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Hat der Mensch eine metaphysische Veranlagung, und ist sie
ein Evolutionsprodukt?

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Wie wir bei der Evolutionären Erkenntnistheorie unterscheiden zwischen der Evolution der Erkenntnis und der Evolution der Erkenntnisfähigkeit, so können wir auch unterscheiden zwischen einer Metaphysik als Ergebnis unseres Nachdenkens und einer Fähigkeit oder Veranlagung, vielleicht sogar einem Bedürfnis, Metaphysik zu betreiben. Dass es Metaphysik als philosophische Disziplin gibt, daran besteht kein Zweifel. Gibt es aber auch ein menschliches Grundbedürfnis nach Metaphysik? Oder ist Metaphysik nur eine Beschäftigung für Spezialisten, denen – je nach Einstellung – eine besondere Begabung oder eine besondere Realitätsferne zugeschrieben wird?

Schon IMMANUEL KANT spricht in seiner Kritik der reinen Vernunft von Metaphysik als einer Naturanlage der Vernunft. Die menschliche Vernunft habe ein „eigenes Bedürfnis“, über die Erfahrung hinauszugehen, „und so ist wirklich in allen Menschen, sobald Vernunft sich in ihnen bis zur Spekulation erweitert, irgendeine Metaphysik zu aller Zeit gewesen, und wird auch immer darin bleiben“. – Auch ARTHUR SCHOPENHAUER schreibt in seinem Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung ein ganzes Kapitel Über das metaphysische Bedürfnis des Menschen, das den Menschen von allen Tieren unterscheide, weshalb er ihn ein animal metaphysicum nennt.

Gibt es also evolutionäre Ursprünge der Metaphysik? Da wir im Allgemeinen bei der Religiosität einen solchen evolutionären Ursprung durchaus für möglich halten, müssen wir das auch der Metaphysik zubilligen. So sprechen manche von einem metaphysischen Bedürfnis, von einem metaphysischen Trieb, der misshandelt werden und sich dafür sogar rächen kann, oder auch von einer Art Instinkt. Nun spricht nichts dagegen, für den Hang zur Metaphysik eine genetische Anlage zu vermuten. Es dürfte aber sehr schwer sein, eine solche Anlage nachzuweisen. Denn sicher sind metaphysische Überzeugungen an Sprache gebunden. Hat man aber die Sprache, dann können metaphysische Überzeugungen auch sprachlich formuliert und weitergegeben werden; einer genetischen Anlage bedarf es dazu nicht. Die Frage nach biologisch-evolutionären Ursprüngen der Metaphysik muss wohl vorerst offen bleiben.

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