Читать книгу Rosen für Theophanu. Braut Ottos II. - Kaiserin des Abendlandes - Gunter Krieger - Страница 7
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ОглавлениеRom, April 972, kurz vor dem Osterfest, im kaiserlichen Palast zu St. Peter
Der Bote aus Benevent, der der Delegation aus Konstantinopel voraneilte, wurde unverzüglich zum Kaiser vorgelassen. Auch Adelheid, die Kaiserin, sowie der junge Thronfolger waren zugegen, als der verschwitzte Mann, ein junger Mönch aus dem Gefolge Erzbischofs Gero von Köln, in den Saal geführt wurde. Er verbeugte sich tief vor den Hoheiten und setzte an zu der üblichen Litanei der Ehrerbietungen, aber Kaiser Otto, der große Sieger vom Lechfeld, winkte ungeduldig ab. Ihn interessierte einzig und allein die Frage, ob dem Erzbischof Erfolg bei seiner Mission beschieden gewesen sei. Also beeilte der Bote sich zu versichern, die Braut des Thronfolgers befinde sich bereits auf dem Landweg nach Rom.
Eine Braut aus Byzanz! Das war die Nachricht, auf die alle gewartet hatten. Gero, der gute alte Gero, hatte geschafft, was keinem vor ihm gelungen war. Byzanz erkannte Ottos Kaisertum an, indem es zuließ, dass die beiden Herrscherhäuser verwandtschaftlich verbunden wurden. Die Zeiten, wo der Ostkaiser sich als einzigen legitimen Nachfolger der römischen Cäsaren gesehen hatte, schienen endgültig vorbei. Otto, den viele bereits den Großen nannten, war dem Basileus ebenbürtig. Er warf seiner Gemahlin einen erlösten Blick zu. Hatten sie jetzt nicht alles erreicht, was es zu erreichen gab?
Doch Adelheid blinzelte skeptisch. »Und jetzt berichtet, was Ihr uns bislang beharrlich verschwiegen habt«, forderte sie den Boten scharfsinnig auf. »Wer ist die Braut?«
»Ihr Name ist Theophanu«, erklärte der Bote nicht ohne Verlegenheit. »Sie ist eine Nichte des Basileus.«
»Eine Nichte?« Adelheids Augen schossen Blitze auf den Ärmsten ab, als habe er etwas Unanständiges gesagt. Sie wandte sich zu ihrem Gemahl. »Da seht Ihr, was Ihr Byzanz wert seid!«
Des alten Kaisers Hochstimmung war durch die letzten Worte des Boten deutlich getrübt worden. Nachdenklich spitzte er den Mund und strich sich durch den Bart.
»Die Nichte eines Thronräubers, ha!« Die Kaiserin schüttelte empört den Kopf. »Hatten wir den Erzbischof nicht ausgesendet, damit er uns eine Purpurgeborene bringt? War nicht von Anna, der Tochter des verstorbenen Kaiser Romanos, die Rede gewesen? Was erlaubt sich dieser Johannes Tzimiskes? Wieso hat Gero sich auf diesen Handel eingelassen?«
»Ich bin sicher«, versuchte Kaiser Otto sie zu besänftigen, »der Erzbischof hatte gute Gründe dafür, Teuerste.«
»Byzanz verhöhnt uns«, fuhr Adelheid unbeirrt fort. »Man sendet uns eine nicht gewünschte Jungfrau.«
»Und dennoch ist sie eine Verwandte des Kaisers.«
»Wir sollten sie unverzüglich wieder nach Hause schicken, diese Theophanu.«
Der Kaiser sah hinüber zu seinem Sohn. Mit hochrotem Kopf stand der siebzehnjährige Otto im Hintergrund. Bislang hatte er zu allem geschwiegen. Sein unruhiger Blick richtete sich mal auf seine Füße, dann auf den übermächtigen Vater, dann wieder auf den Überbringer der Neuigkeiten.
»Erzählt uns von der Prinzessin!«, forderte der alte Kaiser den Boten auf.
