Читать книгу Ständig ist der Teufel los (Buch 3) - Hardy Juhnke - Страница 8
Dunkle Wolken über heller Zukunft
ОглавлениеCarin war leider ausgeflogen, also ließ ich mich bei Brando blicken. Der saß mit Gento am Pool und beide waren bester Stimmung. Das Bürgermeisterehepaar hatte sich mit dem neuen Familien Luder für eine Tagestour nach Helgoland einschiffen lassen und Gento wollte es einfach nicht begreifen, weshalb sein Vater da mitgefahren ist. (natürlich hatte es geschäftliche Hintergründe, aber das wussten wir damals nicht). So eine öde Insel konnte Gento gestohlen bleiben, die hatte nichts zu bieten außer Langeweile. Krass das Gegenteil von der Hula Mädchen Insel eines Marlon Brando und seiner Bounty Crew.
Der gewiefte Stratege blieb die gesamte Zeit auf der Insel verschwunden, während seine Ehefrau die Zeit nutzte und der Lulu ein mündliches Referat darüber hielt, wie gefährdet die jungen Mädchen durch die vielen Sendboten Satans heute sind. Die mit der Versuchung zu sündhaftesten Treiben Gott herausfordern, ja Gott ersetzen wollen.
Obwohl, unter dem begleitenden Schutz von ihrem starken Sohn wird der Lulu nichts Sündhaftes passieren. Sie, Lulu, die gottgefällige, katholische Jungfrau, wird vor den schmeichelnden Übergriffen der brünstigen Knaben sicher sein. Dann gab sie den warnenden Bibel Spruch zu Gehör: >Der Löwe lauert der Beute auf, wie die Sünde denen, die Unrecht tun! Bitte, entferne dich nicht von der Nähe deines beschützenden Cousins, solange du bei uns zu Besuch bist, mein Kind. Es sind satanische Zeiten angebrochen und der Teufel übernimmt mehr und mehr die Führung der Menschheit, dass lässt sich nicht mehr leugnen, mein Kind. <
Sie selbst habe oftmals darüber nachgedacht, dem Herrn ein Stück entgegenzugehen und in den schützenden Mauern eines Klosters Zuflucht zu finden. Das dürfte die Lulu aber keinesfalls ihrem Sohn oder ihrem Ehemann verraten. Denn sie wisse nicht, wie die beiden mit ihrem Fortgang, ihrer Berufung, umzugehen vermögen. Ihr Sohn wäre dann ja völlig einer sehr bedenklichen Lebensführung seines Vaters ausgesetzt und die Taten ihres Gatten würden zweifelsohne, durch das Wegfallen ihrer mahnenden Anwesenheit, dramatische Ausmaße gewinnen. Der Herrgott habe ihr, jedenfalls in dieser Hinsicht, seine Pläne noch nicht offenbart. Solle sie weiterhin hilfreich in Familie und Gemeinde verbleiben oder wird sie bald abberufen nur noch dem Schöpfer, in Abgeschiedenheit von der versündigten Außenwelt, in Gebet, Demut und Enthaltsamkeit, zu Diensten zu sein. Dazu erwarte sie täglich eine Antwort von oben.
Als die Tante, damals nach dem Krieg, ihrem Verlobten (natürlich als Jungfrau) das Ja-Wort gab und in den heiligen Stand der Ehe eintrat, da glaubt sie noch das Seelenheil dieses begabten Volksredners vor dem Zugriff allerlei böser Versuchungen bewahren zu können. Doch, nach all den Ehejahren, sind heute für sie die Kerzen des Glaubens daran schon weit heruntergebrannt.
Dieser ständige Sünder könne nur noch mit der größten Gnade des Allmächtigen vor den ewigen Qualen der Verdammnis gerettet werden. Mit diesem Wissen halte sie täglich Fürbitte und schließe auch vorsichtshalber ihren Sohn mit ein. Aber die Geduld des Herrn sei nun mal nicht unermesslich, schon wegen der Gerechtigkeit den Frommen gegenüber.
So teilte es uns später die Lulu aus ihrem Gedächtnisprotokoll mit. Was unseren Gento sofort dazu veranlasste seine Zukunft neu zu bewerten und interessante Konstellationen heraufzubeschwören. Aber es dämmerte ihm auch, dass nach so einer missionarischen Tagesreise mit der keuschen Tante für unsere Zwecke mit der überreifen Lulu wenig anzufangen wäre. Auch wollte Lulu von Gento, unter 4 Augen, erklärt bekommen haben, was sich alles schlimmes auf dem Sündenregisterkonto ihres netten Onkels angesammelt hätte. Da war die vererbte, rhetorische Klasse seines Vaters gefragt, keine Frage. Es stand ja viel auf dem Spiel in diesem Sommer mit Lulu, da würde Gento alle Register ziehen, um seine baldige Sexualpartnerin auf Kurs zu halten.
