Читать книгу Im Felde unbesiegt - Gustaf von Dickhuth-Harrach - Страница 9

S. M. S. „Emden“ im Kreuzerkrieg in der Straße von Tsushima und im Hafen von Penang. Von Kapitänleutnant Robert Witthoeft von der Admiralität, damals Wachhabender Offizier an Bord S. M. S. „Emden“.

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s war am Abend des 1. August 1914. S. M. S. „Emden“ war am 3.. Juli abends infolge der so ernsten Nachrichten über die politische Spannung in Europa aus Tsingtau in aller Stille ausgelaufen und wartete in der Nähe des Sokotra-Felsens, fernab von allen häufiger benutzten Dampferwegen die weitere Entwicklung der Dinge ab. Dort erhielt das Schiff die funkentelegraphische Nachricht von dem Mobilmachungsbefehl für das Deutsche Heer und die Deutsche Flotte.

Allen schon vorher erhaltenen Nachrichten zufolge war man an Bord auf diesen Mobilmachungsbefehl, der nur noch durch ein Wunder hätte ausbleiben können, vollkommen vorbereitet.

Der Kommandant des Schiffes, Fregattenkapitän v. Müller, gab am folgenden Vormittage, einem Sonntagsmorgen, der Besatzung des Schiffes unmittelbar nach Beendigung des Sonntagsgottesdienstes den Mobilmachungsbefehl des Kaisers bekannt. Er sagte den Leuten, Seine Majestät habe die Mobilmachung sämtlicher Streitkräfte, des Heeres und der Flotte, befohlen, um Deutschland gegen die Angriffe seiner Feinde, die mit Neid auf die glänzende Entwicklung Deutschlands blickten, zu verteidigen, in treuem Zusammenstehen mit seinem Bundesgenossen Österreich-Ungarn. In kurzen Worten sprach er die Erwartung aus, dass ein jeder an Bord bis zum letzten Atemzuge treu und gewissenhaft seine Pflicht erfüllen möge, damit S. M. S. „Emden“ mit Ehren bestehen möge.

Drei begeisterte Hurras auf den Obersten Kriegsherrn gaben dem Gelöbnis eiserner Pflichterfüllung und Opferfreudigkeit Ausdruck.

Dieser Sonntag verlief im Übrigen äußerlich ruhig, was der wirklich prächtigen Besatzung des Schiffes von Herzen zu gönnen war, nach den ungeheuren Arbeiten, die mit der Herstellung der völligen Gefechtsbereitschaft des Schiffes verbunden gewesen waren.

Um 1 Uhr nachts meldete die Funkentelegraphie, dass russische Streitkräfte die deutsche Grenze überschritten hätten und dass sich dementsprechend Deutschland im Kriegszustande mit Russland betrachte. „Emden“ stieß nun zur großen Freude ihrer tatenfrohen Besatzung, die auf ein Zusammentreffen mit dem Feinde brannte, zunächst von ihrem augenblicklichen Standorte aus in östlicher Richtung vor, bis sie den Dampferweg Wladiwostok-Shanghai erreicht hatte, dann bog sie auf diesem in nördlicher Richtung ab und verfolgte ihn bis in die historische Tsushimastraße, da der Kommandant beabsichtigte, nördlich derselben auf feindliche Dampfer zu fahnden, falls solche zwischen Shanghai oder Nagasaki und Wladiwostok unterwegs sein sollten.

Am Abend brachte die Funkentelegraphie wieder recht viel Interessantes, zunächst Deutschlands Kriegserklärung an Frankreich, von allen schon längst erwartet, ferner aber auch: „Auf feindliche Haltung englischer Kriegsschiffe gefasst sein.“ Das war einigermaßen unerwartet. Weiterhin gab Tsingtau noch die Nachricht, dass drei russische Handelsdampfer — es folgte die Nennung der Namen — in Nagasaki lägen.

Gegen Mitternacht, als sich „Emden“ im Westkanal der Tsushimastraße befand, wurden seit dem Auslaufen aus Tsingtau zum ersten Male Fahrzeuge gesichtet. Ihre Lichter waren an Steuerbord etwas voraus zu sehen und konnten möglicherweise Hecklaternen von Kriegsschiffen sein. Kriegsschiffe wurden nämlich in der Nähe vermutet, da fremder Funkentelegraphie-Verkehr von Emdens Station gehört worden war.

Immerhin war es zu unsicher, ob es wirklich Kriegsschiffe waren, es konnten schließlich ebenso gut Fischerfahrzeuge sein. Emden verfolgte sie also nicht weiter, da ihr ebenso wenig daran lag, sich mit harm- und wertlosen Fischerfahrzeugen aufzuhalten, wie von einer starken feindlichen Übermacht vorzeitig bemerkt zu werden, wenn es sich hier tatsächlich um Kriegsschiffe handelte.

