Читать книгу Wechselspiel der Liebe - Heather Graham, Heather Graham - Страница 10
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ОглавлениеNach der Hochzeit drängte Jarrett McKenzie zur Eile, und Tara konnte kaum mit ihm Schritt halten. Sie beobachtete sein markantes Profil, spürte seine Entschlossenheit. Ein großer, starker Mann, über den sie genausowenig wußte wie er von ihr ...
Sie kehrten zum Dock zurück, wo er ihr in ein kleines Boot half und sich dann neben sie auf die Bank setzte. Zitternd verschränkte sie im kalten Nachtwind die Arme vor der Brust, während er den Kahn losband und auf den Mississippi hinausruderte. Das Mondlicht warf einen silbernen Glanz auf die Wellen, berührte aber nicht McKenzies Gesicht, und Tara erkannte den Ausdruck seiner Augen nicht.
Schließlich brach sie das Schweigen. »Willst du bis nach Florida rudern?«
Als er lächelte, sah sie seine weißen Zähne schimmern. »Da vorn wartet die Magda auf uns.«
Sie drehte sich um und entdeckte ein großes Schiff. Sanft schaukelte es auf dem Wasser und wirkte sehr einladend, von hellen Laternen beleuchtet. Dann wandte sie sich wieder zu dem Fremden, den sie geheiratet hatte. »Sind wir an Bord auch wirklich in Sicherheit?«
»Hoffentlich. Das Schiff gehört mir.«
»Oh ...«
»Robert hat dir doch erzählt, daß ich reich bin.«
»Und was hat er mir nicht verraten?«
»Eine ganze Menge. Da du deine Geheimnisse so beharrlich hütest, wirst du mir wohl gestatten, auch meine zu bewahren.«
Sie zuckte die Achseln und wünschte, sie hätte ihre Frage nicht gestellt.
»Hallo!« erklang eine freundliche Stimme in der Nacht, und das Ruderboot legte an der Magda an, einem neuen, eleganten Schiff. Lächelnd beugte sich Robert Treat über die Reling. Eine Strickleiter wurde herabgelassen.
»Kannst du hinaufsteigen?« fragte Jarrett seine Frau.
»Ja.« Etwas zu schnell stand sie auf, und der Kahn schwankte gefährlich.
Aber Jarrett hielt sie fest bis sie ihr Gleichgewicht wiederfand und ergriff eine Sprosse der Strickleiter. »Keine Bange, ich bleibe dicht hinter dir.«
Wenig später half ihr Robert, über die Reling zu klettern. »Willkommen an Bord, Mrs. McKenzie!« Freudestrahlend umschloß er ihre Hände und küßte sie auf beide Wangen, sichtlich zufrieden mit den Ereignissen dieser Nacht, die er als sein Werk betrachtete.
Vier weitere Männer standen an Deck, und ihre neugierigen Blicke trieben das Blut in Taras Wangen. »Gentlemen, das ist meine Frau Tara!« erklärte McKenzie und legte einen Arm um ihre Schultern. »Tara, der erste Maat heißt Leo Hume, und das sind die wackeren Matrosen Ted und Nathan Nailor und George Adair.«
»Hallo«, murmelte sie, und die Männer verneigten sich grinsend. Ted Nailor, der älteste, mußte Nathans Vater sein, etwa vierzig Jahre alt, und der Junge zählte höchstens siebzehn Lenze. Beide waren kräftig gebaute Rotschöpfe mit sommersprossigen Nasen.
Vermutlich stammte der dunkelhäutige Leo Hume, mit schwarzen Haaren und Augen, von Spaniern ab. Der schlanke George Adair hatte braunes Haar und helle Augen.
Nur Ted wagte es, Tara anzusprechen. Schwungvoll nahm er seine Mütze ab. »Mrs. McKenzie, wir alle freuen uns sehr, Sie kennenzulernen. Wie wir gestehen müssen, sind wir überrascht, aber entzückt, und wir werden Ihnen in treuer Ergebenheit dienen.«
Sie lächelte, und zu ihrer eigenen Verblüffung brannten Tränen hinter ihren Lidern. Plötzlich fühlte sie sich beschützt und geborgen nach der langen Flucht, nach ihrer fragwürdigen Gesellschaft in letzter Zeit.
