Читать книгу Wohlstand macht unbescheiden - Hans Joachim Gorny - Страница 7
Natur
ОглавлениеSolange sich Menschheit und Wohlstand vermehren, werden Naturräume weniger. Davon bin ich überzeugt. Der sich ständig vermehrende Verbrauch muss ja irgendwo hergeholt werden. Und primär wird die Menschheit auch weiterhin den billigeren Weg bevorzugen. Denn: Weshalb werden Luft und Wasser verschmutzt und neue Flächen verbraucht? Weil es billiger ist. Die Reste der Urwälder wird man umzäunen und mit Waffengewalt verteidigen müssen. Ebenso die Nationalparks, von denen viele nur so lange bestehen bleiben werden, wie sich der Tourismus lohnt. So lange genug Touristen nach Afrika fliegen, die Elefanten, Nashörner, Löwen und Gorillas in freier Wildbahn erleben wollen, wird es diese Tiere auch geben. Wenn nicht, wird alles was Geld bringt gewildert und die Nationalparks werden als Weideland für Rinder genutzt. Bei vielen Stämmen ist es Brauch, möglichst viele Rinder zu besitzen, ohne auf den wirtschaftlichen Nutzen zu achten.
In meinem Leben habe ich einige Male mein Hobby gewechselt. Als Schüler war ich im Leichtathletikverein, mit achtzehn entdeckte ich das Motorradfahren, danach wurde ich ein bekannter Freizeitsportler. Als Mensch der sich immer zu beschäftigen weiß, fand ich irgendwann wieder ein neues Steckenpferd. In einer Altstadtgasse kaufte ich ein leerstehendes Tagelöhner-Haus. Das Haus mit kleinem Stall und Schopf hatte nur noch Grundstückswert, ich bezahlte gerade mal vierzehntausend D-Mark. Und ich freute mich diebisch, weil die Stadt nicht zum Zuge gekommen war. Denn die Stadt lässt alte Häuser, Ställe und Scheunen, die nicht unter Denkmalschutz stehen, abreißen und macht aus den Grundstücken Parkplätze.
Inzwischen gibt es in der ganzen Altstadt, auch im Brunnental, nicht einmal mehr das Relikt eines Misthaufens. Kein einziges abseits stehendes Aborthäuschen ist mehr zu finden. Einzig ein alter Schweinestall, der steht unter Denkmalschutz. Aber sonst ist die Vorstadt Brunnental aller Zeugen der ehemaligen kleinbäuerlichen Kultur beraubt. Aus den Ställen und Scheunen wurde Wohnraum; wo früher Maissilos, Hasenställe, Holzlager und Karren standen, parken nun die Autos der Bewohner; wo damals eifrig die Hühner pickten, sitzt jetzt Betonpflaster oder liegt Asphalt. Dem Stadtteil wurde sein ursprünglicher Charakter, den er einige Hundert Jahre lang hatte, gründlich genommen. Zwar stehen die meisten alten Häuser noch, aber alle sind schön gestrichen und sehen aus wie eine Filmkulisse. In meiner Kindheit konnten sich die Altstadtbewohner keine Farbe leisten, an vielen Gebäuden bröckelte der Putz, in der Regel wurde nur provisorisch geflickt. Es war das organische Gegenteil zu meinem sterilen perfekten Elternhaus.
Wenn man gemein wäre könnte man behaupten: Der Wohlstand löst in der Bebauung wie auch in den Hirnen die Bescheidenheit auf. Wer es entspannter sieht sagt sich: Leben ist Veränderung, nicht einmal ein Berg bleibt wie er war.
Nachdem meine langjährige Beziehung mit Elfi wackelte, bin ich dem Naturschutzbund beigetreten, eben um etwas für die Natur zu tun. Zumindest mal vor unseren Stadttoren. Denn so, wie am Amazonas, im Kongo und auf Borneo Naturräume zerstört werden, werden sie auch in Deutschland vernichtet. Und in Deutschland ist alles viel kleinstrukturierter. Jede Fläche die verloren geht, ist ein Trittstein weniger, den einheimische Tiere und Pflanzen nutzen können, um ihre Art zu erhalten. Gerade die Rheinebene würden die Bürgermeister gerne zu einem Industriegebiet machen. Kaum eine Feuchtwiese ist noch erhalten, jedes Bächlein ist kanalisiert, alte Gewässer sind am verlanden, wertvoller Baumbestand ist bedroht.
