Читать книгу Theologie für Schwergläubige - Harry Flatt-Heckert - Страница 9
3.1 Die Dreieinigkeit Gottes – Echt schwierig.
ОглавлениеDer dreifaltige Gott. Boah, werden sie jetzt wahrscheinlich in sich hineinseufzen. Auch das noch. Genau, antworte ich Ihnen da mal locker. Auch das noch! Glauben Sie denn ernsthaft, ich würde Ihnen das alles erklären, wenn es nicht wichtig wäre?! Ich kann mir auch etwas Schöneres vorstellen. Im Garten sitzen und grillen. Zum Beispiel. Oder Fußball spielen. Mann! Echt, jetzt mal.
Also. Die Trinität. In der Bibel ist von der Trinität, von der Dreifaltigkeit oder auch der Dreieinigkeit Gottes, so explizit eigentlich gar nicht die Rede. Hier und da ist mal vom Vater die Rede, dort mal vom Sohn und auch der Heilige Geist kommt ein paar Mal vor. Aber wie sie zueinander in Beziehung stehen, erklärt die Bibel selbst nicht so richtig. Da wussten die Autoren der biblischen Schriften wohl auch nicht so genau, wie sie das beißen sollten. Darum blieben sie da auch eher so im Ungefähren. Nichts Genaues weiß man nicht. Zumindest nicht so ganz genau. So ungefähr nur. Deshalb haben sich die frühen Christen auch immer darum gestritten, wie die drei denn nun zusammenhängen, wie sie sich zueinander verhalten und was das denn, bitte schön, überhaupt alles soll.
Eine Lösung, eine Erklärung musste her, die die zerstrittene Christenheit einen konnte. Sonst liefe man Gefahr, dass jedes Dorf allein vor sich hinfrömmelte und sich sein eigenes Gottesbild zusammenschusterte, weil jeder glaubte, was er wollte oder eben gerade so verstand. Der Traum von einer weltumspannenden Kirche wäre damit ausgeträumt. Das wäre der Tod im Topf gewesen. Das ging ja gar nicht.
Nein, man brauchte eine einheitliche Sichtweise, wenn die Kirche der Bischöfe die Deutungshoheit über den christlichen Glauben behalten wollte. Und das wollte sie. Unbedingt. Daran hat sich bis heute auch noch nicht so wirklich viel geändert. Eigentlich, wenn man es recht betrachtet, gar nichts. Kaiser Konstantin der Große berief also kurzerhand im Jahr 325 nach Christus ein Konzil ein und lud sage und schreibe eintausend und achthundert Bischöfe aus aller Welt nach Nicäa, dem heutigen Iznik im Nordwesten der Türkei, dazu ein. Dreihundert sind immerhin gekommen.
Und die Lehre von der Trinität Gottes wurde dann auch erst auf diesem legendären, ersten Konzil, auf dem ja auch eine Vorform des apostolischen Glaubensbekenntnisses, das Nicäische Glaubensbekenntnis formuliert wurde, enwickelt. Das hängt ja auch ganz eng miteinander zusammen. Ist klar, oder? Wenn nicht, kann ich es jetzt auch nicht ändern. Ich muss mal weitermachen.
Es dauerte dann noch mal fast dreihundertfünfzig Jahre, bis sie theologisch vollständig ausformuliert wurde. Ist ja auch nicht ganz einfach. Versuchen Sie mal, Gott Vater, den Sohn und den Heiligen Geist so in einen Topf zu schmeißen, dass da trotzdem nur ein Gott herauskommt, ohne dass alles einfach nur durcheinander gerührt wird und am Ende nur noch ein undefinierbarer Brei übrigbleibt. Versuchen Sie das mal. Ja, viel Spaß, kann ich da nur sagen! Da haben die armen Menschen in der Antike schon genauso kopfkratzend und -schüttelnd davorgestanden, wie wir heute. Und sie haben auch kein Wort verstanden. „Tausendmal gehört, tausendmal doch nichts kapiert…“ Ob die offizielle Trinitätslehre das nun wesentlich einfacher oder wenigstens ein wenig verständlicher gemacht hat, weiß ich allerdings auch nicht so genau.