Sekundenlang schloß sie die Augen, erinnerte sich an die schöne Stadt, wo sie aufgewachsen war, im Glauben, dort würde sie ihre Zukunft verbringen. Aber er hatte ihr alles genommen und den Anschein erweckt, sie wäre die Mörderin des Mannes, dem sie soviel verdankte ...
Inzwischen würde daheim der erste Schnee gefallen sein. In weißer Pracht reihten sich die Hügel aneinander – schön, aber eiskalt. Wie der Mann, vor dem sie geflohen war. Ein Mann, der sich nicht scheute, das Blut seines nächsten Verwandten zu vergießen, um seine eigenen Interessen zu verfolgen.
In dieser Nacht hätte er sie beinahe gefangengenommen. Bei diesem Gedanken begann Tara zu zittern. Der Griff der kraftvollen Hand, die ihre Schulter umfaßte, verstärkte sich. McKenzie. Er hatte sie gerettet und auf dieses Schiff gebracht, obwohl er nichts von ihrer Vergangenheit wußte.
»Segeln wir los, Kameraden!« befahl er. »Morgen soll New Orleans schon weit hinter uns liegen.«
»Aye, aye, Sir«, stimmte Ted zu. »Obwohl wir nur wenig Zeit fanden, um alles vorzubereiten, taten wir unser Bestes, und ich glaube, Sie werden sich in Ihrer Kabine wohlfühlen.« Dann wandte er sich ab. »Lichtet den Anker!« rief er, und die Männer eilten zu ihren Posten.
Jarrett führte seine Frau unter Deck, wo der Großmast zwei Kabinen trennte. Durch eine polierte Doppeltür betraten sie die Kapitänskajüte. Auf dem großen Schreibtisch in der Mitte brannte eine Kerze, daneben standen zwei zugedeckte Silbertabletts. Kandelaber aus Messing schmückten die Wände. Rechts vom Tisch schimmerte ein großer Globus, an der linken Seite erblickte Tara ein erstaunlich breites Bett und eine hölzerne Badewanne, aus der Dampfwolken stiegen.
»Ja, die Leute haben wirklich gute Arbeit geleistet«, meinte Jarrett und nahm ein hellblaues Nachthemd vom Bett. »Eine Mahlzeit, ein heißes Bad. Das wird dir sicher gefallen.«
Eigentlich wäre ihr der kalte Mississippi lieber gewesen. Würde das Halbdunkel die Angst in ihren Augen verbergen?
Zwischen den Tabletts standen eine entkorkte Weinflasche und zwei Kristallgläser. Jarrett füllte ein Glas, das er Tara reichte. Die nächtlichen Schatten genügten nicht. Viel zu deutlich spürte sie seinen prüfenden Blick. »Trink, das wird dich beruhigen.«
Mechanisch gehorchte sie, und erst danach wurde ihr bewußt, was sie damit eingestand – daß ihre flatternden Nerven tatsächlich eines Balsams bedurften.
Mit geschickten Fingern löste Jarrett die Verschnürung an Taras Rücken, und sie rang mühsam nach Atem. Rasch ging sie zum Tisch, schenkte sich noch einmal Wein ein und leerte das Glas in durstigen Zügen.
»Nicht so schnell, meine Liebe!« mahnte Jarrett. »Du sollst dich beruhigen, aber nicht betäuben.« Lächelnd drehte er Tara zu sich herum und nahm sie in die Arme. Ein paar Sekunden lang betrachtete er ihr Gesicht. Dann neigte er sich herab und preßte seinen warmen Mund auf ihren. Langsam schob seine Zunge ihre Lippen auseinander.
Als er Tara an seinen muskulösen Körper drückte, spürte sie seine Erregimg. Sie hätte sich gewehrt, wäre der Kuß nicht so verführerisch gewesen. Aufreizend erforschte seine Zunge ihren Mund, sandte flüssige Hitze durch ihre Adern. Eine süße Schwäche erfüllte sie, und ihr Herz schlug wie rasend. Nach einer Weile blickte er auf. »Nun, ist es sehr schlimm?«
Wortlos schüttelte sie den Kopf, schluckte krampfhaft und schämte sich, weil sie sich so leicht von einem Fremden betören ließ. Und sein sichtliches Amüsement ärgerte sie.
