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Er fühlte sich wie ein Stück Zucker auf der Zunge einer riesigen Echse, die darauf wartete, daß das süße Kristall sich auflöste. Sein Schädel dröhnte, und mit Widerwillen nahm er die modrigen, süßlichen Gerüche wahr, die ihn umgaben. Feuchtigkeit drang in seine Kleidung, während er, angetrieben von gelegentlichen Schubsern, bergan stolperte. Major Elliotts Kopf war noch immer in kratzendes Sackleinen gehüllt, das ihm jede Sicht nahm.

»Restez, un moment, s’il vous plaît«, ertönte inmitten der wüsten Finsternis plötzlich hinter ihm eine Stimme, deren gepflegter Konversationston in merkwürdigem Gegensatz zu der rohen Gewalt der Entführung stand. Die Stimme gab Befehl, den Gefangenen die Augenbinden abzunehmen. Mit geschickten Fingern wurden die Knoten gelöst, und Minuten später starrte Elliott in das rosenfarbene Licht der Morgendämmerung.

Verwirrt und erzürnt blickte er sich um. Wie eine Fliege fühlte er sich im Netz der Blicke seiner Entführer gefangen. Um ihn herum, auf einer Lichtung im Regenwald, stand ein halbes Dutzend Farbiger. Neben sich erkannte er Phileas, einen alten, schwarzen Mann mit melancholischem Gesicht, der zu den Gefangenen des Forts gehört hatte. Zwanzig Jahre lang. Es konnte niemanden geben, der an seiner Befreiung noch Interesse hatte. Auch ihm waren die Hände auf den Rücken gebunden, auch er schaute mit stolzer Verachtung und erhobenem Haupt in die Runde.

Nun trat der Mann mit der gepflegten Stimme vor. »Bonjour, messieurs«, sagte er mit so übertriebener Höflichkeit, daß es eine Form der Beleidigung war, und verneigte sich. Major Elliott erkannte in ihm seinen Angreifer, den katzenartigen Mulatten mit den schmalen Augen, den hohen Wangenknochen und dem vollen Mund. Im fahlen Licht der Morgendämmerung wirkte er weniger gespenstisch, aber keineswegs weniger gefährlich.

Es war schwer, das genaue Alter des Mannes zu schätzen, dessen Bewegungen geschmeidig und jung, dessen Gesicht aber alt war. Er mußte über fünfzig Jahre zählen.

Unter seiner polierten Oberfläche lauerte etwas, das zugleich schrecklich weise und schrecklich wild war. Nie zuvor hatte Tom Elliott einen Menschen gesehen, der die gleiche Befähigung zur Güte wie zur Grausamkeit zu haben schien. Er hatte keinen Zweifel. Vor ihm stand der mysteriöse Rebell Grenadas – Julien Fedon.

»Ich habe versäumt, mich Ihnen vorzustellen, Monsieur«, begann der Anführer nun mit schmeichelnder Stimme, so als erriete er die Gedanken des Gentleman-Soldaten.

»Nicht nötig«, blaffte Elliott, »ich denke, ich kenne Sie. Ihr Name ist Fedon, wenn ich nicht irre? Oder soll ich Sie den loup-garou nennen?«

Der Schatten eines Lächelns huschte über das Gesicht des Farbigen, dessen Haut den Ton dunklen Honigs hatte. »Bien«, sagte er kurz, »nachdem die Formalitäten beendet sind, können wir unseren Weg fortsetzen. Die Augenbinden wären hinderlich beim Aufstieg. Achten Sie bitte auf die Wurzeln und Lianen. Ich fürchte, der Pfad wird nun schwierig.«

Bevor der Major oder sein Leidensgenosse etwas erwidern konnte, verschwand Fedon mit schnellen, lautlosen Schritten im dichten Gewirr von Farnen und Weihnachtssternen. Seine Männer trieben die Gefangenen an, denen nichts blieb, als ihnen zu folgen. Major Elliott warf einen letzten Blick zurück über die Schulter, um sich zu orientieren. Fern am südwestlichen Horizont entdeckte er dünne schwarze Rauchschwaden, die die aufsteigende Sonne umkräuselten. Fort George war nicht verloren, man hatte den Brand unter Kontrolle.

