Читать книгу Gefährliches Verlangen - Heather Graham - Страница 3

Prolog

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MEMO

Von: Taylor

An: G. M.

Chief,

bezüglich des neuen Einsatzes habe ich nur eine Frage: WARUM?

Taylor


MEMO

Von: G. M.

An: Taylor

Taylor, ich habe nur eine Antwort: GEHEIMSACHE!

Sie kennen Ihre Befehle: Bleiben Sie bei Huntingtons Tochter, sorgen Sie für ihre Sicherheit, sagen Sie ihr nichts und handeln Sie, wenn die Anweisung kommt.

G. M.


MEMO

Von: Taylor

An: G. M.

Sir,

ich bitte Sie! Ich habe den Kugelhagel in Londonderry, die Bombenanschläge im Mittleren Osten und die Diarrhö in Afrika überlebt. Tun Sie mir das nicht an! Ich eigne mich nicht als Babysitter

für Mitglieder der Oberen Zehntausend von Washington.

Taylor

P. S.: Können Sie mir nicht einen Auftrag mit Kugelhagel, Bomben oder Diarrhö geben?

MEMO

Von: G. M.

An: Taylor

Nein, tut mir Leid, Taylor!

Die da oben haben Sie ausgewählt. Betrachten Sie es als bezahlten Urlaub. Für Sie ist das doch das reinste Kaffeekränzchen.

G. M.

MEMO

Von: Taylor

An: G.M.

Chief,

ich war noch nie ein Fan von Kaffeekränzchen. Warum schicken Sie nicht John Denner? Der Auftrag ist eher seine Kragenweite.

Taylor

MEMO

Von: G. M.

An: Taylor

Es wird Ihnen nicht schaden. Sie müssen ja nicht gleich Häkeln lernen, Taylor!

Die höheren Ränge haben gesprochen. Mir sind die Hände gebunden. Ich wiederhole: Betrachten Sie es als bezahlten Urlaub!

Tut mir Leid,

G. M.


MEMO

Von: Taylor

An: G.M.

Sir,

es entspricht nicht gerade meiner Vorstellung von Urlaub, den Babysitter für eine prominente Weltverbesserin zu spielen. Kann man ihr denn trotz »GEHEIMSACHE« nicht einfach sagen, dass sie aus Mittelamerika verduften soll?

Taylor


MEMO

Von: G. M.

An: Taylor

Taylor,

die Frau, die Sie zu beschützen haben, ist kein Baby. Aber das tut nichts zur Sache. Die Antwort auf Ihre Frage ist ebenfalls als geheim eingestuft.

G. M.

P.S.: Falls Sie befürchten, dass Sie sich langweilen werden, kann ich Sie beruhigen. Wie ich gehört habe, handelt es sich bei unserer Weltverbesserin um eine richtige Wildkatze, gegen die Bomben, Kugelhagel und die grüne Hölle vergleichsweise harmlos sind.

MEMO

Von: Taylor

An: G.M.

Vielen Dank, Chief.

Heil Cäsar. Die Todgeweihten grüßen dich. Taylor


MEMO

Von: G.M.

An: Taylor

Ha ha, Taylor! Das Treffen mit Huntington findet morgen um neun statt. Seien Sie pünktlich.

G. M.

Ein Mann stand am Fenster des spärlich, aber elegant möblierten Büros. Er befand sich in fortgeschrittenem Alter, hatte weiße Haare, doch seine Körperhaltung war jugendlich gerade. Sein Gesicht war wettergegerbt und von den Spuren eines gefahrvollen Lebens gezeichnet, strahlte jedoch eine gütige Würde aus, die sich am besten mit dem Wort »aristokratisch« beschreiben ließ, auch wenn ihm selbst diese Bezeichnung nicht gefallen hätte, denn er besaß eine Charaktereigenschaft, die für einen Mann mit seiner Machtfülle selten war: Bescheidenheit.

In vierzig Dienstjahren hatte Andrew Huntington viel gesehen und erlebt, sein Herz hatte sich jedoch niemals verhärtet.

Er wandte sich vom Fenster ab und blickte auf seinen Schreibtisch. Aktenmappen verdeckten einen Teil des Zeitungsausschnitts, um den seine Gedanken kreisten. Er wusste, dass der Artikel nicht der Wahrheit entsprach, obwohl dies nicht die Schuld des Verfassers war.

