Читать книгу Ben und Lasse - Schmuggler unterm Kirchendach - Harry Voß - Страница 8

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4. Dezember

Kurz drauf sitzen wir an meinem Schreibtisch. Laut grüble ich vor mich hin. „Wir müssen ganz vorne anfangen. Zum letzten Mal hat man die Gangster am Waldrand in Bethlesheim gesehen. Dort haben die Polizisten bestimmt schon alles nach Spuren abgesucht. Aber vielleicht haben sie was Wichtiges übersehen.“ Ich greife mir einen Bleistift und suche nach einem Blatt Papier.

Lasse strahlt: „Jetzt müsste man einen Block zum Aufschreiben haben, was? Ha! Du kannst dich schon auf Weihnachten freuen! Aber ich verrate nix!“

Mit einem Griff hab ich die Schublade aufgezogen und ziehe einen Block heraus. „Ich habe ungefähr hundert Blöcke, Lasse.“

Sein Strahlen verblasst. „Was, echt? Freust du dich dann gar nicht … ich meine, … würdest du dich denn gar nicht freuen, wenn du zu Weihnachten einen Block zum Aufschreiben kriegen würdest?“

„Doch, Lasse“, sage ich freundlich. „Darüber würde ich mich sehr freuen. Ehrlich.“

Das Strahlen auf Lasses Gesicht kehrt zurück und hat sich fast in ein Leuchten verwandelt. „Das ist schön, dass es Weihnachten gibt“, sagt er selig. „Dann kann man endlich mal allen, die man lieb hat, mit einem schönen Geschenk zeigen, wie lieb man sie hat.“

Ich stütze den Kopf auf meine Hand ab und schaue Lasse weiter an: „Pech nur für die, denen nichts einfällt, was sie denjenigen schenken sollen, die sie lieb haben.“

„Das gibt’s doch gar nicht“, protestiert Lasse. „Wenn man einen anderen wirklich lieb hat, fällt einem immer was ein, das man schenken kann.“

Huch! Wenn das wirklich zutrifft, dann habe ich meine Familie nicht wirklich sehr lieb. „Nee, Lasse. Schau doch mal, wie viele Leute vor Weihnachten einfach in den Laden gehen und irgendwas kaufen, nur damit sie was haben. Die kaufen einfach einen Ring oder eine Kette oder so und sind froh, wenn es dem anderen gefällt.“

Wieder ein misstrauisches Staunen in Lasses Gesicht: „Findest du, dass nur Leute, denen nichts einfällt, Ketten verschenken?“

„Natürlich nicht. Manche machen sich ganz viele Gedanken und dann schenken sie eine Kette. Das ist dann natürlich was ganz Besonderes. Aber manchen fällt einfach nichts ein. Und dann rennen sie einfach in den Laden und kaufen einen teuren Ring.“

„Aber was sie in ihrem Herzen dabei denken, während sie den Ring kaufen, weißt du doch gar nicht. Vielleicht freuen sie sich trotzdem dabei.“

„Das stimmt. Aber andere gehen einfach morgens am 24. Dezember zum Bäcker und kaufen ein Schokoladenherz mit der Aufschrift ‚Frohe Weihnachten‘ für ein Euro fünfundzwanzig.“

„Was?“ Lasse ist entsetzt. „Nein. So was würde niemand machen. Das wäre ja wirklich ganz ohne Herz und ohne Liebe.“

Oh Schreck. Ich muss ja ein furchtbares Monster sein. Habe ich meine Familie wirklich nicht lieb? Doch. Habe ich. Aber ich weiß trotzdem nicht, was ich verschenken soll. „Worüber würdest du dich denn von mir freuen?“, frage ich.

„Ich freue mich über alles, was du mir schenkst“, strahlt Lasse wieder. „Letztes Jahr hast du mir so ein süßes Herz aus Schokolade geschenkt. Das war sehr schön.“

„Aha.“ Irgendwie bekomme ich gerade das Gefühl, selbst zum gewissenlosen Verbrecher zu werden. „Mir fällt bestimmt noch was Schönes für dich ein.“

„Ich habe schon was für dich“, sagt Lasse. „Aber ich sage nicht, was.“

„Okay“, schließe ich das Thema ab. „Und jetzt nehmen wir unsere Fahrräder und fahren durch den Wald bis nach Bethlesheim. Wäre doch gelacht, wenn wir nicht doch noch eine Spur finden, die die Polizei übersehen hat.“

„Durch den Wald“, wiederholt Lasse und reißt die Augen auf. „Da muss ich aber meine Waffe mitnehmen!“

Ich nehme die Agent-Benjamin-Anstecknadel von meinem Schreibtisch, die ich mir vorhin mit viel Mühe aus Pappe, Goldfolie und Glitzersteinen hergestellt habe, und stecke sie an meinen Pullover.

„Boah, Ben!“, ruft Lasse begeistert. „Die ist ja cool! Kriege ich auch so eine?“

„Nein“, sage ich bestimmt. „Die kriegt nur der Oberagent. Der Anführer. Damit klar ist, wer hier das Sagen hat.“

„Aye, aye, Sir!“, ruft Lasse wieder. Das Abenteuer kann beginnen.

Ben und Lasse - Schmuggler unterm Kirchendach

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