Zum Naturschutz kam ich über meinen Freund Alex, dessen Vater Landwirt war. Damals. Keines der fünf Kinder wollte den Hof übernehmen. Als Alex und ich achtzehn wurden, war das einstmals profitable und stolze landwirtschaftliche Anwesen, das problemlos eine Familie ernährt hatte, unmodern und unrentabel. Alex‘ Vater legte den Hof still und ging in Rente. Sein Nachfolger hätte am Hungertuch genagt.
Am Ende des vierten Schuljahres waren meine Noten immer noch nicht besser, eine Empfehlung fürs Gymnasium in weiter Ferne. Meine Schwester Katharina kam in die Zehnte, mein Bruder Franz in die heiße Phase, die mit einem möglichst ruhmreichen Abitur beendet werden sollte. Das Problem Phillip wurde nur kurz aber intensiv behandelt. Während der Vorhaltungen und Predigten meiner Eltern zog ich meinen Kopf ein, zeigte meine antrainierte schuldbewusste Miene und ließ den wortreichen Schauer über mich ergehen, ohne mich groß zu äußern.
Für ein Abitur war ich einfach nicht zu begeistern. Mir leuchtete die Notwendigkeit nicht ein, mich wie meine Geschwister abzumühen, um etwas zu erreichen, was sowieso schon viele anstrebten. Dazu musste man auch geboren sein. Für ein Streberleben fehlte mir der Sinn und ich sah die Gefahr, so zu werden wie meine Eltern. Deren Dasein war für mich nicht nachahmenswert. Nur für den Beruf zu leben, war das Letzte was ich als Zehnjähriger wollte. Meine Art, alles mit Abstand zu betrachten und locker zu bleiben, passte sowieso nicht zu einer gymnasialen Karriere. Gefühlt waren meine Prioritäten höherwertig als die Prioritäten meiner Familie. Ich spürte deutlich, dass ich nicht so war wie die meisten und ich wollte auch nicht so sein wie die meisten. Was ich wollte, wusste ich damals noch nicht. Das Einzige was ich wusste war: Ich wollte nicht dem Geld hinterherrennen und ich wollte keine Karriere machen. Beides hätte ich als zu gewöhnlich empfunden. Und ich war grundsätzlich immer auf der Seite der Schwächeren. Das war der Einfluss der Karl May Bücher. Schon als Kind war ich ein Einzelgänger, den das Tun der Mehrheit befremdet. In mir steckte die Natur eines Nischenbewohners, der unbeachtete Lebensräume zu nutzen weiß.
Nachdem mein Vater seine Vorhaltungen beendet hatte, meinte er gönnerhaft: „Phillip, dann machen wir das so: Du gehst vorerst auf die Realschule und holst dein Abitur später nach.“ Ich nickte eifrig und war damit entlassen. Im Rechtschreiben aber war ich so schlecht, dass ich eine Aufnahmeprüfung machen musste, die ich nicht bestand. Diese Niederlage hätte ich mir gerne erspart, wollte aber guten Willen zeigen. Meine Eltern schüttelten nur ratlos ihre Köpfe und machten sich zum Vorwurf, dass sie mich nicht zum Nachhilfeunterricht gezwungen hatten. Meiner Kariere als Hauptschüler stand nichts mehr im Wege.
