig verschwand und dann wieder auftauchte. Unter diesen Bedingungen konnte man natürlich ein Fußballspiel nicht optimal verfolgen, das war mir sofort klar! Also machte ich mich daran, die entsprechende Verkabelung zu überprüfen, um dem Phänomen auf die Spur zu kommen. Allerdings ohne messbaren Erfolg! Schließlich trat mir langsam der Schweiß auf die Stirn, besonders, als ich anfing, über die möglichen Alternativen nachzudenken. Sollte ich etwa zum Kauf eines neuen Gerätes raten?

Was aber, wenn am nächsten Tag das „alte“ wieder klaglos funktionierte? Ich malte mir aus, wie die Sache dann ablaufen würde und schwitzte noch mehr! Also verdoppelte ich meine Anstrengungen und bat nebenher den alten Mann, doch bitte nicht ständig am Gerät aus- und einzuschalten, da ich dabei war, mittels Fernbedienung zu überprüfen, ob das Problem auch bei den anderen Kanälen auftrat.

Er erläuterte mit daraufhin, dass er seinen Apparat stets direkt am Bildschirm ein- und ausschalte. Diese wertvolle Information half mir allerdings kaum weiter, denn aus meiner Sicht konnte seine Bedienungsmethode nicht unmittelbar mit der Problematik zusammenhängen.

Nachdem ich über Fernbedienung schließlich festgestellt hatte, dass sich das Gerät im Grunde tadellos darüber bedienen ließ und ich am Ende auf den „Aus-Knopf“ gedrückt hatte, war er sofort zur Stelle, um gleich wieder anzuschalten. „Klaus“, sagte er, „mach bloß des Deng net hee.“

Diese Grundsatzaussage veranlasste mich, nochmals an anderer Stelle nach dem möglichen Fehler zu suchen, denn ich wollte auf jeden Fall einer Schadensersatzpflicht aus dem Weg gehen. Schließlich entdeckte ich, dass an der Mehrfachsteckdose, an der auch der Fernseher angeschlossen war, offenbar jemand vor längerer Zeit mit einem Klebestreifen eine überaus fachmännische Reparatur vorgenommen hatte. Ich ruckelte mit dem Stromstecker ein wenig herum und „Bingo“, plötzlich blieb das Fernsehbild stabil!

Schnell verabschiedete ich mich – nicht ohne schlechtes Gewissen wegen meiner Pfuscherei mit der Fernbedienung – und hoffte inständig, dass meine professionelle Maßnahme wenigstens für die zwei Stunden hielt, in denen das Länderspiel ausgestrahlt wurde.

Am nächsten Tag, gegen elf Uhr, klingelte es wieder an der Tür. Über die Türsprechanlage konnte ich feststellen, dass es der Nachbar war. Mich überlief es heiß und kalt. Möglicherweise ging sein Fernseher nicht mehr! Aber völlig falscher Alarm! Lediglich sein neues Telefon knistere etwas, teilte er mir mit und bat mich herzlich, doch mal nachzusehen, was ich auch gerne tat. Ich ging rüber, überprüfte die Sache, ruckelte kurz am Telefonstecker und konnte daraufhin feststellen, dass das Knistern verschwunden war. Ich dankte dem Himmel!

Das war etwas verfrüht. Denn gut eine Stunde später läutete das Telefon. Ich war im Garten und bin natürlich hektisch ins Büro gehechtet. Bis ich jedoch an den Apparat kam, war die Leitung schon wieder tot. Eine Überprüfung der Anruferliste ergab, dass mein Nachbar vor wenigen Sekunden angerufen haben musste. Ich ignorierte diese Tatsache und begab mich wieder in den Garten, um die Tomaten fertig zu gießen.

Danach inspizierte ich in der Garage mein neu gefertigtes Gartentürchen, das ich am kommenden Samstag einzubauen gedachte. Kaum hatte ich mit einer gewissen Genugtuung meine Arbeit als „ordentlich“ abgehakt, hielt ein Fahrrad vor meinem Haus. Es war der Nachbar. Er kam auf mich zu und sprach: „Klaus, ebbes Neues, mei Fernseh’ got net“.

Ich schluckte. Offenbar waren meine Bemühungen vom Vortag nicht ausreichend gewesen. Daher versprach ich spontan schnelle Abhilfe. Ich bat lediglich um etwas Geduld, da ich im Garten noch einige Dinge zu erledigen hätte. Das leuchtete ihm ein.

Kurze Zeit später suchte ich aus meinem Vorrat ein praktisch neues Verlängerungskabel heraus, das ich nur selten eingesetzt und das sich bis dato als absolut zuverlässig erwiesen hatte. Damit machte ich mich auf den Weg zum Nachbarn.

Dort angekommen, fragte er mich nach meinen Wünschen. Ich verwies auf das Problem mit dem Fernseher. Er konnte meinen Besuchsgrund nicht recht nachvollziehen und teilte mir mit, dass sein Fernseher stets tadellos funktioniere. Davon konnte ich mir anschließend selbst ein Bild verschaffen. Richtig! Der Fernseher lief und zeigte keinerlei Anzeichen irgendwelcher Schwächen.

Nun stand ich etwas belämmert mit meinem Kabel in der Hand im Esszimmer und wusste nicht recht, wie ich weiter vorgehen sollte. Schließlich siegte die Vernunft. Ich bat ihn, den Fernseher auszumachen, damit ich das neue Verlängerungskabel anstecken konnte. Das schien ihm zwar überflüssig, denn es war ja alles in bester Ordnung, aber ich konnte mich dann doch durchsetzen. Also habe ich mein Kabel angeschlossen und ihm das alte in die Hand gedrückt, verbunden mit der Bitte, es schnellstens zu entsorgen. Danach haben wir den Fernseher wieder eingeschaltet und siehe da, er ging nicht!

Allerdings war mir zum Glück noch bewusst, dass ich das Gerät mit der Fernbedienung ausgeschaltet hatte und so probierte ich es nun damit. Tatsächlich! Der Apparat lief wieder. Ein Zusatztest bewies dies ebenfalls. Nachdem ich meine unbefugten Finger von der Fernbedienung genommen hatte, war wieder das gewohnte Ein- und Ausschalten direkt am Gerät möglich. Ein Glück! Leider wusste ich nicht, wie lange es anhalten würde.

Jedenfalls dankte der Nachbar mir herzlich und stellte in Aussicht, auch meiner Wenigkeit seine Dienste zur Verfügung zu stellen, falls ich einmal Hilfe benötigen würde. Ich versprach, mich in diesem Fall sofort bei ihm zu melden ...

Haarsträubende Geschichten

Подняться наверх