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Wenig später eilten sie durch die nächtlichen Straßen von New Orleans, umgeben von schmiedeeisernen Gittern, Blumenduft und dem Geruch des Flusses.

Wieder versuchte Tara sich loszureißen. »Mr. McKenzie, das müssen Sie doch begreifen. Ich bin kein Preis, den man am Spieltisch gewinnen kann. Mit alldem habe ich nichts zu tun ...«

Abrupt blieb er unter einer Straßenlaterne stehen und musterte ihr Gesicht. »Und was machen Sie dann in so einer üblen Spelunke?«

Seine Frage überraschte sie, und in diesem Augenblick erschien er ihr wie ein älterer Bruder. »Ich versuche Geld zu verdienen.«

»O Gott!« murmelte er.

Nur zu leicht erriet sie seine Gedanken. »Nicht auf solche Weise! Aber ich brauche dringend Geld.«

»Ich verstehe.« Nachdenklich hob er ihre Hand, sein Daumen strich über ihre weichen, glatten Finger. »Und warum arbeiten Sie bei Eastwood?«

»Weil man mir versichert hat, das sei ein respektables Lokal.«

»Etwas respektabler als die anderen Hurenhäuser am Hafen. Wenigstens erwartet Eastwood nicht, daß seine Mädchen zwei oder drei Gäste gleichzeitig beglücken.«

Tara wurde blaß. »Aber ...«

»Du lieber Himmel, sind Sie wirklich so naiv?«

»Ja, wahrscheinlich!« fauchte sie. »Ich wollte mein Geld auf ehrliche Weise verdienen.«

»Nun, heute abend haben Sie auf ehrliche Weise dreihundert Dollar verdient.«

»Ich sagte doch ...«

»Daß Sie als Kellnerin arbeiten«, unterbrach er sie. »Wimderbar! Das können Sie auch anderswo tun. Aber nicht in dieser Kneipe.«

Zu ihrer Verblüffung wandte er sich ab und ging davon, ohne sie hinter sich herzuziehen. Sollte sie die Flucht ergreifen? Nein, das wäre albern. Er würde sie bei Eastwood anschwärzen oder wieder einfangen. Das würde ihm mühelos gelingen. Und so folgte sie ihm. »Wohin gehen wir?«

»Zu der Pension, wo ich mich einquartiert habe.«

Erschrocken blieb sie stehen. Was er beabsichtigte, wagte sie sich nicht zu fragen. Mochte es töricht sein oder nicht – sie mußte fliehen. Und so stürmte sie in eine Gasse, die zum Fluß führte – unglückseligerweise in dieselbe Straße, die sie soeben verlassen hatte, wo Eastwoods Taverne lag.

Welche Richtimg sollte sie jetzt einschlagen? Keuchend preßte sie sich an eine Holzwand. Erst einmal würde sie untertauchen, irgendwo im Schatten.

Und dann begann ihr Herz wie rasend zu schlagen. Sie erkannte die beiden Männer, die das Lokal betraten. Offenbar waren sie beauftragt worden, Tara Brent festzunehmen. Sie mußten ihrer Spur zu Eastwoods Kneipe gefolgt sein. Und vermutlich würden sie dem Wirt jede geforderte Summe zahlen, wenn er seine neue Kellnerin den Häschern auslieferte.

O Gott ... Kalte Panik erfaßte Tara, blindlings rannte sie weiter, so schnell sie konnte. Wenig später hörte sie Schritte hinter sich. Hatte Eastwood den Männern erklärt, sie sei irgendwo da draußen in der Nacht? Oder war sie gesehen worden?

Sie versuchte noch schneller zu laufen. Ein eisiger Wind brannte in ihren Augen, krampfhaft rang sie nach Atem, ihre Lungen drohten zu bersten. Als sie um eine Ecke bog, erreichte sie ein Dock. An einer Seite ragten hohe Gebäude empor, an der anderen erstreckte sich der dunkle, schlammige Mississippi. Sie hörte die Stimme der Männer, die ihr folgten. Nein, sie würde sich nicht fangen lassen. Lieber wollte sie sterben. Verzweifelt rannte sie am Dock entlang, in die Finsternis.

