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Kapitel 5

Die perfekte Fassade. Das bodenständige Familienunternehmen

Seriös. Bescheiden. Ehrlich

Wenn man der zentralen Frage nachgeht, die heute noch zehntausende Anleger, die Ermittler, die Staatsanwälte, die Presse, beschäftigen mag, wie es P&R gelungen ist, so großes Vertrauen bei Anlegern und Behörden aufzubauen, dass Milliardeneinlagen möglich waren und niemand Anlass gesehen hat, bei Unstimmigkeiten nachzufragen, zu kontrollieren, dann spielt die Außendarstellung der P&R Gruppe eine zentrale Rolle. Eine bewusste Inszenierung des bescheidenen, bodenständigen und seriösen Mittelständlers. Einer für alle. Auch für die einfachen Leute. Für die braven deutschen Sparer, die niemals auf den Kapitalmärkten spekulieren. Ein wesentlicher Teil genau der Kern-Zielgruppe, die P&R schon lange als ideale Klientel für sich ausgemacht hat. Kleinanleger, Masse, wenig Investment-Knowhow. Damit ist es auch möglich, selbst Intransparenz in den wichtigsten Kriterien als maximale Transparenz zu verkaufen. Wobei es auch Großanleger gibt, die jeweils viele Millionen auf P&R setzen.

So firmieren alle deutschen Vertriebsgesellschaften in einem mehr als bescheidenen, an ein größeres Wohnhaus erinnerndes Firmengebäude in der Nördlichen Münchner Straße 8 in Grünwald. Viele Anleger stellen sich, das ist aus den Gesprächen bekannt, eine völlig andere Größenordnung dieser Firmengruppe P&R vor. Milliarden aktiv verwaltetes Vermögen. Mehrere Gesellschaften. Hier muss jede Gesellschaft doch mindestens zwei eigene Stockwerke haben und eine Vielzahl an Fachleuten, um alles zu stemmen. Die Vorstellung der Frankfurter Hochfinanz. Aber weit gefehlt. Fünfundzwanzig bis dreißig Mitarbeiter gesamt, plus externer Vertrieb. Und das vor Jahren renovierte und erweitere Bürohäuslein platzt aus allen Nähten. Drei Firmenschilder der aktiven Vertriebsgesellschaften, plus später die vierte neue Gesellschaft plus die AG am Eingang. Acht Parkplätze. Weitere, damals schon existierende P&R Schatten-Gesellschaften, sind für die Öffentlichkeit nicht sichtbar.

P&R wirkt wie ein großes Versicherungsbüro, eine Gebietsvertretung, eine Generalagentur vielleicht. Weit weg von der Außendarstellung der großen Investment-Unternehmen der Hochglanzfinanzwelt, der Börsen, der Kapitalmärkte, auch weit weg von einem großen Wettbewerber für Sachwertanlagen in Grünwald, der sich völlig anders, adäquat würde man sagen wollen, nach außen darstellt: Repräsentativer Firmensitz, modern, Glas, Stahl, großzügig, beidseitig der Hauptstraße am Ortsrand von Grünwald. Sehr viel mehr Mitarbeiter, die, wenn man sie einmal in der Mittagspause aus dem Gebäude laufen sieht, alle todschick angezogen wirken, einfach repräsentativ und näher an der Welt des Investmentbankings, wie man sie sich landläufig vorstellen mag.

Bei P&R ticken die Uhren anders: Ja – die Jungs tragen grundsätzlich Anzüge, meist Krawatte, Seriös. Nicht schick. Die Frauen im Unternehmen P&R sind ausschließlich auf Sachbearbeitungs- und Verwaltungsebene beschäftigt. Weibliche Führungskräfte auf Augenhöhe? Niemals unter Feldkamp. Nie geschehen. Und nicht vorstellbar. In ganz normaler Alltagskleidung. P&R – wer jemals dort war – wirkt nicht schick. Nicht beeindruckend. Man kann die Milliarden weder sehen, noch spüren, noch riechen. Alles wirkt eher gewollt und nicht gekonnt: Die Art von Spießigkeit, die entsteht, wenn tiefste Provinz gerne kosmopolitisch erscheinen will.

