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Paulo schwebt durch Sphären

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Was für eine Bewegung ist schweben? Es ist ein zielloses Dahingleiten mit gelegentlicher bewusster sinnlicher Wahrnehmung in Form von sehen, hören, riechen, tasten und schmecken. Es ist einerseits ein Sich-durch-die-Luft-Hangeln, fliegen also, andererseits ist es ein Materie ungebundenes Sich-Befinden an einem beliebigen Ort zu einer beliebigen Zeit. Man steht neben, zwischen, über oder unter den Dingen, was einem erlaubt, die Dinge aus einem ganz anderen Blickwinkel seiner Wahrnehmung zuzuführen. Im günstigsten Falle resultiert aus diesem Wahrnehmungsgesamt ein weiterer Sinn, dem sich die Dinge auf einer anderen Bewusstseinsebene erschließen.

Ein wogendes Weizenfeld ist für den, der es aus der Vogelperspektive betrachtet, wie ein aufgeschlagenes Bilderbuch, in dem man die verschiedensten Bildzusammenstellungen beobachten kann, je nachdem, wie der Wind gerade die Ähren treibt. Jedes einzelne Korn trägt den Konstruktionsbau der gesamten Welt in sich, unvorstellbar, zu welch einem Massengelb sich die einzelnen Ähren potenzieren, wenn man sie von oben sieht. Rechts und links der gewaltigen Gelbfläche verlaufen staubige Wege, die das Feld begrenzen und die Trennlinie zu den Laubwäldern bilden, die sich anschließen. Die Bäume in diesen Wäldern haben so dicht beblätterte Wipfel, dass sie kaum das 1 Sonnenlicht durchlassen. Katrin und Annabelle Herbers sind oft zu dem schmalen Flusslauf gegangen, der die beiden gegeneinander abfallenden Feldflächen voneinander trennt, sie haben ihre Schuhe und Strümpfe ausgezogen und sind durch das seichte Wasser gelaufen. Von dort unten haben sie zu ihrem Haus geschaut, das winzig klein am Ende des Feldes zu erkennen ist. Ihre Eltern haben auf der Terrasse vor dem Haus in ihren Korbsesseln gesessen, sie haben ein Glas Wein und eine Flasche Bier getrunken. Dabei haben sie ihre Blicke über das Gelb des Feldes schweifen lassen. Ich bin später bei den Mädchen im Haus gewesen. Annabelle ist auf fürchterliche Weise umgebracht worden, man hat nie wieder etwas von ihr gesehen.

Gläubige Christen suchen, wenn sie in Speyer und in der Nähe des Domes wohnen, den Dom zur Messe auf. Wenn man sich dem Dom aus der Luft von Westen her nähert, sieht man den Domnapf auf dem Vorplatz stehen, er trennte ursprünglich das Gebiet der freien Reichsstadt von der bischöflichen Immunität. Kommt man dann etwa über dem Vierungsturm zum Stillstand, spürt man geradezu die innere Einkehr, eine Stille, einen Frieden, uns man möchte für immer an dieser Stelle über dem Dom bleiben. Das intensivste Gefühl der Ergriffenheit beschleicht einen, wenn man sich über dem Mittelgang des Domes über den Bernhard von Clairveaux zugeschriebenen vier Messingplatten mit der Aufschrift „O Clemens, O Dulcis, O Pia Maria Virgo“ befindet. Etwas tiefer kann man den Betenden ins Gesicht sehen, wie sie voller Andacht sind und sich vom Weltlichen abgewendet haben. Es herrscht im Dom einen angenehme Kühle, die durchsetzt ist mit dem starken Geruch von Weihrauch, weshalb ein Aufenthalt im Dom bei hohen Sommertemperaturen außen besonders angenehm ist. Es sind vom Dom ungefähr 500 m durch den Domgarten und den Park bis zum Rhein. Karl und Anni Sailer sind dorther gelaufen, Karl hat den grünen Robol an der Ostseite des Domes schon ausgemacht. Er hat sich schnell versteckt und Karl hat sich seine Gedanken gemacht. In einem Moment der Unachtsamkeit war Anni mit einem Mal verschwunden, der Robol hat ihr den Kopf abgerissen und sie verschluckt. Das konnte von der Polizei aber nie ermittelt werden.

Synonyme von Sphäre: (Einfluss-)bereich, Kreis, Lebensbereich, Milieu, Rahmen, soziale Verhältnisse, Umfeld, Umgebung, Umwelt, Welt, (gehoben) Dunstkreis, (bildungssprachlich) Background

