Читать книгу Das unglaublich unglaubwürdige Leben des Hannemann - Hans-Dieter Heun - Страница 7
Der Zauberer blickte eine Frage, doch Gott war für diesmal ohne Antwort. Sie betrachtete sich im Spiegel, grübelte über die Farbe Rot.
ОглавлениеErneut wachte Hannemann auf seinem Lager, ertrug grummelnd seine schmerzhaften Nachtkumpane. Er grummelte nicht wegen ihrer an sich willkommenen Pein, die Schmerzen erfüllten nur ihre Pflicht, sorgten für langandauerndes Denken. Nein, er war sauer auf die Rechtsruhende, denn die lag und stank.
Seit geraumer Zeit verfing sich das holde Wesen in den Überredungsnetzen einer Vertreterin der homöopathischen Heilkunst, um – unschuldig im Sinn – für ihn die Schönste zu sein. Doch jenes impertinente Kräuterweib, selbst ein Bildnis blühender Pickel, riet seiner Bettgenossin zu den angeblich Reinheit spendenden Säften des melaleuca alternifolio. Also zu Teebaumöl. Überaus folgsam und vorschriftsmäßig hatte sich der Unschuldsengel vor dem Zubettgehen gründlich vom Hals abwärts über ihre wundervollen Apfelbrüste, den flachen Bauch und die nervösen Schenkel bis zu ihren Kinderfüßen, Größe 35, mit diesem, an sich allein für Asiaten gedachten Gottesgeschenk gesalbt.
Es war dies ein ganz eigener Gestank. Nachdem Hannemann die Beischlafwillige, Migräne vor ihre tastenden Finger schiebend, mit einem angestrengt sanften Gute-Nacht-Kuss in die Träume entlassen hatte, grübelte er, wann er ähnlich Übles schon einmal gerochen hatte. Es fiel ihm nicht ein, doch das süßliche Rüchlein wehte unentwegt weiter.
Teebaumöl, pah, eine geradezu hundsföttische Art, dem geliebten weiblichen Körper solch grauenhaftes Aroma anzukleben. Hannemann verfluchte jenes rachsüchtige Wurzelweib. Die musste mit einem Irgendjemand pennen, während er, wann immer er wollte – und er wollte oft, aber konnte nicht immer – einem jungen blühenden Weib beischlafen durfte. Aber die stank. Was also anfangen in den langen schmerzenden Stunden der Nacht? Die Antwort war einfach: an Ingrid denken. Ingrid, sein Veilchen, seine Fliederblüte oder seine rote Rose – alles wunderschöne Gewächse mit duftenden Blüten. An Ingrid als sein Hühnchen zu denken, das verbot er sich strikt. Obwohl ein Hühnchen, mit frischem Thymian und Zitronenabrieb gebraten, gleichfalls phantastisch gut duftet.
Wer nicht hören und riechen will, muss fühlen. Schön für ihn.
Fühlen, mit allen Poren der Haut sehen, hören, schnuppern und schmecken. Begreifen und begriffen werden. Tasten und ertastet werden. Die Neugierde des Zauberers war grenzenlos. „Was macht er jetzt?"
„Er begreift, er tastet nach dem Geschlecht." Gott erklärte mit Engelsgeduld. Ihre Geduld von jenen Geflügelten geliehen? Nein, jenen Flatternden von Ihr verliehen.
„Jetzt schon? So früh?" Der Zauberer wunderte sich, schließlich herrschte Sitte und Anstand. Damals.
„Wie soll er das sonst alles schaffen? Wie immer hat er nur ein Leben, und früh übt sich, was ein Meister werden will." Gott sah das Gesamte und nicht die Konvention.
„Wird er denn jemals ein Meister im Geschlecht?"
„Wer kann das sagen, wenn nicht die Frauen?" Toll, Gott mit einer Gegenfrage.
„Normalerweise doch wohl wir, denn wir beobachten!"
„Glaubt Ihr das wirklich?"
Der Knabe wuchs weiter, erfuhr Veränderungen, doch unverändert fuhr er weiter Rad im Uhrzeigersinn mit seiner geliebten Ingrid. Und während er im Innenhof seine Runden drehte, erblühte Deutschland dreizehn Jahre nach dem großen Krieg. Das hatte Folgen.
„Hannemann, ich fahre mit Papa nach Italien. Tante Ute kommt zu Besuch und wird auf dich aufpassen!"