» … scheint sich zu beruhigen. Seit die neue Regierung an der Macht ist, werden sowohl rings um die Hauptstadt als auch in abseits gelegenen Landesteilen nur noch sehr geringe Guerilla-Aktivitäten verzeichnet. Die Bevölkerung des verarmten und von Kriegen erschütterten Landes schöpft Hoffnung, auch dank der Hilfe von Seiten der USA, anderer befreundeter Nationen und internationaler Hilfsorganisationen. Roberto Estevez, der neue Außenminister, erklärte gestern: »Der Frieden, um den wir so lange gekämpft haben, liegt nun in greifbarer Nähe.«

Andrew Huntington neigte nicht zu Wutausbrüchen, aber den Zeitungsausschnitt fegte er mit einer heftigen Geste zu Boden. Als er den Artikel wenige Tage zuvor zum ersten Mal gelesen hatte, war ihm sofort klar geworden, dass es an der Zeit war, Einiges in die Wege zu leiten. Sicher, die Guerillas rührten sich nicht. Und wenn man die anvisierte Beute unauffällig aus ihrer Reichweite entfernen würde, würden sie auch ruhig bleiben.

Geheimsache!, dachte er zornig. Wie er dieses Wort inzwischen hasste! Dieses Wort, das lange Jahre seines Lebens bestimmt hatte.

Huntington hatte beschlossen, sich seine Stellung zunutze zu machen und auf seine Freunde in hohen Positionen zurückzugreifen. Das Ergebnis war die Zusammenkunft mit dem Besucher, der just in diesem Moment draußen vor dem Büro wartete.

Ein kurzes, energisches Klopfen ertönte, und er bat seinen Gast herein. Als der jüngere Mann eintrat, sah Huntington auf und gestattete sich einen flüchtigen Augenblick der Nostalgie. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der er ebenso muskulös und durchtrainiert gewesen war und eine unerschütterliche innere Stärke demonstriert hatte. Damals, vor vielen Jahren.

Das Alter hatte sein Temperament gemäßigt, und seine Stärke lag nun in seinem Verstand. Diesen würde er einsetzen, um dem einzigen Menschen zu helfen, der seinem Leben noch einen Sinn verlieh.

Und dazu benötigte er genau diesen Mann – diesen jüngeren, physisch starken Mann, diesen Fremden, der ihm dennoch bis ins Letzte vertraut war. Er hatte seine Karriere jahrelang mit Interesse verfolgt. Der Mann war bescheiden, loyal, prinzipientreu und konnte manchmal geradezu peinlich unverblümt sein. Er war jedoch auf eine Weise aufrichtig, die ihn vollkommen vertrauenswürdig machte.

»Danke, dass Sie gekommen sind.«

Andrew Huntingtons Besucher verschränkte die Hände auf dem Rücken, neigte den Kopf und blieb stehen. Seine eindringlichen, goldbraunen Augen verrieten nicht die geringste Gefühlsregung. Der ältere Mann unterdrückte ein Lächeln, denn er wusste genau, wie sehr Craig Taylor diesen Auftrag hasste.

In all den Jahren hatte Huntington niemals eine persönliche Anfrage gestellt. Aber nun forderte er einen Gefallen ein.

Er wollte den besten Mann für diesen Einsatz.

»Setzen Sie sich bitte.«

Craig Taylor kam der Aufforderung nach, schlug lässig seine langen Beine übereinander und griff in die Brusttasche seines unauffälligen, aber maßgeschneiderten marineblauen Anzugs. Er zündete sich eine Zigarette an und ließ sein Gegenüber dabei nicht aus den Augen.

Huntingtons Mundwinkel hoben sich. Taylor hatte keine Ahnung, womit er es zu tun haben würde, aber er war perfekt für den Einsatz. Ungeachtet seines höflichen, beherrschten Auftretens verbreitete er eine Aura von Entschlossenheit. Außerdem hatte er die Spur von Rücksichtslosigkeit an sich, die notwendig war.

Huntington lehnte sich im Stuhl hinter seinem Mahagonischreibtisch zurück. »Ich glaube; Sie kennen genug Einzelheiten. Ich fand lediglich, dass wir uns treffen sollten, bevor Sie abreisen. Darüber hinaus wollte ich Ihnen persönlich danken.«

Craig Taylor zeigte beim Lächeln eine Reihe ebenmäßiger, weißer Zähne, doch seine Freude wirkte nicht echt. »Ich will Sie nicht anlügen, Sir – ich bin nicht gerade erfreut über diesen Auftrag.«

»Aber Sie werden Ihr Bestes tun.« Es war eine Feststellung, keine Frage.

»Ja«, erwiderte Taylor ein wenig bitter. »Ich werde mir die größte Mühe geben.«

Huntington schnitt eine Grimasse. »Das werden Sie auch müssen.«

Der jüngere Mann zuckte nur mit den Schultern, woraufhin Huntington erneut ein Grinsen verbergen musste. Craig Taylor hatte wirklich keine Ahnung, was auf ihn zukam.

