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2. Die Bibel – irgendwie dann doch nur ein Buch
ОглавлениеSo, jetzt erst mal ein bisschen Bibelkunde. Zum Aufwärmen sozusagen. „Ach du Scheiße!“, werden Sie jetzt vielleicht denken. „Muss das sein? Hatten wir das nicht schon?“ Weiß ich doch nicht! Hatten Sie das schon? Und wenn Sie das hatten, wo denn, bitte schön, hatten Sie das denn? Im Konfirmandenunterricht? Oder im Kindergottesdienst? Vergessen Sie es. Das hilft Ihnen gar nichts. Überhaupt nichts. Nein, so ein wenig Wissen über die Grundlagen des christlichen Glaubens müssen wir schon draufhaben. Das kann ich Ihnen nicht ersparen. Sonst sind Sie nachher so schlau wie vorher. Dann verstehen Sie auch weiterhin nichts. Das kann ich Ihnen nicht antun. (Aber bitte, wenn Sie meinen, Sie hätten das nicht nötig, dann überspringen Sie dieses Kapitel doch einfach. Ist doch Ihre Entscheidung! Kriege ich ja auch gar nicht mit. Mir doch egal. Aber kommen Sie mir hinterher nicht an.)
Für manch einen ist die Bibel ja das reine Wort Gottes. Das Buch der Bücher. Da habe ich auch gar nichts dagegen. Von mir aus. Aber für mich ist das nicht so. Für mich ist sie zunächst mal nur ein Buch. Gut, natürlich nicht irgendein Buch. Nicht so wie „Moby Dick“ oder „Die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn“. Das kann man ja auch gar nicht vergleichen. Die wollen ja nur Unterhaltung sein. Mehr nicht. Das ist mit der Bibel natürlich ganz anders. Sie will mich nicht unterhalten, sondern Relevanz für mein Leben haben. Sie will wichtig sein. Natürlich nicht sie selbst – die Bibel will gar nichts -, sondern die Autoren der Bibel. Oder die Kirche. Die Kirche will, dass sie wichtig für mein Leben ist. Und mit diesem Anspruch steht die Bibel dann natürlich durchaus in einer Reihe mit der neuesten Ausgabe von „Deutsches Umsatzsteuerrecht“ oder Paul Bocuses „Neue Küche“. An denen muss sie sich messen lassen. Die haben nämlich ganz unbestritten Relevanz für mich. Das Steuerrecht, weil ich mich ihm nicht entziehen kann und es mich bei Missachtung mit Strafen konfrontiert, die den biblischen Höllenqualen schon sehr nahekommen, wenn nicht sogar übertreffen. Und sie treffen mich sofort. Hier und jetzt. Dafür muss ich nicht erst auf den Jüngsten Tag warten. Und die Bücher von Paul Bocuse haben eben allein darum schon eine besondere Bedeutung für mich, weil ich einfach gut und gern esse. Und das auch lieber heute als irgendwann. Fastenspeise und Manna sind nicht so sehr meins.
Ja, die Bibel ist mir zwar ein wichtiges Buch, aber eben keines, das mein Leben nun von morgens bis abends bestimmen würde. Ich nehme sie auch nur selten in die Hand, wenn ich ehrlich bin. Für mich ist sie dann, wenn ich ihre Bedeutung für meinen Lebensalltag ehrlich betrachte, doch nur irgendwie ein Buch. Das ist wohl so. Hört sich vielleicht nicht so schön an, ist aber so. Nur ein Buch.
Enttäuscht? Och! Gut. Sehr gut. Ich wäre sogar einigermaßen froh, wenn Sie enttäuscht wären. Ehrlich. Nicht, weil ich fies und gemein wäre, nein, das bin ich gar nicht, sondern weil Enttäuschung durchaus etwas Gutes hat. Wenn wir enttäuscht sind, dann hören wir nämlich endlich auf, uns selbst zu täuschen, oder täuschen zu lassen, und können etwas klarer sehen. Ist doch auch nicht schlecht, oder? Und die Bibel ist ja trotzdem ein ganz wichtiges, ein ganz altes und ehrwürdiges Buch. Das bleibt Ihnen ja. Darum liegt es ja auch in fast jedem Hotelzimmer. Gleich neben der Schokolade und den Kondomen. Zu Recht übrigens. Schließlich hat kein anderes Buch sich weiter über diesen Planeten verbreitet als die Bibel. Nein, auch Harry Potter nicht! Gut, vielleicht sind die Bücher über den kleinen Zauberlehrling häufiger gelesen worden. So in Gänze. Das kann sein. Aber die Bibel führt dennoch die Bestsellerliste seit jeher unangefochten an. Das Buch der Bücher eben. Warum sie in den Hotelzimmern gleich neben den Kondomen liegt, weiß ich allerdings auch nicht. Vielleicht, weil sich AIDS auch so unkontrolliert über den Erdball verbreitet und die Bibel einem sagen will: „Ey, du musst doch gar nicht so wild in der Gegend herumvögeln! Und wenn doch, dann benutze wenigstens ein Kondom.“ Kann sein. Ich bin mir da aber nicht sicher.