»Sie ist hochgebildet und äußerst begabt, mein Kaiser. Das Lateinische beherrscht sie fließend und auch unsere Sprache hat sie während der Reise vorzüglich zu sprechen gelernt.«
»Ist sie hübsch?«
Die Frage schien den Boten zu überraschen, denn er räusperte sich. »Ob sie …?«
»Ziert Euch nicht. Ihr habt die Frage verstanden, oder etwa nicht?«
Der Bote holte tief Luft. »Nie zuvor sah ich ein Mädchen von solcher Schönheit.« Rasch fügte er hinzu: »Und die Brautschätze, die sie aus ihrer Heimat mitbringt, sind von unermesslichem Wert.«
Abermals blickte der Kaiser seinen Sohn an. »Nun, was meinst du, Junge?«
Das Gesicht des jüngeren Otto leuchtete immer noch. Zaghaft setzte er zu einer Antwort an, doch bevor er sprechen konnte, verkündete sein Vater die Entscheidung, die er offenbar längst gefällt hatte.
»Prinzessin Theophanu wird eine Bereicherung für unser Geschlecht sein.«
»Ihr beabsichtigt nicht, sie wieder heimwärts zu schicken?«, fragte Kaiserin Adelheid, die sichtlich um Fassung rang.
»Warum sollten wir das tun? Sie ist eine byzantinische Prinzessin. Unser Haus wird verbunden sein mit dem Blut der Romäer. War das nicht unsere Absicht? Die Hochzeit kann stattfinden – gleich nach der Osterwoche.«
Kurze Zeit später jagte ein Trupp kaiserlicher Panzerreiter über die alte Via Appia, um der Prinzessin entgegenzureiten und sie wohlbehalten in die Ewige Stadt zu geleiten.
Rom war in den Augen der vierzehnjährigen Prinzessin Theophanu ein Ort aus Dreck, Trümmern und verblichener Herrlichkeit. Die Ruinen, kolossal aber kalt, die sich allerorten aus dem Staub der Jahrhunderte hoben, erschütterten sie im Stillen. Büsche und Sträucher wuchsen aus altersmorschen Mauern. Bezeichnete man Konstantinopel als das zweite Rom, so war Theophanu froh, nicht im ersten Rom geboren und aufgewachsen zu sein. Die Behauptungen ihrer Lehrer waren nicht übertrieben gewesen: Rom führte längst ein Schattendasein auf dieser Erde; auch die Anwesenheit der anmaßenden Päpste konnte an dieser Tatsache nichts ändern. Mochte die Stadt für die Franken aus dem Norden auch immer noch imponierend und prächtig sein, für jemanden aus Konstantinopel glich sie einem gigantischen Steinbruch, einem Spottbild ihrer selbst.
Während der Reisewagen, begleitet von des Kaisers Eskorte, sich rumpelnd durch die Gassen pflügte, St. Peter entgegen, spähte Theophanu aus dem Fenster, um die Menschen zu betrachten, die am Wegesrand standen und den prachtvollen Zug bestaunten. Die Prinzessin trug eine goldbestickte Haube, langes dunkles Haar wallte über ihre Schultern.
»Sehen sie nicht aus wie Bauern?«, raunte sie Eunice zu. Die Dienerin, ein paar Jahre älter als ihre Herrin, kicherte in ihre Hand hinein.
»Es sind Bauern, Herrin. Seht Ihr nicht die Schweine an jeder Ecke?«
»Ha! Sogar die Schweine sehen in Konstantinopel vornehmer aus.«
»Und all diese Mücken! Heiliger Pantaleon! Sie scheinen sich hier besonders wohl zu fühlen. Ich hoffe nur, dass es im Norden von Kaiser Ottos Reich weniger von diesen Biestern gibt.«
»Wenn ich Kaiserin bin, werde ich sie verbannen. Was hältst du davon?«
»Viel. Außerdem könntet Ihr anordnen, dass jeder Römer und jeder Barbar sich täglich zu waschen hat. Und zwar von Kopf bis Fuß.«
Nun kicherten sie beide. Die ungezwungene Ausgelassenheit nach der langen tristen Reise tat gut. Erzbischof Gero von Köln aber, der den beiden jungen Frauen gegenübersaß, runzelte die Stirn. »Ihr solltet nicht abfällig über die Römer sprechen, Prinzessin! Sie beherrschten einst die Welt. Und vergesst nicht das Blut der Märtyrer, das in dieser Stadt geflossen ist. Es ist geheiligter Boden, auf dem Ihr Euch befindet.«
Manchmal vergaß Theophanu, dass Gero des Griechischen mächtig war.
