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Kapitel 2
ОглавлениеKairo 30 Jahre zuvor
Im Jahre 11 vor H. verschwand ein amerikanischer Multimilliardär und Abenteurer namens Thomas Mc Ilhenny wie vom Erdboden verschluckt. Er war der viertreichste Mann der Welt.
Mc Ilhenny war kein Selfmademan. Vielmehr hatte sein Vater, der Tyrann, ihm seinen grenzenlosen Reichtum hinterlassen. Seitdem war er nicht nur Eigner des Konzerns NANOMAC Corporation, sondern auch CEO seiner Firma, die hauptsächlich in Öl handelte und außerdem Forschung betrieb. Ehrlich gesagt war er ein miserabler Geschäftsmann. Das wusste nicht nur Mc Ilhenny selbst, sondern auch seine Mitinvestoren, die ständig erfolgreich gegen ihn klagten. Aber er war ein sturer Hund und der Meinung, er hätte niemandem Rechenschaft abzulegen. Schließlich hielt er die Mehrheit der Unternehmensaktien. Wer hatte ihm also schon etwas zu sagen?
Nichtsdestotrotz war Thomas Mc Ilhenny insgeheim klar, dass er den Aufgaben eines Konzernchefs nicht gewachsen war. Business war einfach nicht sein Ding. Nach einer Weile sah er das auch ein und ging dazu über, seinen Konzern, den damals fünftgrößten der Welt, von professionellen Managern leiten zu lassen. Er selbst widmete sich von da an nur noch der Forschungsabteilung seiner Firma. Schon zuvor hatte er dort eine Reihe an Aufgaben übernommen, für die ihm jetzt, nach Aufgabe der Firmenleitung, endlich mehr Zeit zur Verfügung stand.
Doch Thomas Mc Ilhenny war mehr als nur ein begeisterter Forscher. Er hatte ein ausgesprochen spannendes Hobby, das seine ganze Freizeit ausfüllte: Abenteuerreisen. Mc Ilhenny verglich sich gern und oft mit Leinwandhelden wie Indiana Jones oder Quatermain. Mit einer bestimmten Religion konnte er sich übrigens nicht identifizieren, er war aber auch kein Atheist.
Thomas Mc Ilhenny war eben ein rundum smarter Gentleman in den besten Jahren. Er war Anfang vierzig, sah gut aus, war sportlich und wusste sich modisch zu kleiden. Neben der Forschung und dem Reisen gehörte seine Leidenschaft schönen Frauen, sportlichen Autos und dem Fliegen. Von diesen drei Dingen konnte er nicht genug bekommen. Man könnte sogar so weit gehen und behaupten, dass er sich selbst hasste, weil er wegen seines Berufs und seinen zeitintensiven Reisen keine Muße für seine Steckenpferde mehr hatte.
Sei dem wie es wolle – Thomas Mc Ilhenny versuchte grundsätzlich, das Beste aus seinem Leben zu machen, wo immer er nur konnte. In der Forschungsabteilung seiner Firma umgab er sich fast nur mit weiblichen Angestellten, und er hatte sich fest vorgenommen, jeden Tag ein anderes Auto aus seinem privaten Edelfuhrpark zu fahren.
Bei den fraglichen Fahrzeugen handelte es sich natürlich nicht um gewöhnliche Autos. Vielmehr hatte sich Mc Ilhenny per Sondergenehmigungen Nobelmarken wie Ferrari, Maserati, Mercedes und Porsche nach seinen Wünschen umbauen lassen. Jedes einzelne dieser Unikate hätte ihm wahrscheinlich Millionen eingebracht, hätte er sie je verkauft. Schließlich ließ Thomas Mc Ilhenny seine kleinen Spielzeuge immer mit der neuesten Technologie aus seinen Labors ausstatten.
Doch letzten Endes waren in der Liga, in der er spielte, Autos als Statussymbole eigentlich ungeeignet, egal, wie hypermodern und einzigartig sie waren. Privatflugzeuge, Luxusjachten und riesige Anwesen überall auf der Welt taten es da schon eher.
Mc Ilhenny ging also dazu über, bei kürzeren Strecken seinen privaten Learjet selbst zu fliegen, wenn er denn nicht zu müde dafür war. Im Übrigen besaß er seine eigene Fluggesellschaft samt einer kleinen Flugzeugflotte und modernen Hubschraubern, die Inlandsflüge in den USA tätigten. Er hatte sie ebenfalls von seinem Vater geerbt.