Der Wind briste um diese Zeit sehr auf, die See wurde rau, zwischen 4 und 6 Uhr früh ging schwerer Regen nieder. Mit dem schönen Wetter der letzten Tage schien es vorbei zu sein. Dieser Umstand bewog den Kommandanten zu dem Entschluss, weiter nach Süden zurückzufallen, da er dort klareres Wetter anzufinden hoffte. So bog nun das Schiff, das in der Zwischenzeit den Westkanal der Tsushimastraße durchfahren hatte und nördlich der gleichnamigen Insel stand, mit südlichem Kurse nach dem Ostkanal der Straße ab, um möglicherweise hier Dampfer abzufangen. Und hier war es, wo S. M. S. „Emden“ ihren ersten Erfolg haben sollte.

Gegen 6 Uhr vormittags am August klarte es etwas auf, und da wurde in nicht allzu großer Ferne ein Dampfer gesichtet, der, als er die Emden erblickte, sofort abdrehte und unmittelbar darauf in seiner dicken schwarzen Rauchwolke verschwand. „Klar Schiff zum Gefecht“ ertönte der Befehl, „Askold“ jubelten die Leute und stürzten an die Kanonen.

Aber der „Askold“, ein russischer älterer Panzerkreuzer, mit dem die Emden-Besatzung einen Kampf ersehnte, war es leider nicht. Das wurde sehr bald von ihr erkannt, als ein Windstoß für einige Sekunden die Rauchfahne etwas zerriss und ein schwarzer Handelsdampfer mit zwei gelben Schornsteinen daraus auftauchte. Dieser hatte, wie schon erwähnt, die Emden auch seinerseits gleich bemerkt und lief nun, was er konnte, in südlicher Richtung davon, um in die japanische Hoheitsgrenze der Insel Tsushima zu entwischen. Emden verfolgte ihn zunächst mit 17 Seemeilen, dann mit 19 Seemeilen Fahrt. An Bord der Emden herrschte große Besorgnis, dass er sein Ziel noch erreichen würde, denn nach dem Schiffsort der Emden zu schließen konnte es bis dahin nicht mehr weit sein. Gleich bei Aufnahme der Verfolgung feuerte Emden zwei blinde Schüsse, dann folgten scharfe, aber der Dampfer hielt zunächst durch. Wie die Schüsse lagen, konnte nicht beobachtet werden, weil beide Schiffe mit hoher Fahrt gegen den Wind und die See andampften und die dicke Rauchwolke des Verfolgten sich genau zwischen diesen und die Emden niederschlug. Endlich, beim ungefähr zehnten scharfen Schuss, schien der Dampfer sich zu besinnen und nach dem zwölften stoppte er und drehte nach Backbord bei. Wie wir später erfuhren, war die neunte oder zehnte Granate nur etwa fünf bis zehn Meter neben dem Schiff eingeschlagen. Das hatte endlich gewirkt.

Emden näherte sich nun schnell dem Dampfer, den sie nach einigen Minuten erreichte.

Mit internationalem Flaggensignal verbot sie ihm zu funken, denn die Prise gab ununterbrochen Hilfesignale und ihren Namen. Ein Kutter wurde zu Wasser gebracht, und kurz darauf befand sich drüben eine Prisenbesatzung von zwanzig bewaffneten Leuten unter Oberleutnant zur See Lauterbach an Bord, der sofort an allen wichtigen Stellen des Dampfers, besonders aber in der Funkenbude, Posten aufziehen ließ. Die Prise war der zu der russischen Freiwilligen-Flotte gehörende, dreitausendfünfhundert Tonnen große Dampfer „Raysan“, von Nagasaki nach Wladiwostok mit ungefähr 80 Passagieren und ohne Ladung unterwegs. Am Heck entfaltete sich alsbald die deutsche Kriegsflagge zum Zeichen, dass der Dampfer nun Eigentum der deutschen Marine war. Der Kommandant entschloss sich im Hinblick auf die zahlreichen Passagiere und vor allem auf die verhältnismäßig hohe Geschwindigkeit des Raysan, diesen nach Tsingtau einzubringen. Das Schiff schien als Hilfskreuzer geeignet, hatte es doch bei seiner Verfolgung die stattliche Geschwindigkeit von beinahe 17 Seemeilen entwickelt. So bekam denn Raysan Kurs und Fahrt signalisiert, und Emden folgte ihm so, dass sie ihn stets aus nächster Nähe hübsch unter Aufsicht hatte.

Inzwischen hatte sich Lauterbach in das F.-T. (= funkentelegraphische) Journal des Dampfers vertieft und meldete aus diesem allerlei Interessantes auf Emden hinüber. Am gleichen Morgen hatte nämlich der Raysan noch mit dem französischen Geschwader verkehrt und die Nachricht empfangen, dass es mit südlichem Kurse Wladiwostok verlassen habe.

Das war von außerordentlicher Bedeutung, denn nun bestand die große Möglichkeit eines Zusammentreffens mit den beiden französischen Panzerkreuzern, und welche Freude wäre es für diese gewesen, wenn sie der Emden ihre schöne Prise wieder abgejagt hätten!