Er lachte leise und streichelte ihre Wange. »Also wird es dir nicht schwerfallen, deine Pflicht zu tun?«
»Mach dich nicht lustig über mich!«
»Vielleicht weißt du schon, was dir bevorsteht, und diese Nacht hält keine Überraschungen für dich bereit.«
»Wie ich schon bei deinem albernen Pokerspiel sagte – ich bin keine Hure!« fauchte sie und versuchte sich von ihm loszureißen.
»Das habe ich auch gar nicht behauptet. Welch ein Temperament du besitzt ...«
Erbost warf sie ihren Kopf in den Nacken. »Falls du mich geheiratet hast, weil du dir eine fügsame, ergebene Frau wünschst ...«
»Nein«, unterbrach er sie, »ich habe dich wegen deiner Haare geheiratet.«
»Wegen meiner Haare!« Endlich gelang es ihr, sich aus der Umarmung zu befreien, und sie floh hinter den Schreibtisch.
»Nun ja, nicht nur deshalb. Aber dein Haar fiel mir zuerst auf. Bis ich noch mehr sah – in meinem Pensionszimmer.« Ihre Wangen färbten sich dunkelrot, und sie fand keine Worte. Die Arme vor der Brust verschränkt, setzte er sich auf die Schreibtischkante. »Um es zu wiederholen, meine liebe, ich halte dich nicht für eine Hure. Du scheinst aus einer guten Familie zu stammen. Aber du bist auf der Flucht – vielleicht vor einem Ehemann.«
»Ich habe bereits erwähnt, daß ich vorher nicht verheiratet war.«
»Mein liebes Mädchen, man muß nicht verheiratet sein, um sich auf gewisse Intimitäten einzulassen.«
»Nun, ich habe mich auf gar nichts eingelassen.«
Er glitt vom Schreibtisch herunter. Beinahe hätte sie aufgeschrien, als er sie wieder umarmte. »Das Badewasser wird kalt«, flüsterte er dicht an ihren Lippen, und sein warmer Atem jagte einen seltsamen Schauer durch ihren Körper. Offenbar war er ein erfahrener, sehr talentierter Liebhaber.
Befangen wich sie seinem Blick aus. »Das Essen auch.«
»Das kann warten. Aber ich nicht.« Jarrett setzte sie auf den Tisch und zog ihr Schuhe und Strümpfe aus. Dann stellte er sie wieder auf die Füße, drehte sie herum und öffnete mit fachkundigen Fingern Bänder und Häkchen. Das Kleid, die Unterröcke, das Korsett und die Unterhose landeten am Boden. Taras Atem stockte, während er sie emporhob und in die Wanne verfrachtete. Zitternd klammerte sie sich am hölzernen Rand fest, als fürchtete sie zu ertrinken.
Er schlang ihr Haar um seine Hand und hielt es hoch, damit es nicht ins Wasser hing. Offenbar kauerte er hinter ihr, denn sein Atem streifte ihren Nacken, ihr Ohrläppchen. Seine Lippen berührten ihre Schulter. Instinktiv zog sie die Beine an und legte die Arme um ihre Knie. Trotz des heißen Wassers erschauerte sie, verwirrt von Jarretts sanften Liebkosungen.
Sein Mund wanderte über ihren Hals, seine Finger glitten über ihren Arm. Noch nie im Leben hatte sie so intensive, heiße, erotische Gefühle empfunden. Dagegen muß ich ankämpfen, dachte sie, sonst verliere ich mich darin ...
Jarrett umfaßte ihr Kinn und drehte ihren Kopf zu sich herum. Wieder suchten seine Lippen ihren Mund, provozierend spielte seine Zunge mit ihrer, Behutsam strich seine Hand über eine ihrer Brüste, reizte die Knospe, die sich erhärtete.
Der Kuß erstickte Taras leises Stöhnen. Und die Zeit schien stillzustehen, bis Jarrett den Kopf hob und sie anschaute. Unter seinem glühenden Blick schloß sie die Augen, spürte wieder seine heißen Lippen an ihrem Hals.