Die Idee dahinter ist jedenfalls ungefähr folgende: (Und bevor ich das jetzt erkläre, möchte ich Sie freundlichst, aber mit Nachdruck, um eines bitten: Hören Sie jetzt endlich auf, zu meckern! „Ooh, dieser olle Kram. Nee, will ich gar nicht. Kann der nicht mal was Aufregendes bringen?! Oder was Nettes? Oder wenigstens was Interessantes?“ Ich weiß, dass das schwierig ist. Ich habe Sie ja auch nicht gebeten, das zu lesen. Aber es ist, verdammt noch mal, wichtig, wenn Sie denn mal aus Ihrem Kindergottesdienstglauben herauswollen. So!)
Also, die Idee ist folgende: Gott ist zwar einer, aber er besteht dennoch aus drei Personen, die in einem Gott verbunden sind. Dieser eine Gott besteht sozusagen aus drei Wirkweisen, die in ihren unterschiedlichen Daseinsformen unterschiedlich wirken. Und die drei bezeugen sich auch gegenseitig. Gott, der Vater, bezeugt, dass der Sohn auch Gott ist. Der Sohn bezeugt, dass der Heilige Geist Gott ist. Und so weiter. Schwierig? Ja, finde ich auch. Hier mal eine Grafik, die es vielleicht noch verwirrender macht, aber das Grundsätzliche dennoch ganz gut erklärt:
(Diese Grafik habe ich übrigens einfach geklaut. Aus dem Internet.)
Verstanden? Nee? Dann versuche ich es noch mal anders. Ganz anders. Also, ich bin der Harry. Aber das wissen Sie ja sicher schon. Harry, also ich, ist ein Vater. Nämlich der Vater meiner Kinder. Hoffe ich. Nehme ich zumindest mal an. Aber, der Harry ist auch ein Ehemann. Nämlich der Ehemann meiner Frau. Soweit klar, oder? Kennen Sie meine Frau eigentlich? Sie ist die beste von allen. Aber das nur nebenbei. Das führt hier aber auch zu weit und hilft beim Verständnis der Trinitätslehre überhaupt nicht weiter. Gar nicht. Nur so viel: Sie bezeugt ja auch, dass ich der Vater meiner Kinder bin. Das will ich mal glauben. Muss ich ja. Was bleibt mir auch? Aber das nur am Rande. Machen wir einfach mal weiter. Als Ehemann bin ich aber natürlich jemand anderes als in meiner Daseinsweise als Vater. „Hoffentlich!“, werden Sie jetzt vielleicht denken. Ja, bin ich, da können Sie ganz beruhigt sein. Aber, obwohl ich als Vater und als Ehemann zwar derselbe bin, nämlich Harry, bin ich aber in diesen beiden Rollen dennoch nicht der gleiche.
(Sehen Sie, jetzt bekommen Sie den Unterschied von „derselbe“ und „der gleiche“ gleich gratis mitgeliefert. Da hat sich der Kauf dieses Buches doch schon gelohnt, oder?! Und dass „derselbe“ zwar zusammen-, „der gleiche“ aber getrenntgeschrieben wird, wussten Sie sicherlich auch noch nicht. Ich wusste es auch lange nicht.)
Als Vater bin ich vielleicht eher fürsorglich, erklärend und begleitend, manchmal vielleicht auch streng. Da müssten Sie einfach am besten mal meine Jungs fragen. Als Ehemann bin ich wahrscheinlich dagegen eher leidenschaftlich und manchmal vielleicht auch ein bisschen frech und frivol. Oder vielleicht ab und zu auch einfach nur langweilig. Das muss meine Frau entscheiden. Aber ich schweife ab. Was immer ich gerade für eine Rolle ausfülle, was immer ich gerade tue, ich bin in allem aber auch immer Harry. So oder so. Meine Rollen unterscheiden sich also deutlich von meinem Sein. Auch wenn mein Sein - oder mein Wesen - in die Art und Weise, wie ich meine jeweiligen Rollen wahrnehme, sicher hineinspielt. Ganz bestimmt sogar. Und wenn ich jetzt noch eine andere Rolle hinzunehme, vielleicht die des Bruders, der ich auch bin, oder die des Sohnes, des Nachbarn, die des Seelsorgers oder Autors, dann wird es zwar etwas komplizierter und umfangreicher, aber es ändert sich nichts mehr im Grundsatz. Ich bin ganz vieles, aber in allem bin ich dabei vor allem eins: Harry.