Und wenn Sie jetzt schon keine Lust mehr haben, sich die Bibel weiter von mir zerpflücken zu lassen, dann wird es jetzt hart für Sie, denn nun kommt es noch ein bisschen dicker. Jetzt sind Sie dran. Weiterlesen oder doch lieber zuklappen und an die Wand schmeißen? Das liegt ganz bei Ihnen. Ich mische mich da nicht ein. Das ist allein Ihre Sache. Fürs Weiterlesen entschieden. Gut. Also:
Die Bibel ist leider auch keine „Heilige Schrift“, auch wenn das manchmal in goldenen Lettern auf den Buchdeckel geprägt ist. Manchmal steht da sogar „Die ganze Heilige Schrift“ drauf, was natürlich Blödsinn ist, wie wir noch sehen werden.
Aber bitte, mal ganz ehrlich: was macht denn ein Buch oder eine Schrift heilig? Biblia, so heißt die Bibel auf lateinisch, bedeutet auch nix anderes als eben das, was es heißt: Buch. Und dieses Buch ist auch schon deshalb nicht heilig, weil es natürlich nicht vom Himmel gefallen ist oder vom lieben Gott höchstpersönlich geschrieben oder zumindest diktiert worden wäre, sondern von Menschen. Von ganz normalen Menschen, die ganz real irgendwo und irgendwann auf dieser Welt gelebt haben. Wie Sie und ich.
Vor allem eben im alten Israel und so drum herum. In Kleinasien, dem Nahen Osten. Von Menschen, die etwas zu erzählen hatten. Etwas, das ihnen so wichtig war, dass sie es der Nachwelt hinterlassen wollten. Darum heißen die beiden Teile der Bibel ja auch Testamente. Weil jemand mit ihnen etwas hinterlassen hat. Mag sein, dass die verschiedenen Autoren der biblischen Bücher direkt vom Heiligen Geist inspiriert wurden, damit ihnen keine schwerwiegenden Fehler unterlaufen würden. Das wird ja oft behauptet. Kann schon sein. Glaube ich aber auch nicht, denn dazu gibt es in der Bibel dann eben doch zu viele historische und logische Fehler und Ungereimtheiten. Das hätte der Heilige Geist besser wissen müssen. Ehrlich. Qualitätsmanagement geht dann doch anders. Schließlich ist die Bibel ja ein Jahrtausendwerk. Da hätte ich dann doch mehr Weitsicht oder zumindest Sorgfalt vom Heiligen Geist erwartet. Ob das zu einer Promotion vor einer deutschen Universität gereicht hätte? Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich hätte man ihm spätestens in unserer Zeit den Doktortitel aberkannt und ihm Plagiatsvorwürfe gemacht oder ihm zumindest unsauberes wissenschaftliches Arbeiten vorgeworfen.
Ich glaube eher, dass da einfach Menschen ein Zeugnis über und von ihrem Glauben abgelegt haben. So, wie ich hier. Auch, wenn Ihnen vielleicht noch nicht ganz einsichtig ist, was mein Geschreibsel mit Glauben zu tun haben soll. Hat es. Seien Sie mal sicher. Aber das hier ist eben auch nicht großartig vom Heiligen Geist inspiriert. Ganz bestimmt nicht. Zumindest weiß ich nichts davon und ich habe auch nix davon gemerkt. Nein, das hier ist auch bloß ein Buch. Aber, wer weiß? Wer weiß, wofür es nützt?
Die Bibel ist auch nie als ein in sich geschlossenes Buch geschrieben worden, so von Anfang bis Ende, sondern besteht aus ganz vielen Einzelschriften. Altes und Neues Testament. Aber das wissen Sie ja wohl. Zumindest setzte ich das jetzt mal einfach voraus. Da gehe ich jetzt auch nicht näher drauf ein. Falls Sie es aber doch nicht wissen sollten, was aber auch keine Schande wäre, zumindest so viel: Das Alte Testament ist eigentlich zunächst nur die „Heilige Schrift“ der Juden und heißt dort Tanach. Oder Tenach. Oder so. Man nennt sie auch die hebräische Bibel, weil sie in hebräischer Sprache verfasst wurde. Gut, das hätte ich nicht schreiben müssen, darauf wären Sie wahrscheinlich auch von allein gekommen. Sorry.