Für entsprechend schärferen Ausguck wurde auf S. M. S. „Emden“ sofort Sorge getragen.

Nachdem auf dem weiteren Wege ein kleineres Fahrzeug, anscheinend ein japanischer Fischdampfer, angetroffen und von Emden unbehelligt geblieben war, senkte sich der Abend hernieder und bot bei schönstem, windstillen Wetter und gänzlich ruhiger See einen herrlichen Sonnenuntergang.

Plötzlich meldete der im Fockmast als Ausgucksposten aufgezogene Signalgast die Rauchwolken von mindestens fünf Schiffen an Steuerbord querab. Sofort drehte der Kommandant um 8 Strich nach Backbord ab, um einerseits von den Rauchwolken weg zu dampfen, andererseits ihnen die schmale Seite der Schiffe zuzukehren, damit man Emden und ihren unfreiwilligen Begleiter nicht an ihren Schornsteinen erkennen konnte.

Kein Zweifel, das war das französische Geschwader, welches dort, bestehend aus den beiden Panzerkreuzern und einigen Torpedobooten, in breiter Formation südwärts steuerte.

An Raysan war der Befehl: „Klar machen zum Versenken“ schon vorher ergangen, das heißt Ausschwingen und Klarmachen der Boote, denn im äußersten Notfalle sollte die Prise höchstens im sinkenden Zustande preisgegeben werden. Raysan ist dann gleich bis Tsingtau jederzeit klar zum Versenktwerden geblieben.

Jetzt wurde auf dem deutschen Kreuzer auch ein feindlicher Funkspruch aufgefangen. Dieser war von den Herren Franzosen noch nicht einmal chiffriert gegeben und lautete: „Dupleix“ (französischer Panzerkreuzer) an „Amazone“ (Postdampfer der Messageries Maritimes): „Deutsche große Kreuzer halten Tsushimastraße besetzt, sofort nach Kobe zurückkehren!“

Beim Sichten der fünf Rauchwolken stand Emden südlich der Insel Tsushima, ungefähr südwestlichen Kurs nach Tsingtau steuernd. Das französische Geschwader, das den Westkanal der Tsushimastraße durchfahren hatte, steuerte einen ungefähr fünf Strich von dem der Emden abweichenden Kurs, scheinbar auf Shanghai oder Hongkong zu. Nach Einbruch der Dunkelheit drehte Emden, die zunächst nach Osten ausgewichen war, langsam über Backbord auf nördlichen, nordwestlichen und schließlich auf ihren alten westlichen Kurs, sich so in weitem Bogen hinter den Franzosen vorbeiziehend und deren Kurs nicht ganz rechtwinkelig schneidend. Dann steuerte sie zwischen der Insel Quelpart und der koreanischen Halbinsel weiter nach Tsingtau. Wenn es tatsächlich die französischen Kriegsschiffe gewesen waren, woran kaum ein Zweifel besteht, so war ihnen Emden glänzend entwischt. Der Signalgast, der infolge tadelloser Aufmerksamkeit den Feind frühzeitig genug gemeldet hatte, wurde zur Belohnung zum Obersignalgasten befördert. Das war die erste Kriegsauszeichnung auf S. M. S. „Emden“. Am nächsten Abend erhielt der deutsche Kreuzer, der auch weiter vom Feinde unbemerkt seine Prise dem Heimatshafen zuführte und nur wenigen japanischen Dampfern begegnet war, die Nachricht von Englands Kriegserklärung an Deutschland. Obwohl Offiziere und Besatzung die Bedeutung dieses Auftretens der seegewaltigsten Macht unter Deutschlands Feinden nach ihrer ganzen Schwere würdigten, so wirkte die Nachricht an Bord doch in keiner Weise niederschlagend, ganz im Gegenteil freuten sich die Leute darüber, als Angehörige der jungen deutschen Marine ihre Kräfte gleich im Kampfe mit der größten Seemacht der Welt erproben zu können. Immerhin hieß es jetzt Maßnahmen zu treffen, wenn Tsingtau von den Engländern bereits blockiert sein sollte. Es entstand nämlich nun die Frage, ob es, da ja nun mit einem Zusammentreffen mit englischen Streitkräften vor Tsingtau gerechnet werden musste, noch zweckmäßig sei, den Raysan nach Tsingtau einzubringen. Denn wenn auch bei einem Zusammenstoß mit überlegenem Feinde die Prise nur im sinkenden Zustande verloren gegeben wäre, so bestand doch die Gefahr, dass Lauterbach und die auf Raysan befindliche deutsche Prisenbesatzung sehr leicht in Gefangenschaft geraten konnten. Derartige Zweifel tauchten wohl auch vorübergehend bei Fregattenkapitän v. Müller auf. Da aber der Raysan mit seiner hübschen Geschwindigkeit schon ein Wert war, um den sich ein Wagnis lohnte, so entschied sich der Kommandant doch nach kurzer Überlegung dazu, die Einbringung der Prise nach Tsingtau unter allen Umständen zu versuchen. Dementsprechend erging noch vor dem Dunkelwerden an Lauterbach der Befehl: „Bei Annäherung Tsingtau einscheren in Kielwasser Emden, bei Zusammenstoß mit dem Feinde Schiff auf Strand setzen.“

Dann kam die Nacht. Als gegen 1 Uhr das Feuer von Tschalientau, einer der Tsingtaubucht vorgelagerten Insel, in Sicht kam, wurde das Schiff in Klarschiff-Zustand versetzt, d. h. die ganze Besatzung zog auf den Gefechtsstationen auf. Es war Dampf auf für hohe Fahrt.

