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Heeresbericht oder Liebesbrief?

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Achselzuckend sich dem Schicksal ausgeliefert fühlen, das ist leicht und hat ungeheures Unheil in der Welt zur Folge gehabt. Es hat zu der unsinnigen These geführt, daß Kriege unvermeidlich seien. Fang bei dir an, heute noch, diesem Unfug entgegenzuleben! Baue ab mit aller Unfriedlichkeit, mit aller Muffigkeit in deinem eigensten engsten Bereiche, in dir selber, bei dir zu Hause und in deinem Betriebe! Häuslicher und eigener Unfriede wirkt aus kleinem Kreise unweigerlich ins Weitere, stapelt, steigert, summt sich zusammen und ergibt den Unfrieden ganzer Völker.

Nicht an den Kabinetten,

es liegt an dir und mir.

Daß wir den Frieden retten,

so rett ihn erst bei dir!

„Der weiße Mann ist schlecht erzogen“, so lautet die moderne Weisheit des Ostens und hat doch selber den Irrsinn eigner Kriege nicht verhindern können, weder vormals noch jetzt. Also fragen wir nicht lange nach deren Erziehung! Fangen wir bei uns selber an! Aber wo? Vielleicht bei der Jugend? O ja, das scheint selbstverständlich und wird schon weidlich geübt. Man hat die Grimmschen Märchen „entgrimmt“. Eine wahrhaft große Tat! Das schöne Märchen vom Machangelboom zum Beispiel ist eine der schwierigsten Lektüren für Erwachsene und, wenn man es richtig überlegt, selbst Hänsel und Gretel und selbst Rotkäppchen. Märchen enthalten nicht nur altes Volksgut, sondern auch altes Volksböse. Wie sollen Kinder es unterscheiden, wenn kaum ihre Schulmeister es vermögen? Und kann es besser werden, wenn der Schulfunk mit Behagen Coopers Lederstrumpf aufwärmt? Oder wenn im Lateinunterricht immer noch Cäsars „De bello gallico“ gelesen wird? (Und das sogar in der Mädchenklasse!) Es wäre besser, Cäsars Liebesbriefe an Kleopatra zu lesen; vielleicht sind sie, bei nicht weniger klarem Latein, weniger verlogen, als Heeresberichte im allgemeinen zu sein pflegen, auch die aus Gallien, sicher aber sind sie amüsanter und auf der Ja-Seite des Lebens, wohin wir unsere Kinder und uns selber gestellt sehen möchten. Ich fürchte nur, sie sind nicht erhalten. Sie wären für Jugendliche ungeeignet? Ich wüßte nicht, was für die Jugend ungeeigneter wäre als das Böse. Kriegsgeschichte aber, selbst im trefflichsten Latein, ist Geschichte des Bösen. Wir aber sollten vernünftigerweise nichts als Kulturgeschichte treiben, Geschichte also vom unermüdlichen Bau der Freude, der guten Freude.

Rette die Freude

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