Originaltexte gibt es keine mehr. Nicht einen einzigen. Nur Abschriften von Abschriften von Abschriften. Und Übersetzungen. Vor allem griechische Übersetzungen waren sehr populär. Die wichtigste Übersetzung der hebräischen Bibel heißt Septuaginta. Auch, wenn sich das jetzt vielleicht eher nebensächlich oder pingelig für Sie anhört, das wird noch ganz wichtig. Also merken Sie sich das mal ruhig. Da komme ich noch mal drauf zurück. Merke: Septuaginta ist wichtig! Merken!
Das Alte Testament ist übrigens über eine Verschriftungszeit von mehr als eintausend Jahren entstanden. So lange wurde wohl an keinem anderen Buch gearbeitet. Hätte ja auch niemand überlebt. Und weil das Alte Testament die Grundlage für das, was Jesus so lehrte, bildet, darum fand es eben auch Eingang in die Bibel. Kein Christentum ohne Judentum, schließlich war Jesus ja Jude, und kein Neues Testament ohne Altes Testament. Ganz einfach. Auch von den neutestamentlichen Texten gibt es keine Originale mehr. Auch hier müssen wir uns mit Abschriften, Kopien und Übersetzungen begnügen.
Eigentlich wäre vor allem das Neue Testament, das seinerseits in griechischer Sprache geschrieben wurde - der Sprache der Gelehrten der Zeitenwende - auch noch viel dicker geworden, als es heute ist. Denn es gibt nicht nur die Schriften, die heute in der Bibel stehen, sondern noch eine ganze Reihe anderer Evangelien, Briefe und angeblicher Offenbarungen. Da gibt es etwa das Thomasevangelium, das eine Menge aus Jesu Kindheit erzählt, oder ein Evangelium, nach dem Jesus gar nicht am Kreuz gestorben und damit auch nicht auferstanden ist, sondern sich schwer verletzt nach Indien abgesetzt hat. Auch keine schlechte Idee. Es gibt aber auch Geschichten über seine Frauengeschichten und was weiß ich nicht alles. Außerdem gibt es noch die verschiedensten Briefe von anderen Aposteln, da gibt es Bücher, die unheilschwanger vom bevorstehenden Ende der Welt reden und was weiß ich nicht alles. Aber all diese Schriften konnten sich nicht für einen Platz in der Bibel qualifizieren. Dorthinein schafften es nur die bekannten Schwarten, die durch die Kirche auf einer Bischofssynode im Jahre 393 nach Christus in Hippo als würdig erachtet wurden.
Und als würdig erachtet wurde neben den, mittlerweile ins Griechische übersetzten, Schriften des Alten Testaments, die etwa im Jahre 100 n. Chr. zusammengestellt wurden und als gesetzt galten, eben noch die 27 Bücher, die man auch heute noch im Neuen Testament findet. Diese Schriften bilden nun also den sogenannten biblischen Kanon. So heißt das. Hier und da kann man aber auch mal eine Bibel finden, die auch diejenigen Schriften enthält, die es nicht in die normale Bibel geschafft haben. Diese Schriften nennt man ganz kryptisch Apokryphen und Pseudepigraphen. Das kann sich aber kein Mensch merken. Ist auch nicht wichtig, weil die eben nicht in den Recall kamen und auch nicht als würdig erachtet wurden, um die Sammlung der kanonischen Einzelschriften zu ergänzen. Es ist nicht so wichtig, aber es kann ja auch nicht schaden, wenn man das weiß, oder zumindest schon mal davon gehört hat.
Als würdig erachtet wurden vor allem die Schriften, die die bereits bestehende Kirche in ihrer Autorität und Lehre nicht infrage stellten, die Jesus als wahren Gott und gleichzeitig wahren Menschen beschrieben, und die die Lehre von Kreuz und Auferstehung in den Mittelpunkt rückten. Dahinter stand also weder göttlicher Wille noch heilige Fügung, sondern menschliches Kalkül. Oder kirchliches. Was dann auch schon mal dasselbe sein kann. Ganz einfach. Daher ist es auch Blödsinn, wenn auf Ihrer schönen, alten Bibel steht: „Die ganze Heilige Schrift“. Pustekuchen. Weder ganz noch heilig.