Vielleicht mußte sie nicht dagegen ankämpfen. Immerhin war sie mit diesem Mann verheiratet, und er hatte sie vor den Gefahren gerettet, die in New Orleans lauerten.
»Entspann dich doch, mein Liebes«, flüsterte er. Verwirrt öffnete sie die Augen und merkte, daß sie immer noch ihre Knie umschlang. Sein Lächeln wirkte belustigt, aber auch zärtlich. »Ich habe dich schon einmal nackt gesehen«, erinnerte er sie.
Sie sank etwas tiefer ins Wasser hinab, ihr Kopf lehnte am Wannenrand. Von fast lethargischer Trägheit befallen, senkte sie wieder die Lider und genoß die Küsse, die Jarrett auf ihre Schulter und ihr Ohrläppchen hauchte. Dann griff er ins Wasser und fand den Schwamm. Angenehmer Seifenduft stieg ihr in die Nase, als er sie zu waschen begann – ihre Knie, den Bauch, die Brüste.
Nach einer Weile fiel der Schwamm zurück ins Badewasser, Jarretts Lippen berührten ihre Wangen, ihren Mund, und als er sich entfernte, begann sie zu frösteln.
Doch bald lag sie wieder in seinen Armen. Er hatte sich ausgekleidet, war zu ihr in die Wanne gestiegen, um kurz unterzutauchen, dann stand er auf und zog sie mit sich hoch. Fest drückte er sie an seinen nackten Körper, und sie klammerte sich kraftlos an seine Schultern. Wie von selbst umschlangen ihre Arme seinen Hals. Eindringlich verriet der Blick seiner ebenholzschwarzen Augen, daß es an der Zeit war – nun mußte sie endgültig seine Frau werden.
Die Frau eines Fremden ... Aber seltsamerweise erschien er ihr nicht mehr fremd. Sie kannte ihn besser als jemals einen Mann zuvor.
Als er sie auf die Arme nahm und mit ihr aus der Wanne stieg, spürte er, wie sie zitterte. Er trug sie zum Bett und preßte sie mit einem Arm an sich, während er die Decke zurückschlug. Dann sanken sie auf das weiße Laken.
Um sie zu betrachten, rückte er ein wenig von ihr ab, und auch sie musterte seinen Körper, die breiten, bronzebraunen Schultern, die muskulöse Brust, den straffen Bauch. Aber ihr Blick wagte nicht, tiefer hinabzuwandern.
»Wie wunderschön du bist, meine Liebste«, flüsterte er und breitete ihr dichtes blondes Haar auf dem Kissen aus. Seine leise Stimme klang besänftigend, aber auch verführerisch.
»Dreihundert Dollar wert?« fragte sie, und ein sinnliches Lächeln umspielte seine Lippen.
»Eine Million.«
»Das bezweifle ich.«
»Laß mich das beurteilen.« Ungeduldig nahm er sie in die Arme, küßte ihre Lippen, ihre Brüste. Sein Mund umschloß eine rosige Spitze, seine heiße Zunge spielte damit, entfachte ein unerträgliches Feuer in Taras Körper. Während er begierig an ihrer Brust saugte, glitt seine Hand über ihre Hüfte, ihren Schenkel, zart und federleicht.
Einerseits wollte sie seine Hand beiseite schieben, andererseits sehnte sie sich nach noch intimeren Liebkosungen. Sie grub ihre Finger in seine Schultern, erwiderte den Blick seiner dunklen Augen, las keinen sanften Spott mehr darin, nur ein drängendes Verlangen.
Seine Finger streichelten die Innenseiten ihrer Schenkel, erreichten das weiche blonde Kraushaar dazwischen. Als sie leise aufschrie, verschloß ihr ein fordernder Kuß den Mund.