Sie befanden sich am unteren Hang des Mount Quaqua, dessen Kuppe hoch oben von Wolkendunst und Nebeln verschleiert war. Mit grimmigem Blick folgte Elliott dem Anführer. Bald hielt der Wald die Gruppe in seinen Schlingen. Endlose Schächte aus Dunkelheit standen zwischen den Bäumen, deren weit ausladende Kronen kaum Licht durchließen. Wie hypnotisiert marschierte Elliott, gefolgt von seinem schwarzen Leidensgenossen Phileas, durch das düstere, dunkelgrüne Labyrinth aus Philodendren, Fächerpalmen, Hautfarnen und Maulbeerbäumen. Die schwere, feuchte Luft machte das Atmen schwer. Der schwierige, für unkundige Augen nahezu unsichtbare Pfad verbot jede Unterhaltung mit dem anderen Gefangenen, und Elliott blieb nichts, außer darüber zu rätseln, was die Entführung zu bedeuten hatte.

Gewiß waren weder er noch Phileas, der seit Ende der Rebellion von 1796 im Fort eingesessen hatte, wertvolle Geiseln. Die Armee würde in keinem Falle eine Patrouille auf ihre Fährte setzen. Allein der Wunsch nach Vergeltung könnte den Kommandeur von Fort George zu einem Angriff auf die versteckten Rebellen veranlassen. Doch wie sollten sie deren Versteck, das sie mehr als zwanzig Jahre vergeblich gesucht hatten, nun entdecken?

Die Spitze des Mount Quaqua galt als unbesteigbar. In den Zeiten der Rebellion hatten Hunderte von Soldaten an seinen Hängen ihr Leben gelassen, zerrissen und zerschossen von hinterhältigen Kugelsalven aus dem undurchdringlichen Gestrüpp des Regenwaldes. Dies war das Gebiet des schwarzen Mannes, hierher flohen noch immer entlaufene Sklaven, um als Maroons frei in der Wildnis zu leben und zu sterben. Hier hatten die Fabeln und Mythen, die man sich vom loup-garou, von geheimen Bruderschaften und dem Stein, der unverwundbar macht, ihren Ursprung. Der weiße Mann war den Bedingungen und Fährnissen dieser Gegend nicht gewachsen.

Nach etwa einer Stunde erreichte die stille Gruppe den montanen Nebelwald, und Elliott gab jede Hoffnung auf eine baldige Rettung durch einen nacheilenden Trupp auf. In steilem Winkel kletterten sie weiter bergan. Spanisches Moos streifte ihre Gesichter wie gewaltige Spinnennetze. Schlingpflanzen, die die Bäume überwucherten, streckten ihre Wurzelfinger nach ihnen aus. In den von Dunst umhüllten Baumkronen kreischten Papageien einen Spottgesang. Als die Finsternis am dichtesten schien, lichtete sich plötzlich der Wald. Fedon erwartete die Männer auf einem Berggrat, der kaum breiter als ein Schiffstau war.

»Messieurs, jetzt kommt der gefährliche Teil unserer Exkursion. Wenn Sie möchten, Major Tom Elliott, können wir Sie gern an einem Seil führen oder als gut verschnürtes Paket hinüberziehen.« Seine Stimme war frisch, seine Miene belustigt. Elliott konnte nicht anders, als die verwegene Dreistigkeit des Mannes zu bewundern, und fühlte sich bemüßigt, ihm nachzueifern. Der Hasardeur in ihm war wieder erwacht.

»Ich danke Ihnen, Sir«, erwiderte er vollendet höflich, womit er ein Lächeln auf das Gesicht des Entführers zauberte, »aber mir sind solche Abhänge aus meiner Heimat durchaus vertraut.«

»Wie Sie wünschen, mon Commandant. Sie wurden mir als Abenteurer beschrieben«, kam es von Fedon, der seinen Männern zugleich Zeichen gab, den gebrechlich erscheinenden Phileas anzuseilen. Doch zum Erstaunen aller weigerte sich auch der schwarze Diener mit großer Würde, Hilfe von den Rebellen anzunehmen. »Wenn es Gott will«, waren die ersten Worte, die er an diesem Morgen sprach, »so wird Er mich über die Schluchten führen. Die Hilfe von Mördern aber lehne ich entschieden ab.«

»Mörder?« gab Fedon mit einem Anflug von Ärger zurück, »ich bin kein Mörder.«

Phileas spuckte aus, wiederholte seinen Vorwurf jedoch nicht.

