Читать книгу Mord im Bankhaus Lindström - Hans Hyan - Страница 6
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ОглавлениеKommissar Starkmann war mit Wachtmeister Vogel und Assistent Nebeltau um die Ecke nach dem Harlemer Platz gegangen. Sie wollten durch den zweiten Eingang des Hauses über den Hof in den Heizkeller. So blieben Herr Henderson und Doktor Splittericht allein im Tresorraum.
Sie hatten auf zwei Hockern Platz genommen, und der Chef der Kriminalpolizei steckte sich noch eine von den schweren Zigarren an, die er entgegen dem Rat seines Arztes vornehmlich dann gern rauchte, wenn eine besonders schwierige Aufgabe seinen Geist beschäftigte.
Doktor Splittericht war der Vertraute des ungemein rechtlichen und tüchtigen Henderson gewesen, solange er im Kriminaldienst stand. Als es ihm mit den Jahren immer schwerer wurde, sich in den Beamten-Rangstaat einzuordnen, litt es ihn nicht länger bei der Behörde. Sein Ruf war auch in Privatkreisen so groß, daß er als Detektiv das Zehnfache seines Beamtengehaltes verdiente. Dabei zog ihn die Kriminalpolizei noch jetzt bei besonderen Gelegenheiten gern zu Rate.
Die Herren saßen eine Weile schweigend beieinander. Zarte blaue Wolken zogen von der großen Zigarre des Oberregierungsrates durch den Raum, bis Splittericht auf einmal sagte:
„Wenn ich nur wüßte, wieso der Zalewski ’n Herzschlag gekriegt hat ...“
„Wird ’n Herzfehler gehabt haben, lieber Doktor!“
Splittericht nickte:
„Ganz recht, Herr Oberregierungsrat ... möglich ist das schon ... aber so herzleidende Leute wenden sich selten einem so anstrengenden Beruf zu ... haben auch meist gar nicht die Energie, die dazu nötig ist ... Ich kann mir nicht helfen, Herr Oberregierungsrat, an der Sache stimmt etwas nicht ...“
Kommissar Starkmann kam ohne seine beiden Helfer wieder herunter in den Tresor.
„Was sagen Sie dazu, Herr Starkmann ... ich meine, zu dem Herzschlag des Zalewski?“
Starkmann zuckte die Achseln:
„Was soll man da sagen! Der andere hat ihm vielleicht ’ne Pille gegeben, hat ihn beerben wollen, konnte die anderthalb Millionen alleine gebrauchen!“
Splittericht schüttelte den Kopf:
„Ausgeschlossen. Sie kennen doch unsere schweren Jungen ebenso gut wie ich selbst, Herr Kollege. Aber Sie denken vielleicht nicht so an das psychologische Moment bei der Tat. Wenn so ein Mensch an seine doch unerhört schwierige Aufgabe herangeht, dann erfüllt ihn das ganz und gar! Daß er dabei auch noch einen so raffiniert ausgeklügelten Mordplan wälzen soll — nein!
Übrigens hätte Doktor Rangower das ohne weiteres festgestellt ... müßte auch ein ganz besonders tückischer Geselle sein, der Täter! Nein, hier liegt irgendeine Kombination vor, die, das will ich offen gestehen, mir vorläufig selber ganz rätselhaft ist.“
Der Doktor-Kommissar stand auf und ging nachdenklich beobachtend durch den engen Raum. Er kam dabei an einem kleinen Tisch vorbei, der neben dem Geldschrank stand. Auf der polierten Platte befand sich ein handgroßer Wasserfleck ... Wie kam er dahin?
Splittericht ging zu den beiden Herren zurück. Er sagte kein Wort.
Herr Henderson blickte fragend zu Kommissar Starkmann hin, der in seiner unbekümmerten Weise mit einem halben Lachen erwiderte:
„Na, ich habe jedenfalls meine beiden Helfer zu der ‚schwarzen Alma‘ geschickt. Die hat die alte Zachowsche Kaschemme in der Boyenstraße, und da werden wir vielleicht Husaren-Albert finden. Das war der beste Freund von Zalewski. Das heißt, sie haben sich mal um ein Mädel gegenseitig halbtot geschlagen. Wer weiß, ob das Husaren-Albert dem da“ — er deutete mit der Stiefelspitze auf den bedeckten Leichnam — „nicht noch nachträglich hat eintränken wollen.“
Doktor Splittericht war sichtlich anderer Meinung.
Starkmann meinte rasch und nicht allzu höflich:
„Na, eine Erklärung haben Sie doch auch nicht, Herr Doktor?“
„Nein, aber ich werde sie finden, Herr Kollege ... Sie verzeihen, Herr Oberregierungsrat, ich will mir nur einmal die oberen Räume ansehen.“