Seltsamerweise hatte Mc Ilhenny den Namen dieser Flugzeuggesellschaft ein paar Wochen vor seinem Verschwinden geändert. Sein Vater hatte das Unternehmen liebevoll „Venus Air“ getauft, aber nachdem Thomas Mc Ilhenny von einem seiner vielen Ägyptenaufenthalte zurückgekehrt war, änderte er den Namen in „Burak Air“.
Niemand konnte sich die Sache erklären, ganz zu schweigen, dass jemand etwas mit dem neuen Namen hätte anfangen können. Aber Mc Ilhenny schien das egal zu sein. Er war schließlich niemandem Rechenschaft schuldig.
Der Multimilliardär war also schon an und für sich ein interessanter Mann. Doch Thomas Mc Ilhenny hatte auch noch eine andere Seite, die gar nicht zu ihm zu passen schien. Er war nämlich manchmal so geheimnisvoll, ja, unheimlich, dass er sich selbst Angst machte.
Thomas Mc Ilhenny verwahrte in seinem Kopf genug Wissen, dass es für einen, wenn nicht sogar für zwei Universitätsprofessoren gereicht hätte. Mit dem, was er über die unerforschten, geheimnisvollen Gebiete der Erde und speziell über die Pyramiden wusste, hätte er Vorlesungen an den bedeutendsten Bildungseinrichtungen der Welt abhalten können. Was seine Forschungsarbeit anbetraf, bezeichneten ihn viele sogar als Genie. Mc Ilhenny hatte nämlich seine eigene Art, die schwierigsten Probleme zu lösen. Außerdem war er ein regelrechter Zauberer, wenn es darum ging, Materialien für seine eigentlich verbotenen Expeditionen und Forschungen zu beschaffen oder entsprechende Genehmigungen lockerzumachen. Das war sozusagen seine Spezialität. Schließlich kannte Mc Ilhenny in den verschiedensten Ländern der Welt die wichtigsten Menschen, darunter nicht wenige Politiker, Geschäftsleute, Journalisten und Künstler.
Eigentlich machte Thomas Mc Ilhenny nicht gerne Gebrauch von seinen Kontakten. Aber er wusste auch, dass es manchmal nicht anders ging. „Die Forschung darf nie zum Stillstand kommen. Wenn wir morgen nicht weiter sind als heute, dann haben wir verloren“, pflegte er immer zu sagen.
Es war während einer seiner zahlreichen Reisen nach Ägypten zu den Pyramiden, dass Thomas Mc Ilhenny eine spektakuläre Entdeckung machte. Er konnte es gar nicht fassen, dass all die großen Archäologen und Forscher aus aller Welt, die vor ihm dort gewesen waren, dieses Geheimnis über die Jahre nicht aufgestöbert hatten. Mc Ilhenny behielt seine Entdeckung für sich. Nicht einmal seinen treuesten Begleitern gegenüber ließ er eine entsprechende Andeutung fallen. Er wollte es vermeiden, die Aufmerksamkeit der Allgemeinheit auf Ägypten zu lenken. Schließlich wollte er in Ruhe forschen können, ganz zu schweigen davon, dass er erst einmal planen musste, wie er vorgehen würde. Schon als kleines Kind hatte Thomas Mc Ilhenny gelernt, Hieroglyphen zu entschlüsseln.
Die private Bibliothek seines Vaters in der Familienvilla in Long Island hätte so manche Universität vor Neid erblassen lassen, und Mc Ilhenny hatte sich als kleines Kind sehr oft mitten in der Nacht in dieses riesige Archiv geschlichen. Eigentlich hatte er damals vor allem nach geheimen Türen gesucht, Verstecken gespielt oder so getan, als wäre er ein großer Abenteurer. Aber er las auch heimlich, und zwar gerade die Bücher, die anzurühren sein Vater ihm strengstens verboten hatte.
Infolgedessen war Mc Ilhenny in seinem Geburtshaus sozusagen mit den Hieroglyphen aufgewachsen, und er sah diese geheimnisvollen Zeichen ganz anders als gewöhnliche Forscher, die erst während ihres Studiums lernten, sie zu entziffern.
Es war also nicht weiter verwunderlich, dass Mc Ilhenny fasziniert von den ägyptischen Pyramiden war. Unermüdlich forschte er, in der Hoffnung, dort etwas Neues zu entdecken, etwas, das der Menschheit vielleicht bis dato entgangen war.
