Читать книгу Sucht Ho Ki Su - Hans Gerd Scholz - Страница 12

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Ki Su erwachte durch die Kälte, die ihm durch Mark und Bein ging. Dichter Nebel hing im Flusstal. Die Hinterlassenschaft des Herbstes, dürre Äste, braune Gräser und verlassene Spinnennetze waren mit einer dünnen Reifschicht überzogen. So gründlich es ging beseitigte er die Spuren seines Lagers. Würde man entdecken, oder auch nur vermuten, dass er hier gewesen war, war er so gut wie geliefert. Er zerstreute die Asche des Lagerfeuers mit einem Stock, warf sein Bett aus Schilfstroh in den Teich, verwischte mit Reisig die kaum sichtbaren Fußspuren und alles, was sonst auf seine Anwesenheit hindeuten konnte. Dann machte er sich auf den Weg.

Doch wohin sollte er sich wenden? Seine Uhr war als Kompass ohne Sonne nicht zu gebrauchen. Auch die hohen Berge zu beiden Seiten des Tales ließen sich als Landmarken nicht verwenden. Also beschloss er, den Bach zu durchwaten und das jenseitige Ufer zu erklimmen. Und sich dann in dieser Richtung weiter zu bewegen. Er hoffte, dass dies die richtige sein möge.

Mühsam kämpfte er sich das steile Flussufer hinauf. Als er den Bereich der nackten Felsen überwunden hatte, ging es etwas leichter voran. Dichtes Gras mit vereinzelten Büschen und Sträuchern folgte. Endlich hatte er den Rücken des Höhenzugs erreicht. Der zähe Nebel hatte sich etwas gelichtet, so dass er die kalte Wintersonne in ihrem milchigen Kreis erkennen konnte. Er richtete den Stundenzeiger, der jetzt kurz vor der Neun stand, in ihre Richtung, so dass er einen Orientierungspunkt festlegen konnte. Unter sich sah er eine langgestreckte Talmulde, durchzogen mit einzelnen Wasserläufen. Er musste dieses tückische Sumpfgebiet überqueren, wenn er nach Westen wollte.

Also machte er sich an den Abstieg. Als er die Ebene erreichte, blieb er mit dem rechten Fuß im klebrigen Modder stecken. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich zu befreien. Nein, dieser Sumpf war nicht zu durchqueren. Er beschloss, ihn weiträumig zu umgehen. Auch wenn dies unnötig Zeit kosten würde, blieb ihm keine andere Wahl. Er wandte sich nach Norden. Bis zur Grenze waren es noch mindestens fünfhundert Kilometer.

Nachdem er bis zum späten Nachmittag marschiert war, erreichte er einen kleinen Bachlauf, der sich in der Senke verästelte. Wieder quält ihn der Hunger. Er beschloss, sich eine Angel zu bauen und sein Glück zu versuchen. Zuerst schnitt er mit der Sägeklinge seines Werkzeugmesssers einen

knapp drei Meter langen Weidenast ab. An dessen oberem Ende befestigte er die zusammengeknotete Kordel, die er aus dem unteren Rand sowie der Kapuze des Wattemantels gezogen hatte. Danach löste er den Deckel von der Konservendose, knickte ihn in der Mitte so lange, bis dieser brach. Die beiden Hälften faltete er zusammen und bohrte in beide Enden mit dem Dorn des Messers ein Loch. Aus der Manteltasche holt er eine der beiden Mullbinden, welche er aus dem Erste-Hilfe-Kasten des Russenjeeps mitgenommen hatte. Sie war mit einer Sicherheitsnadel zusammengesteckt. Er befestigte in einem der Löcher die Nadel. So entstand ein Blinker, ein künstlicher Köder für Raubfische wie Forellen, Barsche und Hechte. Jetzt musste er noch eine Lösung zum Befestigen dieses Köders an der Kordel finden. Er konnte nicht damit rechnen, dass eine Forelle darauf hereinfiel, wenn sein Köder direkt an diesem dicken Strick hing. Deshalb kramte er den halben Meter Bindedraht aus der Werkzeugkiste des UAZ hervor, den er für alle Fälle ebenfalls mitgenommen hatte. Und verband den Blechköder mit Draht und Schnur.

Vorsichtig schlich Ki Su an die tiefe Stelle am Bachufer, wo sich in einem Wirbel der Wasserstrom drehte. Hier sollte eine ideale Stelle zum Angeln sein, vorausgesetzt, dass es in diesem Gewässer überhaupt noch Fische gab. Mit zuckenden Bewegungen führte er die Angelrute immer wieder durchs Wasser. Nichts. Er versucht es erneut. Nur nicht aufgeben, sonst bleibt der Magen hungrig. Plötzlich ein heftiger Ruck. Weit bog sich die Weidenrute durch. Jetzt musste es sehr schnell gehen. Der Fisch durfte keine Möglichkeit erhalten, noch zu entkommen. Wenn er aber versuchen sollte, seine Beute mit einem Ruck aus dem Wasser zu schleudern, würde wahrscheinlich die Nadel abbrechen und der Fisch auf nimmer wiedersehen verschwinden.

Also bewegte sich Ki Su vorsichtig vom Ufer weg, wobei er die zuckende Angelrute stets gestrafft ließ. Noch einen Meter, dann hatte er die Forelle von fast zwei Pfund ans Ufer gezogen. Das große Tier tötet er mit einem Kehlschnitt.

Nachdem er seine Beute gewaschen und ausgeweidet hatte, entzündete er an einer geschützten Stelle ein Feuer, an dem er auch die Nacht verbringen wollte. Er hatte die Möglichkeit, den Fisch als Suppe zu kochen, wobei er leider nicht den gesamten Tierkörper in der Dose unterbringen konnte. Also entschloss er sich, ihn auf zwei großen, im Feuer erhitzten Steinen zu garen, nachdem er ihn filetiert hatte. Immer, wenn sie zu erkalten drohten, nahm er die beiden Ersatzsteine aus dem Feuer, so dass mit der Zeit das Fleisch eine weiße Farbe erhielt. Als er die Rückenflosse widerstandslos entfernen konnte, wusste er, dass der Fisch nun genießbar war.

Mit Heißhunger verzehrte eine Hälfte der Beute. Die zweite wollte er Wegzehrung für den nächsten Tag aufheben. Wieder sammelte er trockenes Gras für sein Nachtlager, wie am Abend zuvor.

Sucht Ho Ki Su

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