Nach Peilungen des Leuchtfeuers wurde festgestellt, dass Emden starke nördliche Stromversetzung gehabt hatte. Dementsprechend wurde der Kurs etwas südlicher gerichtet auf Kap Yatau, um von dort dicht unter der nördlichen Küste der Tsingtaubucht in den Hafen einzulaufen.

Gegen 3 Uhr wurde ein Dampfer mit auffallend heller Hecklaterne passiert, anscheinend ein Japaner.

Auf der Kommandobrücke der Emden war alles in ziemlicher Spannung, waren doch schon seit einiger Seit zahlreiche, natürlich dem deutschen Kreuzer nicht verständliche Funksprüche aufgefangen worden, deren Sender, nach der Lautstärke zu schließen, nicht weit abstehen konnten. An der Hand dieses lauten und lebhaften Funkenverkehrs wurde auf die Möglichkeit geschlossen, dass nicht unbedeutende englische Zerstörerstreitkräfte vor Tsingtau liegen konnten.

Und wie es denn meistens so geht, wenn man irgendetwas Besonderes erwartet, so ereigneten sich auch hier zwei Zufälle, die zur Erhöhung der auf Emden herrschenden Spannung und angestrengsten Aufmerksamkeit noch beitrugen. Zunächst ging die Venus, wohl infolge von Refraktion, im letzten Augenblick derartig weithin leuchtend unter, dass viele unter der Besatzung darauf geschworen hätten, es wäre ein niederfallender weißer Signalstern gewesen, und ganz kurz darauf wurde eine niederfallende Sternschnuppe beobachtet, die eine so ungewöhnliche, ausgesprochen grüne Farbe hatte, dass wiederum recht viele geneigt waren, sie für einen grünen Signalstern anzusprechen. So spähten viele Augen angestrengt in das Dunkel der Nacht, und auf dem Raysan, der seinem Befehl gemäß schon seit einiger Zeit hinter der Emden herfuhr, wurde ebenfalls höllisch aufgepasst.

Aber kein Angriff erfolgte, nur als Emden bei der allerersten, noch kaum merklichen Morgendämmerung bei Kap Yatau angekommen war und sich die Augen der Besatzung nun auch auf die nahe und hohe Felsenküste richteten, in deren zerklüfteten Buchten englische Zerstörer recht gut hätten lauern können, da ertönte der Ruf: „Alarm“ und kurze Zeit später noch einmal.

Die dunkelen Körper, die sich aus den düsteren Schatten der Felsen losgelöst hatten und sich dem deutschen Kreuzer langsam näherten, und die zuerst für Torpedoboote gehalten worden waren, entpuppten sich aber beim Näherkommen als chinesische Dschunken.

Einige Augenblicke später kämpfte sich die Morgendämmerung siegreich durch, und nun wurde in südlicher Richtung ein Dampfer gesichtet. Es war ein Landsmann, der Dampfer T. F. Leiß, der vor der Einfahrt wartend kreuzte.

Die ungefähre Ankunftszeit war Tsingtau natürlich durch Funkentelegraphie mitgeteilt worden. Tsingtau war im Kriegszustande, kein Feuer brannte mehr, die Minensperre war ausgelegt. Auch in den Privathäusern war Lichtbrennen untersagt. So lag die Stadt in unheimlichem Dunkel da, so ganz anders als sonst, wo einem, wenn man nachts oder auch selbst in der frühen Dämmerung wie jetzt, eingelaufen war, stets ein helles Lichtermeer entgegengestrahlt hatte.

Südlich der Insel Maitau machte Emden ein Signal, und in demselben Augenblick blitzte das Einfahrtfeuer auf, um ihr den Weg zu weisen. Gleichzeitig sah man jetzt den auf Patrouille befindlichen „Jaguar“. Gott sei Dank, dass er den Heimathafen auch erreicht hatte! Er hatte die Reise von Shanghai unter der stetigen unangenehmen Begleitung eines englischen Kreuzers zurückgelegt, indessen Tsingtau noch vor dem Eintreffen der englischen Kriegserklärung erreicht.

Inzwischen war es nun ziemlich hell geworden, eine Dampfbarkasse mit dem Sperrkommandanten und Sperrlotsen kam längsseit, und der deutsche Kreuzer wurde durch die Minensperre hindurchgelotst. Raysan musste vorerst noch außerhalb der Sperre ankern, folgte aber nach kurzer Zeit.

