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Die Törin

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Nicht weit vom See am Strome lag die kleine Stadt. Die Würgedrachen waren darüber hergefahren. Wer von den Bewohnern deshalb sein Leben hatte einbüßen müssen, er brauchte nicht mehr zu klagen. Denn die Zeit, die folgte, war elender als der Tod.

Nur die kleine Törin blieb guter Dinge. Zwar besaß sie einen Buckel, nicht groß, aber immerhin. Sozusagen zum Ausgleich hatte sie hübsche Beine und überdies ein einfältiges Herz, keineswegs etwa frei von Neigung zu bedeutenden Dingen, doch des Zweifels enthoben über das, was sie tat, und das, was darzustellen ihr gegeben war. Sie pflegte nach Feierabend durch die Trümmerschluchten zu gehen, die vormals Straßen und Gassen gewesen waren, und dann sang sie. Ja, sie hatte eine freundliche Stimme. Und sie nickte zu den ausgebrannten Mauern empor, als singe sie für die, welche hier gelebt und ausgelitten hatten.

Der Fischknecht aber war unterwegs.

Zwischen den Ruinen in den Rattenkellern, da wohnte noch mancher. Da wuchsen, wenn sie singend vorbeikam, die Köpfe wie giftige Pilze aus dem Mulm, und Aasgeruch ging davon aus. Die Reinlichkeit war selten geworden; ach, was soll man darüber reden, man weiß, wie das ist, wenn der Mangel überhand nimmt, wenn man unter dem baren Nichts zu ersticken droht und den Regen beneidet, der weiter keine Bedürfnisse hat, als feucht zu sein, sich hinzuhauen und zu verdunsten, und der – so nebenbei – die Weidenröschen hervortätschelt, den Schutt zu überblühen, unaufgefordert wie der Gesang der Buckligen. Denn das Schöne ruht nie.

Und mancher grinste ihr zu, einladend, sein bißchen Nichts mit ihm zu teilen und das ihre mit seinem. Von den Kellerlöchern war es eine günstige Perspektive, an ihr hinauf zu blinzeln. Das war denen, die an Bartgestoppel und kahlen Schädeln als männlich zu ersehen waren, mit blassem Vergnügen klar. Außerdem war der Vater dieser Sängerin der Verwalter der Fabrik, wo sie alle in Lohn standen. Die weiblichen Wesen jedoch in den mürben Höhlen, von aussichtsloser Hausarbeit und jenseits aller Schönheitspflege trübe aufmerkend, hielten nicht zurück, an die Tatsache zu gemahnen, daß diese Nachtigall eine höchst alberne, verbogene, bucklige und durchgedrehte Schraube sei. Denn welchen Wert man auch dem männlichen Geschlechte beizumessen sich entscheidet, derzeit und des Orts hatte es den Wert der Seltenheit und war von Begehr, Neid und Verzweiflung umwittert.

Der Fischer aber gab der großen Stadt den Vorzug, wenn er das Gewicht seines Wertes mit dem seines Fanges ins Unerhörte steigerte. Die kleine Stadt oder vielmehr das, was so trostlos von ihr nachgeblieben war, hätte es nötiger gehabt und hatte nichts davon, nicht den kleinsten Stintschwanz.

Die Törin aber sang, und keiner nahm sie für voll.

Sie kam bis an die Uferkante. Dort, in dem engen Bunker des Postens, der vormals die Gegend hatte bewachen sollen, hauste der Fischknecht, falls er jemals da war. Dann auch lag sein Boot auf den Strand gezogen, ein derbes dickes Boot, das einzige, was ringsum erhalten geblieben war, und sein angebliches Eigentum, und es wäre schwer gewesen, es zu stehlen; auch war das, was daran beweglich war, samt den Seestiefeln, sorgfältig unter dem panzerstarken Lukendeckel verschlossen.

Viel Mißgunst lagerte um dieses Boot.

Die Törin sang auch daran vorüber. Und der Fischknecht blickte ihr nach.

Wenn man mit den Augen nicht zu hoch hinaus will, sagte er sich, dann ist es so übel nicht.

Sie dürfte nur nicht singen.

Man möchte ihr beinah etwas geben dafür. Aber was hätte sie schon Handfestes zu tauschen?

Und er blickte in die Wolken und auf seine Armbanduhr, es war Zeit, wieder auf Fang zu fahren.

