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Die beiden Männer standen auf der Schwelle, von Mondschein umrahmt. Hastig sprang McKenzie aus dem Bett, zog die Decke über Tara, hob ein Badetuch vom Boden auf und schlang es um seine Hüften. »Was machen Sie hier?« fragte er die Eindringlinge in ungläubigem Ton.

Sofort erkannte sie die zwei Männer. Es waren nicht die Verfolger, sondern Eastwoods Diener – Rory, ein stämmiger Farmerssohn aus Minnesota, und der einäugige, etwas schlankere Geoffrey, der sein Messer blitzschnell zu zücken wußte. Offenbar hat der Wirt diese Burschen hierhergeschickt, um seine Kellnerin holen zu lassen, dachte Tara schweren Herzens.

»Was wollen Sie?« stieß McKenzie erbost hervor.

»Tut mir leid, Mr. McKenzie ...« Rory räusperte sich. »Aber Eastwood braucht das Mädchen. Irgend jemand sucht sie und will eine schöne Stange Geld zahlen, wenn sie ihm übergeben wird.«

»Mich hat sie dreihundert Dollar gekostet. In Goldmünzen.«

»Trotzdem muß sie zurückkommen ...«

»Heute nacht nicht. Und falls jemand versucht, sie aus diesem Bett zu zerren, töte ich ihn. Ist das klar?« Tiefes Schweigen folgte McKenzies Worten, und er fügte etwas leiser hinzu: »Morgen früh geht sie in die Taverne zurück. Und jetzt stören Sie mich nicht länger bei meinem Vergnügen! Verschwinden Sie! Ich gebe jedem von Ihnen ein Goldstück, und morgen kann Eastwood mit ihr machen, was er will.«

Flüsternd berieten sich die beiden Männer. Was sie sagten, konnte Tara nicht verstehen, beobachtete jedoch, wie sie über McKenzies Schultern spähten, um sich zu vergewissern, daß sie auch wirklich im Bett lag.

»Wie ist sie denn, Mister?« fragte Geoffrey unvermittelt. »Es hat mich schon immer in den Fingern gejuckt, sie mal anzufassen. Aber sie behauptet, sie will sich nicht mit Männern einlassen. O Gott, jeden Cent, den ich besitze, würde ich dafür opfern ...«

Dann verstummte er, weil McKenzie ihn zur Tür hinausschob. »Oh, sie kann einem Mann den Himmel auf Erden schenken. Und vergessen Sie nicht. Jeder von Ihnen bekommt ein Goldstück, wenn Sie mich heute nacht nicht mehr belästigen.«

»Natürlich, das haben wir begriffen, Mister«, beteuerte Rory. »Verzeihen Sie, tut uns wirklich leid ...«

»Gehen Sie endlich!« McKenzie schloß die Tür hinter den beiden und lehnte sich dagegen, und Tara spürte seinen prüfenden Blick, als könnte er sie trotz der nächtlichen Schatten deutlich sehen. Plötzlich lachte er boshaft. »Oh, Sie werden ja ganz rot!«

»Das können Sie doch gar nicht feststellen. Und es wäre nicht nötig gewesen, so etwas zu sagen.«

»Was denn?«

»Daß ich einem Mann den Himmel auf Erden schenke!«

»Hätte ich etwa lauthals verkünden sollen, Sie wären so reizvoll wie ein kaltes Stück Treibholz? Dann hätten sich Eastwoods Diener sicher gefragt, warum ich Sie für die restliche Nacht bei mir behalten möchte.«

»Am besten hätten Sie den Mund gehalten!«

»Oder wär’s Ihnen lieber gewesen, ich hätte die beiden bewußtlos geschlagen? Dann würde uns Eastwood andere Leute auf den Hals hetzen. Wenigstens haben wir nun ein bißchen Zeit gewonnen.« Er holte Taras Kleider aus der Ecke, legte sie aufs Fußende des Betts und hob seine eigenen Sachen vom Boden auf. »Ziehen Sie sich an!«

Wütend biß sie die Zähne zusammen. Wie ein General erteilte er seine Befehle. »Vorhin sagten Sie, ich soll mich ausziehen.«

»Wollen Sie hierbleiben? Wir haben’s zwar eilig, aber auf eine Stunde mehr oder weniger kommt’s vielleicht nicht an. Und ich würde sehr gern genießen, wofür ich dreihundert Dollar bezahlt habe ...«

»Seien Sie still!« wisperte sie. »Wie kann ich mich denn anziehen, wenn Sie mir dabei zuschauen ...« Verwirrt unterbrach sie sich, als es leise an der Tür klopfte.

