Читать книгу Das Ende des Römischen Reiches! - Hans-Peter von Peschke - Страница 11
Ravenna, 10 Uhr
ОглавлениеKindkaiser altern schnell! Sie kennen sich bald so gut aus in den Intrigen wie die Erwachsenen und wissen um alle Gerüchte, die am Hof umgehen. Natürlich hat Romulus Augustulus schnell vom Tod seines Vaters Orestes in der Schlacht von Piacenza erfahren, obwohl ihm das sein Onkel Paulus vorenthalten wollte. Und gestern ist auch dieser mit dem letzten Aufgebot der Getreuen gefallen. Jetzt hat er niemanden mehr – all die Speichellecker um ihn sind verschwunden. Geblieben ist der Mönch Eugippius, sein Beichtvater. Romulus Augustus sieht sich vorsichtig nach allen Seiten um, hastet zur kleinen Basilika San Giovanni Evangelista, der dem Evangelisten Johannes geweihten Hofkirche. Ein Mann in einer Kutte winkt aus dem kleinen Raum seitlich des Altars. Nach schnellem Kniefall eilt der Junge zu Eugippius, der beruhigend auf ihn einredet. Odoaker sei zwar vom Teufel zu seinem Aufruhr angestiftet worden, aber um sein Leben müsse Romulus nicht fürchten, sagt der Mönch. Der Barbar wolle es sich nicht mit den mächtigen Großgrundbesitzern und Senatoren verderben – es würde sich schlecht machen, wenn er seinen Machtantritt mit dem Blut eines Knaben befleckt. Romulus und seine Mutter könnten mit ihm, Eugippius, nach Sizilien kommen, in das »castellum Lucullanum«, ein hochherrschaftliches Haus, er erhalte dazu 6000 Solidi jährliche Apanage. Davon könne er gut leben …