So hatte S. M. S. „Emden“ ihre erste Unternehmung mit einem schönen Erfolge beendet, denn Raysan wurde in Tsingtau, wo es an schnelleren Dampfern mangelte, als äußerst willkommene Prise freudig begrüßt und hat später als stolzer Hilfskreuzer „Kormoran II.“ die deutsche Kriegsflagge über den weiten Stillen Ozean getragen. Für S. M. S. „Emden“ war aber die Fahrt insofern von großer Bedeutung gewesen, als sie gezeigt hatte, von was für einem frischen, wagemutigen und opferfreudigen Geiste Matrosen und Heizer beseelt waren, was für ein unbegrenztes Vertrauen die Besatzung in ihren Führer Fregattenkapitän v. Müller setzte und welch schönes und sachgemäßes Zusammenarbeiten zwischen der Mannschaft und ihren Offizieren bestand.

Monate später! S. M. S. „Emden“ hatte in der Zwischenzeit so manchen englischen Handelsdampfer auf den Meeresgrund befördert, wobei stets in ritterlichster Weise den Besatzungen dieser Schiffe Gelegenheit gegeben worden war, ihr persönliches Hab und Gut zu retten. Ferner auch hatte S. M. S. „Emden“ durch die Beschießung der Öltanks von Madras die Brandfackel des Krieges an die nach Ansicht der Engländer geheiligte Küste Indiens getragen, und dem unternehmungslustigen Geiste der Mannschaft passte es schon längst nicht mehr, sich nur mit der Vernichtung harmloser Handelsdampfer abzugeben. Sie dürstete danach, ihre Kräfte auch einmal im Kampfe mit einem Kriegsschiff erproben zu können. Die Besatzung ahnte wohl kaum, dass ihr Wunsch recht bald in Erfüllung gehen würde und dass der Kommandant des Schiffes sich schon seit längerem mit dem Gedanken an eine Unternehmung gegen feindliche Seestreitkräfte im Hafen von Penang trug. Dieser Gedanke war geboren worden, als Lauterbach gelegentlich der schon vor der Beschießung von Madras erfolgten Kaperung eines norwegischen Dampfers bei Rangun erfahren hatte, dass die beiden französischen Panzerkreuzer Montcalm und Dupleix im Hafen von Penang lagen. Gegen diese beiden wollte der Kommandant mit größter Überraschung zum vernichtenden Schlag ausholen. Diesem Entschluss entsprechend steuerte S. M. S. „Emden“ am 27. Oktober 1914 Penang an, und im Laufe des Nachmittags gab der Kommandant der Besatzung mit einer kurzen Ansprache bekannt, was er für den nächsten Tag plante, gleichzeitig die Erwartung aussprechend, dass jeder Mann seinen Posten ausfüllen würde. Aus den Blicken der Leute konnte er herauslesen, dass er sich in dieser Hinsicht felsenfest auf sie verlassen konnte. Dieses Mal sollte nicht, wie bei Madras, in völliger Dunkelheit angegriffen werden. Das ging hier aus navigatorischen Rücksichten nicht an. Bei Madras war weiter nichts nötig gewesen, als von einer navigatorisch gänzlich gefahrlosen, offenen Reede aus auf die Stadt zu feuern, unter völliger Bewegungsfreiheit nach allen Seiten hin. Hier lag die Sache wesentlich anders. Der Hafen von Penana liegt in einem reichlich engen Schlauch, der von der Insel Pulu-Gedang und der hinterindischen Küste gebildet wird, und der nach Norden und Süden zu offen ist. Die südliche Einfahrt fiel für die Zwecke der Emden wegen ihrer allzu großen navigatorischen Hindernisse von vornherein weg, blieb also nur die Nord-Einfahrt. Durch diese einzusteuern hätte man sich ja auch noch bei völliger Dunkelheit getraut, obgleich, nach dem Ereignis von Madras, mit ziemlicher Sicherheit darauf zu rechnen war, dass sämtliche Seezeichen gelöscht sein würden. Aber hier war die Aufgabe auch eine andere als seinerzeit bei Madras. Es galt hier nicht die Beschießung von Öltanks oder Küstenbatterien, sondern die Vernichtung eines feindlichen Kriegsschiffes. Der Ankerplatz der Kriegsschiffe in Penang lag aber ganz innen drin, an der engsten Stelle des geschilderten Schlauches, daher konnte von einer Bewegungsfreiheit dort keine Rede mehr sein. Hinein aber musste man, um an den Gegner überhaupt heranzukommen. Ein paar Granaten taten es hier nicht. Die hätten bei dem kleinen Kaliber dem Feinde wohl nicht allzu viel Schaden zugefügt. Hier Musste ihm aus nächster Nähe ein tödlicher Torpedo überraschend angetragen werden, der ihn gleich so zurichtete, dass an keinen energischen Widerstand mehr zu denken war. Sonst konnte es der Emden in dem engen Loche übel ergehen, wenn sie auf einen artilleristisch stärkeren Gegner stieß. Um diesen Torpedo los zu werden, musste aber, wie gesagt, bis auf wenige hundert Meter herangegangen werden, da der Feind infolge des Ebbe- und Flutstroms nicht von vornherein seine Breitseite darbot, wenn er zu Anker lag. Und, was mindestens ebenso wichtig war, wenn der Angriff auch den gewünschten moralischen Erfolg erzielen sollte, was aber seemännisch und navigatorisch viel schwieriger war, Emden musste auch glücklich wieder heraus! Das bedingte aber ein Umdrehen des Schiffes gerade hier an der engsten Stelle des Schlauches, um die Nordeinfahrt wieder zu gewinnen. Dieses Manöver aber in der völligen Dunkelheit ausführen zu wollen, wäre tollkühn gewesen, und hätte sehr übel ausgehen können, da mit Bestimmtheit anzunehmen war, dass es im feindlichen Feuer ausgeführt werden musste, und dass der ganze Hafen voll von Handelsschiffen sein würde, von denen übrigens, wenn möglich, auch noch gleich ein paar vernichtet werden sollten. Daher wählte der Kommandant den Zeitpunkt seines Auftretens so, dass er die allererste Morgendämmerung zur Hilfe hatte, um wenigstens die verschiedenen Fahrzeuge im Hafen unterscheiden zu können. Dementsprechend wurde die Fahrt auf den Anmarsch geregelt. Am frühen Morgen des 28. Oktober wurde mit 17 bis 18 Seemeilen in den Hafen eingelaufen. Der Kurs wurde auf die unmittelbar vor dem inneren Hafen liegende Leuchttonne genommen, die wider Erwarten ebenso wie der Leuchtturm auf der Insel nicht gelöscht war. Das sorgfältig abgeblendete Schiff führte, wie immer bei militärischen Unternehmungen, den selbstgefertigten vierten Schornstein, der nach Penang so bekannt geworden ist. Als man nach dem Runden der Boje in den inneren Hafen hineinsehen konnte, entdeckte man, dass die Beschießung von Madras für die Engländer wenig Nutzen gezeitigt hatte, denn alle Lichter brannten wie im tiefsten Frieden. Um 4,50 Uhr — das war der Zeitpunkt, zu dem die Boje gerundet wurde — wurde der Befehl „Achtung“ gegeben. Jetzt konnte es losgehen.