»Bist du da drin, McKenzie?« fragte eine Flüsterstimme, und Tara hörte ihn aufatmen. Mit großen Schritten ging er zur Tür, immer noch das Badetuch um die Hüften.

»Was machen Sie denn?« fragte sie verzweifelt und zog sich die Decke bis ans Kinn.

Ohne sie zu beachten, ließ er den Besucher eintreten – den hübschen jungen Mann, der am Spieltisch gesessen hatte.

»McKenzie, sie suchen das Mädchen ...«

»Leider kommst du zu spät, Robert. Sie waren schon hier.«

»Und du hast sie ihnen überlassen?«

McKenzie zeigte zum Bett, und sie rutschte noch tiefer unter die Decke.

»Oh, Verzeihung«, entschuldigte sich Robert Treat verlegen. »Ich wußte nicht, daß ich störe ...«

»Unsinn, du störst nicht«, erwiderte McKenzie. »Ich mußte nur den Eindruck erwecken, wir wären beschäftigt.«

»Warum sind sie hinter ihr her?«

»Keine Ahnimg. Warum versuchst du nicht, sie zu fragen?«

Offensichtlich konnte Robert im Dunkel nicht so gut sehen wie sein Freund. Mit zusammengekniffenen Augen spähte er zum Bett herüber. »Warum sind diese Leute hinter Ihnen her?«

Sie gab keine Antwort.

»Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, erklärte McKenzie. »Wir müssen verschwinden. Würdest du bitte hinausgehen? Die Lady möchte sich anziehen.«

»Oh – ja, natürlich. Ich warte draußen.«

»Beeilen Sie sich!« befahl McKenzie, als er die Tür hinter Robert schloß.

»Wenn Sie mich unentwegt anstarren, können Sie Ihren Freund genausogut wieder hereinbitten«, zischte Tara.

»Soll ich?«

Sie warf ein Kissen nach ihm, das er lachend auffing. Es war ein tiefes, sinnliches Lachen, und sie fühlte sich so nackt wie nie zuvor.

»Hier drin ist es stockdunkel«, erwiderte er, »und ich habe Sie ohnehin schon gesehen.« Inzwischen hatte er sich angezogen. Er ging zum Bett, riß die Decke beiseite, und Tara schrie leise auf. Doch er ignorierte ihren Protest, hob sie hoch und stellte sie auf den Boden.

»Wenn es in diesem Zimmer stockdunkel ist, können Sie mich nicht gesehen haben.« Aber vielleicht irrte sie sich. Immerhin bemerkte sie das herausfordernde Funkeln in seinen Augen, sein spöttisches Lächeln, während er ihr die Unterröcke über den Kopf streifte. Dann half er ihr ins Korsett, drehte sie herum und verknotete die Bänder am Rücken. Offensichtlich kannte er sich mit Frauenkleidern aus.

»Schnell!« drängte er und zog ihr das Kleid an. »Wir müssen gehen.«

»Wohin?« flüsterte sie beklommen. »In den Sumpf?«

»Haben Sie einen besseren Vorschlag?«

»Nach Norden ...«

»Ich lebe im Süden.«

»Dort kann ich nicht bleiben, in diesem unzivilisierten Land ...«

»Fürchten Sie sich? Schade.«

»Nein, ich fürchte mich nicht. Alles ist besser, als allein in die Nacht hinauszulaufen.«

»Ah! Sie glauben, Eastwoods Diener würden sich Zeit lassen, ehe sie ihrem Herrn Bericht erstatten, und Ihre Freunde könnten Sie immer noch suchen?«

»Das sind nicht meine Freunde.«

»Wer auch immer – wir werden ihnen entwischen.«

Wieder klopfte es an der Tür, dann trat Robert ein. »Können wir aufbrechen?«

»Die Lady zögert noch, weil ihr der Gedanke mißfällt, nach Florida zu reisen«, erklärte McKenzie.

