Von rd. 186 registrierten Ländern kontrollieren heute rd. 25 Länder rd. 80 % des Welthandels – die drei führenden Länder sind hierbei die USA, China und Deutschland. Der Schwerpunkt der weltweiten Globalisierung liegt dabei in Nordamerika, Westeuropa und Südostasien, der sog. Triade. Eine zunehmende Rolle nimmt in den letzten Jahren auch die Golfstaaten-Region ein (Abb. 3).
ABB. 3: Welthandelsströme4)
Schon immer hat es internationale Wirtschaftsbeziehungen mit entsprechenden internationalen Unternehmenstätigkeiten, z. B. internationale Arbeitskräftebeschaffung gegeben. So wurden in Ägypten rd. 2.500 v. Chr. beim Bau der Pyramiden freie Arbeiter (meru) aus Zentralafrika angeworben. Auch im Mittelalter gab es sehr differenzierte Formen weltweiten systematischen Handels z. B. durch europäische Handelshäuser. Der Venezianer Marco Polo reiste im 13. Jh. auf dem Landweg von Palästina bis nach Peking, um Einkaufs- und Absatzwege zu erschließen. Bis ins 17. Jh. entstanden in vielen europäischen Staaten die Handelskompanien (z. B. The British East-India Company) oder es blühte ein weltweiter Handel von Arbeitssklaven. Auch sind aus dieser Zeit schon internationale Manager bekannt, wie z. B. Cristoforo Colombo aus der Freien Republik Genua. Nachdem er in italienischen und portugiesischen Diensten war, führte er sozusagen als Projektleiter im Auftrag des spanischen Königshauses eine Flotte, um einen kürzeren Seeweg nach Indien auf der Westroute zu erforschen. Bis heute sind internationale Arbeitskräftewanderungen aktuell, von den Gastarbeitern, die seit den 50er Jahren z. B. aus Italien, Tunesien, Spanien, dem ehemaligen Jugoslawien oder der Türkei nach Deutschland kommen, über die deutschen Facharbeiter, die aktuell in den Niederlanden, Dänemark oder Norwegen arbeiten, bis zu den Menschen aus arabischen Ländern, die in Frankreich arbeiten, den Surinamesen in den Niederlanden oder Indern in Großbritannien. Oder aktuell das aktive Anwerben von IT-Spezialisten aus Indien oder Fachkräften aus Spanien für Unternehmen in Deutschland.
Globalisierung der Wirtschaft
Seit Mitte der 60er Jahre ist ein dramatischer globaler Anstieg der internationalen Beziehungen der Volkswirtschaften und den damit einher gehenden länderüberschreitenden Unternehmenstätigkeiten und -verflechtungen zu verzeichnen. Folgende Entwicklungen gelten als wichtige politische und volkswirtschaftliche Ursachen der Globalisierung:
| Freihandelszonen und länderübergreifende Binnenmärkte (z. B. EU, NAFTA) mit Erweiterungstendenzen wie z. B. die aktuellen Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP zwischen den USA und der EU. |
| Entwicklung von Ost/West-Kooperationen nach der politischen und wirtschaftlichen Liberalisierung in Osteuropa. |
| Entwicklung des pazifischen Wirtschaftsraumes (nach Annäherung USA/Japan) und Integration ostasiatischer Schwellenländer und China. |
| Entstehung supra-nationaler wirtschaftspolitischer Institutionen als Voraussetzung und Folge globalen Wirtschaftens (z. B. OECD oder WTO). |
| Verschuldungsentwicklung und -risiken der sich oft politisch und wirtschaftlich neu orientierenden Entwicklungsländer. |
| Technologieentwicklung (z. B. Informations- und Kommunikationstechnologie) erfordert und ermöglicht weltweite Kooperationen. |
| Organisatorische Möglichkeiten zur flexiblen weltweiten Etablierung von Unternehmensfunktionen (z. B. Entwicklung, Massenproduktion). |
| Die relativ zum Warenwert kostengünstige und schnelle Mobilität von Gütern und Mitarbeitern. |
| Demographische Entwicklungen in Industrieländern (z. B. starke Geburtenrückgänge und Überalterungen, große internationale Migrationsbewegungen). |
Herausforderungen für Unternehmen
Ungeachtet der gesellschaftlichen und sozialpolitischen Probleme, die häufig von den Gegnern einer ungehemmten Globalisierung formuliert werden, geht man in den Wirtschaftswissenschaften inzwischen davon aus, dass nur mit Unternehmenswachstum internationalen Herausforderungen begegnet werden kann und nur die ersten fünf bis acht Unternehmen einer internationalen Branche dauerhaft wirklich erfolgreich sein können. Ebenso werden auch mittelständische Unternehmen künftig nur noch in internationalen Marktlücken erfolgreich wachsen können.