Also nix mit Heiliger Schrift. Zumindest nicht heilig in dem Sinne, wie ich es verstehen würde. Zumindest nicht heiliger, als das hier.
Irgendwelche Augen- oder Ohrenzeugenberichte gibt es im Neuen Testament leider auch nicht. Die vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes haben ihre Schriften erst lange nach Jesu Tod verfasst. Die kannten ihn gar nicht und haben auch nur das aufgeschrieben, was man ihnen so erzählte oder was sie auch ihrerseits gern verbreiten wollten. Je weiter sie zeitlich entfernt vom vielleicht historischen Jesus lebten und schrieben, desto länger und ausführlicher fielen ihre Evangelien übrigens aus. Wieso, weshalb und warum, das werden wir uns einmal exemplarisch an der sogenannten Weihnachtsgeschichte ansehen. Dann kriegen wir auch die Story mit der Jungfräulichkeit dran. Aber so weit sind wir jetzt noch nicht.
Sonstige Schriften von irgendwelchen Jesus-Vertrauten? Fehlanzeige. „Und was ist mit den Briefen des Apostels Petrus?“, werden Sie jetzt vielleicht einwenden, wenn Sie denn überhaupt eine Ahnung davon haben, dass es diese Briefe im Neuen Testament gibt. „Zumindest der kannte Jesus ja wohl, ne?! Er war ja immerhin sein erster Jünger!“ Tja, was ist damit? Was ist mit Petrus? Die Echtheit der sogenannten Petrusbriefe ist leider auch nicht wirklich gesichert. Tut mir leid. Man geht eher davon aus, dass sie nicht vom ersten Apostel persönlich stammen, denn dazu sind sie literarisch in zu perfektem Griechisch geschrieben. Es ist eher unwahrscheinlich, dass Petrus dessen mächtig war. Der war schließlich nur ein einfacher Fischer. Und der dürfte, wie alle einfachen Juden damals, vor allem aramäisch gesprochen haben. Nicht, dass Sie jetzt denken, ooh, der Flatt-Heckert ist aber mal arrogant und ich würde den Ur-Papst damit herabwürdigen wollen. Keinesfalls. Ich würde sagen: Aramäisch! Immerhin. Ich kenne hierzulande keinen einzigen Fischer, der dieser Sprache mächtig wäre. Die meisten können auch kein Englisch oder Französisch, obwohl das die Amtssprachen in der EU sind. Ich würde niemals jemanden herabwürdigen. Vielleicht sprach Petrus aber auch tatsächlich ein wenig umgangssprachliches Griechisch, das für die Bewältigung des Alltags ausreichend war. Um seine Steuerklärung zu machen oder Verkaufsbedingungen des Jerusalemer Fischmarkts zu verstehen. Das war ja die Amtssprache damals. Auch in Israel. Das musste jeder ein wenig können. Ein Griechisch aber, wie wir es in der Bibel finden, besonders in den Petrusbriefen, beherrschte wohl eher nur die gebildete Oberschicht. Ich denke, da hat sich wahrscheinlich einfach jemand mit den Federn des Petrus geschmückt, um seinem eigenen Geschreibsel mehr Gewicht und Bedeutung zu verleihen. Schließlich war Petrus unter den Christen der ersten Jahrzehnte und Jahrhunderte bekannt wie ein bunter Hund. Und so ein Name, der zog natürlich auch. Ungefähr so, als würde vorn auf diesem Buch als Autor zum Beispiel Papst Benedikt XVI stehen, und nicht Harry Flatt-Heckert. Dann würde sich dieses Buch sicher auch besser verkaufen. Ganz bestimmt. Aber der hätte dieses Buch wahrscheinlich auch gar nicht geschrieben. Nein, wohl eher nicht. Wäre er ja auch schön blöd.