Also, Gott ist zwar Vater, er ist Sohn, er ist Heiliger Geist, aber in allem, was er ist, ist er vor allem immer zuallererst Gott. So. Jetzt verstanden? Gut.
(Wenn nicht, dann müssen Sie diesen Absatz eben wohl oder übel nochmal lesen. Im Zweifelsfall so oft, bis Sie ihn verstanden haben. Ich habe mir jedenfalls voll die Mühe gegeben, Sie mit auf den Weg zu nehmen. Also können Sie sich ruhig auch ein wenig Mühe geben. Finde ich.)
So stellen die Christen sich das also vor. Ungefähr. Oder besser, so sollten sie es sich vorstellen, denn ich vermute mal, dass die wenigsten auch nur den Hauch einer Ahnung davon haben, wovon ich hier gerade herumgefaselt habe. Sei es drum. Merke: Es ist nur ein Gott, aber in ihm sind drei zu unterscheidende göttliche Personen. Sie sind von Ewigkeit so innig miteinander verbunden, dass jede Person einzeln für sich, aber auch die drei Personen zusammen, der eine Gott ist. Wenn wir es mal vereinfacht ausdrücken, dann unterscheiden sich die drei Wirkweisen des einen Gottes ungefähr so:
Gott, der Vater. Er ist die schöpferische Seite Gottes. Er hat alles erschaffen und ist der Ursprung all dessen, was war, was ist und was sein wird. Wenn man das denn glauben will. Wie sich das mit der christlichen Schöpfungslehre und der Allmacht Gottes verhält, das werden wir uns noch genauer ansehen. Das wird richtig spannend. Versprochen. Für den Moment muss das aber erst einmal reichen.
Gott, der Sohn. Jesus Christus ist die erlösende Kraft Gottes. Durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung hat er uns Menschen für alle Zeit vom Tod erlöst. Und von der Sünde. So jedenfalls die christliche Lehre. Das muss auch erst mal genug sein. Später mehr. Ich weiß, ich vertröste Sie schon wieder. Tut mir leid.
Gott, der Heilige Geist. Er ist schließlich die gegenwärtige Kraft Gottes in der Welt. Durch ihn wirkt Gott in der Welt, lässt Menschen Gutes tun, bringt Erleuchtung und so was alles. Durch den Heiligen Geist hat Gott ja auch so segensreich an der Jungfrau Maria gewirkt und hat uns damit die unsägliche Mär von der unbefleckten Empfängnis beschert. Das gucken wir uns ja auch noch genauer an. Ich bin gespannt, was Sie jetzt noch so draufhaben. Ich sage nur: Septuaginta und so. Da freue ich mich schon drauf.
Dies ist natürlich eine sehr verkürzte Darstellung der Trinitätslehre. Die unzähligen Abhandlungen darüber füllen ja ganze Bibliotheken. Und das Ganze ist natürlich noch viel komplizierter, und manch ein frommer Gelehrter wird jetzt vielleicht sagen, na, der macht sich das jetzt aber mal einfach. Ja, mache ich, kompliziert kann ja jeder, würde ich dann antworten. Und mit kompliziert sind schon ganz andere gescheitert. Aber, wenn Sie das erst einmal so einigermaßen verstanden haben, dann ist das schon eine ganze Menge und damit haben Sie definitiv mehr Durchblick als die meisten anderen.
Viele Juden und auch etliche Muslime werfen dem Christentum wegen dieser Lehre von der Dreifaltigkeit Gottes übrigens Vielgötterei vor, weil sie natürlich auch nicht verstanden haben, dass es trotz dieser Dreieinigkeit nur ein Gott ist. Aber seien Sie mal beruhigt, viele Pastorinnen und Pastoren haben das – trotz ihres Studiums – auch nicht richtig verstanden. Wir sind da also in allerbester Gesellschaft.
So, ich glaube, dass das erstmal reichen muss, um sich jetzt mit den Inhalten des Glaubensbekenntnisses auseinanderzusetzen. Aber für das Verständnis sind diese Informationen nicht ganz unerheblich. Darum habe ich sie ja auch aufgeschrieben. Sie können sich natürlich zwischendurch gern mal einen Kaffee holen, einen Salat essen oder sowas, um sich zu erholen. Das Tempo des Verstehens bestimmen Sie schließlich immer noch selbst. Da will ich Ihnen nicht reinreden. Nein. Das ist allein Ihre Sache.