Betriebswirtschaftlich zeigt sich die Globalisierung in den Unternehmen entsprechend durch z. B.:
| Internationale Unternehmenskäufe und -verkäufe, -beteiligungen. |
| Einführung internationaler Rechnungslegungs-Standards wie IAS. |
| Betriebsverlagerungen in Niedriglohn-Länder in Osteuropa oder Südostasien. |
| Produktentwicklungen und Produktion nach internationalen Standards und deren internationale Vermarktung. |
| Internationale Entsendung von Fach- und Führungskräften in Auslandsniederlassungen, Beschäftigung ausländischer Fachkräfte. |
| Zusammenarbeit in international gemischten Teams. |
ABB. 4: Mitarbeiter und Umsatz großer deutscher Unternehmen im In- und Ausland (Stand 2010)
Unternehmen als auch Produkte sind heute ohne internationale Aktivitäten, Produktkomponenten oder Märkte nicht mehr denkbar. Große Handelsunternehmen (wie z. B. Aldi, Lidl) arbeiten inzwischen weltweit nur noch mit Zulieferern zusammen, die international liefern können. Gleiches gilt für die produzierenden Unternehmen, deren Produkte oft ganz oder deren Komponenten aus dem Ausland stammen. Viele Autos (z. B. von Volkswagen) bestehen schon heute zum größten Teil nur noch aus Komponenten ausländischer Zulieferer. Bei den laufend steigenden Direktinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland (in der ersten Hälfte der 90er Jahre ein Anstieg um rd. 66 %) hat auch die Zahl der Mitarbeiter in Niederlassungen und Tochtergesellschaften im Ausland entsprechend zugenommen (für deutsche Unternehmen z. B. Mitte 1980er bis Mitte 1990er Jahre von 1,8 auf 2,6 Mio.). Der Auslandsumsatz großer deutscher Unternehmen liegt meist zum größten Teil im Ausland, und viele dieser Großunternehmen beschäftigen bereits heute mehr Mitarbeiter im Ausland als im Inland (Abb. 4). Hinzu kommen die befristet ins Ausland entsandten Mitarbeiter zu Niederlassungen oder Tochtergesellschaften; allein im europäischen Ausland sind regelmäßig rd. 100.000 deutsche Fach- und Führungskräfte mit einem befristeten Entsendungsvertrag tätig.
Im Gegensatz zu einer inländischen Unternehmensführung in einem relativ bekannten kulturellen gesellschaftspolitischen Umfeld müssen internationale Unternehmensentscheidungen in einem viel komplexeren Kontext mit relativ unbekannten oder unsicheren Umweltentwicklungen stattfinden, bis hin zu teilweise gegensätzliche Entwicklungen in den einzelnen Kulturen.
Mit Meldungen wie Ausländer übernehmen die Deutschland AG (Die Welt 20. 5. 2014) berichteten die Medien das inzwischen nahezu alle bekannten deutschen großen Konzerne mehrheitlich im Besitz ausländischer Investoren sind. Von einigen Ausnahmen ist die Mehrheit der 30 deutschen DAX-Unternehmen im mehrheitlichen Besitz ausländischer Anteilseigner. So sind z. B. die Linde AG mit 80 %, Adidas AG 74 %, Bayer AG 72 %, Daimler AG 68 %, die Deutsche Post/DHL mit 56 % und Siemens SE 54 % oder die Commerzbank AG zu 52 % im Besitz ausländischer Aktionäre. Konsequenz daraus ist das zum einen damit die Gewinne ins Ausland fließen und zum anderen das die ausländischen Kapitalgeber auch Einfluss auf die Unternehmenspolitik und die strategischen und operativen Entscheidungen nehmen wie z. B. bei Standort- und Investitionsfragen.
Internationales Management
Internationales Management bezeichnet die Unternehmensbeziehung und entsprechende Unternehmensführung als Managementtätigkeit vom Heimatland (Stammsitz des Unternehmens) über eine nationale Grenze hinweg. Entsprechend beschäftigt sich eine international orientierte Unternehmensführung z. B. mit internationaler Standortpolitik, dem Anteil internationaler Aktivitäten am Gesamtumsatz, der interkulturellen Zusammensetzung und Steuerung des Managements, den Eignerinteressen international gemischter Eigentümerstrukturen, internationalen Rechnungslegungsstandards, Auslandsentsendungen von Mitarbeitern oder international differenzierter Einkaufspolitik und Absatzstrategien.