Die Fabrik stellte Bausteine her aus dem Schutt der Häuser und verkaufte sie an die große Stadt, wo schon wieder Industrie und Geld wuchsen. Für die kleine Stadt gab es keine Bausteine, die Bewohner hausten weiter in den Kellerlöchern, gingen in die Fabrik, mahlten Schutt, verbuken ihn zu Ziegeln, erhielten ihren Stempel und Lohn und erstanden die kargen Lebensmittel, die aus dem Erlös der Steine herangeschafft wurden.

Der Verwalter der Schuttziegelei war zwar vom Staate fest angestellt, hatte es aber auch nicht viel besser in der undichten Bretterbude, wo er nebst dem bißchen Behörde und mit seiner Tochter untergekommen war.

Er war ein ehrlicher Mann. Er verwaltete auch den Schuppen mit den Vorräten.

Das genügte, ihn mit Bosheit zu belauern.

Seine einzige Tochter, das war die kleine Törin, die Bucklige, die einfältige Sängerin.

Sie war seine einzige Freude, und so unnachsichtlich er gegen jede Nachlässigkeit im Betrieb einschritt, die Törin durfte tun, was sie wollte, spät aufstehen, vergessen, den Ofen zu heizen, vergessen, die Mahlzeiten zu bereiten, vergessen, das Geschirr und die Stube zu säubern.

Jedoch sie nutzte es selten aus, war früh zugange, hielt alles in Ordnung, soviel an dem bißchen, was der Zerstörung entgangen, zu halten war, kochte, deckte auf und ab, wusch, schrubbte, flickte, stopfte und besorgte alles zur rechten Zeit.

Was Wunder, daß auch sie der Neid umrankte derer, die fauler oder zermürbter waren als sie oder ungeschickter.

Sie aber wuchs still dahin unter dem Efeu und den Mispeln des Abspenstigen, und ihre zierliche, liebreiche Stimme hob sich wie ein zarter Wipfel über den Verfall, die Öde und die Ungüte, als sei in ihr die vergangene Blüte des Ortes aufbewahrt.

Moiji hieß sie, Moiji, so nannte ihr Vater sie.

Ihre Mutter war den Soldaten erlegen, ihre Brüder gefallen, ihre Schwestern verschleppt.

Und nun erreichte es auch ihren Vater.

Niemand hatte gewagt, ihm ins Gesicht zu meckern, aber die Verdächtigungen, er habe sich nicht nur an den Vorräten, sondern auch an seiner übergedrehten Tochter vergriffen, genügten zu seiner Festnahme.

Die Törin aber sang noch eine Weile weiter, zwischen den Höhlen zuseit der ehemaligen Gassen, und die Kinder gnickerten ihr nach und bewarfen sie mit Schuttbrocken. Doch dann kam die Sache mit dem Fischknecht. Seine Beute, die vormals als ziemlich belanglos gegolten, hatte er, den Bedarf ausschlachtend, in schwärzesten Tausch umgezaubert und Entsprechendes dafür in Besitz genommen, Gerät und Behang, ja sogar eine Armbanduhr aus angeblichem Gold, von der großartigen dicken Wollmütze ganz abgesehen und von den Sonntagsschuhen. Für die aber hatte er seine Butt wohl etwas eilig verhumpst, sie waren ihm sichtlich zu eng.

Dem sollte man den Untersatz wegpusten! murrten die Kellerlöcher: Haben wir nichts, brauchen andere auch nichts. Und seine Katze sollte lieber unsere Ratten fressen als den guten Fischabfall.

Es kam so weit, daß einer jener Schiefmäuligen, der einige Munition zu verbergen gewußt, gelegentlich eine Sprenggranate unter den Bootskiel schob; und somit ging auch dieser Glanz dahin, der letzte der kleinen Stadt, der solide Fischerkahn. Und auch die Katze war mit draufgegangen.