Plötzlich wurde sie von einem Arm umschlungen und verlor das Gleichgewicht. Sie wollte schreien, aber eine Hand preßte sich auf ihren Mund, dicht an ihrem Ohr erklang ein heiseres Flüstern. »Seien Sie still! Ich bin’s.«

McKenzie ...

Wie rasend schlug ihr Herz, als er sie in eine schmale Gasse zog. Sie spürte die Nähe seines warmen, kraftvollen Körpers. Obwohl er ihr nicht mehr den Mund zuhielt, konnte sie kaum atmen. Im schwachen Mondlicht sah sie seine Augen schimmern. »Was sind das für Leute?« stieß er hervor.

Offensichtlich war er ihr gefolgt und hatte die Männer gesehen. »Das weiß ich nicht«, log sie.

»Natürlich wissen Sie’s. Und warum sind Sie mir davongerannt, verdammt noch mal?«

»Ich dachte, Sie würden mich zwingen ...«

»Niemals würde ich eine Hure zu irgendwas zwingen.«

»Ich bin keine ...«

Ärgerlich seufzte er. »Was immer Sie auch sind, ich zwinge Sie zu nichts. Ich wollte Sie nur zu einer anständigen Mahlzeit einladen und Ihnen eine Atempause vergönnen, bevor Sie in dieses Rattenloch zurückkehren – falls Sie das wirklich wünschen.«

»Das hätten Sie mir früher sagen können ...«, begann sie wütend.

»Aber jetzt können Sie nicht mehr zurück, was?« fiel er ihr ins Wort.

»Nein ...« Mühsam schluckte sie. Immer noch stand er viel zu nahe bei ihr, und er roch so gut – nach Seife, einem Hauch von Cologne, Whiskey und Leder. Noch nie war ihr ein so faszinierender Mann begegnet. Und keiner, der eine so machtvolle Ausstrahlung besessen hätte. Sicher bekam er alles, was er haben wollte. Und er konnte skrupellos sein. Aber vielleicht auch barmherzig ...

»Nun, warum sind Sie mir davongelaufen?« wiederholte er.

Statt einer Antwort schüttelte sie nur den Kopf und spürte seinen prüfenden Blick. Vermutlich konnte er sie in der Nacht viel besser sehen als sie ihn. Er kannte das Dunkel, war dran gewöhnt, fühlte sich wohl in schwarzen Schatten.

Sekundenlang schloß sie die Augen und atmete auf. Vorerst würde ihr nichts zustoßen. Er war groß und stark und schnell wie der Blitz. Und seine breiten Schultern schirmten sie gegen die Verfolger ab.

»Wer ist hinter Ihnen her?« fragte er wieder. »Sagen Sie mir die Wahrheit, dann helfe ich Ihnen.«

»Ich sage Ihnen gar nichts – das kann ich nicht.«

»Wie soll ich Sie beschützen, wenn ich nicht weiß, in welcher Gefahr Sie schweben?«

Vom Dock her näherten sich Schritte, die Stimmen zweier Männer.

»Reden Sie endlich!« drängte McKenzie. »Was wollen diese Leute von Ihnen?«

»Das kann ich Ihnen nicht sagen.«

Widerwillig bewunderte er ihre Entschlossenheit, ihre Willensstärke – Eigenschaften, die nicht zu ihrer zarten Schönheit paßten. »Sprechen Sie endlich!« befahl er.

»Ach, gehen Sie doch zum Teufel!« wisperte sie verzweifelt. Mit aller Kraft schob sie ihn beiseite und versuchte zum Fluß zu laufen. Aber McKenzie hielt ihren Arm fest.

»Was haben Sie vor, kleine Närrin? Wollen Sie sich ertränken?«

»Ich kann schwimmen.«

»Ihre Röcke würden Sie in diesem schlammigen Wasser nach unten ziehen. Seien Sie doch vernünftig und lassen Sie sich helfen! Dazu bin ich bereit, auch wenn Sie mir nichts verraten.«

»Sie können mir nur helfen, wenn Sie mich von hier wegbringen, so schnell wie möglich.«

»Natürlich. Noch heute nacht, wenn Sie wollen.«

»Und ich muß keine Erklärungen abgeben?«

»Keine«, bestätigte er.