Das Geschäftsgebäude ist eben ein Versicherungswohnhaus: Keller, EG, OG. Komplett besetzt mit den fünfundzwanzig bis dreißig Angestellten, ein Besprechungsraum, ein Druckerraum im Keller und ein Archiv. Nach außen flache Hierarchien, nach innen aber erneut Zeichen und Symbolik: Der erste Stock ist, trotz Platzmangels, der Geschäftsführung vorbehalten. Ein gesamtes Stockwerk für Harald Roth, den Junior-Chef und Feldkamp plus Assistentin. Erdgeschoss und Souterrain mit Keller müssen sich alle anderen Mitarbeiter teilen. Alles recht schmucklos, ein wenig modernisiert, teure Büromöbel – dennoch wirkt alles einfach dörflich. Weit weg von einem Milliardenkonzern oder der klischeehaften Vorstellung davon. Interessant dabei auch die Standortwahl in Grünwald, dem Promi- und Millionärsvorort Münchens: Kleine Unternehmen mit zwanzig Firmenadressen auf dem Briefkasten – Immobilien, Projektentwicklung, Kapitalanlagen, Beteiligungen. Vor allem weit weg von den zentralen Hafen-Standorten in Deutschland, die man dem Containergeschäft zuordnen würde.

Die gesamte Außenwirkung ist, bewusst gesteuert, auf Bescheidenheit und Bodenständigkeit ausgerichtet. Noch auffallender innerhalb Grünwalds, dem Millionärsvorort Münchens, dessen Sozialisation, so scheint es oberflächlich, nur besteht aus Fußballprofis des FC Bayern, Sugar Daddys mit ihren Brustimplantatgetunten jungen Gespielinnen im Maserati, steinreichen älteren Witwen mit dicken Perlenketten beim Mittagscafé, einem Edelitaliener mit Ferrari als VIP-Taxi. Andererseits als Ortschaft beschaulich, kreuzlangweilig, dörflich. Wenn wir einmal von den vielen Multi-Millionärsvillen absehen, die links und rechts der Hauptstraße auf ihren Parkgrundstücken hinter hohen Mauern eben nicht zu sehen sind. Gut. Jede Großstadt, wenn wir München einmal freundlich so nennen wollen, hat sein Grünwald.

Diese Außendarstellung des P&R Imperiums jedoch ist wesentlich für den Erfolg bei den Kleinanlegern. Eine exzellent inszenierte Fassade. Die das gesamte komplexe monströse Firmengeflecht, wie es sich später darstellen wird, vor den Anlegern, vor der Presse und damit vor der Öffentlichkeit bewusst verbirgt. Es gibt, sichtbar, nur drei simple Vertriebsgesellschaften für drei Produkte. Und dann noch irgendeine Schweizer P&R. Schon das bescheidene, Wohnhaus-ähnliche Firmengebäude ist eine perfekte Farce der Bodenständigkeit und Seriosität, die niemals den Verdacht aufkommen lassen kann, dass hier ein Jahrhundertbetrug am Laufen ist. Ein Milliardengrab. Schlau! Denn öffentliche Beobachtung wäre sehr viel früher entstanden, wenn P&R und seine Geschäftsführer agiert hätten wie es schon viele Finanzbetrüger taten: Größenwahnsinnig im demonstrierten Luxus-Leben, wie es später bei S&K sichtbar sein wird, die rund 250 Mio. an Schaden verursacht haben soll, wie sich 2013 herausstellt. Die dabei

wüste und teilweise bizarre Partys gefeiert haben. Da wurde auch schon mal ein Elefant eingeflogen oder eine Badenixe in einem überdimensionalen Champagnerkelch drapiert. Obst aßen die Partygäste von nackter Haut. Die Chefin eines Escort Services berichtete, sie könne ihre Mädels nicht mehr in die Villa nach Offenbach zu S. schicken, weil sie dort für Nichtigkeiten hohe Geldbeträge erhielten und später nicht mehr woanders arbeiten wollten.18