Noch war es finster, aber jeden Augenblick musste die Dämmerung einbrechen. Die beiden Küstenstriche, an Backbord das Festland, an Steuerbord die Insel, waren natürlich schon jetzt mühelos zu unterscheiden, ganz abgesehen davon, dass die auf beiden Seiten liegenden Stadtteile mit ihrer schönen Beleuchtung schon dafür sorgten, dass man sich nicht verirrte.

Die Scheinwerfer waren besetzt, die Kanonen geladen. Jedermann wartete atemlos auf die nächsten Minuten. Es setzte Ebbstrom. Im Hafen liegende Schiffe mussten Emden daher ihr Heck zukehren.

Jetzt folgten die Ereignisse schnell aufeinander. Unmittelbar vor dem Eintritt in den inneren Hafen verminderte der deutsche Kreuzer die Fahrt.

Von den vielen, vielen Lichtern an Land und im Hafen traten besonders vier helle weiße hervor, die zunächst als Hecklaternen von längsseit aneinander festgemachten Torpedobooten angesprochen wurden. In diesem Augenblick jedoch brach das erste fahle Gelb der Dämmerung durch, und es wurde erkannt, dass die Lichter zu einem größeren feindlichen Kriegsschiff gehörten, von dem Emden etwa noch 1500 m ab war. Zum Fertigmachen des Steuerbord-Torpedo-Breitseitrohres stoppte der Kommandant für einen kurzen Augenblick die Maschinen ab. Dann, als ihm das Rohr klargemeldet war, dampfte er auf den Feind los, der unterdessen als der russische kleine Kreuzer „Jemtschug“ ausgemacht worden war.

Ungefähr 500 m hinter dem Heck des russischen Kreuzers wurde hart nach Backbord gedreht, um den Feind nicht zu unterschießen. Die deutschen Toppflaggen flatterten hoch. Schon war jetzt der richtige seitliche Abstand erreicht, und Emden drehte auf gleichlaufenden Kurs zum Russen zurück.

Der lag im tiefsten Frieden, anscheinend. die deutschen Farben in der knappen Morgendämmerung noch nicht erkennend.

Emden’s Scheinwerfer warteten auf Befehl zum Leuchten, doch wurden sie nicht mehr gebraucht. Das Ziel war auch so schon deutlich genug zu erkennen.

Jetzt war die Emden soweit, dass der Feind in die Ziellinie einwandern musste. Noch ein kurzer Augenblick höchster allgemeiner Spannung. Dann erklang das „Los“ des Torpedooffiziers aus dem Kommandoturm, und aller Augen richteten sich auf die Wasseroberfläche, wo die schon schwach erkennbaren Blasen mit unheimlicher Sicherheit nach dem ahnungslosen Opfer ihre Bahn zogen.