Die Ankündigung dieser Mutter saß. Erstens hasste er seinen Spitznamen, der ihm seit frühestem Kindesalter anhaftete. Eine merkwürdige Ableitung von ehemals Baby Hasemännchen, wohl wegen seiner großen, wohlgeformten, aber dennoch abstehenden Ohren. Zweitens bedeutete die Ankündigung „Urlaub in Italien", dass er und die Familie nun wohl endgültig reich waren.
Er war der erste in seiner Klasse gewesen, der – von München aus nicht weit, aber damals noch unvorstellbar – eine Landesgrenze, nämlich die nach felix austria überqueren durfte, nur um an einen gewissen Wolfgangsee in einem merkwürdigen Hotel namens „Weißes Rössel“ einen schlecht schmeckenden Apfelkuchen mit schlecht schmeckender Sahne zu verzehren. Ein Tagesausflug. Seine Auslandserfahrung hatte ihn jedoch vor den Schulkameraden ungemein aufgewertet, und jetzt fuhren diese Eltern sogar nach Italien. An das oft in Sagen beschriebene, trotzdem nicht vorstellbare wilde Meer. Ein Land, wo die Zitronen blühen sollten. Das war doch Stoff, mit dem man angeben konnte.
Wermutstropfen, die Aufgabe jener Tante Ute. Er war schon fast vierzehn, konnte also sehr gut auf sich selbst aufpassen – zumal jene Anverwandte nur acht Sommer älter war als er.
Onkel Ottokar sah so aus, wie er hieß, nämlich wie ein reifer Kürbis mit Baskenmütze. Dieser gute Onkel hatte Tante Ute, als sie gerade siebzehn, aber schon ein Mistviech war, mit Zwillingen versorgt und danach auf massivem Druck der Familie ehrbar gemacht. Ehe. Onkel Ottokar besaß jedoch den Fleiß und Unternehmungsgeist einer Arbeitsameise, gepaart mit dem Mut und der Libido des Löwen. Onkel Ottokar baute folglich ein Floß, sammelte Tante Ute und die Zwillinge ein – sehr zur Freude einer Vielzahl von jungen geilen Kanadiern – und schiffte in deren reiches, gelobtes Land.
Onkel Ottokar schaffte, wovon Onkel Ottokar geträumt hatte, und konnte es sich bald leisten, Tante Ute auf Urlaub in das good old Germany loszulassen. Einmal, weil er seinen Reichtum der popeligen Verwandtschaft so richtig zeigen wollte, zum anderen, weil sich Onkel Ottokar sehnlichst wünschte, endlich mit dem indianischen Kindermädchen allein zu sein. Tante Ute, lockendes Bardot-Imitat, war nicht sehr traurig über diese Abwechslung.
Am Nachmittag, nach der Schule und einer ziemlich schlecht zubereiteten Mahlzeit durch Tante Ute – zu oft saure Schweinsnieren mit Salzkartoffeln – fuhr er mit Ingrid Rad. Sie war frisch und rein, trug weiße Hemdbluse und blauen Schulmädchenrock, ebenfalls weiße Kniestrümpfe und schwarze Lackhalbschuhe. In ihrer Gegenwart fühlte sich Hannemann selig sauber. Das Mädchen war jeden Tag sein Ziel, sein Glück in viel zu schnell verrinnenden Stunden. Allein ein Umstand machte ihm gedanklich zu schaffen, nämlich wie er seinen damaligen Wunschberuf als katholischer Missionar bei den unglaublich ungläubigen Wilden in Brasilien mit einer Heirat von Ingrid in weißem Tüll vereinbaren konnte. Ja, Ingrid im weißen Tüll würde besonders frisch und unschuldig sein.
Zur Missionarsberufung wurde er angeheizt vom Funkturm Gottes, seinem ellenlangen und klapperdürren Schulpfarrer. Der Priester leitete ebenfalls ein christliches Trainingszentrum, das Hannemann zweimal wöchentlich mit Eifer besuchte. Zwei Stunden heiliger Psychoterror für äußerst wichtige Erkenntnisse des katholischen Glaubens, aus Sicht des Funkturms wenigstens: stockkonservative Glaubenssätze, entsprungen einer stockkonservativen Kirche. Die Frage des von seinen feuchten Trieben beunruhigten Jungen nach dem Sinn der unkeuschen Gefühlswallungen beantwortete der Funkturm jedoch ziemlich modern: Gesundes Kacken habe auch etwas lustvoll Befreiendes, daher sei beides natürlich und von Gott gewollt.