»Aber irgendeinen Preis werden sie doch verlangen?« fragte sie leichthin. »Ich besitze nichts, keinen Schmuck, nicht einmal das Geld, das ich im Gasthaus verdient habe. Nur die Kleider, die ich am Leib trage ...«

»Vertrauen Sie mir. Und wenn Sie splitternackt wären, das würde mich nicht kümmern. Ich brauche weder Ihren Schmuck noch Ihr Geld. Sie selbst sind der Preis, mein liebes Mädchen.«

Alle Farbe wich aus ihren Gesicht. »Wie oft soll ich noch beteuern, daß ich keine ...« Abrupt verstummte sie, brachte das Wort ›Hure‹ nicht über die Lippen und senkte den Blick. »Offensichtlich gehöre ich Ihnen für diese Nacht«, flüsterte sie unglücklich. »Aber ich kann nicht hierbleiben.« Entschlossen verdrängte sie ihre Verzweiflung und erwiderte McKenzies Blick. »Ich muß weg – weit weg von New Orleans, von allem ...«

»Wie Sie wünschen. Ich kann Sie wegbringen.«

»Wohin?«

»Nach Florida.«

»Jacksonville?«

»Noch weiter weg. Ich besitze eine Plantage inmitten der Wildnis. Dort wird’s Ihnen gefallen.«

»Aber dieses Land ist das Eigentum der Indianer.«

»Nur teilweise. Ich habe meine Plantage rechtmäßig erworben.«

Krampfhaft schluckte sie. »Sümpfe und Indianer und Alligatoren ...«

»Mein Zuhause.«

»Und all die schrecklichen Probleme mit den Seminolen ...«

»Und mit den Mikasukis«, fügte er hinzu, und Tara wurde noch bleicher. »Aber die Gegend hat auch ihre Vorteile. Es ist sehr schwierig, jemanden in dieser Wildnis aufzuspüren. Deshalb kamen die Seminolen in den Süden. Sie sind Flüchtlinge, was auch der Name ihres Volkes besagt. Flüchtlinge oder Renegaten.«

Ihre Augen spiegelten das Mondlicht wider. Und er spürte, wie neue Lebensgeister in ihm erwachten. Je länger er sie betrachtete, desto heißer begehrte er sie – und desto zorniger verfluchte er sie. Er wußte nicht, ob er sich wieder so lebendig fühlen wollte.

»Bringen Sie mich in diesen Sumpf, um mich dann im Stich zu lassen?« wisperte sie.

»Gibt es irgend einen anderen Ort, wo Sie Zuflucht fänden?«

»Nein ...«

»Haben Sie ein Verbrechen begangen? Vielleicht einen Mord?«

»Ich sagte bereits ...«

»Ja, ich weiß. Sie können nicht reden – oder Sie wollen nicht. Aber ich frage nicht, welcher Tat Sie bezichtigt werden, sondern ob Sie eine Schuld auf sich geladen haben.«

»Nein, ich bin keine Mörderin!« beteuerte sie leidenschaftlich. »Das schwöre ich.«

»Dann bringe ich Sie aus der Stadt. Und ich werde Sie nirgendwo im Stich lassen. Wie viele sind hinter Ihnen her? Nur die zwei Männer?«

Zögernd erwiderte Tara: »Nur diese beiden, glaube ich.«

»Könnten sie die Behörden zu Hilfe rufen?«

»Keine Ahnung«, flüsterte sie bedrückt.

»Allzuviele Anhaltspunkte geben Sie mir nicht«, seufzte er. »Wenn Ihre Verfolger genug zahlen, würde Eastwood nicht zaudern, Sie zu verkaufen. Immerhin können wir ein bißchen Zeit gewinnen. Ich werde Ihnen keine weiteren Fragen stellen, ich bitte Sie nur, mir zu vertrauen.« Sie schwieg, und er schaute sich im Dunkel um. »Jetzt sind sie nicht mehr am Dock. Kommen Sie!«

Sie eilten durch die finsteren Hafengassen, vorbei am Fisch- und Gemüsemarkt, dann wandten sie sich landeinwärts. Bald verklang die Musik, die aus den Tavernen drang, und sie erreichten ein Stadtviertel mit eleganten, pastellfarbenen Häusern. Von den hellen Fassaden hoben sich dunkle, schmiedeeiserne Tore, Balkone und Spaliere ab.

