Читать книгу Theologie für Schwergläubige - Harry Flatt-Heckert - Страница 5
Vorwort
ОглавлениеMal ehrlich, wann haben Sie sich zuletzt mit der Theologie, mit der Lehre von Gott, beschäftigt? Oder ein theologisches Buch gekauft? Oder gar eines gelesen? Dachte ich mir. Geschrieben haben Sie wahrscheinlich ja auch noch keins. Das wüsste ich nämlich. Denn ich habe in keiner Bibliothek auch nur ein einziges theologisches Buch gefunden, das aus Ihrer Feder stammen würde. Es sei denn, Sie haben das unter einem Pseudonym getan, weil Sie mich reinlegen wollten oder es Ihnen peinlich war. Das kann natürlich auch sein. Das weiß ich nicht. Es wundert mich auch nicht, wenn Sie noch niemals ein solches Werk zu Papier gebracht haben. Ich habe ja auch noch keins geschrieben. Ich habe zwar schon dies und das verfasst, aber eben nichts Theologisches. Da habe ich mich bisher nie herangetraut. Vielleicht hatte ich auch einfach keine Lust dazu. Aber ich schätze, die Angst davor war bisher größer als die Lustlosigkeit. Das muss ich ehrlicherweise zugeben.
Meine Frau hat schon immer gesagt, dass ich das mal tun sollte. Schließlich sei das ja mein Fachgebiet. Ich habe das ja studiert. Jahrelang. Deshalb habe ich das jetzt mal gemacht. Damit ich das mal getan habe und meine Frau aufhört, mich damit zu nerven. Und ich habe das getan, damit Sie das nicht tun müssen. Wer weiß, was Sie so schreiben würden? Sie haben ja wahrscheinlich überhaupt keine Ahnung davon.
Sie haben wahrscheinlich genug damit zu tun, vor Schreck keinen spontanen Hirninfarkt zu erleiden, wenn Sie das Vaterunser oder das Glaubensbekenntnis auswendig aufsagen sollen, weil Sie mal zufällig oder aus Versehen irgendwo im Gottesdienst sitzen. Kennen Sie dieses panikartige Gefühl? Dieses spontane Zusammenziehen der zentralen Blutgefäße im Kopf? Das ist übrigens so eine Art Schutzfunktion des Gehirns. Es dient dazu, möglichst wenig Sauerstoff an die grauen Zellen zu transportieren, damit Sie nicht merken, in welchen Konflikt mit Ihrer Intelligenz Sie das stumpfe Herunterleiern des Glaubensbekenntnisses führt.
Der geübte und durchtrainierte Gottesdienstbesucher hingegen beherrscht die Reduktion der Sauerstoffversorgung seines Denkorgans mit fast bewundernswerter Routine. Er übersteht das zumeist auch vollkommen unbeschadet und erlebt die Unterversorgung seines Gehirns in diesem Moment sogar nicht selten als eine Art Trancezustand. Er ist beglückt und von der eigenen Frömmigkeit zuweilen völlig ergriffen. Auf die kritische Nachfrage, ob er das tatsächlich glauben würde, was er da gerade im Glaubenskollektiv aufgesagt hat, bekommt man die, mit seltsam fragenden Blick begleitete Antwort: „Ja, wieso?“ Auf die erneute, vielleicht etwas penetrante, Nachfrage, ob er das wirklich ernst meine, schließlich wisse man ja heute, dass Gott die Welt nicht in sieben Tagen erschaffen hatte, erhält man den immer wieder gern gegebenen Hinweis, dass Glauben nun mal nicht Wissen sei. Dieses Totschlagargument macht mich immer ganz sprachlos. Natürlich heißt Glauben nicht Wissen. Das weiß ich auch!
Aber vielleicht schadet ja ein bisschen Wissen um die Grundlagen des christlichen Glaubens auch nicht. Selbst, wenn Sie vielleicht gar kein bekennender Christ sind. Oder Moslem. Oder Jude, Buddhist oder sonst irgendetwas. Wenn Sie es aber doch sind, dann schadet es umso weniger. Hoffe ich. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß bei der Lektüre und viele neue Erkenntnisse.