Vorsichtig erforschten seine Fingerspitzen ihre Weiblichkeit, und sie glaubte in einem Teich aus warmem Honig zu versinken. »Eine Million wert!« flüsterte er an ihren Lippen. Dann spürte sie, wie er ihre Beine auseinanderschob, fühlte das Gewicht seines Körpers auf ihrem. Mühsam unterdrückte sie einen Schmerzensschrei, warf den Kopf hin und her und versuchte sich Jarretts Armen zu entwinden. Doch er hielt ihre Hüften eisern fest. Als sie erkannte, daß ihre Bewegungen jene unbekannten, seltsamen, süßen Gefühle noch verstärkten, erstarrte sie. Doch das nützte nichts. Mit jeder Sekunde vermehrten sich die überwältigenden Empfindungen, während Jarretts Lippen über ihre Brüste nach unten wanderten, den Bauch streiften, ihre Hüften küßten. Und dann spürte sie seine Zungenspitze dort, wo sich diese sonderbare, qualvolle Sehnsucht konzentrierte.
»Nein!« flüsterte sie, aber Jarrett ignorierte ihren Protest, und sie wollte auch gar nicht, daß er darauf achtete.
Sie glaubte zu schweben, immer höher empor, nach irgend etwas zu greifen, ohne zu wissen, was sie erstrebte. Als sie ein Stöhnen hörte, erkannte sie ihre eigene Stimme kaum wieder. Sengende Hitze durchströmte ihre Adern wie Sonnenstrahlen, erfüllte sie mit goldener Glut. Ein wilder Schauer verjagte die letzten klaren Gedanken und raubte ihr fast die Besinnung.
Nur vage nahm sie wahr, daß Jarrett sich aufrichtete und ihren Körper mit seinem bedeckte. Sie war viel zu verwirrt, um Angst oder Sorge zu empfinden, um sich zu wehren. Doch dann kehrte sie abrupt in die Wirklichkeit zurück, als sie einen brennenden, stechenden Schmerz verspürte. Entschlossen biß sie die Zähne zusammen, wollte nicht schreien, denn die Schiffsbesatzung durfte nichts hören. In ihre Augen stiegen heiße Tränen, die sie mühsam zurückhielt, das Gesicht an Jarretts Hals gepreßt.
Zärtlich streichelte er ihre Wange. »Alles ist gut«, flüsterte er.
Gar nichts war gut! Sie wollte sich losreißen, diesem verzehrenden Schmerz entrinnen. »Nein – o Gott ...«
»Hab’ Geduld, bald tut’s nicht mehr weh. Das verspreche ich dir.« Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen, hob er den Kopf und schaute ihr beschwörend in die Augen.
Doch der Schmerz ließ nicht nach, und Jarrett hatte noch nicht einmal begonnen, sich zu bewegen. Das würde er tun, sie wußte es, weil er die gleiche überwältigende Erfüllung suchte, die er ihr geschenkt hatte ...
»So schlimm wird’s nicht sein«, versicherte er. »Und bedenk doch – ich habe dich vor einem Schicksal bewahrt, das schrecklicher gewesen wäre als der Tod.«
»Wie gern würde ich jetzt sterben!« wisperte sie, und er lachte leise.
»Habe ich gesagt, du wärst eine Million wert?« fragte er zwischen zwei Küssen. »Vergiß es! Du bist imbezahlbar.«
Glücklicherweise verbarg er sein Gesicht an ihrem Hals, denn jetzt begannen die Tränen zu fließen. Nicht der Schmerz brachte Tara zum Weinen, sondern das zärtliche Kompliment. Und er hatte nicht zuviel versprochen.
Allmählich verebbten die Qualen, und das Wunder, das sie vorhin genossen hatte, betörte sie von neuem. Jarrett begann sich langsam zu bewegen, Feuerströme durchzuckten ihren Körper, und alles in ihr sehnte sich danach, jene berauschenden Gefühle noch einmal zu erleben.
Und die köstliche Ekstase blieb ihr nicht versagt. Während Jarrett seinen Rhythmus beschleunigte – unfähig, sich noch länger zu beherrschen –, begleitete sie ihn zum Gipfel höchster Lust. Flammendes Rot schien sie einzuhüllen, dann ein undurchdringliches Schwarz, und sie wußte nicht, ob sie noch lebte, noch atmete.