Zölibat bleibt Zölibat, und dieser Irrsinn menschlichen Zusammenlebens bedrückte Hannemanns Gedanken. Er wollte Ingrid auf ewig, und ihre Ehe würde sich wohl ohnehin nur auf Radfahren und Reden, vielleicht noch auf gemeinsames Heidenbekehren am Amazonas beschränken. Das konnte vor des katholischen Gottes Augen doch nicht gar so verderbt sein.
Dass Ingrid evangelisch war, wusste er damals noch nicht.
Sieben Tage weilten die Eltern bereits in Italien, sieben Tage lebte Tante Ute mit ihm allein in seinem Zuhause. Der penible Haushalt dieser Mutter wurde zusehends schlampiger, obwohl sich Hannemann redlich bemühte, reinliche Ordnung zu halten. Die Atmosphäre in den Zimmern jedoch war anregend schwül. – Warum war damals kein katholischer Engel erschienen? Verdammt, wo versteckte sich ein Geflüügelter, der seine Keuschheit und die Missionarsstellung bei den unglaublich heidnischen Heiden noch hätte retten können?
Kein Schutzengel erschien, und Tante Ute lief mit Nichts unter ihrem lila Morgenmantel durch die Wohnung. Alles an ihr offen sichtlich für aufregend heiße Sekunden. Sie nannte ihn „My little poor boy", womit sie ihre kanadischen Sprachkenntnisse bewies, und berührte ihn ständig. Mal strich sie ihm leicht, wie unabsichtlich, mit den lackierten Fingernägeln über die Brust bis zum Bauch, dann stupste sie ihn im Vorbeigehen neckisch mit ihrem schwingenden Becken und gab ihm, unerhört, plötzlich einen kleinen, mit feuchter Zungenspitze-draußen-Kuss auf sein Ohrläppchen.
Außerdem trank sie Vaters wohl gehüteten Cognac und die sieben Flaschen Bier, welche er ihr täglich vom Wirt zu holen hatte. Dabei musste Hannemann an Ingrids Haus und Ingrids Fenster vorbeilaufen, traute sich, irgendwie schuldbewusst, aber nicht aufzuschauen, um möglicherweise den geliebten Schatten hinter ihren Gardinen zu erspähen. Hatte die Tante genügend Morgentrunk intus, rollte sie sich – angeblich um ihr schon aufgeschütteltes Bett zu schonen und ihn bei den Hausaufgaben zu überwachen – auf seiner Bettcouch zu einem Mittagsschläfchen zusammen. Alle Kanadier halten Siesta, so sagte sie. Der lila Morgenmantel blieb dabei nachlässig offen.
Drei Tage dauert es, bis Hannemann in völliger Verwirrung wagte, seinen Drehstuhl und seine Augen in ihre Richtung zu wenden. Sie schlief ahnungslos ihm zugewandt. Also durfte er endlich sehen, worüber seine Schulfreunde und er bereits so oft gegrübelt hatten: Weiber-Brüste besaßen keine schwarzen Balken wie die Fotos von seinem Vater in der Nachttischschublade, sondern Brustwarzen wie er auch. Allerdings rosa mit ziemlichen Nippeln, die steil nach oben standen und leicht zitterten. Und da war auch nicht das geheimnisvolle dunkle Loch in ihrem flachen Bauch, in das ein Mann sein Ding stecken konnte – wie ein falscher Freund behauptete –, sondern weiter unten in einer Art Dreieck nur ein Haufen gekrauster Locken. Sonst nichts. Aber eigenartig, diese Locken, die halb entblößte Haut der unschuldig schlafenden Frau weckten prompt ein Schwellen, ein drängendes Pochen in seiner Hose, ein irres Fühlen, für das er sich sogleich ordentlich katholisch schämte. Hannemann bekam rote Ohren, strebte hastig zur Toilette, wo er nicht mehr lange hantieren musste.
Tante Ute die Gute lächelte in ihren Nachmittagsträumen.
Hannemann erinnerte sich, er wollte weiterhin nur mit Ingrid in ihrer weißen Hemdbluse und dem blauen Schulmädchenrock durch den Innenhof radeln. Doch sie bemerkte schlichtweg nicht, wie er gerade derart süß gequält wurde, ließ ihn allein in seinem schwülen Sumpf. Seine einzige Liebe kämpfte nicht um ihn, trug also Mitschuld an dem unausweichlich Kommenden. Hätte er jedoch mit dem Funkturm Gottes über diese Versuchung gesprochen, wären Ohrenbeichte und ein unerwünschter Hausbesuch die kaum zu umgehenden Folgen gewesen. Und die nackten brasilianischen Indio-Heiden würden vermutlich in alle Ewigkeit nicht von der Notwendigkeit des Kreuzes und des Büstenhalters überzeugt werden.