Natürlich hatten die Menschen schon seit Jahrhunderten in Gizeh nach Schätzen und den Sarkophagen der Pharaonen gesucht. Aber in einer der drei Pyramiden dort, genauer gesagt in der Cheops-Pyramide, fand man weder das eine noch das andere. Es herrschte die Überzeugung vor, dass diese Pyramide, die als erste überhaupt erbaut worden war, schon vor Jahrhunderten von einheimischen Räubern geplündert worden war. Diese Erklärung hatte Thomas Mc Ilhenny aber nie wirklich zufriedengestellt.
Das war der Grund, aus dem er Jahre lang unter Einsatz modernster Technologie speziell diese Pyramide durchsucht hatte. Und zwar hielt er nicht nach einem sagenumwobenen Schatz oder nach eingewickelten Mumien Ausschau, sondern er forschte nach einer Erklärung dafür, weshalb ausgerechnet diese Pyramide, die die Jahrtausende in so gutem Zustand überdauert hatte, leer war. Schließlich waren andere Pyramiden damals, als man sie gefunden hatte, voller Schätze und Sarkophagen gewesen, obwohl man diese Bauwerke in den vorangegangenen Jahrhunderten genauso leicht hätte ausplündern können wie die sogenannte Cheops-Pyramide.
Irgendetwas musste an dieser einen Pyramide ungewöhnlich sein, sagte sich Mc Ilhenny immer wieder. Und während einer seiner zahlreichen Reisen nach Ägypten kam er seinen Träumen tatsächlich so nah wie nie zuvor …
Jack Horbune war Thomas Mc Ilhennys rechte Hand. Er kannte den Milliardär schon seit einer Ewigkeit und war ihm bei all seinen Abenteuern zur Seite gestanden. Aber es gab Zeiten, da kam sich der alte Jack vor wie ein Kindermädchen oder wie ein elendiglicher Laufbursche. Und manchmal verspürte er durchaus das Bedürfnis, seinem Chef die Ohren lang zu ziehen. So auch diesmal.
Jack Horbune war nicht von gestern, und er spürte einfach, dass Thomas Mc Ilhenny ihm etwas verschwieg. All die Jahren war er dem Mann aufopferungsvoll beigestanden, und so wusste er natürlich genau, wie er tickte. Man könnte vielleicht sogar sagen, dass Jack Horbune der einzige Mensch auf der Welt war, der Thomas Mc Ilhenny wirklich verstand.
„Es wäre ja nicht das erste Mal, dass der Junge was vor mir verheimlicht“, grübelte der alte Jack. Die ganze Sache nagte an ihm. Er musste einfach herausfinden, was vor sich ging. Allerdings wusste er genau, dass sein Chef es nicht leiden konnte, wenn man ihn mit Fragen piesackte. Aber Jack war ein ausgekochtes Schlitzohr und konnte auf jede Menge Erfahrung zurückgreifen. Er würde schon einen Weg finden, um etwas aus Mc Ilhenny heraus zu kitzeln.
Der Milliardär und seine Leute waren im selben schlichten Hotel untergekommen wie immer und hatten dort eine komplette Etage mit Personenschutz gemietet. Um seinen Plan auszuführen, hatte es Jack nicht weit. Er musste nur sein Zimmer verlassen und zur nächsten Tür gehen. Hinter der hatte nämlich Thomas Mc Ilhenny sein Domizil. Davor standen zwar zwei Wachleute, aber Jack schickte die beiden unter einem Vorwand in die Lobby.
Leise klopfte er an Mc Ilhennys Zimmertür und sagte mit verstellter Stimme: „Mr. Mc Ilhenny, der Polizeidirektor wartet unten in der Lobby auf Sie. Er hat mir eine Nachricht für Sie aufgetragen. Wenn Sie bitte öffnen würden …“
„Moment bitte! Ich ziehe mir nur schnell etwas über“, antwortete Mc Ilhenny, der das Gefühl hatte, dass mit dem Mann auf der anderen Seite der Tür etwas nicht stimmte. Er wollte Zeit gewinnen, und wie immer, wenn etwas schiefging, rief er sofort Jack Horbune auf dem Handy an. Als auf der anderen Seite der Tür plötzlich ein Mobiltelefon klingelte, stockte Mc Ilhenny der Atem.
Um Gotteswillen, dachte er. Dem alten Jack wird doch nichts zugestoßen sein!
Doch genau in diesem Moment hob der alte Kauz ab. „Thomas, bist du das?“
Mc Ilhenny war noch verwirrter als zuvor. Auf der anderen Seite der Tür war eine Stimme zu hören, und gleichzeitig hatte er Jack an der Strippe. Was ging hier vor sich?