Aber als die Schatten entschwanden, spürte sie Jarretts Nähe. Er lag neben ihr und hielt sie in den Armen. Sie schloß erschöpft die Augen. Meine Hochzeitsnacht, dachte sie – verlegen und beglückt zugleich. Ein Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, und sie preßte das Gesicht an seine Brust, um seinem Blick zu auszuweichen.
Sanft strich er mit einem Daumen über ihre Wange. »Tränen? Tut mir leid, daß ich dir weh getan habe.«
»Jetzt tut mir nichts mehr weh«, log sie. Nach der rauschhaften Erfüllung war der Wundschmerz zurückgekehrt.
Eine Zeitlang schwieg er, dann bemerkte er: »Eins steht jedenfalls fest – du läufst nicht vor einem Ehemann davon.«
Gekränkt wandte sie sich ab und starrte in die Kerzenflamme. »Ich habe dir doch gesagt, daß ich nicht verheiratet war.«
»Verzeih mir, aber es gibt sehr viel, was du mir nicht gesagt hast«, erwiderte er, umfaßte ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
»Nun, du hast mich geheiratet, ohne Erklärungen zu verlangen.«
»Das stimmt.«
»Bereust du es?«
»O nein. Du hast mir die angenehmste Überraschung meines Lebens bereitet.«
»Aber ich ...«
Ein hungriger Kuß erstickte ihre Worte, und sie vergaß die Vergangenheit, sorgte sich nicht mehr um die Zukunft. Diesmal erschien ihr die Ekstase noch magischer, noch köstlicher. Und der Schmerz war vollends vergessen. Danach lag sie schweigend neben Jarrett, und während sich ihre Atemzüge und Herzschläge beruhigten, versank sie langsam im Reich der Träume.
Er blieb noch lange wach, hielt Tara in den Armen und dachte über ihre mysteriöse Vergangenheit nach. Nun begann seine eigene ihn zu verfolgen. So lange hatte ihn das Leid seines Verlustes begleitet. Stets war er bestrebt gewesen, sich an seine Erinnerungen zu klammern. Sicher, er brauchte eine Frau. In dieser Nacht hatte er eine gefunden, aber nicht mit den Gefühlen gerechnet, die sie in ihm wecken würde.
Was empfinde ich denn, fragte er sich. Ich kenne sie kaum. Und ich weiß nicht, wovor sie flieht. Nun, vielleicht bin ich auch ein Flüchtling, und wir helfen einander, unseren Qualen zu entrinnen.
Vorsichtig strich er ihr das goldenen Haar aus der Stirn. Wie schön sie war, wie exquisit ... In ihren Armen hatte er seinen tiefen Kummer vergessen. Gewissensbisse plagten ihn. Aber die Vergangenheit ist tot, sagte er sich. Tot und begraben. Seine Vergangenheit, Taras Vergangenheit. Sie würde ihre für sich behalten, er die seine.
Lautlos stand er auf, ging zum lisch und schenkte sich ein Glas Wein ein. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, wandte er sich zum Bett und begegnete Taras Blick. Lächelnd prostete er ihr zu. »Auf die Zukunft – unsere Zukunft.«
Clive Carter wartete, bis der Morgen graute und die Kerzen in der Taverne gelöscht wurden. Während der langen Nacht hatte er seinen Zorn und seine Ungeduld kein einziges Mal verraten. Er war der Sohn eines bekannten Politikers, das einzige Kind eines reichen, allseits respektierten Mannes. Oft genug hatte er die Ränkespiele auf der politischen Bühne beobachtet und seine Lektion gelernt. Ein Mann mußte gelassen bleiben, was immer auch geschehen oder welche Ereignisse er selbst heraufbeschwören mochte.
Bis jetzt waren seine beiden Leibwächter nicht zurückgekehrt – nur die Diener des elenden Wirts, um zu berichten, sie hätten die junge Frau gefunden, aber McKenzie würde sie vor Ablauf der Nacht nicht gehen lassen. Danach wurden sie noch einmal in die Pension geschickt, wo sie feststellten, daß McKenzie mit dem Mädchen verschwunden war.