Damit war es jener sechste Tag, Samstag, geworden. Tante Ute sprach am frühen Abend: „Darling, es ist Zeit für dein Bad. Ich habe dir bereits heißes Wasser einlaufen lassen. Spring in die Wanne, weiche dich ein. Ich komme dann und wasch dir den Rücken."
Was hätte Auflehnung bedeutet, wo er gar nicht aufbegehren wollte? Wohl nur den Tadel einfangen, er solle sich nicht so anstellen, schließlich hätte sie bereits mehr Kinder gewaschen. Und außerdem sehnte er sich ja danach, aufgeregt, zitternd, erregt. Hoffentlich gab es genügend Schaum, den er über seine bereits steife Latte anhäufen konnte.
„Bist du soweit?"
Verdammt, seine Stimme, sich räuspern: „ Ja.“
„Okay, ich komme rein."
Tante Ute schloss die Tür hinter sich, um die Wärme des Kohlebadeofens nicht entweichen zu lassen. Wie gewohnt hing der Gürtel ihres lila Morgenrocks locker um die Taille, ihr nackter voller Busen drängte kaum gebremst ins Freie.
Lächelte sie etwa über sein erhitztes rotes Gesicht? Er wollte wegschauen, schaffte es nicht. Seine Tante streifte einen Waschlappen über ihre rechte Hand, zog den weichen Frottee kurz durch das heiße Wasser, seifte ihn mit der teuren Palmolive, setzte sich dann auf den Badewannenrand und gab ihre runden Knie frei. Es war fast schon zu viel. Hannemann sah die Knie mit großen Augen an, zitterte und fror in der Wärme. „Beuge dich vor." Sie rieb erst seinen Rücken mit kräftigen Kreisen, danach, niemals erwartet, Brust nebst Bauch. Er konnte sehen, wie sie mit schneller Zunge einen kleinen Schweißtropfen fing, der von ihrer Nase perlte, bevor sie mit dem Handschuh Wasser über seine feuerrote Haut schöpfte. „Jetzt die Beine." Ihre Stimme klang heiser dunkel. Willenlos rutschte Hannemann mit dem Po über den Wannenboden nach hinten und streckte sein linkes Bein in die Luft.
Tante Ute begann mit den Zehen, massierte die kleinen Glieder mit seifigem Schaum. Als sie den Lappen ins Wasser warf, mit schlüpfrigen Fingern in die Zwischenräume drang, war er machtlos. Es bäumte ihn auf, und sein Schniepel stieß wie ein Düsenjäger durch die Badewolken.
„Ja, wen haben wir denn da?" Sie flüsterte, ihre Finger strichen schnell über den Schenkel nach oben. Sein glühender Körper hielt krampfhaft die Spannung, streckte sein Ding sehnsüchtig ihrer Hand entgegen. Hoffentlich, bitte! Zeige-, Mittelfinger und Daumen griffen mit sanftem Druck ... Aus und vorbei: Es zerriss ihn, Milch schoss ins warme Badewasser.
Das plötzliche Ende schürte wilde Wut, zwang Tränenströme unter die Augenlider. Erstickendes Schluchzen beutelte seinen mageren Körper. Tante Ute aber lachte nicht, wie er befürchtete. Sie hatte verstanden. „Komm mein Großer, war es denn nicht schön?"
Sie half ihm aus der Wanne, hüllte ihn in ein weiches vorgewärmtes Badetuch, hielt ihn eng an sich gedrückt und rieb ihn mit der Linken trocken. Dann trat sie einen Schritt zurück, ließ das Tuch einfach zu Boden gleiten und führte ihn an der Hand in sein Zimmer. „Leg dich hin."
Hannemann fühlte die kühle Glätte eines frischen Lakens unter seinem Rücken. Erneut lief ein angenehmer Schauer über seine Haut. Ute – sie war alles, nur nicht mehr Tante – kniete neben der flachen Couch, nahm seinen Kopf zwischen ihre warmen Hände und küsste zart seine feuchte Stirn. Er atmete ganz flach, schloss seine Lider, presste, weil er mit ihnen nichts anzufangen wusste, seine Arme auf das Laken, spürte plötzlich ihre vollen Lippen auf den seinen und wie eine feuchte Zungenspitze mit ihnen spielte.