»Diese Sache könnte schwierig werden, Sir«, sagte Taylor und legte seinen Arm, der ebenso gut einem Berufsboxer hätte gehören können, auf die Mahagoniplatte. »Womöglich auch äußerst gefährlich. Ich verstehe das nicht. Warum verlangen Sie nicht einfach –«

»Bitte.« Huntington winkte ab und schloss kurz die Augen. »Ich kann überhaupt nichts verlangen. Meine Tochter ist beinahe dreißig. Sie ist eine erwachsene, intelligente, verantwortungsbewusste Frau«, murmelte er mit einer Spur von Bitterkeit in der Stimme. »Aber damit wären wir wieder bei der Rubrik ›Geheimsache‹. Ich kann Ihnen keine weitere Erklärung liefern – in dieser Sache kommen die Befehle direkt aus dem Oval Office. Es genügt wohl, wenn ich sage, dass Grund zu der Annahme besteht, dass meine Tochter das Land nicht mehr auf konventionellem Wege verlassen kann.« Für einen Sekundenbruchteil verdunkelte die nackte Angst seinen Blick. »Ihr könnte weit Schlimmeres zustoßen. Wenn sie Sie für einen Terroristen hält, wird sie überleben. Sie hat Kampfgeist.«

»Aber Sir …« Craig Taylor befiel Unbehagen. »Dann wird sie sicherlich auch gegen mich kämpfen …«

»Und falls es so weit kommt, werden Sie jegliche Maßnahme ergreifen, um sie zu schützen. Geben Sie mir einen Monat. Nur einen Monat. Danach sollten unsere Jungs alles unter Kontrolle haben.«

»Jegliche Maßnahme, Sir?«

Huntington zögerte. Ihm schauderte beinahe angesichts der Härte in Taylors funkelnden Augen. Er straffte den Rücken und seufzte, nickte dann jedoch. Er war lange genug in diesem Geschäft. Kratzer und Schrammen heilten, das Gleiche galt für verletzten Stolz, und auch Zorn verrauchte irgendwann.

Allein der Tod ließ sich nicht mehr rückgängig machen.

»Jegliche Maßnahme«, bekräftigte Andrew Huntington leise. »Beschützen Sie sie. Beschützen Sie sie, und wenn es so weit ist, bringen Sie sie raus.«

Huntington erkannte Craig Taylor kaum wieder, als er am folgenden Morgen neben ihm in der Dienstlimousine saß. Taylors gestern noch sorgfältig gekämmtes Haar wirkte nun viel länger und die Bartstoppeln einer Nacht ließen seine markanten Gesichtszüge rau und schroff aussehen. Taylor hatte den Maßanzug gegen abgewetzte Jeans und ein blaues Arbeitshemd eingetauscht und seine Füße steckten in verschrammten Wanderstiefeln.

Einfach perfekt. Keinerlei Hinweis auf seine wahre Identität und damit keine Möglichkeit, ihn mit der Sache in Verbindung zu bringen.

»Die Aufnahme, die ich Ihnen versprochen habe.« Huntington reichte Taylor ein Polaroid-Foto. Für einen Moment verzerrte sich Huntingtons Gesicht. »Sie ist alles, was ich habe.«

»Ich verstehe, Sir.« Goldbraune Augen betrachteten das Bild.

Eine Prinzessin, dachte der jüngere Mann. Selbstbewusst blickten ihm smaragdgrüne Augen entgegen, und das Glitzern in ihnen spiegelte die Belustigung, die sich im Schwung der vollen Lippen wiederfand. Ihr rotbraunes Haar fiel bis zur Mitte ihres Rückens und glänzte im Sonnenschein.

Ihr fein geschnittenes Gesicht ähnelte stark demjenigen ihres Vaters. Es war zwar zarter, verriet jedoch die gleiche kühle Entschlossenheit.

Na toll, dachte Craig. Ich soll den Babysitter für ein Park-Avenue-Model spielen.

»Sir –«, begann er, während der Wagen abrupt hielt.

Huntington, der auf einmal sehr alt wirkte, schüttelte bedauernd und mit einem wissenden Lächeln den Kopf. »Ich bezweifle, dass die Dinge ohne die Einstufung als Geheimsache anders lägen. Sie hat nicht viel Vertrauen … Ihr Ehemann wurde getötet, obwohl er unter Personenschutz stand. Außerdem hält sie ihre Beziehung zu mir geheim, das dürfen Sie nicht vergessen.«

Der jüngere Mann nickte unbewegt. »Dann also auf Wiedersehen, Sir.«

»Auf Wiedersehen, und viel Glück.«

Craig Taylor schwang den Seesack über seine Schulter und schritt auf das wartende Flugzeug zu.

Andrew Huntington hörte, wie Taylor einen leisen Fluch ausstieß, und lächelte matt.

Wie passend – er fühlte sich genauso.

Aber es musste sein.

Gefährliches Verlangen

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