In der fünften Klasse bekam ich neue Mitschüler und der Sportunterricht eine andere Qualität, mein Klasse musste nun um den ganzen Sportplatz rennen. Der Junge, der das am besten konnte, hieß Alex. Ich fragte ihn neidisch, weshalb er so schnell war. Er sei im Leichtathletikverein, sagte Alex stolz und musste erst einmal erklären was das war. Es imponierte mir, in einem Sportverein zu sein und schnell rennen zu können. Ich ging mit Alex ins Schülertraining und fand Gefallen daran, mir die Lunge aus dem Leib zu rennen. Hinterher war ich angenehm schlapp. Nach einigen Probe-Trainingseinheiten legte ich meinen Eltern eine Beitrittserklärung zur Unterschrift vor. Kurz wurde diskutiert, ob ich nicht lieber ein Instrument lernen wolle. „Ich will mich bewegen, was ich beim Musizieren nicht kann“, war meine Antwort. Die Eltern, obwohl sie ihren Jüngsten wenig kannten, konnten das gut nachvollziehen, weil ich schon immer ständig auf Achse war. Einer der gerne unterwegs ist, so ihre Überlegung, ist in einem Leichtathletikverein gut aufgehoben.
Alex und ich wurden dicke Freunde. Er wohnte auf einem Bauernhof, der etwa einen Kilometer vor der Stadt lag. Es war ein alter und ehrwürdiger Hof, mit vielen Nebengebäuden. Das wichtigste Gebäude war einmal die Mühle gewesen. An der Mühle floss ein schmaler Kanal vorbei, über dem ein riesiges Mühlrad hing. Im Gebäude hingen hölzerne Zahnräder und lederne Antriebsriemen, es sah aus wie bei Max und Moritz. Die Mühle aus dem neunzehnten Jahrhundert war noch betriebstauglich, aber leider zu langsam. Sie brachte ihrem Besitzer kein Geld mehr ein. Auf jeden Fall war sie ein herrlicher Spielplatz.
Um eine Freifläche herum standen mehrere Gebäude. Neben der Mühle befand sich die Tordurchfahrt, in der in grauer Vorzeit die Knechte und im Krieg die Zwangsarbeiter geschlafen hatten. Daneben eine Überdachung für die Wagen und Gerätschaften, der Schweinestall und der Misthaufen. Gegenüber der Mühle standen das großzügige Wohnhaus, ein Stall mit zwölf Milchkühen und eine riesige Scheune. Im Hof waren zwei Wachhunde angekettet, die ihre Aufgabe sehr ernst nahmen und jeden Fremden laut und Zähne fletschend empfingen. Wenn man sie von der Kette ließ, waren sie plötzlich friedlich wie Lämmer und schnüffelten nur noch herum. Dann war ihre Dienstzeit beendet. Da ich schon die Hunde aus Brunnentals Gassen kannte, wusste ich die Hofhunde zu nehmen, die mich durch Alex‘ Vermittlung auch schnell akzeptierten.
Wegen der Hunde mussten Besucher und Briefträger außenherum durch den großen Gemüsegarten zur Küchentür. Dort befand sich auch das Maschendraht-Gehege der Hühner, die alles aufpickten was hineingeworfen wurde. Für die Nacht wurden sie von den Kindern in ein gemauertes Häuschen gescheucht. Wo Hühner gehalten wurden, lebte garantiert mindestens ein Fuchs in der Nähe. Bei großem Hunger gruben sich Füchse sogar tagsüber unter dem Zaun hindurch.
Manchmal radelte ich nach der Schule, ohne Anike Bescheid zu sagen, mit Alex zu dessen Hof. Angeblich um Hausaufgaben zu machen. Dort erwartete mich ein deftiges Mittagessen und saß ich mit Alex‘ vier Geschwistern, den Eltern und einer Oma am Tisch. Danach wurde gespielt oder die Gegend unsicher gemacht. Alex war der Zweitjüngste und hatte noch wenig Pflichten. Gespielt wurde meistens mit seiner siebenjährigen Schwester Konstanze, auf die er aufpassen musste. Spielten wir am oder im Kanal, gab es oft nasse und dreckige Schuhe und Hosen. Spielten wir in der Scheune, waren die Klamotten bis in die Unterhosen voll Heu. Wenn wir in den Ställen gespielt hatten, ging ich zuhause sofort freiwillig unter die Dusche.
