Читать книгу Die letzte Crew des Wandersterns - Hans-Arthur Marsiske - Страница 10
5
ОглавлениеVon ihrem Aussichtspunkt auf einem Felsen aus konnte Jaiya gut beobachten, wie sich die Schildkröte ihrem Fangnetz näherte. Das Wasser war hier völlig ruhig und klar, durch eine Landzunge abgeschirmt von der Brandung. Die Pflanzen und Kleintiere, die sich an dieser Stelle sammelten, zogen viele Fische und andere Meeresbewohner an, doch bisher hatten alle das Netz gemieden.
Diese Schildkröte jedoch überquerte gerade eine unsichtbare Linie. Behutsam zog Jaiya an den Schnüren, die mit dem unteren, mit Steinen beschwerten Ende des Netzes verbunden waren. Während die Schildkröte etwa eine Armlänge unter der Wasseroberfläche weiter auf die eng geflochtenen Maschen vor ihr zuschwamm, erhob sich hinter ihr ein Gitter aus Kokosfasern. Jaiya bewegte sich langsam, passte sich den Bewegungen der Kröte an, um sie nicht im letzten Moment zu verschrecken.
Es war ein großes Tier, der Rückenpanzer breiter als Jaiyas Unterarm lang und mit einem geheimnisvollen Muster schwarzer Linien auf der sandfarbenen Oberfläche. Der Kopf erinnerte an einen Raubvogel und Jaiya wusste, dass sie sich vor dem Schnabel in Acht nehmen musste. Auch die Bewegungen der Schildkröte glichen denen eines Vogels, elegant schwebte sie durchs Wasser, konnte mit ihren kleinen Flügeln aber ebenso rasch die Richtung ändern. Sie war nicht leicht zu fangen, sobald sie sich bedroht fühlte, war sie rasch auf und davon.
Doch Jaiya hatte das Netz inzwischen an allen Seiten so hoch gezogen, dass die Schildkröte nirgendwohin ausweichen konnte, als sie schließlich das Hindernis bemerkte. Während Jaiya vom Felsen herabstieg, zog sie ihre Beute im Wasser wie in einem Beutel hinter sich her.
An Land wurde der Transport dagegen beschwerlicher. Jaiya konnte ihren Fang ohne Hilfsmittel nicht allein ins Dorf tragen, aber das brauchte sie auch nicht. Schon bald kamen andere Männer und Frauen aus dem Dorf, die hier ihre Netze auswerfen oder mit Pfeil und Bogen Fische jagen wollten.
Jaiyas Fang wurde bestaunt und von allen als Ermutigung gesehen, dass die Geister des Meeres wohlwollend gestimmt waren. Lachend verteilten sie sich in der Bucht. Das war ein guter Tag.