»Immerhin haben Sie gestern nacht zwei Menschen vor meinen Augen getötet«, konnte Major Elliott sich nicht enthalten zu sagen. Fedon fand zu seiner Ruhe zurück.

»Ich töte keine Menschen, ich töte nur Feinde«, waren seine letzten Worte, bevor er, einem Seiltänzer gleich, den Berggrat entlanglief. Vorsichtig folgten ihm Elliott und Phileas, denen man die Hände losgebunden hatte, damit sie Halt an hervorragenden Ästen und Lianen suchen konnten.

Sie kamen nur langsam voran, während hinter ihnen die schwarzen Kampfgefährten Fedons mit sicherem Tritt den gefährlichen Weg meisterten. Immer wieder blickte der Rebellenführer sich nach der Gruppe um, und noch einmal erinnerte sich Elliott an Brimwells Worte von dem Wolf. Ob schwarze Magie oder nicht, dieser Mann war ein Wunder des Dschungels, in dem er all die Jahre überlebt hatte. Jetzt setzte er zu einem beherzten Sprung über eine kleine Kluft an, die den Berggrat von einem steilen Hang trennte. Sicher landete er an der Schräge und griff nicht einmal nach der Liane, die dort kunstvoll als Hilfe angebracht war.

Mit siegessicherem Grinsen erwartete er seine Gefangenen auf der anderen Seite. Phileas, der vor dem Major ging, erhob stolz sein Haupt und nahm Anlauf. Doch wie zu befürchten, war er nicht kräftig genug, um den Satz zu vollführen. Mit einem kleinen Schrei drohte er abzustürzen, und Elliott sprang beherzt vor, um den Bedauernswerten am Hemd zurückzureißen. Doch es war Fedon, der mit sicherem Griff und aus waghalsiger Schräglage einen Arm des alten Mannes zu packen bekam. Mit einem kräftigen Ruck zog er Phileas zu sich an den Hang. Der Alte dankte es ihm mit einem Blick kalter Verachtung und klopfte sich in unnachahmlich würdevoller Weise Staub und Dreck aus seiner grauen Gefangenenkluft.

Fedon lachte.

»Ich sehe, es ist nicht nach deinem Geschmack, von einem Mörder das Leben geschenkt zu bekommen. O Bruder, du bist in deinem Herzen mehr Brite als dieser stolze Major.«

Elliott gelang der Satz unter Mühen, aber er gelang. Seine schwarzen Begleiter vollführten ihn mit geschmeidiger Eleganz. Sie setzten kletternd den Weg zur Spitze des Berges fort. Als Phileas nach einer Biegung kurz verschnaufte, warf Elliott einen Blick hinab in die schwindelerregende Tiefe. Die Schönheit der Aussicht nahm ihm den Atem.

Tief unten, am Fuß der dicht bewaldeten, schroffen Hänge, leuchtete der Grand Etang, ein Vulkansee, der smaragdgrün schimmerte. Ein Steinbröckchen löste sich und hüpfte mit spitzen Schlägen hinab. Sein Weg dauerte mehrere Minuten, nicht viel länger als der Weg der Kletterer, bis sie das von Wald und Palisaden umschlossene legendäre Camp Fedons erreichten.

»Bien venue!« Fedon begrüßte sie dort noch einmal mit offenen Armen. Hinter ihm loderte ein Feuer, über das zwei Frauen einen schweren Eisenkessel gehängt hatten. Mißtrauisch blickten sie den Ankömmlingen entgegen. In den Büschen rund um die Lichtung machte Elliott gut getarnte, mit Palmwedeln gedeckte Unterkünfte aus. Er schätzte die Größe des Camps auf nicht mehr als fünfundzwanzig Hütten. In den Baumkronen über ihnen verrieten leichte Bewegungen des Blätterdachs versteckte Späher.

Die schwarzen Begleiter nahmen nun zwanglos um das Feuer Platz. Die Frauen reichten ihnen grobe Holzschalen und füllten sie mit einem scharf duftenden Eintopf.