»Ich will nicht hilflos im Sumpf landen«, wisperte sie, »bei irgendeinem Wilden ...«

»Oh, sie sind schon jetzt mit einem Wilden zusammen«, entgegnete Robert lachend, dann fügte er rasch hinzu: »Das war nur ein Scherz.«

Warum nehme ich sie eigentlich mit, überlegte Jarrett. Genausogut könnte ich sie auf ein Flußboot verfrachten und nach Norden schicken. Und wie lange würde es dann dauern, bis die Verfolger sie aufspüren? Nun, das ginge mich nichts an ...

Doch, es ging ihn was an – seit er sie berührt und ihren schönen Körper gesehen hatte.

»Niemals würde er Sie im Stich lassen, Lady«, versicherte Robert. Nachdenklich musterte er seinen Freund, dann hielt er sekundenlang den Atem an. »Verdammt, das ist die Lösimg. Heirate sie! Du brauchst ohnehin eine Frau.«

»Was?« schrie McKenzie und drehte sich zu Tara um, die in eine Zimmerecke zurückwich.

»Moment mal ...«, begann sie.

»Ja, warum nicht?« murmelte McKenzie und lächelte, als ihm ein eigenartiger Schauer über den Rücken rann. Was würde er ihr antun? Und sich selbst? Aber welchen einen Unterschied machte das schon? Eine der Damen, die passende Ehefrauen abgäben, könnte er niemals heiraten – keine, die Lisa gekannt hatte. Aber er brauchte eine Gemahlin, die ihm den Haushalt führte, zu der er am Ende eines harten Arbeitstages heimkehren konnte.

Einmal hatte Robert ihm sogar vorgeschlagen, per Annonce eine Frau zu suchen. Nun, mit dieser zauberhaften Blondine machte er sicher einen besseren Fang. »Also gut, ich heirate Sie, Lady«, kündigte er an. »Dann sind Sie völlig sicher.«

Verwirrt schnappte sie nach Luft. »Aber ich kann doch nicht ...«

»Sind Sie schon verheiratet?«

»Nein.«

»Warum weigern Sie sich dann?«

Ihre Lippen zitterten. »Weil ich Sie nicht liebe! Ich kenne Sie nicht einmal. Und warum wollen Sie sich auf so etwas einlassen?«

Grinsend verschränkte er die Arme vor der Brust. »Wie Sie inzwischen sicher bemerkt haben, bin ich ein leidenschaftlicher Spieler. Und da Sie bereit waren, in den Mississippi zu springen, müssen auch Sie das Risiko lieben.«

Tränen verschleierten ihr den Blick.

Von der Straße drang ein Ruf herauf. »Sie ist verschwunden!«

»Unsinn, sie kann nicht verschwunden sein«, entgegnete eine andere Stimme. »Wir werden sie schon noch finden.«

»Nun, wie entscheiden Sie sich, Lady?« fragte McKenzie leise.

Hatte sie denn eine Wahl? Ihr Mund wurde trocken. Gewiß, er war ein attraktiver Mann. Sogar der vage Gedanke an eine intime Beziehung erhitzte ihr Blut, rief ein süßes Schwächegefühl hervor.

Nur er war ihre Rettung. Aber wenn sie seine Hilfe annahm, würde sie ihren Teil der Abmachung einhalten müssen. Genausogut konnte sie geradewegs in die Hölle fliehen ... Aber sogar das war besser als die Rückkehr.

Auf der Straße entfernten sich rasche Schritte.