Das bäuerliche Mittagessen war oft gewöhnungsbedürftig, es gab solche Sachen wie Kohlrouladen, Rinderzungen, Kutteln und Ochsenmaulsalat. Nachdem einmal Rindfleisch mit Meerrettich auf dem Tisch stand, verzichtete ich aufs Mittagessen, aß zuhause und ging lieber später auf den Hof. Dann aber blieb ich bis zum Abendessen, weil es Holzofenbrot, geräucherte Würste, Speckeier und frischen Käse gab. Abends erreichte ich das elterliche Heim immer knapp vor dem Eintreffen meiner Mutter. Meine Hausaufgaben zu kontrollieren, wurde in der Regel vergessen, der schulische Werdegang meiner älteren Geschwister war den Eltern viel wichtiger. Meine Familie hatte einen Tunnelblick der an mir vorbei ging, an dessen Ausgang leuchtete das Wort Abitur. Noch hohler wurde es bei uns zuhause, als Franz einen Studienplatz suchte. Da war jedes gemeinsame Essen eine Qual, es redeten nur noch unser Vater und sein Ältester in masochistischer Weise über das immer gleiche Thema.
Zwei Jahre später begann Alex‘ ältester Bruder eine Lehre als Koch und verließ Hof und Stadt. Alex musste nun öfter auf den Feldern und im Stall helfen und ich half mit. Lernte Rüben aufladen, Heu schwaden sowie Kühe und Schweine füttern. Ein weiteres Jahr später verließ der nächste Bruder den Hof und machte eine Lehre bei der Deutschen Bahn. Alex´ Vater zwang keinen, Bauer zu werden. Vermutlich ahnte er schon damals, dass ein Zehn-Hektar-Hof nicht mehr lange überlebensfähig sein würde. Die Kinder bekamen von den Sorgen nichts mit, weil weder die Mutter noch der Vater viel redeten und die Oma sowieso keinen Durchblick mehr hatte. Jeder der vom Hof ging war eine Entlastung und die Kinder merkten es nicht, weil sie ihre Eltern für tolerant hielten.
Als auch die ältere Schwester in die Fremde ging, erreichten Alex und ich den nächsten bäuerlichen Level, denn wir lernten Traktor fahren. Auf den Höfen war es selbstverständlich, dass die Buben mit zwölf oder dreizehn Jahren Traktor fahren konnten. Alex‘ Vater kaufte einen Heuschwader und einen Ladewagen. Das Heu wurde nun maschinell zu Reihen geschoben, was uns Jungs grandiosen Spaß machte. Dann rasten wir zum Hof zurück und hängten den Ladewagen an. Es war eine Freude, wie einfach das Heu, ohne Handarbeit, von den Zacken aufgenommen wurde und im Wagen verschwand. In der Scheune wurde es maschinell auf den Heustock geblasen.
Beim Pflügen und Sähen war mehr Genauigkeit erforderlich, das ließ sich der Vater nicht nehmen. Es war auch die Zeit, in der der Maisanbau aufkam. Die Rheinebene war das Maisanbaugebiet schlechthin und ist es heute noch. Vielen Einheimischen ist das ein Dorn im Auge, den Naturschützern sowieso. Wegen Arten-Armut. Aber keinem Bauern kann man einen Vorwurf machen, dass er mit Mais das meiste Geld verdient. Allerdings benötigen die Bauernhöfe heute, um überleben zu können, fünfzig bis hundert Hektar Fläche.
Es gab für uns Jungs auch mal nichts zu tun. Dann waren wir auf der Pirsch, suchten seltene Pflanzen und versuchten Tiere aufzustöbern. Alex kannte ein paar Orchideen und tat ganz wichtig. Die seien selten und deshalb wertvoll. Einen Graureiher dagegen hielten wir für einen Kranich. Störche gab es noch, sie waren beim Heuen ständige Begleiter. Einige Jahre später waren sie genauso aus der Landschaft verschwunden wie viele Greifvögel. Da steckte das krebserregende Insektizid DDT dahinter, das sich in der Natur angereichert hatte.