Ein dumpfer Knall erfolgte, der Torpedo hatte den „Jemtschug“ in der Höhe seines hinteren Schornsteins, anscheinend sehr tief getroffen.

Das Schiff federte hinten einen Augenblick hoch und sank dann bis zum Fuße seines Flaggenstocks weg.

Das begeisterte Hurra von Emden’s Adjutanten verklang in dem ohrenbetäubenden Lärm des nunmehr, gemäß vorheriger Verabredung, sofort einsetzenden Artilleriefeuers, das mit dem Augenblick der Detonation des Torpedos den Gegner aus nächster Nähe überschüttete, und dessen Echo hier in diesem engen Schlauch tausendfach widerhallte.

Und während jetzt die Strahlen der aufgehenden Sonne die letzten Dämmerungsschatten vollends verscheuchten und den Hafen, den deutschen Kreuzer und seine Farben hoch oben im Topp in rosiges Licht hüllten, fegten die deutschen Granaten auf eine Entfernung von wenigen hundert Metern mit mathematischer Sicherheit in das Vorschiff des dem Untergange geweihten Kreuzers, das bald wie ein Sieb aussah und in dem es lichterloh brannte.

Nicht umsonst war dieser Teil des Russen das Ziel der Geschütze. Im Vorschiff eines Kriegsschiffs wohnt die Mannschaft, und es galt, den größten Teil der Besatzung, der um diese Zeit wohl noch schlief, gar nicht mehr auf seine Gefechtsstationen kommen zu lassen. Viele Menschen sind wohl auch aus dieser Hölle nicht mehr herausgekommen.

Unmittelbar nach dem ersten Torpedotreffer manövrierte der Kommandant die Emden nach Backbord auf der Stelle herum, um nicht zwischen die zahlreichen im Hafen liegenden Handelsschiffe zu geraten. Deren gab es hier — es waren wahrscheinlich größtenteils Engländer und Japaner — nicht weniger als mindestens zwanzig. Ein zwingender Beweis für den Eindruck von Emdens bisheriger Tätigkeit, wenn man bedenkt, dass es nur deshalb so viele waren, weil die meisten sich wegen der Emden nicht hinaus getraut hatten.

Während das Schiff drehte und seinen Granatenhagel nun auch über die bisher noch verschont gebliebenen Teile des ,,Jemtschug“ verteilte, stürzte der Torpedooffizier, der unmittelbar nach seinem ersten Schuss das Backbordbreitseitrohr hatte fertigmachen und das Steuerbordrohr neu hatte laden lassen, auf die Kommandobrücke und bat den Kommandanten um Befehl, ob dem „Jemtschug“ noch ein zweiter Torpedo angeboten werden sollte oder nicht.

Es war ja mit Sicherheit anzunehmen, dass der Russe, der hinten schon so tief im Wasser lag, sinken würde. Aber Emden musste noch einmal an ihm vorüber, und bei dieser Gelegenheit konnte ihr der feindliche Kreuzer schließlich auch seinerseits noch einen Torpedo in den Leib jagen. Dem galt es zuvorzukommen. Der Kommandant antwortete aus diesem Grunde bejahend.

Noch war es indessen nicht so weit. Das Drehmanöver des Schiffes beanspruchte immerhin einige Minuten, und während dieser Zeit pfiffen nun doch der Besatzung von Emden einige Granaten um die Ohren, ohne allerdings auf dem Schiff auch nur den geringsten Schaden anzurichten. Einige dieser vereinzelten Granaten kamen vom „Jemtschug“, auf dem nun einige tapfere Leute das Feuer gegen Emden aufgenommen hatten, während man eine ganze Reihe weniger beherzter Krieger vom Achterdeck in sinnloser Angst einfach über Bord springen sah. Die anderen Geschosse kamen aber von wo anders her angereist, und als man sich erstaunt umsah, da entdeckte man den Übeltäter tief drinnen bei der Hafenmole in Gestalt des französischen Torpedobootsjägers „d’Iberville“, Emdens langwöchigen Bojennachbars in Shanghai, der ebenfalls sein schlecht gezieltes Feuer auf den deutschen Kreuzer eröffnet hatte. Der einzige Erfolg des vereinigten russischen und französischen Feuers war aber nur ein angeschossener englischer oder japanischer Dampfer. Also noch ein neuer Feind war da!! Der Franzose, obwohl nur ein Schiff von ungefähr 1000 Tonnen und natürlich kein ebenbürtiger Gegner, sollte nichtsdestoweniger auch noch vernichtet werden.

Zunächst aber musste erst einmal der Russe hinweg, und jetzt war die Emden auch herum. Langsam näherte sie sich auf nördlichem Kurse dem Gegner, und fuhr auf ungefähr 650 m an ihm vorbei. Nach wie vor hämmerte ihre Artillerie auf dem nur noch ganz vereinzelt antwortenden „Jemtschug“, dann legte der Torpedooffizier zum zweiten Mal den elektrischen Hebel im Kommandoturm. Wieder ein kurzes Zischen. Der Torpedo hatte sein Rohr verlassen, und auf dem spiegelglatten Wasser hob sich wunderschön die Blasenlaufbahn des tödlichen Geschosses ab, das jetzt dem Feinde den Rest geben sollte.