»Gewiss. Verzeiht mir, Herr Bischof.« Sie klang nicht sonderlich zerknirscht, aber es lag ihr nichts daran, Gero zu verärgern. Sie mochte den alten weißbärtigen Mann. In den vergangenen Wochen war er ihr ein großväterlicher Mentor gewesen. Während der langen Schiffsreise hatte er ihr mit viel Geduld die Sprache ihres neuen Volkes beigebracht und von Sitten und Bräuchen berichtet, an die sie sich nur langsam gewöhnen würde.
Geros Ernsthaftigkeit riss sie zurück in die Wirklichkeit. Den Gedanken, dass sie in Kürze ihrem Bräutigam entgegentreten würde, hatte sie so weit wie möglich in den Hintergrund gedrängt. Das Leben, das sie gekannt hatte, war Vergangenheit. Sie war eine Fremde in einem fremden Reich und auch Eunices Gegenwart war ihr plötzlich nur ein schwacher Trost. Jetzt spürte sie ihr Herz klopfen. Fortan schwieg sie zu dem, was da draußen an ihr vorüberglitt. Einmal winkte sie einem Mädchen zu, das einen Blick auf sie erhaschte und vor lauter Staunen den Mund nicht zubekam.
Sie überquerten eine Tiberbrücke. Theophanu sah in die trüben Fluten des Flusses und dachte wehmütig an die blauen Wasser des Bosporus, über die ein frischer Wind strich und kräuselnde Wellen formte. Der alte Erzbischof schien zu wissen, was ihr durch den Kopf ging.
»Du musst keine Angst haben, Theophanu«, sagte er leise zu ihr. Zum ersten Mal sprach er sie nicht als Prinzessin an, aber Theophanu störte es nicht.
»Ihr denkt, ich habe Angst?« Es gelang ihr nicht, ihrer Stimme einen amüsierten Beiklang zu verleihen.
»Auch eine Löwin hat manchmal Angst«, erwiderte Gero flüsternd. »Und du bist eine Löwin, meine Tochter, deine Augen verraten es mir. Du wirst allen Widrigkeiten trotzen. Gott wird dir dabei helfen, dafür bete ich. Denn ich weiß, dass du Gott gefällst.«
»Wie könnt Ihr da so sicher sein?« Die Huldigung aus dem Mund des ehrwürdigen Erzbischofs beschämte Theophanu. Statt einer Antwort verzog er den Mund zu einem Lächeln.
»Bitte erzählt mir von meinem künftigen Gemahl«, bat sie ihn, da er offenbar nicht näher auf seine kryptischen Behauptungen eingehen wollte.
»Habt Ihr mir diese Frage in den vergangenen Wochen nicht schon hundert Mal gestellt, Prinzessin?«
»Möglich, doch Eure Antworten gaben mir stets Mut und Hoffnung.«
Er lächelte immer noch. »Ich übertrieb nicht, als ich Euch den jungen Otto als einen Menschen beschrieb, der Eurer würdig ist. Aber Ihr werdet ihn gleich selbst kennenlernen, Prinzessin, deshalb werde ich mich nicht wiederholen. Seht es mir nach.«
Theophanu seufzte leise. Eunice zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Einer der Reiter ließ sich zurückfallen und spähte ins Innere des Wagens. »Wir nähern uns St. Peter, Eure Exzellenz«, informierte er den Erzbischof.
Gero nickte und wandte sich erneut an Theophanu: »Meine Aufgabe ist nun erfüllt, Prinzessin.«
Beinahe trieben seine Worte, die so sehr nach Abschied schmeckten, ihr Tränen in die Augen. Als der Wagen kurz darauf zum Stehen kam, wusste Theophanu, dass ihr neues Leben begann. Sie warf sich Gero in die Arme.
»Schon gut, kleine Löwin«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Denk immer an meine Worte und vertraue auf Gott. Sieh nur, dein künftiger Gemahl ist erschienen, um dich zu empfangen.«
Theophanu nickte tapfer.