Brandos Vater war mit Helene bei einem Empfang im Hafen, wo die Containerterminal Ausbaupläne der Geschäftswelt erklärt werden sollten. Köchin Bertha durchstreifte die Friedhöfe der Gegend und die Mädchen aus dem Bungalow pennten oft bis in den Nachmittag. Wir waren praktisch alleine! Als erstes informierte Brando mich darüber, dass sein Vater uns als erwachsen genug erachtet, die Ordonanz (wir kamen nicht mehr weg von dem Begriff), auf dem bevorstehenden Sommerfest der Animationsbetriebe Innung, zu übernehmen. Gento fasste sich gleich in den Schritt und sagte: >Da hat dein Vater vollkommen Recht! Ich sehe unsere Augen sich an viele aufgedonnerte Nutten erfreuen. <
Ich erzählte kurz davon eine Carin kennengelernt zu haben, an der ich dranbleiben will. Zusätzlich wollte ich eine Aufteilung ins Spiel bringen. Doch ich kam nicht mehr dazu. Das Problem schien sich von selbst zu lösen. Brando glaubte, dass mit Lulus Entjungferung hätte sich vorerst erledigt, so wie es am Baggersee zu Ende gegangen war. Er wollte sich auf die beiden neuen Mädchen aus dem Bungalow konzentrieren. Das fanden wir mal wieder sehr ehrgeizig von Brando. Aber er konterte damit, dass ihn der Bannstrahl seines Vaters diesmal nicht treffen würde. >Ich habe Mandy und Candy bereits gesehen und auch gesprochen. Erstens, kommen sie diesmal aus Deutschland, und zweitens, würden sie sich von keinem Mann etwas befehlen lassen. Sie machen immer das, worauf sie gerade Lust haben. Na und Lust auf einen scharfen Nachmittag, mit dem netten Brando, wird da bestimmt abfallen. Kriegt mein Alter sowieso nicht mit, so voll wie die Hafenkajen gerade sind. Außerdem ist das der erste Job für die beiden und da sind die Girls noch nicht so hart im Neinsagen. <
Ich wünschte ihm alles Glück dafür, aber musste spontan an Don Quijote denken. Doch vielleicht sind die beiden Tänzerinnen diesmal die richtige Sollbruchstelle, die Brando schon lange bei den Bungalow Mädchen sucht. Jungfrauen werden sie schließlich nicht mehr sein, und ja, Helene, Alfredo, Bootsmann und der Rex waren echt mit Aufgaben ausgebucht. Gento fragte, ob es doch eher an der übermächtigen Konkurrenz durch seinen Profi Riemen läge, weshalb wir Lulu freigaben, lachte aber wenigstens dabei. Ich hielt einfach die Klappe, sagte dann doch: >Ach, die Lulu, die ist schwierig und überfällig, eine echte Aufgabe! Da muss wirklich ein Profi ran. Ich hingegen versuche es mal bei dieser Carin, aber das wird auch nicht einfach! <
Das Thema war irgendwie durch und Brando gab uns Prospekte in die Hand. Es waren Broschüren über Hotelfachschulen, alle an weit entfernten Orten. Die hatte ihm sein Vater ins Zimmer gelegt. Brandos Kommentar dazu war kurz: >Jungs es wird ernst! Mein Vater beginnt Druck zu machen und will mich für nächstes Jahr anmelden. Dann bin ich weg vom Schuss! Der Kelch wird nicht an mir vorübergehen, denn er will raus aus dem stationären Bums-Geschäft. Im Süden Spaniens, auf den Balearen, etwas anderes aufbauen. Sowas mit Hotel, Restaurant und Tourismus. Die beiden setzen sich dann zur Ruhe und ich habe den Kram am Hals. <
Aufmunternd gemeint, sagte ich: >Deine Sorgen möchte ich haben, mein Freund. < Gento fiel dazu spontan eine Frage ein: >Gib es auf Mallorca schon erotische Spezialgeschäfte? < Doch Brando stand nur auf und köpfte in den Pool. Ich schaute Gento fragend an, hob die Hände und sprach: >Was machen wir jetzt? < >Cool bleiben, ihr kleinen Schwänze, < und er lachte wieder. >Das ist noch ein ganzes Jahr hin. Seine Versetzung könnte gefährdet sein, usw. Uns fällt schon was ein, wenn er das wirklich nicht will. < Als Brando wiederkam, sprang Gento in die Fluten und ich sagte: >Also, meine Mutter meint ständig zu mir: Wenn es nicht so kommt, wie du es willst, dann kommt es so, wie es besser für dich ist! < Brando antwortete mit einer berechtigten Gegenfrage: >Ist das sicher? < Dann stand ein tropfnasser Gento wieder vor uns, verdunkelte die Sonne und hielt einen seiner nicht seltenen druckreifen Monologe: >Meine Kämpfer für die Frauenbewegung im Bett! Ich sag euch, noch ist nichts verloren, aber alles kann gewonnen werden. Das ist wie mit Lulu, der kleinen Spielverderberin. Wir mögen gerade 0:3 im Rückstand liegen und ihre Spielgefährten haben es noch nicht mal zu einem finalen Einschussversuch kommen lassen, aber vom Platz gehen wir als erfolgreiche Torjäger und Matchwinner.