»Irgendwie muß man ihm das Mädchen entreißen«, erklärte Carter dem unglücklichen Eastwood. »Ich sage Ihnen, Sir, dieser Mann schützt eine Mörderin. Lassen Sie McKenzie hierherbringen ...«
»So einfach ist das nicht. Er ist ein reicher angesehener Mann ... Und unglaublich stark. Angeblich kann er sogar Alligatoren bekämpfen, mit bloßen Händen.«
Carter brach in verächtliches Gelächter aus. »Schicken Sie Ihre Männer noch einmal los, Eastwood. Sie müssen herausfinden, was mit Tara Brent geschehen ist. Und dieser Mann, der mit Alligatoren ringt, stirbt wie jeder andere auch, wenn ihn eine Kugel zwischen die Augen trifft.«
»Mr. Carter! Ich fürchte, Sie verstehen das alles nicht. Sollten Sie sich mit McKenzie anlegen, wird das Gesetz nicht mehr auf Ihrer Seite stehen.«
»Beenden wir diese sinnlose Diskussion. Beschaffen Sie mir lieber die Informationen, die ich brauche, Sir. Bis jetzt haben Sie mich schmählich enttäuscht.«
Eastwood holte tief Luft, eilte zur Tür, wo seine Männer warteten, und jagte sie wieder in die schwindende Nacht hinaus. Während er noch auf der Schwelle stand, erschien einer seiner anderen Diener im rosigen Nebel der Dämmerung und hielt sich den Kopf. »Was ist passiert?« herrschte der Wirt ihn an.
»Jemand war bei ihr. Und er bewegte sich so schnell wie ein Indianer. Er schlug mich zusammen, und danach konnte ich die beiden nicht mehr aufspüren.«
Seufzend drehte sich Eastwood zu Clive um. »Habe ich’s Ihnen nicht gesagt? An diese Frau kommen Sie nicht ran, wenn McKenzie beschlossen hat, sie bei sich zu behalten.«
»Großartig!« rief Clive verächtlich.
»Aber wenn Sie sich’s was kosten lassen, werde ich McKenzie finden. Allerdings wird’s eine Weile dauern. Ich nehme an, er segelt nach Florida zurück.«
»Dort kann ich ihn selber finden.« Angewidert musterte Clive den erbärmlichen Wirt, dessen Geldgier ihm verwehrt hatte, Tara noch diese Nacht in seine Gewalt zu bringen. Er erhob sich, schlug mit dem Gehstock auf den Boden, und plötzlich sprang ein kleines, scharfes Messer aus dem Silbergriff. Blitzschnell lief er zu Eastwood hinüber und schwang den Spazierstock hoch.
Mit bebender Hand griff sich der Wirt an die Kehle, Blut quoll zwischen seinen Fingern hervor. Er starrte Carter verblüfft an, dann brach er zusammen. Noch ehe er den Boden berührte, starb er.
Clive drehte sich zu einem seiner Männer um, der in der Ecke des Schankraums wartete. »Wirf diesen Abfall in den Fluß. Dann streu das Gerücht aus, das Mädchen sei zurückgekommen, um Eastwood zu ermorden und dann wieder davongelaufen.«
Schweigend schleppte der Mann die Leiche aus der Taverne. Schon oft hatte das schlammige Wasser des Mississippi eine verlorene Seele aufgenommen, um sie irgendwo wieder an Land zu spülen.
Niemand wird sich darum kümmern, dachte Clive. Fast täglich sterben Männer wie Eastwood – an den Docks, in den Spielhöhlen und Freudenhäusern. Und dieser verdammte Wirt hat den Tod verdient.
So wie Julian Carter.
Aber manche Dinge mußten sorgfältiger geplant werden als andere.
Immer noch erfüllte ihn heißer Zorn. Nicht zuletzt, weil Tara sich lieber einem anderen Mann verkauft hatte, als anzunehmen, was er – Clive Carter – ihr bot. Nun mußte er sehr vorsichtig zu Werke gehen. Er setzte sich wieder, seine Finger trommelten auf die Tischplatte. Sicher hatte sie diesem McKenzie nicht die Wahrheit gestanden und ihn nur veranlaßt, ihr zur Flucht zu verhelfen.
Aber Clive würde sie finden. Selbst wenn er sich nach Florida oder in die Hölle wagen mußte.