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Kapitel 3: Bonn.
ОглавлениеBundesministerium der Verteidigung. Außenstelle für das Marinewesen. Deutschland, Bonn-Hardthöhe, 9. Mai 2014, 7:35 Uhr Ortszeit. Problem-Verschenker.
Die Ministerin, bekannt als Frühaufsteherin im neuen Kabinett, hatte den Hörer eines roten Telefons am Ohr. Keines dieser heutzutage gebräuchlichen, schnurlosen Geräte, sondern eines mit einem Kabel, das zudem über einen digitalen Zerhacker lief, der jegliches unbefugte Mitschneiden oder Abhören des Gesprächs von außerhalb verunmöglichte. Ein Wunder, das es keine Wählscheibe, sondern immerhin schon eine Tastatur besaß.
„F-222 ist… - was?“ sprach sie mit einem halb entsetzten Gerichtsausdruck zu seinem Gesprächspartner am Ende der Leitung. Sie nannte damit die Kennung der Fregatte „Baden-Württemberg“, dem ersten von vier modernen Kriegsschiffen der deutschen Bundesmarine der Klasse „F-125“, die in den nächsten Jahren die veraltete „Bremen“-Klasse ersetzen sollten.
Mehrmals nickend, ohne dass freilich der Anrufer es sehen konnte, hörte sie für etwas mehr als eine halbe Minute dessen weiteren Worten zu. Dann legte sie auf. Ihr Gesicht schien etwas bleicher geworden zu sein, als es dies aufgrund der weitestgehenden Schreibtischarbeit ohnehin war.
Eine weitere Minute, in der sie erschüttert scharf nachzudenken schien, verstrich, dann drückte sie den Taster der Gegensprechanlage, der sie mit ihrer Hauptsekretärin im Vorzimmer verband, die ebenfalls bereits seit sieben Uhr am Morgen ihren Dienst versah.
Sie gab ihr eine Reihe von Anweisungen, mit wem sie innerhalb der nächsten halben Stunde verbunden werden wollte und nach Möglichkeit in welcher Reihenfolge. Die Kanzlerin war die zweite auf der Liste.
„Keine anderen Anrufe, und alle eingetragenen Termine für den Rest des Tages canceln!“ setzte sie dann hinzu.
„Was ist denn los?“ fragte die Sekretärin. „Dampft mal wieder die Kacke?“ fügte sie im Versuch hinzu, ihre Chefin etwas aufzuheitern. Wenn niemand dabei war, konnten sie so locker miteinander umgehen.
„Das können Sie laut sagen!“
Ihre Beunruhigung war keineswegs gespielt.
Eine Stunde später hatte die Ministerin alles, was ihr möglich war, getan, um Himmel, Hölle und was es sonst noch gab in Bewegung zu setzen.
Die Fregatte „Baden-Württemberg“ war spurlos verschwunden - und alles was in der Region fliegen oder schwimmen konnte, war auf der Suche nach ihr.
Auch in den Hauptstädten und Machtzentren der übrigen Welt, zumindest in denen, die man gemeinhin als wichtig bezeichnete, sei es in Ost oder West, Nord oder Süd, wurden die zuständigen Stellen entweder alarmiert, sofern es sich um „Freunde“ handelte, oder zumindest aufmerksam. An einigen Stellen stufte man das Verschwinden der Fregatte als „besorgniserregend“ ein, an anderen maß man diesem nicht solch hohe Bedeutung zu, weil man keine „Bedrohung“ darin sah, insbesondere, solange die Suche nicht abgeschlossen war. Natürlich war die maritime Internationale Einsatzgruppe am Horn von Afrika an der Suche beteiligt, soweit sich die Schiffe in der Nähe der letzten bekannten Position der „Baden-Württemberg“ aufhielten.
Es gab aber auch eine weitreichendere Suche, angefangen bei amerikanischen Satteliten, die jeden Quadratkilometer fotografierten, und russische Satteliten, die dasselbe taten, vielleicht auch aus anderer Motivation heraus. Es mochte auch chinesische Satteliten geben, aber wenn sie etwas finden sollten, würden die Beobachter dort es nicht unbedingt publik machen.
Mit von der Partie waren auch zwei amerikanische U-Boote, welche die Suche aufnahmen, sie waren allerdings sehr weit von dem Gebiet entfernt. Und es gab ein russisches U-Boot, das einen großen Bogen um die amerikanischen machte, sowie ein chinesisches, das sich von beiden entfernt hielt. Hinzu kamen jemenitische und omanische Luftaufklärung, ein oder zwei militärische Indische Schiffe, die über den Funkverkehr von der Suche erfuhren, um sich dann, vielleicht aus ganz eigennützigen Gründen, zu beteiligen. Sämtliche dieser Bemühungen blieben jedoch ergebnislos, oder, sollte eine davon doch Erfolg haben, gelangte sie nicht zur deutschen Kenntnis.
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