Mitten im Gekrach der Kanonen hörte man Mücke zählen: „Eins, Zwei, Drei . . . . .“, er zählte die Sekunden bis zum Treffer, dann übertönte der Knall einer ungeheuren Detonation alles andere. Man sah noch eben, wie der Torpedo, der unter der Kommandobrücke des „Jemtschug“ saß und anscheinend eine Munitionskammer oder gar den Torpedoraum des Gegners getroffen haben musste, den russischen Kreuzer scheinbar in zwei Stücke zerriss, sah riesige Eisenfetzen hoch oben in der Luft wirbeln und wieder aufs Wasser klatschen. Dann verhüllte eine dicke, in weißen, gelben und schwarzen Farbenschattierungen schimmernde Wolke das unglückliche Schiff, aus deni es noch einmal grünlich grell aufblitzte.

Die Detonation war so stark, dass sie auf Emden unten in der Maschine als eigener Unter-Wasser-Treffer empfunden wurde und der Leiter des Lecksicherungsdienstes sofort alle Backbordräume unter Wasser peilen ließ.

Als die Wolke dichten Qualms, die bisher den „Jemtschug“ so mildtätig eingehüllt hatte, nach ungefähr zwei bis drei Minuten sich hob, da war von dem Russen nur noch die Mastspitze zu sehen. Vom ersten bis zum zweiten Torpedo waren knapp zehn Minuten vergangen.

Wie S. M. S. „Emden“, von plötzlichen Hindernissen überrascht, den engen Schlauch des Hafens von Penang mit höchster Fahrt verlassen musste, ohne die vorher beabsichtigte Vernichtung der französischen „d’Iberville“ ausführen zu können, wie sie ferner im Glauben, es mit einem britischen Zerstörer zu tun zu haben, für kurze Zeit einen englischen Regierungsdampfer beschoss, wie ferner das Kapergeschäft eines weiter draußen angetroffenen englischen Handelsdampfers Hals über Kopf aufgegeben werden musste, weil plötzlich der französische Torpedobootszerstörer „Mousquet“ auftrat, wie Emden schließlich diesen Zerstörer durch tadellos geleitetes Artilleriefeuer in kürzester Zeit abfertigte und auf den Meeresgrund beförderte, die überlebenden französischen Matrosen aber trotz großer Gefahr für die eigene Sicherheit in ritterlichster Weise rettete, und unter Abschüttelung sämtlicher Verfolger die freie See wieder gewann, — das alles im genauen auszuführen, würde über den Rahmen dieses kleinen Aufsatzes hinausgehen.

Es sei nur noch erwähnt, dass Fregattenkapitän v. Müller nach der Versenkung des Russen die Mannschaft zusammenrief und anlässlich dieses ersten Erfolges gegen ein feindliches Kriegsschiff das Gelöbnis der Treue durch ein dreifaches Hurra auf den Allerhöchsten Kriegsherrn erneuerte, in das die tapfere Besatzung freudig begeistert mit einstimmte.

Emden entwickelte bei der fraglos sehr kühnen Unternehmung ein ausnehmendes Glück. Trotzdem sie dreimal mit Artillerie und Torpedos beschossen wurde, erhielt sie keinen Treffer, kein Mann an Bord wurde verwundet. Einen kleinen Erinnerungs-Denkzettel im Schornstein hätte man sich eigentlich beinahe gewünscht. Nun musste man sich mit der Rettungsboje des „Mousquet“ als der einzigen Siegestrophäe begnügen. War auch statt eines erwarteten „Montcalm“ oder „Dupleix“ nur der „Jemtschug“ zur Strecke gebracht worden, so glich die Vernichtung des „Mousquet“ den Unterschied zwischen einem Panzerkreuzer und nur einem kleinen Kreuzer wieder einigermaßen aus. Glück und Stolz über diesen Sieg und Dankbarkeit gegen das Schicksal, das es so gut mit den deutschen Waffen gemeint hatte, erfüllte einen jeden der braven und tüchtigen Besatzung wohl im innersten Herzen. Jeder einzelne des Schiffes konnte sich mit Genugtuung sagen, dass er seinen Posten treu und zuverlässig ausgefüllt hatte. Aber am meisten hat sich doch sicher das Torpedopersonal gefreut, das während des Gefechtes gegen den „Jemtschug“ ganz vorzüglich gearbeitet hatte. Dem war der Vorsprung, den die Artillerie seit der Beschießung von Madras vor ihm gehabt hatte, schon längst ein Dorn im Auge gewesen. Nun war es überglücklich, dass es auch einmal drangekommen war und ein paar seiner mit so viel Mühe gepflegten Stahlfische mit dem nötigen durchschlagenden Erfolge hatte loswerden können.

Im Felde unbesiegt

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