Der Fischknecht schlich gekrümmt wie ein böser Angelhaken umher, schnupperte in alle Löcher, als wolle er den Täter erschnuppern; oho, welchem Beton von Ehrbarkeit, Ahnungslosigkeit und empörter Gekränktheit begegnete er überall. Er ließ nicht locker. Schwankend vor Ingrimm, geriet er zur Dämmerung ins Kielwasser des Singsangs, der die störrischen Visagen wie üblich ein wenig ans Freie zu locken verstand. Hieß es eben: Der letzte Glanz? O je, wie stand es mit dem kleinen Singsang der Törin? Keine Sorge, sie sang noch. Aber wer schon fand Besonderes dabei? Der Fischknecht gedachte es nur als Köder zu nutzen. Gierig folgte er der zarten Stimme, die wie alltäglich ungefragt und kostenlos hin und her zog durch die traurigen Winkel. Aber die struppigen Schädel, die eben hervorgeschlüpft waren, der Törin an die Beine zu schielen, verduckten sich restlos, als sie des Fischknechtes Sonntagssohlen heranknirschen hörten, und auch die Kinder entflohen. Seine großmächtigen Wasserstiefel und selbst seine Holzpantoffeln waren mit dem Boot in die Luft geflogen.

Du bist die rechte Sirene, knurrte er der Törin nach; denn er hatte aus den Zeiten, wo es noch Bücher gegeben, manches Absonderliche behalten, unter anderm auch das mit den Sirenen, die lieblichere Töne hervorzubringen wissen als die Signalpfeifen der Fabriken, Luftwarnungen und Ozeaner.

Schließlich blieb die Törin stehen, und als er heran war, sagte sie mitten in ihrem Gesang: Und du willst ihn erdrosseln?

Das will ich, antwortete der Fischer. Und wenn du mir das Saustück zeigst, hier auf der Stelle.

Was hättest du wohl zu geben? lachte die Törin.

Er überlegte nicht, so aussichtsreich erschien ihm die Frage. Was du willst! sagte er gierig.

Gir mir deine Uhr, sagte sie und kam dicht an ihn heran.

Aber erst ..., meinte er und wäre etwas zurückgewichen, wenn nicht die elenden Mauerbrocken und das enge Schuhwerk die Beweglichkeit gehindert hätten. Da fühlte er ihre Finger auch schon an seinem Handgelenk, und die teure Uhr löste sich von ihm.

Wie also heißt das Schwein? fragte er drohend.

Es ist noch nicht genug! lächelte sie, und ihr Gesicht blickte rund und milde zu seiner Ungeschlachtheit auf.

Nicht genug? Das wäre noch schöner! brummte er. Jedoch er brummte lange nicht so, wie er wohl hätte toben mögen. Es gafften nämlich schon wieder ein paar borstige Schnauzen über die Kellerschwellen und, über die Schultern gedrückt, zwei, drei hohle, hungrige Kindergesichter. Die Törin lächelte weiter und sagte: Deine Mütze muß ich auch haben, die ist auch ergaunert.

Erlaube mal, polterte er und richtete sich auf, um das gute Stück aus der Reichweite zu entfernen.

Und deine knackigen Schuhe auch, sagte sie.

Er wollte ihr höhnisch den Rücken kehren. Es wurde ihm zu dumm. Zumal ihre Stimme höchst verändert und eindringlich geklungen hatte. Du bist wohl verrückt, knurrte er, aber er kriegte die Beine nicht recht von der Stelle. Zieh sie doch aus, sagte Moiji sonderbar leichthin: Sie drücken dich ja doch nur.

Der grobe Fischkecht schnappte nach Luft. Derartige Frechheit war ihm noch nicht vor den Bug gelaufen. Sie sah ihn merkwürdig an, wandte sich nun ihrerseits und ging weiter und sang.

Was denn sang sie? Nicht viel. Wie meistens, nur dieses:

Hol über, Cherub,

komm mit deinem Boot!

Am andern Ufer

gibt es keine Not,

so hörten wir.

O gönn uns einen Blick!

Doch ist es dort wie hier,

bring uns zurück!