Genau gegenteilig, mit eben der Demonstration von Bescheidenheit, Bodenständigkeit, Integrität, kokettiert P&R auch in allen Werbemitteln, Verkaufsprospekten, Kundenbriefen und Pressemitteilungen. Wir sind keine Bank, wird später in einer Pressemeldung als Beweis für Bescheidenheit und Bodenständigkeit formuliert werden. P&R grenzt sich bewusst ab von Banken, von Fondsanbietern, von den großen Playern. Und ist doch selbst einer davon. Einfach. Ertragreich. Sicher. Der Slogan. Alles wird beschrieben und vorgelebt, wie die vielfach unerfahrenen Kleinanleger es gerne gesehen und gelesen haben wollen. Und immer neu wird betont und gezeigt, dass P&R keine Bank ist, dass P&R nicht kapitalgerieben agiert, dass man nur die Renditen ausschüttet, die man auch erwirtschaften kann und dass vernünftige Investoren auf einen konservativen Finanzdienstleister treffen. Nein. Diese P&R ist nicht gierig. Mittelstand. Familienunternehmen. Der Tradition verpflichtet. Den Anlegern verpflichtet. Das absolute Gegenmodell zu all den aufgeblasen arroganten Private-Banking-Investmentanbietern für potente Kunden. Deutschland ist kein Land der Kapitalanleger. War es nie. So inszeniert, füllt P&R perfekt die Lücke zwischen dem guten deutschen Sparbuch und den spekulativen Aktien. Die Sicherheit des einen plus die Renditen des anderen. Alles offen gelegt, perfekt erklärt. Verständlich. Plausibel. Verträge auf zwei Seiten. Konservative Renditen. Verbindlichkeit. Das ist P&R. Man muss Vertrauen haben.

Und dann die schon mehrfach erwähnte P&R Equipment & Finance Corp. in Zug in der Schweiz. Keiner der Mitarbeiter unterhalb der Geschäftsführung ist jemals dort gewesen – außer der damalige IT-Leiter.

Aus wohl guten Gründen, wie sich später noch herausstellen wird. Aber darüber weiß niemand etwas. Über die Spinne im P&R-Netz, wie investmentcheck diese Roth-Gesellschaft im Juni 2016 bezeichnet.19 Diese unabhängige Schweizer P&R Gesellschaft war und ist bis heute für das Management der Containerflotten zuständig, die in Deutschland an die Anleger vertrieben werden, zuständig für die langfristige Vermietung und Vermarktung an Reedereien, wobei diese Vermietung offiziell ausschließlich über zwischengeschaltete Leasinggesellschaften läuft. Diese P&R in der Schweiz wird nur als Vertragspartner erwähnt. Als Sicherheit. Als Kompetenz-Beweis in vielen Werbemitteln im Allgemeinsten, wenn es darum geht zu zeigen, dass P&R Top-Spezialisten für den weltweiten Containermarkt am Start hat. Mehr muss kein Anleger wissen. Natürlich mag jedem aufmerksamen Investor auffallen: Ein Firmensitz im Schweizer Zug – ja – ein durchaus zweifelhafter Ruf. Oder ein hervorragender Ruf. Eine Frage der Perspektive.

Zug, Zentralschweiz, zirka fünf Kilometer südlich von Zürich gelegen, idyllisch am Zuger See, 30.000 Einwohner, davon rund dreißig Prozent Nicht-Schweizer. Warum wohl. Der Kanton Zug, die Steueroase der Schweiz, lockt mit Steuersätzen, die zirka nur die Hälfte des Schweizer Durchschnitts betragen. Kein Wunder also, dass viele multinationale Konzerne, unüberschaubar viele Holdings und eine nicht mehr bezifferbare Anzahl an Treuhandbüros und Domizil-Firmen dort gemeldet sind. Übrigens: Der Begriff Domizil-Firma ist ein wunderbarer Euphemismus: Ein so schöner Begriff für das, was man ansonsten Briefkastenfirmen nennt. Firmen, die aus Postfächern bestehen. Überwiegende Branchen: Rohstoffhandel und Finanzsektor. Wikipedia nennt 30.000 Einwohner und rund 24.000 Arbeitsplätze bei über 12.000 dort registrierten Firmen. Bedeutet statistisch: Auf zweieinhalb Einwohner kommt eine Firma. Auf eine Firma rund zwei Arbeitsplätze.