„Jack“, flüsterte Mc Ilhenny. „Etwas stimmt da nicht. Jemand ist an meiner Tür, aber die Jungs sind nicht da. Verdammt, wo sind die bloß? Wo steckt ihr denn alle?“
Da musste Jack lauthals lachen. Mc Ilhenny war ganz verdattert, denn das Geräusch kam auch von der anderen Seite der Tür.
„Mach schon auf, Tom“, sagte da Jack. Da ging Mc Ilhenny endlich auf, was hier eigentlich vor sich ging. Verärgert eilte er zur Tür und riss sie auf.
„Sag mal, was wird das, wenn es fertig ist, Jack?“, fragte er unwirsch. Der Angesprochene hatte ein breites Grinsen im Gesicht.
„Meine Güte, wie einfallsreich du doch bist, Tom! Von wegen ‚ich ziehe mir was über‘. Oder läufst du etwa tatsächlich ganz nackt in deinem Zimmer herum?“
Genervt starrte Thomas Jack an. Dem alten Schlitzohr war es egal. Ohne eine Einladung abzuwarten, trat er in das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. Dann begab er sich wortlos in Richtung Minibar und begann, sich einen Drink einzuschenken.
„Willst du vielleicht auch einen?“, fragte er ungeniert. Mc Ilhenny schüttelte entnervt den Kopf. Ihm war dieses Verhalten ein Rätsel.
„Sag mal, was ist denn los, Jack?“, fragte er. „Was zum Teufel denkst du dir eigentlich? Ich muss ins Bett. Morgen wird ein anstrengender Tag, und du willst allen Ernstes um diese Zeit noch was mit mir trinken?“
Jack ließ sich von Mc Ilhennys Ton nicht weiter beeindrucken. Stattdessen fragte er barsch: „Wie lange, Tom, wie lange kennen wir uns jetzt eigentlich schon? Fünfundzwanzig Jahre? Oder sind es sogar schon dreißig? Du warst doch vorhin in Schwierigkeiten, nicht? Dachtest du zumindest. Und wen hast du da angerufen? Na wen? Ja, mich! Weil du mir vertraust, weil wir schon durch dick und dünn gegangen sind, weil wir uns in solchen Situationen immer gegenseitig geholfen haben.
„Ich bin nicht nur bei dir geblieben, weil du mich gut bezahlst, das weißt du. Ich will, dass du endlich begreifst, dass wir inzwischen Freunde geworden sind.
„Wir brauchen einander, Tom. Ich habe es wirklich satt, wie du mich manchmal behandelst. Ich denke doch, dass ich mir deinen Respekt längst verdient habe. Und deswegen kündige ich hier und jetzt. Auf der Stelle.
„Wenn du einen Freund brauchst, dann bin ich da. Aber wenn du dein Mädchen für alles haben willst, deinen Laufburschen, dann brauchst du gar nicht erst nach mir zu suchen.“
Da musste Mc Ilhenny laut auflachen. „Jack, sag mal, hast du dir irgendwas Einheimisches reingezogen, oder was ist los mit dir? Wen zum Teufel hätte ich denn in so einer Situation sonst anrufen sollen?
„Natürlich sind wir Freunde und so weiter, aber den Blödsinn solltest du jetzt wirklich bleiben lassen. Trink jetzt bitte dein Glas aus und geh schlafen. Wir reden dann morgen in Ruhe weiter, okay?“
„Nein!“, rief Jack aus. Es klang regelrecht hysterisch. „Nichts ist okay, Thomas Mc Ilhenny! Ich kenne dich sehr gut, und ich weiß genau, dass du seit einiger Zeit etwas vor mir verheimlichst. Und mit Freunden, denen man sein Leben anvertraut, macht man so was nicht.“
Thomas Mc Ilhenny schwieg ein Moment. Langsam drehte er sich zu Horbune um und sagte grinsend: „Ich wusste es doch, du altes Schlitzohr. War ja klar, dass mein Geheimnis vor dir nicht lange sicher ist.“
„Wie bitte!“, wunderte sich Horbune. „Du gibst zu, dass du ein Geheimnis vor mir hast? Und du willst es mir etwa tatsächlich erzählen?“
„Natürlich“, sagte Thomas. „Ich werde es dir verraten. Aber nicht jetzt. Morgen. Wenn du es nämlich jetzt erfährst, dann machst du die ganze Nacht kein Auge zu.“
„Aber so kann ich doch erst recht nicht schlafen!“, antwortete Jack. „Willst du etwa, dass mein altes Herz den Geist aufgibt? Willst du mich auf dem Gewissen haben?“
Thomas lachte wieder. „Keine Angst, Jack! Du und dein altes, whiskyseliges Herz überlebt mich noch. Hör zu, ich verspreche es dir: keine faulen Tricks oder dergleichen. Diesmal ist alles anders, Jack. Ich kann dir die Sache nur vor Ort erzählen. Es ist etwas Gigantisches, etwas Weltbewegendes. Das wird die ganze Weltgeschichte verändern, mit Sicherheit.“
„Das wird ja immer schlimmer, Tom“, meinte Horbune aufgebracht „So was kannst du mir doch nicht antun! Da sterbe ich ja vor Neugier bis morgen, und dann hast du mich auf dem Gewissen. Das wirst du dein ganzes Leben lang nicht los!“ In seiner Aufregung schüttete sich Jack das ganze Glas Whisky in die Kehle – und schüttelte sich einen Moment später angewidert.