Die Zuschauer in einer Fußballarena wie der Veltins-Arena in Gelsenkirchen sind während eines Spiels wie ausgewechselt: sieht man sie von der Seite her an, so beobachtet man ein erstarrtes Gesicht mit aufgerissenen Augen. Daneben gibt es zwei weitere Zustände des Gesichts, wenn nämlich ein für die eigene Mannschaft ungünstiges Spielergebnis eintritt, verfinstern sich die Mienen und es kommt zu Drohgebärden oder Geschrei, im umgekehrten Fall gibt es Freudenausbrüche und Jubel. Von der Mitte der Arena aus, etwa zehn Meter über dem Mittelpunkt, erscheinen die Zuschauer als Teil einer Menschenmasse, die hin und her wogt. Es ertönen Gesänge in einer infernalischen Lautstärke, die auch durch Lautsprecherdurchsage nicht unterbrochen werden können. Die allgemeine Eintracht findet ein Ende, wenn auf der Tribüne Massenschlägereien entstehen, bei denen die Akteure alle Hemmnisse über Bord werfen und bereit zu sein scheinen, ihr Gegenüber zu töten. Es prallen zwei Welten aufeinander: der überaus friedliche sportliche Wettstreit einerseits und die martialische bis zum Äußersten gehende Aggressivität andererseits. Befindet man sich als neutraler Beobachter zwischen den Fronten und blickt in die aufgebrachten Gesichter oder zu den Verletzten, wähnt man sich im Krieg. Das hat auch Karl gedacht, als er mit seinem Sohn Tobias und dessen Freund Patrick im Stadion hautnah neben so einer Massenschlägerei gestanden ist und es gerade noch geschafft hat, mit den Kindern das Weite zu suchen. Als Patrick aber auf der Treppe des Tribünenabgangs zurückgeblieben ist, schnappte ihn sich der Robol, riss ihm den Kopf ab und verschlang ihn.

Wenn man etwa von der Kampmannbrücke aus um den Heisinger Bogen herum über die gesamte Länge von 7.8 Kilometer den Baldeneysee bis nach Werden in Höhe des Wasserspiegels mit hoher Geschwindigkeit entlang schwebt, bekommt an von dem Leben am See mit, was sich so einem als Normalsterblichem nicht erschließt. Nicht einmal die am Ufer in Heisingen brütenden Kormorane fliegen erschreckt auf, weil sie nicht mitbekommen, dass jemand an ihren Nestern vorbei saust. Das Seewasser ist trübe und riecht ein wenig faulig, der Geruch stellt sich aber wirklich nur in unmittelbarer Nähe zur Wasseroberfläche ein und stört nicht. Es gibt eine Menge von Erholung suchenden und Wassersport treibenden Essenern und Einwohnern der umliegenden Städte. Besonders die Segler kommen auf ihre Kosten, Bootseigner haben ihre Schiffe ganzjährig an den entsprechenden Stellen am See liegen. Paulo und Rudi sind unterwegs zum Regattahaus gewesen, um mit dem Skullvierer, der ihrem Gymnasium gehörte, los zu rudern. Sie haben gerade noch gesehen, wie sich das kreisrunde Gefährt des Robol in zwei Sekunden in den Himmel erhob. Er hat weinende und völlig ratlose Eltern im Park der Villa Hügel hinterlassen, weil sie ihre Tochter Nora nie wiedersehen würden.

Im Schwimmbad bedeckt nichts den Körper außer der Badekleidung, und das ist bei Männern die Badehose, die gerade einmal den Unterleib abdeckt und bei Frauen der Badeanzug oder der Bikini, die zusätzlich noch die Brust vor Blicken schützen. Ansonsten sind die Körperpartien zu sehen, die im normalen Alltag durch Kleidung im Verborgenen bleiben. Steht man in der Umkleidekabine neben einem Badegast, egal ob Mann oder Frau, bekommt man schon mal deren unangenehmen Körpergeruch in die Nase. In der Schwimmhalle kann man so manchen unproportionierten Körper sehen, dessen sich die Badegäste aber nicht schämen. Sie älteren Schwimmer gehen ganz vorsichtig ins Becken und ziehen sehr bedächtig ihre Bahnen. Die Frauen unter ihnen tragen immer Badekappe und halten ihren Kopf sehr hoch, damit auch kein Tropfen Wasser an ihn gelangt. Wenn man sich neben sie begibt, kann man ihren verkniffenen Gesichtsausdruck sehen, mit dem sie ihren Widerwillen gegen das nasse Element signalisieren. Jugendliche machen sich einen Spaß daraus, das Wasser in Bewegung zu bringen, um die alten Damen in Rage zu versetzen. Die quittieren dann die Störung ihres Schwimmprogramms mit spitzen Entsetzensschreien und unterbrechen das Bahnenziehen. Alte Männer stellen sich nicht so penibel an und lassen sich auch schon mal Wasserspritzer gefallen. Max Kohlbrand ist mit seinen Kindern Laura und Klaus regelmäßig schwimmen gegangen, die Kinder haben sogar den Jugendschwimmschein gemacht. Eines Tages ist Laura während des Umziehens für immer verschwunden geblieben. Niemand hat sich einen Reim auf ihr Verschwinden machen können.