Der junge Kaiser überragte sie allenfalls um einen halben Kopf. Sein Gesicht war jungenhaft und dennoch ernst, ein zarter blonder Bart bedeckte seine Wangen. Die Hand, die er ihr reichte, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein, fühlte sich weich an, aber nicht kraftlos. Theophanu versuchte in seinen Augen zu erkennen, was er bei ihrem Anblick empfand, doch es stand keine Antwort darin geschrieben. Sie begriff, dass auch sie selbst nichts fühlte außer der Aufregung dem Neuen gegenüber. Es fuhr kein Blitz in ihr Herz, als sie den Mann erblickte, mit dem sie schon bald vermählt werden sollte. Aber sie empfand das nicht als Enttäuschung. Die Sonne, die wohltuend wärmend am römischen Himmel stand, verbat ihr, sich um Dinge zu sorgen, die längst beschlossen waren.
»Ich hoffe, du hattest eine angenehme Reise!«
Der junge Kaiser sprach langsam und ruhig; er besaß eine glockenhelle Stimme. Theophanu war überrascht über seinen vertraulichen Ton, empfand ihn aber nicht als störend. Otto schien es wirklich zu interessieren, ob sie eine gute Reise gehabt hatte. Er verzichtete auf die umständlichen Regeln der Etikette. Sie sah ihm tief in die Augen und spürte, wie sehr er sich mühte, ihrem Blick nicht schüchtern auszuweichen.
»Ein paar Wochen zur See können sehr beschwerlich sein«, erklärte sie ihm mit erhobenen Brauen. »Und nach ein paar Tagen im Reisewagen spürt man jeden einzelnen Knochen. Aber sonst war die Reise gut, vielen Dank.«
Offenbar hatte er nicht damit gerechnet, dass sie seine Sprache so gut beherrschte, denn sein Mund blieb offen stehen, ohne dass er etwas zu erwidern wusste. Theophanu fragte sich, ob sie nicht zu forsch gewesen sei; auch für Otto war dies eine Begegnung, über deren möglichen Verlauf er sicherlich viel nachgedacht hatte. Doch mit einem Mal zeigte sich ein verschmitztes Lächeln auf seinen Lippen.
»Oh, ich glaube, ich kann es dir nachfühlen«, behauptete er. »Nach ein paar Tagen auf dem Pferd fühle ich mich ähnlich malträtiert.«
»Und ich weiß genau, welches Körperteil dir nach dem Ritt besonders schmerzt!«
Otto warf den Kopf in den Nacken und begann laut zu lachen. So überrascht war Theophanu über seine Reaktion, dass sie ihn regelrecht anstarrte. Dann lachte auch sie, denn Ottos unerwarteter Anfall von Fröhlichkeit wirkte ansteckend. Eunice, die inzwischen hinter sie getreten war und sich verhalten räusperte, brachte sie wieder zur Besinnung. Theophanu rief sich in Erinnerung, dass sie nicht unbeobachtet waren. Vor dem Palast, nur wenige Schritte entfernt, stand das Kaiserpaar – kein Zweifel, bei den beiden bekrönten Gestalten handelte es sich um Ottos Vater und seine Gemahlin Adelheid. Sie waren umgeben von einer beträchtlichen Gefolgschaft aus Rittern, Dienern und Geistlichen.
»Vermutlich musst du mich nun meinen künftigen Schwiegereltern vorstellen«, flüsterte Theophanu, von neuer Nervosität erfüllt. Auf der Stelle wurde Otto ernst.
»Oh, gewiss. Bitte!« Er bot ihr seinen Arm dar.
Es fiel ihr nicht schwer, würdevoll an seiner Seite zu schreiten, schon im frühesten Kindesalter hatte man ihr das beigebracht. Bei den Wartenden angelangt, neigte sie mit klopfendem Herzen den Kopf vor dem Kaiser und der Kaiserin, achtete aber darauf, dass es nicht wie eine Verbeugung wirkte.
Kaiser Otto der Große erwiderte ihre Geste. Er war größer und kräftiger als sein Sohn. Ein grauer, sorgsam gestutzter Bart verlieh ihm Hoheit. Seine sanften Augen musterten Theophanu freundlich. Trotz seiner Körperfülle wirkte er eher unscheinbar, doch Theophanu vergaß es nicht einen Moment lang: Allein der Tatkraft dieses Mannes war es zu verdanken, dass die räuberischen Horden der heidnischen Ungarn keine Gefahr mehr für die christliche Welt darstellten. In einer großen Schlacht hatte Otto sie einst vernichtend geschlagen.