Wir sind jung, gesund und vor allem nicht verklemmt. Haben keine Vorurteile gegen Nymphomaninnen, Sexfilme, Bordelle, Alkohol und Drogen. Von mir aus können auch alle anderen Männer auf der Welt schwul werden. Der nächste Krieg ist weit weg und der Barras bekommt uns nicht. Das wäre nur reine Zeitverschwendung. Halten wir uns an das was wirklich zählt, denn nur unserer Freundschaft gilt meine Ehre und Treue. < >Gut gesprochen, weiser Mann<, rief Brando und goss nach.
>Lulu, mit der löchrigen Zukunft, muss irgendwann zurück<, sagte Gento. >Zum Ende der Ferien hat sie ein Vorstellungsgespräch bekommen. Ihre Mutter hat angerufen. Eine Ausbildung im Reisebüro. Dabei wäre sie lieber Friseuse, aber das will ihr Alter nicht. < > Willkommen im Club, < meinte Brando. Ich wollte das Damenwahl Thema endgültig vom Tisch haben und sagte: >Jetzt, wo du Lulu für dich allein hast, holt dein Zauberstab die verlorene Zeit doch sicher nach. < >Seit euch sicher, kleine Schwänze, < entgegnete Gento. >Also, Brücke an alle, < sagte ich. >Gento bekommt Lulu, Brando hat exklusiv den Bungalow und ich quäle mich weiterhin mit dieser Carin herum. Keine Widerrede? dann ist es beschlossen! < Zufrieden nahm ich den nächsten Drink an die Lippen.
Gento ging ins Haus und kam mit einer Zeitschrift zurück. Ich glaube es war eine Twen Ausgabe. >Ich habe da was gelesen und dachte die hätten mich interviewt. Da schreibt hier ein Filmregisseur: „Die Kleidung einer Frau signalisiert mir, was ihr Körper haben will. Ein Minirock ist der Lockruf einer Sehnsucht. Ein Minirock sagt: Ich will mehr, als nur Wind an meine Haut lassen!" Besser hätte ich es auch nicht ausdrücken können. Das ist die pure Wahrheit, sag auch ich euch. Ein Minirock, sagt: Ja, komm, lass es uns probieren!
Es müsste so sein, wie in dem Film mit der Zeitmaschine. Stellt euch das mal vor: Wir übernehmen den Laden von den Morlocks und hätten alle die süßen blonden Dinger am Start. Ein Pfiff, mit der Sirene, und sie laufen dir zu. Keine Arbeit und keine Bücher. Spitzenklasse, so stelle ich mir eine positive Zukunft vor. <
>Ja, aber die wilden Morlocks, die essen die braven Elois, das könnte ich nicht, < meinte ich. >Dafür hast du aber nur junge Dinger zur Verfügung! Ist doch logisch, die können auch bei uns nicht alt werden, weil wir sie mit der Zeitmaschine in die Vergangenheit verfrachten, wenn ihr Sexappeal verflogen ist. Dann sind sie wieder jung und frisch. Okay für dich? < fragte Gento. >Doch ja, man müsste nur einiges verbessern, < sagte nun Brando. >Gento kann die Morlocks platt machen und dann haben wir erstmal Ruhe. Wir können mit unser Zeitmaschine die Sachen nachholen, die wir dringend brauchen werden. Zigaretten, Schnaps, Dope, Musik, Bikinis – eben Zeug was man aus der Zivilisation vermissen würde. So wie es Marlon Brando jetzt auf seiner privaten Südseeinsel hat.