Steif und unbeholfen musterten Phileas und der Major die friedliche Szene. Fedon, der sich ebenfalls auf den Boden gehockt hatte, um zu essen, winkte sie heran. »Kommen Sie, mes amis, kommen Sie. Dieser Leguan-Eintopf ist köstlich. Glauben Sie mir. Er verleiht einem die Schnelligkeit und Geschmeidigkeit einer Echse. Essen Sie mit mir.«

Weder Phileas noch der Major machten Anstalten, sich zu setzen, bis einer der Schwarzen aufsprang und sie mit sanfter Gewalt zu Boden drückte. Fedon machte ein Zeichen, und eine der Frauen lief zu einer der versteckten Hütten. Wenig später erschien sie mit einer grünen Flasche.

»Wenigstens einen Willkommensschluck sollten wir nehmen«, sagte Fedon, setzte die Flasche an und nahm einen kräftigen Zug. Dann nötigte er Elliott die Flasche auf. Der schnupperte mißtrauisch daran und rief erstaunt. »Das ist Rum.«

»Ja«, Fedon grinste. »Und der beste dazu, zwanzig Jahre alt. Stammt aus den Vorräten der Leumière-Plantage. Sie kennen sie? Nun, das freut mich, denn vor zwanzig Jahren war sie mein ganzer Stolz. Das beste Zuckerrohr habe ich dort gepflanzt, und die neuen Besitzer arbeiten noch heute mit meiner Brennerei, die zu den hervorragendsten der Insel gehört. Sie verstehen doch sicher, daß ich dort manchmal meine Rumvorräte ergänze? Dieser hier dürfte noch aus meinem eigenen Anbau stammen.«

Phileas nahm widerwillig die Flasche von Elliott und trank. Es war ein ausgezeichneter, reifer Rum mit dem Aroma alter Eichenfässer. Erfrischt und gestärkt, wischte sich der ehemalige Hausdiener den Mund ab. Dann sagte er. »Ihr seid also nicht nur ein Mörder, sondern auch ein Dieb.«

Fedon warf den Kopf zurück und lachte. Immer mehr gewann Elliott den Eindruck, daß der Mann ein wunderliches Spiel mit ihnen trieb, das einzig und allein seinem Amüsement zu dienen schien. Er hoffte, daß diese Art von Amüsement nicht eine besonders verfeinerte Spielart des Tötens einschloß.

»Ein Dieb, mon cher, ein Dieb? Oh non, non. Ich bin weder das eine noch das andere. Dies ist meine Insel. Oui, oui. Mon île, c’est vrai. Die Briten und alle anderen Tyrannen sind nur geduldete Gäste.«

Elliott zuckte zusammen. Nun war er sich sicher: Dieser Mann war größenwahnsinnig bis an die Grenze vollkommenen Irrsinns. Schweigend nahm er eine Holzschüssel voll Essen in Empfang. Das Aroma von Zimt und Muskat stieg ihm verführerisch in die Nase, und mit Genuß langte er zu. Es galt, wenigstens mit vollem Magen die Reise auf die dunkle Seite des Lebens anzutreten.

Fedon fand wieder zu seinem ruhigen Gleichmut und seinem eleganten Plauderton zurück.

»Mes amis, Sie haben natürlich die Freiheit, in mir zu sehen, was Sie wollen. Ich bin ein großer Freund der Gedankenfreiheit, der wir auch alle anderen Freiheiten verdanken. Aber meine Vernunft, la raison, verlangt es, Sie aufzuklären. Ich habe Ihre Kameraden nicht getötet, Major Tom Elliott. Die Zeit des Krieges ist vorbei. Der alte Lieutenant wird sich bald erholen, sein Kautabak enthielt nur eine Prise Manzanillo, genau wie das Pulver, das ich in die Haut des bleichen Jungen ritzte. Die Blätter dieses Baumes verursachen einen traumreichen Rausch. Altes Rezept aus Afrika. Ah non, ich bin kein Mörder. Und ich betrachte auch meine gelegentlichen Ausflüge zu La Leumière nicht als Diebeszüge. Die Plantage wurde mir und meiner Familie unrechtmäßig entrissen …«

»... nachdem Sie die Briten angegriffen, den Gouverneur und dreiundvierzig weitere ehrbare Regierungsbeamte, Kaufleute und sogar Geistliche im Namen der Freiheit ermordet haben. Machen Sie uns und sich selbst nichts vor, Sie sind ein Gesetzloser, ein Barbar«, unterbrach ihn Phileas scharf.