»Wie ich sehe, hat der Bote des guten Gero nicht übertrieben. Seid willkommen, Prinzessin Theophanu!«
»Habt Dank für den freundlichen Empfang.«
»Wir fühlen uns geehrt, dass Ihr unserer Einladung gefolgt seid.«
Als ob sie eine Wahl gehabt hätte! Aber Ottos Stimme war so sanft wie sein Blick, und Theophanu wusste in diesem Augenblick, dass sie sich bestens mit ihrem Schwiegervater verstehen würde. Bei Adelheid hatte sie jedoch ihre Zweifel. Zur Begrüßung hatte die Kaiserin ihr nur kurz zugenickt, ihre Miene blieb unbewegt, fast kühl.
Adelheid war deutlich jünger als ihr Gemahl und von unverkennbarer Schönheit. Theophanu wusste, dass ein abenteuerliches Leben hinter ihr lag und war deshalb sehr gespannt auf die erste Begegnung mit ihr gewesen. In Byzanz hielt man sich in der Bewunderung westlicher Herrschergestalten traditionell zurück, doch Adelheids Schicksal war selbst den Ammen und somit den Kindern bekannt. Für die kleine Theophanu war Adelheid eine Heldin gewesen. Diese Heldin ihrer Kindheit stand nun leibhaftig und würdevoll vor ihr und sah sie aus schmalen Augen an. Endlich verzog sich ihr Mund zu einem halben Lächeln.
»Ihr seid ein wenig bleich, Prinzessin. Ich hoffe, die Reise war nicht allzu anstrengend.«
Nichts im Klang ihrer Stimme gab etwas preis von dem, was sie beim Anblick ihrer künftigen Schwiegertochter empfinden mochte. Theophanu ahnte, es würde nicht einfach sein, sich Adelheids Vertrauen und Zuneigung zu erwerben. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr die Kaiserin fort: »Bis zur Hochzeit werde ich mich Eurer annehmen. Es wird Euch an nichts mangeln.«
»Habt Dank für Eure Güte, kaiserliche Hoheit!«
Adelheid gab einigen Dienerinnen, die etwas abseits auf Anweisungen warteten, einen Wink. »Man wird Euch nun in meine Gemächer führen, Prinzessin. Auch um Euer Gepäck werden meine Zofen sich kümmern. Sicherlich braucht Ihr etwas Ruhe.«
Theophanu nickte fügsam, obwohl sie alles andere als müde war und am liebsten auf der Stelle einen Streifzug durch jene Stadt unternommen hätte, in der einst die Geschicke der Welt entschieden wurden. Sie tauschte einen kurzen Blick mit Eunice, die ergeben näher trat.
»Ihr werdet der Dienste Eurer Zofe vorerst nicht bedürfen, Prinzessin«, verkündete Kaiserin Adelheid leise, aber nachdrücklich. »In meinen Gemächern steht mein Gesinde Euch jederzeit zur Verfügung.«
Theophanu verbarg nicht ihren Missmut über diese Worte. »Um Vergebung, kaiserliche Hoheit. Aber meine Dienerin möchte ich keinesfalls missen.«
Es folgte ein kurzes Schweigen, das Kaiser Otto beendete, indem er herzhaft zu lachen begann. »Recht hat sie, die junge Prinzessin. Hat sie nicht schon Fremde genug um sich? Teuerste Gemahlin, um Himmels Willen, lasst ihr doch ihre Dienerin.«
»Wie Ihr wünscht«, erwiderte Adelheid mit dünner Stimme.
Bevor man Theophanu in den Palast führte, warf sie einen letzten Blick zurück, winkte noch einmal dem alten Gero zu. Ihrem künftigen Gemahl, der neben seinem Vater wie verloren wirkte und ihr verträumt hinterherblickte, schenkte sie ein Lächeln.
»Ich hasse dieses Land, Herrin. Sehnt auch Ihr Euch nach Konstantinopel zurück?«, raunte Eunice ihr seufzend zu.
»Sei unbesorgt«, tröstete Theophanu ihre Dienerin. »Es ist Gottes Wille, dass wir hier sind.«