Auch die Schweizer P&R liegt in diesem Bereich. Sie beschäftigt damals nur insgesamt vier Mitarbeiter. Allerdings: Keine Briefkastenfirma. Dort wird gearbeitet. Hart. Dort werden Container vermarktet. Gehandelt. Mit dem Geld der deutschen Anleger. Dafür, dass dort Milliardenwerte bewegt werden, ist kaum vorstellbar, dass nur vier Mitarbeiter genügen sollen. Aber im Gesamtkontext des Wirtschaftsstandortes Zug doch stimmig, üblich und wohl möglich: Roth Senior als Verwaltungsratspräsident, meistens aber die vergangenen Jahre auf seiner Insel St. Barth in der Karibik lebend, Roth Junior geschäftsführend, als Verwaltungsrat oder Prokurist, später ersetzt durch Roths rechte Hand P. Baumann* (Name geändert), plus später zwei weitere Analysten, dazu eine Assistentin. Wie diese wenigen Menschen 1,5 Millionen Container managen sollen? Komplexität und Workload? Es ist ein globales, internationales Mega-Geschäft. Feldkamp in Deutschland versteht davon nichts. Absolut nichts. Feldkamp sammelt nur Geld ein. Dennoch wird die Schweizer P&R immer wieder wenigstens als Nachweis für die unvergleichbare systemimmanente Zuverlässigkeit genannt, Top-Spezialisten, quasi die Besten, für die deutschen Anleger. Denn Containerflotten werden weltweit häufig im Bieterverfahren erstanden. Diese Flotten müssen geprüft werden über hoch bezahlte Analysten, deren Geschäft darin besteht, die Handelspartner zu prüfen, die Container-Flotten zu analysieren, deren Wert, Alter, Zustand und Verfügbarkeit. Genau das leistet P&R / CH. Das macht den Unterschied. Das kann P&R besser als der gesamte Wettbewerb. Und: Bereits vor dem Kauf einer solchen Container-Flotte sind bereits entsprechende Mietinteressenten oder verbindliche Bestellungen durch die Leasinggesellschaften oder Reedereien vorliegend. Flottenerwerb erst nach Prüfung und wenn langfristige Mietverhältnisse für die zu erwerbenden Blechkisten wenigstens vorvertraglich festgelegt sind. Dazu die Unterstützung professioneller externer, scheinbar amerikanischer Dealmaker und Agenten. Schließlich – und das verdankt der Anleger eben diesen Schweizer Profis – verkaufen die deutschen Gesellschaften ja nur Container an Anleger, die bereits vor dem Kunden-Investment in langfristigen und damit kalkulierbaren Mietverhältnissen stehen. Einleuchtend: Nur dadurch sind Mieten auch in der Höhe für Anleger ja garantierbar. Und Rückkäufe nach Ablauf Vertragslaufzeit zu versprechen. Darin also liegt der enorme Wettbewerbsvorsprung: Nur bereits vermietete Kisten zur Investition auf den Markt zu werfen. Nur P&R beherrscht das. Darum ist P&R so sicher für die Anleger.

So spielt es keine Rolle, dass die Schweizer Gesellschaft in der Öffentlichkeit im Grunde gar nicht stattfindet. Keine Internetpräsenz, keine Nennung der handelnden Personen, keine Nachrichten. Man kann selbst diesen Umstand damals, wenn man so will, als Teil eben der P&R-Kultur bewerten, nicht lautstark und unsympathisch mit Größe, Internationalität und Leistungsfähigkeit, mit den Milliarden, die man bewegt, zu protzen. So ist eben nicht Intransparenz die öffentliche Wahrnehmung, sondern Bescheidenheit des volksnahen Mittelständlers, der nicht als Konzern nach draußen prahlt. Diese gewollte Wahrnehmung des netten Mittelstandes von nebenan wird bis zum bitteren Ende sehr klug und erfolgreich vermittelt. Der Großteil der Anleger hat dieses oder wenigstens ein ähnliches Bild von P&R gewinnen müssen. Vertrauenerweckend. Konservativ. Skandalfrei. Verlässlich. Bescheiden. In über 35 Jahren. Tatsächlich aber:

Der Standort Schweiz ist schlau gewählt innerhalb des länderübergreifenden Geschäftsmodells, das die Schweizer Container-Management-Gesellschaft und die deutschen Vertriebsgesellschaften aufs engste und wie wir heute wissen, auch auf fatale Weise, verbindet. Weit über das Thema Steueroase hinausgehend bietet dieser Standort dem Heinz-Roth-Personenkonzern P&R natürlich unbezahlbare Vorteile: Die Schweiz ist kein EU-Land, weitestgehend autonom auch in ihren gesetzlichen Compliance-Vorgaben, als zentraler Finanzschauplatz lebt sie von ihrem bis heute praktizierten, schon sehr speziell ausgeprägten und interpretierten Bankengeheimnis als wesentlichem Teil der Schweizer Wirtschafts-DNA und ist dadurch gerade für international und außerhalb der EU operierende Unternehmen ein Eldorado in jeder Hinsicht: Steuern, Bankgeheimnis, Gesetzgebung. Für P&R und deren wahres Geschäftsmodell, den Milliarden-Schneeball, also nicht nur nützlich, sondern dann ab 2007 sogar notwendig, wie wir Jahre später erfahren müssen – jedenfalls im Gesamtkontext eines Anlegerbetruges, der über zehn Jahre lang betrieben wird: Es gibt keine Pflicht zur Veröffentlichung irgendwelcher Informationen und Zahlen der Schweizer P&R für die deutschen Anleger. Obschon P&R / CH der Dreh- und Angelpunkt der so eng verbundenen Geschäfte ist. Obwohl dort die Container der deutschen Anleger gekauft, verkauft, vermarktet werden. Niemand hat bis 2017 Einblick in selbst die einfachsten Zahlen der Schweiz: Den Containerbestand und seine Zusammensetzung. Es ist die gefährlichste Zahl. Der Standort Zug ist ein wesentlicher Grund, warum der Milliardenbetrug mehr als zehn Jahre lang funktionieren kann.