»Diese Worte aus deinem Mund schmerzen mich, Bruder«, erwiderte Fedon, und Elliott nahm zum erstenmal seit ihrer Begegnung einen Anflug von wehmütiger Ernsthaftigkeit in seiner Stimme wahr.

»Bist du nicht auch ein Schwarzer«, fuhr Fedon eindringlich fort, »ist deine Seele keine Wunde, deine Vergangenheit keine Narbe? Hast du Ingmale vergessen? Und Macandal? Hast du vergessen, wie die Weißen dein Volk hergeschafft haben? Eingepfercht wie Vieh? In stinkenden, fauligen Booten, ohne Licht und Luft, umgeben von Sterbenden und verwesenden Leibern? Sprich mir nicht von ehrbaren Kaufleuten und Gouverneuren. Bestien waren es allesamt.«

Phileas schwieg eine Weile, seine Miene war unbewegt, dann sagte er: »Nennen Sie mich nie mehr Bruder, Sir. Und ersparen Sie mir Predigten über die Leiden des schwarzen Volkes und über Ingmale und Macandal. Ich bin ein Nigger, ja. Aber Sie, Sir, sind nichts als ein erbärmlicher Mulatte und Aufschneider der übelsten Sorte. Sie haben im Namen einer zweifelhaften französischen Freiheit auf bestialische Weise getötet. Ich spucke auf diese Freiheit. Mein Herr, Sir Broderick Kellynch …«

»Kellynch?« unterbrach Major Elliott ihn überrascht, »aber so hieß ein Freund meines Vaters.«

Phileas schenkte ihm einen kurzen, ausdruckslosen Blick, dann fuhr er in Fedons Richtung fort: »Sir Kellynch war ein gütiger und gerechter Mann, dem ich die besten Jahre meines Lebens verdanke. Er war weiß, ein Brite wie dieser Major, und doch verdamme ich Sie dafür, daß Sie ihn getötet haben. Ihn und Ihre eigene Schwester.«

Fedons Gesicht verlor an Farbe.

Phileas schwieg kurz, dann fügte er in einem schneidenden Ton hinzu: »Gott ist mein Zeuge, Sie sind eine Bestie, Fedon!«

Fedons Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.

»Ich hätte nicht übel Lust, dich zu töten Phileas, wenn ich nicht wüßte, daß das Gefühl brennender Schuld dich so reden läßt. Warst nicht du es selbst, der den Mördern der Kellynchs das Tor öffnete?«

»Es waren Ihre Männer, Fedon. Sie kamen in Ihrem Namen. Wie konnte ich wissen, daß sie kamen, um zu morden?«

»Es waren nicht meine Männer, Phileas. Zum Teufel, es waren nicht meine Männer.«

»Aber Sie waren es, der am Morgen durch die brennende Ruine strich. Ich habe es mit eigenen Augen gesehen, Fedon. Nichts wird mich vom Gegenteil überzeugen.« Phileas wandte sein Gesicht ab, es war grau vor Erschöpfung.

»Ich war nicht da, um zu morden«, stieß Fedon hervor, dann schwieg auch er.

Elliott schaute die beiden Männer verwirrt an. Welches Geheimnis verband sie? Woher kam der Haß, der einen so tiefen Graben zwischen beide schnitt? War Phileas nicht auch wegen Teilnahme an der Rebellion verurteilt worden?

Fedon erhob sich und ging mit federnden Schritten davon. Zwei Schwarze packten Phileas und Elliott unsanft unter den Armen, zerrten sie hoch und stießen sie zurück in die Dunkelheit des Dschungels. Phileas bekreuzigte sich, und auch Elliott machte seinen Frieden mit Gott, wenngleich es ihn erzürnte, daß er ein Geheimnis mit ins Grab nehmen sollte, dessen Lösung er nicht kannte.

Der Sklavenkönig

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