Die ältesten Schriften des Neuen Testaments sind wohl die Paulusbriefe, der diesen Jesus aber auch nicht persönlich kannte. Paulus von Tarsus. Angeblich soll der ja ursprünglich mal Saulus geheißen haben und ein leidenschaftlicher, hochgebildeter, jüdischer Christenverfolger gewesen sein. Der hat sich aber erst gut zweiundvierzig Jahre nach Jesu Geburt, da war Jesus schon lange tot, vom Saulus zum Paulus gewandelt, wie man so schön sagt, weil Jesus ihm angeblich höchstpersönlich eines Tages vor Damaskus erschienen ist und ihn genervt fragte: „Was verfolgst du mich eigentlich, hää?“ Und weil Saulus so spontan auch keine vernünftige Antwort darauf hatte, wurde er mit vorübergehender Blindheit geschlagen, damit ihm mal die Augen aufgehen würden, ging erst einmal in Klausur, beschäftigte sich mit dem christlichen Glauben und entschied sich, fortan der glühendste Anhänger seines ehemaligen Widersachers zu werden. Und von da an nannte er sich dann angeblich Paulus. Aber wahrscheinlich trug er schon immer beide Namen. Saulus Paulus. Ja, so war das wohl. Das mit dem Namen ist auch nicht wichtig. Der Rest steht ungefähr so in der Apostelgeschichte. Und hier und da erwähnt er dieses einschneidende Erlebnis auch selbst in seinen Briefen. Aber nur ganz am Rande.
Von Jesus selbst ist gar nichts überliefert. Nicht eine einzige Zeile. Es wird zwar immer mal wieder darüber spekuliert, ob nicht wenigstens das Vaterunser, so wie es z.B. im Markus-Evangelium überliefert wird, direkt auf Jesus zurückgehen könnte. Schön wär’s, aber so richtig gesichert ist das auch nicht. Reine Spekulation. Leider. Da haben wir also auch nichts.
Richtig schwierig wird es mit der Offenbarung des Johannes, die vom Ende der Welt, dem Gericht Gottes, und der universellen Herrschaft Jesu über alles, was war, was ist und was künftig noch so sein wird, berichtet. Wirklich schwierig. Diese Schrift ist nun auch nicht gerade ein Tatsachenbericht, das ist klar. Das ist eher so eine Hoffnungs- und Trostgeschichte für die von den Römern unterdrückten und verfolgten Christen in Kleinasien. Die hatten es nämlich echt nicht leicht und konnten ein bisschen Aufmunterung wirklich ganz gut gebrauchen: „Wartet ab, bald kommt Jesus wieder und dann ist euer Leiden vorbei. Dann, wenn ihr gute und rechtgläubige Christen seid, ja, dann wird alles gut. Und euren Häschern wird es aber mal so richtig an den Kragen gehen. Versprochen. Am Ende wird alles gut.“
Und wenn nicht alles gut ist, dann ist es auch nicht das Ende. Möchte man sagen. Ja, und so warten wir heute noch darauf, dass alles gut wird. Aber, wie gesagt, die Offenbarung des Johannes ist so ohne Weiteres nur sehr schwer zu verstehen. Und wenn man den historischen Kontext nicht kennt, dann ist sie eigentlich gar nicht richtig zu verstehen. Und dann sollte man sie auch lieber nicht lesen. Ehrlich nicht.
Sie müssen sich das aber alles auch gar nicht merken. So wichtig sind diese Einzelheiten dann auch wieder nicht. Vielleicht merken Sie sich einfach nur das Wichtigste: Nicht vom Himmel gefallen, kein in sich geschlossenes Buch, lange Verschriftungszeit, von der frühen Kirche zusammengestellt, von Jesus selbst ist nix dabei, fast keiner von den biblischen Autoren kannte Jesus persönlich. Muss reichen. Ich habe das hier auch nur aufgeschrieben, damit Sie das mal gehört, oder besser, gelesen haben. Das, wie gesagt, kann ja auch nicht schaden. Damit wollte ich Ihnen auch nur klarmachen, dass die Bibel eben nicht als fertiges Buch vom Himmel gefallen ist, sondern ein ganz schönes Stück Arbeit war. Mehr wollte ich gar nicht.
Und daher sollten Sie die Bibel auch niemals so lesen, als sei sie das reine Wort Gottes. Sie ist Menschenwerk. Irgendwann, irgendwo und mit irgendeiner bestimmten Absicht von irgendwelchen Menschen geschrieben. Höchstens irgendwie von Gott inspiriert. Wenn überhaupt. Glaube ich aber nicht. Aber ganz bestimmt ist sie vom Glauben dieser Menschen an Gott inspiriert. Da bin ich ganz sicher. Das ist ja auch schon was.
So, das muss jetzt auch erst einmal reichen. Ist für den Anfang ja auch schon genug, denke ich. Aber, wenn Sie überhaupt irgendetwas verstehen wollen, dann war das eben auch nicht ganz unwichtig. Das werden Sie noch merken. Und wenn Sie wider Erwarten noch mehr wissen wollen, dann müssen Sie eben Theologie studieren. Aber, ich weiß ja gar nicht, ob Sie überhaupt Zeit oder Lust dazu haben.