Wenn wir in ein Feldgehölz stiegen, konnten wir sicher sein, dort auf Rehe zu stoßen. Eine Sensation war es, wenn wir im Mai junge Füchse beim Spielen beobachten konnten. Und eine Mutprobe war es, obwohl sie nicht beißen, eine Ringelnatter zu fangen. Denn wenn man eine Ringelnatter in die Hände nimmt, entleerte sie sich sofort. Und das stinkt penetrant. Wer Pech hatte, bekam den weißlichen Dünnpfiff nicht nur auf die Hände, sondern auch auf die Klamotten. Die Schlangenkacke stank so sehr, dass nur noch ausziehen half. Die Hände musste man, um den Geruch restlos loszuwerden, dreimal waschen.
Alex‘ Vater hätte gerne einen eigenen Weinberg gehabt, um abends ein Viertele schlotzen zu können, wie er meinte. Sein Wunsch erfüllte sich nicht. So blieb es beim selbstgebrannten Schnaps nach dem Essen. Entlang der Feldwege standen diverse Obstbäume als Bienenweide, um Schatten zu spenden und um Früchte zu produzieren. Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschgen, Mirabellen und sogar die zuckersüßen Renekloden wurden weniger gegessen oder eingemacht, als zu Schnaps gebrannt. Bäume schütteln und Obst auflesen war im Herbst die große familiäre Gemeinschaftsarbeit. Im Winter wurde dann aus der Maische der Schnaps gebrannt. Dabei machte ich meine erste Bekanntschaft mit Alkohol. Alex´ Vater ließ mich probieren. Sofort wurde mir warm und stieg mir der Schnaps zu Kopf. Beeindruckt von der plötzlichen Wirkung, hätte ich am liebsten einen Zweiten getrunken. Doch der Bauer war nicht dumm. Er konnte schlecht den jüngsten Sohn eines Anwalts betrunken machen und ihn dann auch noch nach Hause radeln lassen. Den Winter nutzte Alex‘ Vater auch zum Körbe flechten, derweil durften wir Buben die Gülle und den Mist auf die Felder fahren. Um Traktor fahren zu können taten wir alles.
Das einzige Hobby des Vaters war die Bienenzucht. Die Bienenvölker produzierten so viel, dass noch Honig verkauft werden konnte. Ab Hof wurden auch Milch, Butter, Eier und Schnaps verkauft, manchmal auch Wurst und Speck. Schlachttag war Festtag. Was mich immer wieder schockierte war, wenn die schon tote Sau mit brühheißem Wasser übergossen wurde und nochmals zu toben anfing. Das Metzgen kannte ich aber schon aus der Altstadt.
Auf die Jagd gingen Alex und ich auch. Wir jagten die Bisamratten am Kanal, Wildkaninchen und Feldhasen. Gefangen haben wir nie etwas. Als dann die Myxomatose durchs Land zog, saßen die Wildkaninchen völlig zahm mit zugeschwollenen Augen auf den Feldern und Wegen. Da verging uns die Jagd und wir verlegten uns aufs Schwarzangeln. Mit selbstgebastelten Angelruten, Haken und Netzen belagerten wir den Kanal und den etwas entfernteren Bach. Unser Angelzeug taugte aber nichts. So wie wir mit unendlicher Geduld Frösche und Eidechsen von Hand fingen, lernten wir auch, Fische und Krebse von Hand zu fangen.
Mehrere Nachmittage in der Woche und in den Ferien sowieso, verbrachte ich auf dem Bauernhof und Konstanze war meistens dabei. Nach Ende der neunten Klasse machten Alex und ich eine Lehre, kamen danach in die Sturm- und Drangphase, und mussten leider noch zur Bundeswehr. Während des Wehrdienstes sahen wir uns anderthalb Jahre lang nur wenig. Als ich nach der Entlassung den stillgelegten Hof besuchte, stand eine bildhübsche Konstanze vor mir. Sie war das letzte verbliebene Kind und lechzte nach Abenteuer und Leben.