„Was zum Teufel ist denn das für ein Zeug?“, fauchte er, kaum dass er das Glas abgesetzt hatte. Plötzlich machte er ein komisch-entsetztes Gesicht. „Ist das etwa Apfelsaft?!“
„Okay“, entgegnete Mc Ilhenny schulterzuckend, „du hast schon recht. Das ist kein Whisky. Aber auch das gehört zu meinem Geheimnis. Also wirst du auch darauf erst morgen eine Antwort bekommen. Schluss jetzt, und keine Widerrede! Morgen ist ein großer Tag für dich, alter Junge!
„Aber trotz allem ist es gut, dass du aufgetaucht bist. Du kannst gleich Khalid ausrichten, dass sie Verstärkung organisieren sollen. Ich habe ein ungutes Gefühl. Denn wenn ich es weiß und du ahnst, dass ich etwas weiß, dann können auch andere davon Wind bekommen haben.“
Diese Worte machten Jack nur noch neugieriger, aber er wollte Mc Ilhenny nicht noch weiter auf die Pelle rücken. Er war schließlich schon ziemlich weit gegangen. Im Moment würde es ihm nichts bringen, seinen Chef noch mehr zu reizen.
„Also gut“, meinte er, „einverstanden. Ich gehe jetzt mir einen richtigen Whisky besorgen und saufe mich voll. Aber morgen früh erzählst du mir alles.“
„Nein“, sagte Mc Ilhenny. „Gerade das machst du jetzt nicht. Du gehst jetzt zu Khalid und sagst ihm, dass er die Sicherheitsvorkehrungen verstärken soll, und dann gehst du schön schlafen. Du musst morgen sehr früh aufstehen. Oder hast du schon vergessen, dass du die Ware, die wir seit einer Woche erwarten, morgen vom Hafen abholen musst?“
„Das hatte ich wirklich ganz vergessen“, gab Jack zu. „Was ist das überhaupt für eine Lieferung? Was hast du da eigentlich bestellt?“
„Ich habe uns neues Equipment besorgt. Damit können wir unsere Forschung vorantreiben. Außerdem sind Geschenke für den Museumsdirektor Al Garoubi dabei. Mit dem werde ich mich morgen auf dem Plateau treffen.“
„Was! Mit diesem Blutsauger?“, fragte Jack entsetzt. „Ich dachte, das hätten wir hinter uns. Warum willst du dich denn wieder mit dem Kerl einlassen? Vor zwei Jahren hätte er dich fast verhaften lassen, weil du ihm nicht helfen wolltest diese beiden Tiermumien außer Landes zu schaffen! Das hast du doch nicht etwa vergessen?“
„Nein, natürlich nicht. Aber seitdem haben sich die Dinge geändert. Wir arbeiten jetzt zusammen.“
„Da bin ich ja mal gespannt. Aber was für ein Geschenk das ist, werde ich dich zu deiner Enttäuschung nicht fragen, Thomas“, murmelte Jack und tat sein Möglichstes, eine finstere Miene aufzusetzen. „Dein bestechlicher Freund würde dir im Austausch für ein Geschenk doch sogar die Museumsschlüssel in die Hand drücken.“
„Wir verlieren kostbare Zeit“, sagte Thomas, ohne weiter auf Jacks Gerede einzugehen. „Bitte geh jetzt und tu, was ich dir gesagt habe.“
„Na, also meinetwegen. Dann gehe ich eben. Aber morgen hast du mir eine Menge zu beichten, mein Freund. Und am meisten bin ich auf die Geschichte mit dem Whisky gespannt.“ Mit diesen Worten drehte sich Jack Horbune um und verließ das Zimmer.