Beispiel: Internationale Managementbeziehungen
| Z. B. von einzelnen sporadischen grenzüberschreitenden Tätigkeiten im Kfz-Handel, z. B. gemeinsamer Re-Import und Ersatzteilkauf von einem deutschen und einem niederländischen grenznahen Kfz-Händler der gleichen Marke an der deutsch-niederländischen Grenze in einem dritten europäischen Land, wo die Ersatzteile aufgrund von Mehrwertsteuer, nationalen Subventionen, Währungsgefälle und Preiskalkulation des Herstellerkonzerns preisgünstiger sind, |
| bis zur internationalen Konzernvernetzung, z. B. ist einer der weltgrößten Elektronikkonzerne Philips (Sitz in Amsterdam, Konzernumsatz 23 Mrd. Euro in 2012, über 116.000 Mitarbeiter weltweit) in 49 Ländern der Welt mit Niederlassungen oder Tochtergesellschaften vertreten, Abb. 5). |
ABB. 5: Internationale Konzernvernetzung (Koninklijke Philips NV)5)
Formen internationaler Geschäftssysteme
Die organisatorischen Formen, z. B. gemessen am Anteil von Managementleistungen im Stammland in Relation zum Gastland, reichen vom einfachen Im-/Export bis zur Gründung rechtlich und wirtschaftlich eigenständiger Tochtergesellschaften im Gastland. Typische Formen nach steigender Kapital- und Managementleistung im Ausland gegliedert sind:6)
| Indirekter Import/Export. |
| Internationales Franchising. |
| Lohnfertigung im Ausland. |
| Vertragsmanagement für ausländische Partner. |
| Errichtung/Lieferung schlüsselfertiger Anlagen. |
| Errichtung/Unterhaltung einer Verkaufsniederlassung (in Eigenregie, als Tochtergesellschaft oder als Joint Venture). |
| Errichtung/Unterhaltung eines Montagebetriebes (in Eigenregie, als Tochtergesellschaft oder als Joint Venture). |
| Errichtung/Unterhaltung eines Fertigungsbetriebes (in Eigenregie, als Tochtergesellschaft oder als Joint Venture). |
sowie:
| Kombinationen aus vorgenannten Formen oder neueren Ansätzen wie Internationale Netzwerke und Strategische Allianzen. |
ABB. 6: Markteintritts- und Marktbearbeitungsstrategien7)
Im Gegensatz zu einer inländischen Unternehmensführung in einem relativ bekannten gesellschaftspolitischen Umfeld müssen internationale Unternehmensentscheidungen im deutlich komplexeren Kontext mit relativ unbekannten oder unsicheren Umweltentwicklungen stattfinden bis zu teilweise gegensätzlichen Entwicklungen in einzelnen Kulturen. Z. B. die kulturellen Unterscheidung in Belgien in Flamen (niederländisch sprechende und protestantisch geprägte Bevölkerung) und Wallonien (französisch sprechend und katholisch geprägt).
Multinationale Unternehmen
Multinationale Unternehmen (wie z. B. Philips, s. a. Abb. 5) verteilen ihre Aktivitäten über mehrere Länder. Im Gegensatz zum internationalen Geschäft entstammen sie der jüngsten Geschichte. Multinationale Unternehmen sind Ursprung der aktuellen Entwicklung der globalen Wirtschaft und gleichzeitig ihr Ergebnis, weil sie globale Strategien planen. Abhängig von den jeweiligen Standortvorteilen und relativen Kosten bewegen multinationale Unternehmen z. B. ihre Produktions- und Vertriebsstandorte durch die ganze Welt. Multinationale Unternehmen sind meist Großunternehmen, deren Konzernumsätze das Bruttosozialprodukt selbst verschiedener EU-Länder übersteigt.
Dabei werden die Ziele und Möglichkeiten im internationalen Management besonders durch die Öffnung politischer Grenzen (wie z. B. die Ost/West-Annährung) und die Zunahme der ICT-Technologie (z. B. Internet) besonders forciert, und es entsteht eine teilweise separate internationale Unternehmenskultur im Unternehmen, in Branchen oder Regionen: The unique cultural, political, legal, economic and technological challenges of international management will be adressed between topic areas and across functional dimensions. The traditional functions of marketing, finance, manufacturing and human resource management will become more interdependent and less distinct as seperate entities.8)
Diese Realität der Globalisierung zeigt sich z. B. regional in den Handelsbeziehungen zwischen Nachbarländern: Für die Niederlande ist Deutschland der größte und wichtigste Handelspartner. Fast die Hälfte niederländischer Exporte geht nach Deutschland, das wiederum exportiert mehr als die Hälfte seiner Produkte in die Nachbarländer Frankreich und die Niederlande. Ähnliches gilt u. a. auch für die Beziehungen zwischen Irland und Großbritannien. Der Ruf von Globalisierung trifft deshalb gesamtwirtschaftlich nur eingeschränkt zu, weil in den Wirtschaftsbeziehungen zwischen den Volkswirtschaften noch immer (weltwirtschaftlich betrachtet) eher die regionalen bi-nationalen Beziehungen dominieren.