Nach außen und nach innen also der äußerst übersichtlich organisierte Mittelständler P&R: Drei deutsche P&R Gesellschaften, die solide Container-Investment-Angebote an die Anleger vertreiben und für eine zuverlässige Bedienung aller vertraglich vereinbarten Verpflichtungen und Forderungen sorgen, nämlich Mieten und Rückkäufe. Und dann eben eine Schweizer Gesellschaft, die mit der Erfahrung und dem Netzwerk Heinz Roths aus Jahrzehnten für die Beschaffung und langfristige Vermarktung der Anleger-Container sorgt. Dennoch – Feldkamp bleibt übervorsichtig: Er verbietet auch dem neuen Marketing die vorgeschlagene grafische Darstellung der Firmengruppe. Er begründet damit, dass Heinz Roth das nicht will. Er selbst will es nicht. Heinz Roth sicher ebenfalls nicht. Das Phantom. Roth sen., so wirkt es für die Mitarbeiter, zieht dennoch die Fäden, so wird erzählt. Man weiß über seine Millionenvilla im schicken Grünwald, sein Haus in St. Johann, Nähe Kitzbühel, und eben sein Anwesen auf der Millionärs-Karibikinsel St. Barth. Roth ist ein Phantom. Ein Mythos. Die wenigen, die ihn früher kennen gelernt haben, sehr langjährige Mitarbeiter, sprechen bewundernd über ihn: Höflich, bescheiden, immer freundlich, zurückhaltend, ruhig, souverän. Ohne Milliardärs-Attitüden. Ohne Neureichengehabe. Kein Protz. Kein Prunk. Keine Außendarstellung. Einer, der sich alles erarbeitet hat. Einfache Verhältnisse, Österreicher. Das ist Roth. Es passt zum bescheidenen Auftritt seines Konzerns. Zum Gentleman.

Die P&R Gruppe aber ist tatsächlich das Gegenmodell des überschaubar einfach und klar transparent organisierten und strukturierten und so auch öffentlich wahrgenommenen Mittelständlers. Sie ist ein Imperium, dessen verflochtene Firmen und verbundene Geschäfte nicht zu fassen sind. Ein Imperium, das stattfindet in Deutschland, der Schweiz, England, St. Barth, den Bermudas, den Bahamas, Asien, und anderswo. Feldkamp in Deutschland, Roth in den anderen Ländern. Sie scheinen doch vieles richtig zu machen:

Das Geschäftsjahr 2011 bringt, nach 2010, erneut Wachstum: Trotz eines enormem Container-Fehlbestandes von damals bereits gerundet 570.000 Stück – 1,45 Mio. Container wurden insgesamt an Anleger verkauft, nur rund 880.000 sind Ende 2011 insgesamt vorhanden – lassen sich fehlende Einnahmen für Mietauszahlungen über 388,544 Mio. und Containerrückkäufe über 222,568 Mio. aus dem Rekordneugeschäft über 915 Mio. EUR finanzieren. Die Lücke wird größer werden: Die Zahl der an Anleger verkauften Container steigt. Der tatsächliche Containerbestand mit 880.000 Stück aber bleibt bis 2016 relativ konstant. Das Geld reicht damals schon nicht, um Container zu beschaffen. Es werden Anlegerforderungen bedient. P&R verwaltet zum 31.12.2011 insgesamt 3,374 Milliarden aktives Vermögen der Anleger in gesamt 168.919 Verträgen ihrer inzwischen 60.173 Anleger.20

Abgesoffen - Die Milliardenlüge

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