Plötzlich trat ihnen ein Mann in den Weg. Tara hatte ihn weder gesehen noch seine Schritte gehört. Doch ihr Begleiter war auf den Angreifer vorbereitet, einen kräftig gebauten, rothaarigen Burschen, der ein Messer schwang.

McKenzies Faust traf den Arm seines Gegners mit voller Wucht, und Taras Atem stockte, als sie einen Knochen knacken hörte.

Klirrend landete das Messer auf einem Gehsteig, der zu einem Gasthof führte. Der Mann umklammerte fluchend seinen gebrochenen Arm, und McKenzie packte ihn am Kragen. »Was wollen Sie?«

»Nur Ihr Gold.«

»Was hat sie getan?«

Erstaunt hob der Gauner die Brauen. »Sie? Ich will nur das Gold, Mister!«

Ungeduldig schob McKenzie ihn beiseite und starrte Tara an. »Kennen Sie ihn?«

Wortlos schüttelte sie den Kopf.

Da wandte er sich wieder an den Mann. »Also sind Sie nur ein gewöhnlicher Dieb?«

Der Rothaarige nickte verängstigt.

»Verschwinden Sie!«

»Ja, sofort«, versicherte der Mann hastig. »Und ich habe Sie nie gesehen. Ich kenne Sie nicht ...«

Doch McKenzie hörte ihm nicht mehr zu. Er ergriff Taras Handgelenk und zog sie wieder mit sich. Vor einer schönen Pension unter einer mächtigen Baumkrone blieben sie kurz stehen. »Wir gehen hinten hinein«, erklärte er und führte Tara um das Haus herum. Auf einer Außentreppe stiegen sie zum ersten Stock hinauf. Rasch schob er einen Schlüssel in ein Türschloß, und sie betraten einen dunklen Raum.

Heftig hämmerte Taras Herz gegen die Rippen. Ihre Beine stießen gegen ein Bett, sie stolperte und fiel darauf, erhob sich aber sofort wieder. McKenzie beachtete sie nicht. Er eilte zum Balkon und starrte in die Nacht. »Da kommt jemand!« verkündete er leise, schlüpfte aus seinem Gehrock und dem weißen Hemd. »Schnell, ziehen Sie sich aus und legen Sie sich ins Bett!«

»Aber – Sie haben versprochen, mich nicht zu zwingen!« protestierte sie.

»Glauben Sie mir, ich werde Sie nicht anrühren«, entgegnete er und zog seine Stiefel aus, dann die Hose. Er war nackt, und sie sah nur seine Silhouette, doch das genügte, um heiße und kalte Schauer durch ihren Körper zu jagen. Im Mondlicht erschien er ihr wie ein schlanker, geschmeidiger Panther. Muskulöse Schultern schimmerten in einem Silberstrahl. »Wie ich bereits sagte – Sie müssen mir vertrauen«, betonte er. »Beeilen Sie sich!«

»Verzeihen Sie, es fällt mir schwer, einem nackten Mann zu trauen«, fauchte sie.

Belustigt wandte er sich zu ihr. »Die Burschen da draußen sind angezogen. Möchten Sie ihnen lieber vertrauen?« Ein Geräusch auf der Straße erregte seine Aufmerksamkeit. »Schnell, ins Bett!« befahl er.

Mit bebenden Fingern versuchte sie, die Verschnürung an ihrem Rücken zu lösen. McKenzie lief zu ihr. Innerhalb weniger Sekunden hatte er alle Knoten geöffnet, zog ihr das Kleid, das Korsett und die Unterröcke über den Kopf und schleuderte alles in eine Ecke. Dann hob er Tara hoch und warf sie aufs Bett. »Unter die Decke!« Kaum hatte sie gehorcht, lag er auch schon neben ihr und nahm sie in die Arme.

»Nein ...«, begann sie.

Unerbittlich preßte er eine Hand auf ihren Mund. »Still!« warnte er und wartete angespannt.

Sie wagte kaum zu atmen. Noch nie hatte sie so verwirrende Gefühle empfunden wie in diesem Augenblick, wo sich sein kraftvoller warmer Körper an ihren drückte.

Wenig später flog die Tür auf.

Wechselspiel der Liebe

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