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5. Dezember

Normalerweise dürfen wir nicht so weit alleine mit den Fahrrädern fahren. Aber bis zum Weihnachtsmarkt dürfen wir. Darum haben wir unsere Geldbeutel um den Hals gehängt und Mama zugerufen: „Wir sind ein bisschen mit den Fahrrädern draußen!“ Und dann sind wir schnell losgefahren. Mama hat keinen Verdacht geschöpft.

Zuerst fahren wir durch die Stadt, dann durch die Fußgängerzone, von da aus noch ein ganzes Stück aus der Stadt raus bis zum Waldrand. Das letzte Stück bis zu der genannten Stelle müssen wir durch den Wald fahren. Weit ist das nicht, aber unheimlich ist mir schon zumute, denn die Verbrecher könnten ja hier sein. Aber ich lasse mir nichts anmerken und fahre munter drauf los.

„Wie mutig du hier durch den Wald fährst“, sagt Lasse und hat Mühe, mit seinem kleinen Fahrrädchen bei meinem Tempo mitzuhalten. „Immerhin könnte hinter jedem Baum ein Verbrecher sitzen und uns erschießen!“

„Ach Quatsch“, sage ich großspurig. „Du hast zu viel Fantasie!“

Plötzlich zeigt Lasse zur Seite in den Wald: „Da ist jemand!“

Ich lege eine Vollbremsung hin und starre angestrengt in den Wald hinein: „Wo denn?“

„Da!“ Er zeigt mit seinen Fausthandschuhen zwischen die Bäume. „Die Frau mit dem Hund!“

„Lasse.“ Ich zwinge mich zur Ruhe. „Das ist eine Frau. Die Verbrecher sind Männer, wenn du dich richtig erinnerst.“

„Aber sie hat eine gelbe Jacke an. Und da dachte ich, das wäre Verbrecherkleidung!“

„Verbrecherkleidung?“ Jetzt starre ich Lasse an. „Wie sieht denn deiner Meinung nach Verbrecherkleidung aus?“

„Na ja, gelb-schwarz gestreifte Hosen und Pullover. Und im Gesicht eine Narbe und ein Pflaster und am Kinn Bartstoppel.“

„Wer hat dir denn das erzählt?“

„So sehen doch die Gangster in Papas Lucky-Luke-Comics aus.“

Ruhig Blut, Agent Benjamin. Ruhig Blut. „Mein lieber Lasse. Wir sind hier nicht in einem Lucky-Luke-Comic, sondern im wirklichen Leben. Und da tragen die Verbrecher vermutlich ganz normale Klamotten. Und so lange wir nichts Genaueres über sie wissen, müssen wir uns an die Hinweise halten, die wir haben. Und dazu zählt nicht die Kleidung.“

„Sondern? Was denn?“

„Erstens: Es handelt sich um Männer. Da scheiden schon mal alle Frauen aus. Zweitens: Wir haben die Beschreibung von den Nasen und dem Kinn.“

„Die Frau da hinten hatte eine Nase und ein Kinn!“

„Ja, aber alle Hinweise müssen zusammenpassen. Alle Frauen scheiden aus, egal wie viele Nasen und Kinn sie haben. Klar?“

„Klar.“

„Und jetzt weiter.“

An dem Ort, an dem der VW-Golf gefunden wurde, finden sich leider keine weiteren Hinweise.

„Ben, schau mal!“, ruft mein Profi-Agent und hält mir verdreckten Plastikmüll unter die Nase. „Ich habe einen leeren Joghurtbecher gefunden! Vielleicht haben die Gangster hier einen Joghurt gegessen. Das müssen wir auf dem tollen Block notieren.“

„Schmeiß den weg, Lasse. Du siehst doch, dass der da schon ewig lang gelegen hat.“

„Echt? Das heißt also, die Gangster waren vor ewig langer Zeit schon mal hier und haben einen Joghurt gegessen? Vielleicht kommen sie öfter hierher! Das ist aber ein wichtiger Hinweis!“

„Vergiss es. Den Joghurtbecher hat jemand anderes da hingeworfen.“

„Echt? Wer denn?“

„Das weiß ich nicht! Jedenfalls nicht die Verbrecher!“

„Wie hast du das herausgefunden?“

Ich stöhne einmal laut auf und halte mir entnervt beide Augen zu. „Das erkläre ich dir, wenn du dein erstes Jahr als Agent ohne Schaden überstanden hast.“

„Cool. Danke, Ben.“

Ich erkläre die Suchaktion des ersten Tages für beendet. Mir hat die kurze Fahrt durch den Wald als Mutprobe gereicht. Jetzt kommt sowieso erst mal das Wochenende, da arbeiten Agenten nicht. Ein bisschen Vorsprung kann man den Diamantenschmugglern ja geben, sonst haben sie ja überhaupt keine Chance. Finde ich jedenfalls. Aber nächste Woche – da kriegen sie es mit mir zu tun!

Ben und Lasse - Schmuggler unterm Kirchendach

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