Das wäre der Hit, wenn Düsentrieb auch so eine Maschine bauen könnte, oder vielleicht haben Hitlers Ingenieure an solchen Kästen gebastelt und manche der braunen Brüder sind damit abgehauen. Rehm weiß vielleicht, wo noch eine Maschine steht. < >Ja, damit wären wir ganz weit vorn dabei, < meinte Gento schwärmerisch in den Himmel blickend. >Eines nicht so fernen Tages stehe ich in Hollywood auf der Bühne, halte das Ding in der Hand, also diesen Oscar, und sage zur Jury: Danke, Danke – ihr habt die richtige Wahl getroffen! Viele dachten, Pornos, sowie das Sexfilmgeschäft, sind ganz schlimm und alle sind dabei Opfer. Porno sei Frauenverachtend, verrucht und führe zu Gewalt. Ja, doch, so einen Quatsch hat man mal gedacht! Aber ich habe euch nun das Gegenteil bewiesen und ihr habt jede Menge Spaß mit meinen freudespendenden Kunst Filmen. < Brando fragte: >Ich glaube zwar nicht das ein Sexfilm einen Oscar gewinnen kann. Wenn doch, warum würdest gerade Du auserwählt sein. Großes Talent, große Klappe, oder große Latte? <
>Ich sag mal: Alle drei von dir aufgeführten Kompetenzen, < konterte Gento gelassen. >Die Russ Meyer Filme sind doch nur ein Anfang. Ich, nein wir, - wir werden in ganz neue Dimensionen und Qualitäten von Kinoerlebnissen vordringen. In erotische Traumwelten, wo Millionen von triebgesteuerten Männern und Frauen noch nie gewesen sind. Strategen, die im täglichen Leben keine Chance auf Drachenburger Nächte haben, aber gerne dabei wären. Wir filmen für sie eine bunte Welt der Lust, mit ausgesucht schönen Körpern in Aktion. Dann haben sie mehr Spaß im Leben und manche müssen auch nicht mehr auf Krampf fremdgehen. Wir bieten mehr als Zelluloid Tiger, die sich als Prachtkerle handfest durch die Geschichte schlagen, nach Cognac, Zigarrenrauch und seltener nach Parfüm riechen. Wir bieten wollüstige Ekstasen auf dem richtigen und wichtigen Gebiet menschlicher Selbstverwirklichung! <
>Ist klar, war auch eine dumme Frage von mir, < sagte ein überzeugter Brando. >Trotz deiner blendenden Zukunftsversionen darfst du dich, im hier und jetzt, nicht wundern das die Mädchen Angst vor dir haben. Wenn du behauptest deine Sahne wäre so hart, die könnte man schon Kugeln nennen, < gab Brando zu bedenken. >Die Mädels, die von solchen symbolischen Feststellungen Angst bekommen, sind durch und durch verklemmt, sonst würden sie sich geehrt fühlen, wenn mir das bei ihnen passiert. Es ist nur so, weil Frauen Gedanken lesen können, aber ich denke nicht so kompliziert, wie sie es gerne hätten. Eigentlich gieren sie nach einer Abreibung mit meinem bösen Prügel, aber die Vorstellung ultraschnell süchtig zu werden und an mir zu kleben, wie ein Kokssüchtiger an seinem Dealer, hält manches dumme Huhn davon ab.
Einer hat Alkohol im Blut, ein anderer hat Benzin im Blut. Ich habe Sex im Blut, denn ich bin den jungen Muschi Besitzerinnen verfallen, werde ich immer sein. Jungs, ich bin ein Berufener, versteht das doch endlich! <
Das war wieder eine visionäre Message von unserem Jungvolkführer Gento, wie es so viele in jenen Tagen gab. Im Grunde wollte Gento Geniale, der besessene Regisseur, immer nur eine Geschichte, in vielen Varianten, erzählen. Aber vielleicht wollen das im Grunde alle jungen Männer. Jedenfalls glaubte Gento, das gute Leben sei wie ein pornographischer Roman. Mit passenden Ekstase Techniken bei Wein, Weib und Gesang. Also Sex, Dope und Rock 'n Roll. Aber dazu kommen wir erst später, intensiv und eindeutig genug.