Doch er kannte noch keine Antwort.
„Schau mich an mit deinen schönen braunen Augen."
Er wagte die Blicke, es brannte nur eine Kerze auf seinem Nachttisch. Er sah im sanften Kerzenschein, wie seine Ute aufstand, ihren Gürtel öffnete und aus dem lila Morgenmantel schlüpfte.
Hannemann nahm den schimmernden Körper wahr, die rosa Nippel an ihren Brüsten, den Nabel in ihrem Bauch und das geheimnisvolle haarige Dreieck. Aber er merkte auch, wie sie ihn ausforschte und bald zufrieden schien. Denn dieses beglückende Pulsieren wirkte erneut, ließ seine Stimmung ruckartig steigen. Ute lächelte, nicht verletzend, sondern schnurrend wie ein Kätzchen vor einem wärmenden Feuer und setzte sich rittlings auf seine Beine. Gänzlich ungezwungen fasste sie seinen Schwanz und legte ihn an ihren Bauch, wo er sich sichtlich wohl fühlte. Sogleich zu voller Pracht aufstieg.
Was nun, was würde jetzt geschehen?
Ute beugte sich vor, ließ ihre steifen Nippel mit seinen Brustwarzen spielen. Reflex: Die Arme hoben sich vom Laken, seine Hände fassten und kneteten ungeschickt festfleischige Halbkugeln, während das wohlige Drängen immer stärker wurde. Sie begann, ihre Hüften zu drehen, wand sich, rieb sich an seinen festen Schenkeln, ließ kleines klagendes Keuchen hören. – Hoffentlich tat sie sich nicht weh.
Es war unbeschreiblich schön für ihn, er war nur noch Fühlen und wollte, ihr Spiel solle niemals enden. Doch auf einmal hielt sie inne, sah ihn mit seltsamen Augen fragend an. Warum, hatte er etwas falsch gemacht? War er zu ungeschickt, würde Ute gar gehen? Er würde für immer gebrochen sein, das wusste er damals mit absoluter Sicherheit, wenn sie ihn in seinem Zustand allein ließ.
Mit einem lauten Stöhnen warf Ute den Kopf zurück, nahm seinen Schwanz erneut zwischen ihre Finger, hob das Becken und führte ihn ein in etwas wunderbares Feuchtes, das nur für ihn allein geschaffen schien. Er füllte es aus, und Ute begann, sich zu bewegen.
Nach jenem Abend und jener Nacht – sie schliefen zusammen, forderten sich bis zur Erschöpfung – änderte Tante Ute ihr Verhalten. Sie erwartete ihn frisch und mädchenhaft gekleidet, wenn er vom Gymnasium kam, und er zeigte ihr sein München. Doch wann immer sie sich unbeobachtet wähnten, schmusten sie, liebten sie sich: In den grünen Isarauen, im schummrigen Bergwerk des Deutschen Museums, im hohlen Kopf der Bavaria. Und in den von beiden heiß ersehnten Nächten lehrte ihn Ute – die Gute, Utilein, Schneuzelchen – die Spielarten des Küssens, sowie den Körper nebst den Geschmack einer Frau und all die anderen Dinge zu tun, welche die Weiber erfreuen.
Ute vergaß ihn nicht, und ihre Veränderung hielt an. Zurück in Kanada entsagte die lehrreiche Tante dem Alkohol und ebenso der geschlechtlichen Liebe. Sie tat Gutes, half und gab reichlich den Armen, wurde zur Heiligen und zog sich bald in die ewigen Wälder zurück. Dort lebte Ute einzig und allein für ihre Träume, bis ein schweres Sumpffieber sie elend dahinraffte. An ihrem Lieblingsort, einer einsamen Lichtung nahe dem Ontariosee, legten junge unschuldige Männer sie auf goldene Ahornblätter und schickten glühende Gebete gen Himmel. Und es geschah, dass eine Gloriole sich senkte und ihren makellosen Leib in undurchdringliche lila Wolken hüllte.
Hannemann erfuhr erst viel später davon. Doch eines blieb von ihr in seinem Leben erhalten: Er schiss fortan auf die Kirche, auf die Lehren des Funkturm Gottes bezüglich des sechsten Gebots und gleichfalls auf eine dauernde Missionarsstellung bei den unglaublich ungläubigen Heiden.