Читать книгу Haarsträubende Geschichten - Gunnar G. Schönherr - Страница 8

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Auf ein Neues!

Leider, leider, trotz fehlenden Schnees, brennt immer häufiger ein Lichtlein! Das kann in der Adventszeit ja durchaus mal vorkommen, aber wir hatten ja noch Sommer!

Ende August wollte ich gerade den Rasenmäher aus dem Gartenhause holen, um die Wiese zu bearbeiten, als ich eine Stimme meinen Namen rufen hörte. Zuerst konnte ich die Rufe nicht recht zuordnen. Aber schließlich kam der Nachbar hinter dem Gebüsch seines Hauses hervor und teilte mir eine Neuigkeit mit:

„Gunnar“, sagte er, „du hast doch das Lichtlein an meinem Telefon ausgemacht, wie hast du denn das geschafft?“

Ich war etwas erstaunt, dass er mich mit meinem Namen ansprach und erklärte ihm eindringlich, dass ich das Lichtlein an seinem Telefon noch nie ausgemacht hätte, sondern stets er selbst, zwar aufgrund meiner telefonischen Anweisung, aber immerhin.

Da ich mit dem Mähen noch nicht begonnen hatte, erklärte ich mich spontan bereit, mitzukommen, um das unsägliche Problem zu lösen. Erst suchte ich die Betriebsanleitung für das Gerät heraus (den Platz wusste ich von der Haushaltshilfe) und studierte das Heftlein. Leider hatte ich meine Brille nicht dabei, sodass ich nicht ganz akkurat lesen konnte. Trotzdem gelang es mir, das Lichtlein auszumachen!

Sehr zur Freude meines Nachbarn! Und wieder einmal betonte er, dass es ihm leid tue, dass er mich so „plage hot müsse“. Ich entschloss mich daher, die Bedienungsanleitung an mich zu nehmen, um sie zu Hause (mit Brille) in Ruhe studieren zu können. Er willigte gerne ein. Leider erwies sich meine Maßnahme als schwerer Fehler! Kaum war ich wieder zu Hause und ließ den Mäher schnurren, stand der Nachbar schon wieder am Zaun: Ich solle ihm doch bitte wieder das gelbe Heftlein aushändigen, das ich mitgenommen hätte!

Meine Erklärung, dass die Betriebsanleitung für das Telefon ein weißes Heftlein sei, ließ er nicht gelten und forderte vehement sein gelbes! Leider hatte ich nicht so viel Zeit, um ihm die Farbunterschiede näher zu erläutern und schwor Stein und Bein, dass ich kein gelbes Heftlein hätte. Schließlich wollte ich ja mähen.

Irgendwie zeigte der Nachbar schließlich Einsicht und ließ mich meiner Tätigkeit nachgehen. Später wollte ich in der Küche mein verdientes Vesper richten. Ich war gerade dabei, mangels Tomaten mein Käsebrot mit Oliven zu verfeinern, als es an der Tür Sturm schellte.

Eilig rannte ich zur Tür und erblickte zu meinem Erstaunen den Nachbarn. Eigentlich hatte ich noch mit dem Paketdienst gerechnet, da ich letzte Woche eine Leiter bei eBay bestellt hatte. Aber: keine Leiter! Dafür die erneute Forderung nach dem gelben Heftlein!

Nun war ich wieder ziemlich ratlos. Aber bereitwillig händigte ich ihm die (noch ungelesene) Betriebsanleitung für das Telefon wieder aus. Damit war er jedoch keinesfalls zufrieden!

„Das gelbe Heftlein“, sagte er, „enthält wichtige Postleitzahlen, die ich dringend benötige!“ Ich war etwas verzweifelt und bot ihm schließlich die „Gelben Seiten“ an, die ja, wenn man genau hinschaut, ebenfalls Postleitzahlen enthalten. Doch damit war er nicht einverstanden. Die hätte er selber, meinte er.

Mangels Alternativen war ich nun gezwungen, meinen Monolog vom Gartenzaun zu wiederholen und meinen Schwur zu erneuern. Irgendwie habe ich es schließlich geschafft, den guten Mann von meiner Redlichkeit zu überzeugen und er machte sich unzufrieden wieder auf den Heimweg.

Ich atmete auf und stellte umgehend meine Käsebrote fertig. Mit den Broten machte ich mich auf den Weg zur Terrasse, um endlich das Vesper seinem Zweck zuführen zu können.

Die ganze Terrasse war frei und leer! Ein Glück! Gerade wollte ich von meinem ersten Brot abbeißen, als es im Gebüsch raschelte. Bruchteile von Sekunden später saß der Schwarzbunte* vor mir auf dem Tisch und machte mir mein Abendbrot streitig! Seufz, ein Hundeleben ..!

* Mein Kater aus „Schnurremutz und Co.“

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