Auf einem Bahnhof geselle ich mich besonders gern unbemerkt unter die Menschen, weil sie in der Regel vom Reisefieber gepackt und guter Dinge sind. Viele Familien stehen mit ihren quengelnden Kindern auf dem Bahnsteig und warten auf ihren Zug, sie haben ihr Reisegepäck neben sich gestellt. Andere Reisende halten sich mit ihren Kindern unterhalb des Bahnsteiges bei den Bahnhofsgeschäften auf, und die Kinder verlangen nach Süßigkeiten. In dem Lautsprechergetöse und dem Krach der ein- und ausfahrenden Züge sind besonders die Kinder ganz aufgeregt und rennen um die Wette, sodass die Eltern sie ermahnen müssen. Ich verstelle den Eltern schon mal den Blick, damit sie ihre Kinder gewähren lassen und sie sich austoben können. Der Gesichtsausdruck Reisender ist ein grundsätzlich anderer als der Berufstätiger oder Einkaufender, die die Züge täglich nutzen und nur kurze Strecken mit ihnen fahren. Sie wirken gestresst und abwesend, sie halten sich in aller Regel auch nur kurz auf dem Bahnsteig auf und fluchen gleich, wenn der Lautsprecher die Verspätung ihres Zuges ankündigt. Wenn der Zug der Reisenden eingefahren ist, gehe ich mit ihnen zu ihren reservierten Plätzen und schaue in die gespannten Gesichter der Kinder. Bei ihnen mischen sich Freude und Aufregung, sie kleben beinahe die gesamte Fahrt an den Fenstern und lassen die Landschaft an sich vorüberziehen. Judith ist aus Münster auf dem Bahnhof angekommen, wo sie von ihrem Cousin und dessen Vater erwartet wurde. Sie hat nur noch kurz auf die Toilette gewollt und kam nie wieder zurück.

Der Wald ist ein ganz besonderer Aufenthaltsraum, vielfach wird er wirtschaftlich genutzt, für den Menschen ist er ein Ort der Ruhe und der gesunden Luft. Die Photosynthese, bei der die Pflanzen unter Einwirkung des Sonnenlichtes Sauerstoff abgeben, findet im Wald natürlich besonders stark statt. Oft stehe ich im Wald und beobachte Waldarbeiter oder Spaziergänger, die ersten verrichten ihre Arbeit, ohne auf den Wald als Naturraum zu achten. Die zweiten bleiben stehen und atmen die gute Waldluft ganz tief ein, oder sie begutachten einen besonders schön gewachsenen Baum, indem sie ihn zu umfassen suchen und seine Art bestimmen. Ich bin dann gerne Zeuge, wenn die fachkundigen Urteile abgegeben werden. Manchmal sind die Urteile falsch, was aber niemand mitbekommt. Tannenwald unterscheidet sich stark von Laubwald, er ist meist dunkel, weil das dichte Geäst kaum Licht durchdringen lässt, während Laubwald meist licht und sonnendurchflutet ist. Ich liege oft auf weichem Moos unter Laubbäumen und entspanne, manchmal spreche ich auch mit den Bäumen. Sie beklagen dann nicht den Umstand, immer nur am gleichen Fleck stehen zu müssen, weil sie etwas anderes nicht kennen können. Vielmehr rede ich mit ihnen häufig über das Wetter, weil sie dem auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. Nachdem Norbert Pannenbecker mit seinen Jungen Dirk und Paul in den Wald gefahren ist, haben sie wie immer ihr Laufpensum absolvieren gewollt. Als der Vater kurz austreten gewesen ist, ist etwas unglaublich Schreckliches geschehen. Jan hat sehr lange Zeit nicht darüber sprechen können, Dirk ist für immer verschwunden geblieben.

In der Modewelt ist dem Narziss Tür und Tor geöffnet, auf regelmäßig stattfindenden Modenschauen geben sich die Schönen der Welt ein Stelldichein und präsentieren die Kretaionen der angesagten Modeschöpfer. Ich gehe oft in die Umkleide der und schaue mir ihre schönen Körper an. Oft sind die Models aber so abgemagert, dass sie einem leid tun können. Der ganze Moderummel übt eine solche Faszination aus, dass die Modenschauen von sehr vielen Menschen besucht werden, die für den Eintritt viel Geld bezahlen. Manchmal laufe ich mit den Models über den Catwalk und beobachte sie von der Seite. Sie wirken in ihrem Gesichtsausdruck sehr starr und schauen geradeaus. Die Besucher der Modenschauen klatschen Beifall und nicken anerkennend mit ihren Köpfen, wenn ihnen das Model in seiner Darbietung gefällt. Mode versucht, den Begriff des Schönen in der Kleidung Wirklichkeit werden zu lassen. Sie ist permanenten Wandlungen unterworfen, weil sich auch die Auffassung davon, was schön ist, ändert. Vielfach bleibt die vorgeführte Kleidung für Normalsterbliche unerschwinglich, oder sie ist in ihrem Aussehen so exaltiert, dass kaum jemand sie in der Öffentlichkeit tragen würde. Antonio und Clara haben mit ihren Kindern Gianna und Andrea die Mailänder Modenschau besucht. Nachdem sie nach dem Ende der Vorführungen zu ihrem Parkplatz zurückgelaufen sind, hat Andrea noch einmal zur Toilette gemusst, er ist nie wieder zurückgekehrt.

Das Alter Ego der Protagonisten

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