Mach keine Scherze! keuchte er ihr nach und: Rutsch mir deinen Buckel rauf! Du zeigst mir jetzt den Banditen oder ...! Und er kam hinter ihr her, seine Schuhe brannten wie Kneifzangen. Er drehte seine Wut, von der sie nicht erreicht zu werden schien, den Kellern zu, aber da war nichts mehr, weder Gaffer noch Löcher. Die Gegend war verändert; sie waren weiter hinaus gelangt, als er zu meinen sich entsann. Die Schutthaufen sahen geglättet aus, Hügel an Hügel, und Kreuze waren darauf gepflanzt. Da bin ich noch gar nicht gewesen, dachte er, und duster ist es auch schon. Die Hügel lagen überall im Weg, er stolperte hierhin und dorthin. Die Weidenröschen standen dicht und hoch, starr wie Bambus schlugen sie in sein Gesicht. Und man hörte die Kröten aus den Muddlöchern den Baß blasen zum Lied der Törin, und dort, wo sie ging, war ein dünner Weg, dort, sieh an, ging auch seine Bootskatze und schrie begehrlich. Er mußte wohl oder übel ihr nach, und es war wohl auch klüger wegen der weggeschnappten teuren Armbandsache. Auch würde sie schon wissen, diese gefährliche Buckellerche, wie man aus diesem elenden Friedhofe hinaus gelangen könne. Sie sang so völlig unbeschwert, sang und sang. Es ist der Mond, sagte sich der Fischknecht, der hinter den Wolken sich herumdrückt, der zaubert schlimmer als ein Schnapshändler. Und er zog eine Flasche aus der Jacke und nahm einen stärkenden Schluck. Wird’s nun bald? fragte die Törin.

Er wäre fast auf sie aufgeprallt, so plötzlich hatte sie sich wieder umgewandt und stand dicht vor ihm; er mußte sich an ihren Armen halten, und das fühlte sich nicht unangenehm an, schade nur, daß dabei die Flasche ihm aus der Hand entglitt und zerschellte. Die Bootskatze – oho, träume ich? dachte er –, die Bootskatze zerschellte mit.

Verzeihung, sagte er höflich. Die Törin erwiderte milde: Setz ab! Zieh aus! Da setzte er wahrhaftig die dicke Mütze ab, die er um fünf Kilo grünen Aal erscheuert hatte. Deck dir den Buckel damit zu, wollte er sagen. Es wollte ihm jedoch nicht durch die Kehle. Sie lächelte ihn an, und sie lächelte gut. Und die Schuhe, die engen Schuhe? drängelte sie.

Wer redet von eng? erwiderte er. Ich hab, was ich hab.

Dabei hätte er aufheulen mögen, seine Füße saßen wie in Schraubstöcken. Ich brauche die Senkel nur ein wenig lockerer zu schnüren. Er bemühte sich, derartiges ganz behaglich hervorzubringen, bückte sich aber schon eilig, und dabei berührte seine Stirn ihre Knie, und gerade begann sie wieder zu singen. Der bebende Klang floß in ihn ein, durch ihre Knie in seine Stirn, und indem er sich für bodenlos lächerlich hielt, weil er daranging, seine tadellosen Sonntagsschuhe, weiß dieser und jener, von den Socken herunterzuwürgen, kam eine süße Freudigkeit über ihn, so, als müsse er ihre Knie dankbar umfassen, denen er gleich anderen gelegentlich gern nachgeblickt hatte, ihrem Buckel zum Trotz und allen sonstigen Erlebnissen, die derzeit mit genügend frischen Fischen leichtlich einzustreichen waren. Nimm den Dreck! sagte er dann, so heftig es gehen wollte, und er richtete sich auf, und es beruhigte ihn, daß sie sich allein und im Dunkeln befanden: Und nun laß das Gesinge und raus mit der Sprache!

Du mußt erst auch noch deine Jacke ausziehen! entgegnete sie. Für die hätte hier jedermann mindestens eine Woche lang gut Fisch gehabt.

Schwindel, gräßlicher Schwindel! brüllte er auf, und ihm war wirklich ganz schwindlig. Ja, es ist heiß, brummte er dann, und damit zog er, man sollte es nicht glauben, tatsächlich die Jacke aus. Los, los! sagte er benommen. Ja, da sind wir! lachte sie. Sie standen wieder mitten im Ort, und die Mäuler grinsten ringsum aus den Kellerlöchern, auch die Kinder wagten sich wieder heran, so scheu sie sich vordem verkrochen hatten; sie witterten, daß das Verderbliche sich gesänftigt habe und das Unnütze fruchtbar geworden sei. Da schenkte ihnen die Törin die guten Sachen, die Jacke, die Schuhe, die Mütze und ...

Halt, halt! ...

