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Der atlantische Weihnachtsbaum

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„Ahoi!“ rief der Admiral. Und so war es auch. Er griff in seinen Bart wie in eine Luvbrasse bei Windstärke sieben und begann: „Dunnemals auf meinem Schulschiff Pomeranzia schien es fast, als sollten wir keinen Christbaum haben. Es waren jene Tage, von denen meine Erinnerung mit dem weisheitgetränkten Laotse spricht:

Wie das Meer walle ich ziellos umher ...

Wir lagen ohne den kleinsten Waggon Brise mitten im Atlantik in den gefürchteten Roßbreiten. Das Barometer fiel wie eine Jungfrau im Mai. Der atmosphärische Druck wurde so stark, daß meine eigene Größe um reichlich drei Zentimeter abnähme, mein Bauch aber um nahezu sieben Komma neun. Ich wurde schlank wie ein nasser Kadett.

Bei der Mannschaft, die dem Druck von oben natürlich weniger elastisch nachzugeben verstand, führte das Naturereignis zu den sonderbarsten Verrenkungen, so daß beim Antritt nichts mehr stimmte und kein Ausrichten mehr möglich war. Kurz und krumm, ich fluchte mir die Gurgel aus der Kehle, und da ich die Kerls nicht allesamt in den Bunker sperren konnte, verbot ich jede Feststimmung.

Aber was taten die Leute?

Durch den ungeheuren Luftdruck, der selbstredend auch aufs Wasser drückte, waren die Tiefseefische, die bekanntlich leuchten, gezwungen, aus der ihnen unerträglich werdenden Tiefe in die Höhe zu steigen, die den ihnen zuträglichen Druck aufwies, und das war, potz Pütz und Pumpernickel, eben unter der Oberfläche. Man hätte mit dem Flibustier d’Annunzio sagen mögen:

Leuchtbojen sind die Glockenquallen im Tanggewirre der Sirenen ...

Aber dieses kam aus tieferen Gef- und Gebilden. Unsere blauen Jungen nun, nicht faul, als die Dämmerung der Christnacht begann, angelten Luv und Lee, Bug und Heck sich jedweder ein oder zwei dieser Lampions der Meere, enterten in den Großmast und behängten Stock und Nock, jedes Reffbändsel, Pferd um Pferd, rahauf und ab Bulinen, Geitaue, Gordings, Falls, Brassen, Stags und Wanten damit.

Als ich an Deck trat, durch ein unvorschriftsmäßiges Mundharmonikaspiel von meinem dampfenden Glase aufgeschreckt, blieb mir der Befehl, den Mann in Eisen zu legen, hinter den Kusen stecken. Ich habe seit der Zeit keinen so gewaltigen Weihnachtsbaum weder wieder geseh- noch vernommen, wie dunnemals den Großmast unserer Pomeranzia.

Tags darauf allerdings, als der Luftdruck wieder abnahm, alas und ay ay, und einzig zur Freude unseres Schiffskaters Mux, platzte der ganze Konfekt, und wir hatten den Glitsch auf den Planken und hätten Skilaufen können. Als Beweis habe ich die Mundharmonika konfiszieren lassen. Sie liegt noch in meiner alten Seekiste.

N.d.P., meine Lieben — na, denn Prost!“

Die Groggespräche des Admirals von und zu Rabums

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