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Ich war siebzehn Jahre alt, als mein Vater mich offiziell adoptierte. Dieses Ereignis wurde eine Woche lang gefeiert. Viele Freunde vom benachbarten Adel waren anwesend. Mochten sie sich auch noch so sehr darüber ärgern, daß die Geliebte meines Vaters einen Platz an seinem Tisch hatte, als wäre sie seine rechtmäßige Ehefrau . . . niemand dachte daran, die Einladung zu dieser Feier auszuschlagen, denn nirgendwo in dieser Gegend war der Tisch so reichhaltig gedeckt, waren die Weine so köstlich, die Musik so schön wie im Herrenhaus des alten Barons.

Ich hatte einen sehr angenehmen Tag verbracht, mit den jungen Damen gescherzt und mir mehr als ein Dutzend kleiner Küsse verdient. Ich hatte auch ein, zwei Glas Wein mehr getrunken als üblich. War es da sonderlich überraschend, daß mein Blut ungewöhnlich fieberte, als ich in mein Schlafzimmer ging? Daß ich mich stundenlang unruhig herumwarf und im Bett wälzte, ohne einschlafen zu können?

Meine Schlafunterkünfte befanden sich neben denen meines Vaters und waren nur durch eine dünne Wand davon getrennt.

Ich konnte meinen Vater reden hören.

„Du läßt dir aber sehr viel Zeit, Lilla!“

“Hier muß ich noch mitteilen, daß mein Vater die Angewohnheit hatte, seiner jeweiligen Geliebten einen Namen zu geben, den er für passend hielt. Die Frau, der er diesmal seine Gunst geschenkt hatte, hieß Lilla. Jedenfalls wurde sie so gerufen.

Als ich die Stimme meines Vaters so klar und deutlich hörte, stand ich von meinem Bett auf. Plötzlich fiel mir ein dünner Lichtstreifen auf dem Fußboden meines Schlafzimmers auf. Ich sah, daß die Verbindungstür einen Spalt offen war. Lautlos schlich ich mich näher an die Tür heran, bis ich durch die Öffnung gerade das Bett meines Vaters sehen konnte. Ein klein wenig nach links gab es einen großen Spiegel, an dessen beiden Längsseiten Wandleuchter angebracht waren, in denen Kerzen brannten. Auch diesen Spiegel konnte ich sehr gut sehen.

Ich war von Angst und böser Vorahnung erfüllt. Meine Beine drohten den Dienst zu versagen und unter mir zusammenzuknicken. Schließlich fiel ich auf die Knie und blieb vor der Türöffnung hocken, als wäre ich auf dem Fußboden festgenagelt.

Lilla kam herein und ging auf die Tür zu. Sie war mit einem schlichten, weißen Gewand bekleidet. Jetzt löste sie die Nadeln aus dem Haar, das in langen Wellen auf ihre Schultern herabfiel.

„Ich mußte mich doch erst ausziehen“, sagte sie.

Der Baron, der ein Nachthemd anhatte, ging zu ihr, legte einen Arm um ihren Nacken und küßte sie.

„Und dann hast du dich wieder so sorgfältig angezogen, als wolltest du zum Tanz und nicht ins Bett gehen“, scherzte der Baron.

„Erwartest du das denn nicht von deiner Lilla?“

„Doch nur, damit ich dich wieder ausziehen kann.“

Während er dies sagte, ließ er seiner Ankündigung sogleich die Tat folgen. Das Gewand glitt leise raschelnd zu Boden.

Jetzt stand Lilla fast nackt, und ihre Reize wurden kaum von einem sehr kleinen Hemdchen verborgen. Mir verschlug dieser Anblick den Atem.

Lilla kehrte der Tür und damit auch mir den Rücken zu, warf beide Arme um den Nacken meines Vaters und schmiegte sich ihm geschmeidig an. Die beiden küßten sich voller Leidenschaft. Ich hörte ihren keuchenden Atem. Dies alles beeindruckte mich sehr und ließ mich wie angewurzelt verharren.

Jetzt ließ Lilla die Arme sinken.

Als das spärliche Hemdchen nun auch zu Boden fiel, verlor ich vollkommen das Bewußtsein.

Meine Leser müssen mir glauben, daß ich tatsächlich bewußtlos geworden war. Allerdings vermag ich nicht zu sagen, wie lange dies angehalten hat.

Als ich wieder zu mir kam, sah ich, daß mein Vater auf seinem Bett ruhte. Seine rechte Hand war sehr beschäftigt.

Ich war neugierig. Deshalb drückte ich sachte gegen die Tür. Zu meiner größten Zufriedenheit öffnete sie sich lautlos.

Lilla lag auf dem Rücken und hatte beide Beine hoch in die Luft gestreckt. Die Hand meines Vaters spielte ihr an einem gewissen Körperteil.

Jetzt richtete er sich auf und legte sich auf Lilla.

Ich konnte nun nichts weiter mehr sehen, als seinen Hintern, den er rhythmisch auf und ab bewegte, sowie Lillas Bein, das auf seiner linken Hüfte lag.

Was war das?

Die beiden atmeten immer schwerer und lauter.

Ich horchte fasziniert.

Ein leises Stöhnen folgte. Es wurde stärker und intensiver und schließlich von einem lauten „Aaah . . .!!!“ abgelöst. Was war das?

Der Baron legte sich nun wieder auf seine Seite des Bettes zurück.

Lilla küßte ihn, dann zog sie ihnen beiden die Bettdecke über.

Es dürfte leicht zu erraten sein, daß meine überhitzte Einbildungskraft mich nun nicht viel schlafen ließ. Jedesmal, wenn ich meine Lage wechselte und mich wieder einmal unruhig herumwälzte, dachte ich:

,Daran werde ich mich erinnern müssen!‘

Ich hoffte vergeblich, in dieser Nacht noch etwas Schlaf zu bekommen.

Memoiren eines Barons I

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