Aber da war auch die schon weg, die wunderschöne Armbanduhr. Der Fischer hatte nur leise halt gerufen. Er schien zu hoffen, daß niemand ihn gewahrte, wenn er so tat, als gewahre er niemanden. Aber auf einmal fuchtelte er mit den Armen, nun, wo die Kinder mit seinen Sachen davongeweht waren wie eine Wolke Mörtelstaub. Wo ist der Satan? brüllte er. Wo ist er, der mein Boot kaputtgemacht hat und mein Geschäft? Ich will ihn wie eine Qualle zertreten!

Komm! sagte die Törin.

Hier auf der Stelle will ich Muschelfleisch aus ihm machen! winselte der Fischknecht.

Komm nur! lächelte die Törin und ging weiter.

Er torkelte ihr nach, schäumend vor Grimm, und sie sang. Er hörte gar nicht mehr zu, er schrie nur immer wieder: Her mit dem Luder! Ich will ihn an der Zunge aufhängen! Ich will ihn zu Regenwürmern verarbeiten.

Sie sang immer weiter und immer lieblicher. Er brüllte so, daß er sich selber nicht mehr vernahm. Und da er, barhaupt und hemdärmelig und in bloßen Strümpfen, wie er war, allmählich abkühlte, der Mond auch wieder aus den Wolken rollte und die Landschaft aufs neue verhexte, und diesmal ins Schönere, fing sein Auge sich wieder an ihrem Buckel und glitt ab zu ihrer Schlankheit, und wunderte sich, wie solches beieinander sein konnte und ihn überlistet hatte mitsamt ihrer Stimme. Noch einmal brüllte er, sich anstemmend gegen etwas ganz und gar Unberechnetes, brüllte aus Leibeskräften und wie eine Heulboje bei Windstärke 10: Her mit dem Schuft! Ich will ihm die Beine um die eigene Gurgel verknoten! Sag! Sag! Wer ist es gewesen oder ...

Und seine Fäuste holten zu Schrecklichem aus.

Da sprang die Törin wie ein Kätzlein ihm unter die Achsel und reckte den Mund zu ihm auf. Welch Angefühl doch, welch schnurriges Angefühl war es dem derben Klotz, der Fischer Plucks hieß. Wer war es? röchelte er mit letzter Energie.

Ich! schnurrte sie: Vielleicht ich. Nun tu, was du willst!

Er tat, was er wollte, ja, was er wollte ... das heißt, eigentsollte man von hier ab schweigen. Die beiden zogen danach in die große Stadt, und Plucks fuhr dann auf den Fischdampfern, die er vormals verachtet hatte. Und ihr Vater wohnte bei ihnen und wurde am Hafen angestellt, weit besser als vordem bei der Ziegelei, nachdem sich allerseits seine Unschuld ergeben hatte. Und die kleine Törin, Moiji, sang sie noch? Gewiß. Drei Kindlein hatte sie, alle drei ohne Buckel. Grund genug für viele Wiegenlieder. Und wenn die Toten zu Besuch kamen, denen sie vorgesungen hatte in der kleinen Stadt, in dem kleinen verrotteten Ort – inzwischen blühte er neu –, dann nickte sie ihnen zu und sagte: Husch! Hört ihr es ticken?

Und die Abgeschiedenen, von denen man nichts weiß, aber doch ahnen mag, daß sie imstande seien, ganze Ebenen zu füllen oder auch winzig zu sein wie ein Bazillus, versammelten sich um die Armbanduhr, die auf Umwegen mit Recht an den gelangt war, der das Glück der Törin begründet, an den nämlich, der das Boot wirklich in die Luft gesprengt hatte, und der ab und an mit der Handkante durch den Wind hieb, als wolle er einen Schwarm Mücken verscheuchen. Später wollte er die Uhr wieder loswerden, geriet in Streit darüber, betrank sich maßlos, fiel ins Wasser oder wurde hineinbefördert und ging unter wie ein lecker Kahn. Weg war er.

Herz, geh in dich

und sieh, wie öd und leer

du nun geworden bist!

Erfülle dich und mich

mit Zartgefühl und Geist

zu deines Himmels Wiederkehr!

Hol über, Cherub!

Das war auch so eines der Lieder, welche Moiji, die Törin, gesungen hatte. Ist es erstaunlich, daß viele geglaubt haben, sie sei nicht recht bei Trost? Möge uns allen die Gnade leuchten, das Wirkliche vom Scheinbaren zu unterscheiden!

Hol über, Cherub

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