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Als die Schnauze des BMW sich zur Abfahrt in die Tief­garage senkte, drängten die Gedanken nach oben.

Ein Anruf aus einer anderen Welt. Dass es Wolfgang noch gab. Und der war ganz der Alte. Bei denen war alles so geblieben, wie er es kannte, alles, was er weit hinter sich gelassen hatte. Wolfgang und Else da draußen. Die arme Frauke.

Benito fuhr die Spirale hinunter und parkte den Wagen im zweiten Unter­deck auf dem für ihn reservierten Platz. Er stieg aus, zog seinen Akten­koffer aus dem Kofferraum, verschloss das Auto und ging auf die Tür zu, die aus der trüben und ein wenig ölig riechenden Atmosphäre des unter­irdischen Parkhauses hinaus führte.

Als er die schwere Stahltür öffnete, schwappte ihm ein Schwall von Unruhe und Wortfetzen entgegen. Etwa zwanzig Personen standen wartend vor den Fahrstuhltüren. Er begriff sofort, dass höchstens einer der beiden Fahr­stühle funktionierte. Knapp grüßte er Bekannte und ging gerade­aus auf das Treppenhaus zu. Jemand öffnete ihm die Tür. Mit festen Schritten nahm er die ersten Stufen. Er hörte, wie ihm eine ganze Reihe von Mitarbeitern folgten und, wie er, die beiden Stockwerke hinauf zu Fuß nahmen. Er bemühte sich um ein ruhig-stetiges Treppensteigen, spürte aber bald, wie er von seiner führenden Position getrieben wurde. Schon nach einer Etage wurde ihm warm. Es war eindeutig - er war nicht mehr in bester körper­licher Verfassung. Dagegen sollte er bald etwas unter­nehmen. Immerhin müsste er jetzt, da Jutta ausgezogen war, Zeit für Sport und Fitness erübrigen können. Als er endlich das Erdgeschoss erreicht hatte, schwitzte er. Wieder beeilte sich jemand, ihm die Tür zu öffnen.

In der Eingangshalle wiederholte sich in größerem Maßstab die Situation aus der Tiefgarage. Vor den Fahrstühlen eine große Ansammlung von wartenden Angestellten. Man ereiferte sich darüber, dass, obwohl eine Fahrstuhllinie wegen Defekts ausgefallen war, man auch eine zweite für Wartungs­arbeiten abgeschaltet hatte. Einige Kollegen, die im ersten oder zweiten Stock arbeiteten, entschieden sich für die Treppe. Für die meisten - es ging schließlich hinauf bis zum 19. Stock - kam das nicht in Frage.

Benito hatte sich zum Verschnaufen etwas abseits gestellt. Mehrmals nickte er routiniert-freundlich dem einen oder anderen Wartenden zu. Da spürte er - noch ohne sie zu sehen - ihren Blick. Unter den Wartenden stand Jutta. Sie ging im Allgemeinen früher als er zum Dienst, so dass sie sich unter normalen Umständen nicht begegneten. Vermutlich hatte sie heute gewartet, weil ihr der Fußweg in den fünften Stock zu beschwerlich war.

Sie sah verändert aus. Sie trug kurz geschnittenes, rot gefärbtes Haar und wirkte, obwohl traurig, irgendwie klarer, bestimmter. Als ob sie sich zu etwas durchgerungen hätte.

Die beiden schauten sich einen Moment unentschlossen an. Viele der Mitarbeiter kannten sie als Paar. Einige wenige wussten, dass sie seit einigen Wochen getrennt lebten.

Sie bewegten sich aufeinander zu und begrüßten sich mit einem Nicken. Jutta fragte, ob er heute oder an einem der nächsten Abende zu Hause sei - sie wolle am Telefon etwas mit ihm klären. Er bedauerte. Heute Abend müsse er noch einen Krankenbesuch abstatten und ab morgen sei er für einige Tage auf einer Konferenz. Sie fragte, ob mit seinem Vater etwas nicht in Ordnung sei. Nein, wieso? wehrte er ab. Erst als er ihr besorgtes Gesicht bemerkte, fügte er hinzu, es handele sich um eine Freundin aus früheren Zeiten, die liege mit Krebs in der Uni-Klinik. Das tue ihr leid - dann solle er sich melden, wenn er Zeit habe. Worum es überhaupt gehe. Das wisse er doch. Sie zögerte mit einer Erklärung. Es handele sich um den Termin beim Rechtsanwalt: ob sie dabei bleiben wollten.

Wieso?! das war doch abgemacht.

Wenn du meinst. Jutta wandte sich ab.

Sie konnte noch mit in den Fahrstuhl hinein huschen. Als die Türen sich schlossen, schaute sie kurz zu ihm herüber.

Working Class Hero oder Frauke von damals

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