»Tun Sie’s doch!« bat Robert lächelnd. »Wenn er auch ein Temperament wie der Teufel hat – er ist reich wie Midas.«

»Nun?« fragte McKenzie ungeduldig. »Die Zeit läuft uns davon.«

Herausfordernd warf sie den Kopf in den Nacken. »Ich bin zu allem bereit, wenn Sie mich von hier wegbringen.«

»Natürlich bringe ich sie weg. Und danach müssen Sie sich nur mehr mit diesen wilden Alligatoren und Indianern – und mit mir herumschlagen.« Er wandte sich zu seinem Freund, dessen Idee diese eigenartige Situation heraufbeschworen hatte. »Gehen wir! Robert, du läufst voraus und bereitest unsere Abreise vor.«

»Zu Befehl!« Grinsend salutierte Robert und verließ das Zimmer. Offenbar betrachtete er alles, was in dieser Nacht geschah, als spannendes Abenteuer.

Wenig später ergriff McKenzie Taras Arm. »Schnell!« Er führte sie aus dem Zimmer, die Hintertreppe hinab und ums Haus herum zur Straße. Nur mühsam konnte sie sich seinen langen Schritten anpassen. Plötzlich zog er sie in eine Seitengasse.

Jemand eilte die Straße herab. Genau im richtigen Moment streckte McKenzie einen Arm aus, der Mann prallte dagegen, verlor das Gleichgewicht und stürzte. Fluchend rappelte sich der vierschrötige, häßliche Kerl mit dem fast kahlen Schädel auf. Dann entdeckte er Tara, kicherte erfreut und wollte sich auf ihren Begleiter werfen.

Aber McKenzies Faust war schneller und traf das Kinn des Gegners, der lautlos zu Boden sank. Erstaunt starrte Tara ihn an. »Ist er tot?«

»Nein.« Nach einer kurzen Pause fragte McKenzie: »Soll er sterben?«

»O nein!«

»Gut. Wenigstens sind Sie nicht blutrünstig. Nicht einmal, wenn er den Tod verdient hätte. Hat er das?«

»Das weiß ich nicht.«

»Vermutlich handelt er nicht aus eigenem Antrieb, sondern im Auftrag der Person, die hinter alldem steckt. Wissen Sie, wer das ist?«

»Ja.«

»Endlich haben Sie eine meiner Fragen beantwortet.«

»Können wir gehen?« flüsterte sie.

»Natürlich.«

»Und wohin?«

»Zu einem Priester.«

Tara stieg über den Bewußtlosen hinweg und schüttelte den Kopf. »Sie müssen mich nicht heiraten, denn ich werde Sie ohnehin begleiten. Und Sie schulden mir nichts – aber ich verdanke Ihnen meine Rettung ...«

»Für eine Hure sind dreihundert Dollar zuviel«, unterbrach er sie belustigt. »Außerdem brauche ich keine.« Sekundenlang spiegelten seine dunklen Augen das Sternenlicht wider. »In dieser Stadt bekommt man schon für ein paar Cents Huren. Andererseits – vielleicht sind dreihundert Dollar ein angemessener Preis für eine Ehefrau.«

»Eine Ehefrau sollte man nicht kaufen.«

»Nein, eigentlich nicht. Aber ich brauche eine. Und Sie müssen sich in Sicherheit bringen. Sobald Sie mit mir verheiratet sind, droht Ihnen keine Gefahr mehr.«

Als er wieder nach ihrem Handgelenk griff, fragte sie: »Sie wissen doch, daß dieser Mann nicht allein war?«

»O ja.«

»Dann ...«

»Ich passe auf.«

Rasch gingen sie weiter. Zu ihrer Linken hörte Tara den Mississippi rauschen. Irgendwo draußen auf dem Wasser ertönte eine Schiffsglocke. Immer noch waren sie von nächtlichen Schatten umgeben, die sich unheimlich bewegten.

Erschrocken schrie Tara auf, als einer dieser Schatten hinter einem Spalier hervorsprang. McKenzie schob sie hinter seinen Rücken und wandte sich dem Angreifer zu, der ihn mit heiserer Stimme aufforderte: »Lassen Sie das Mädchen los, oder Sie sind ein toter Mann!« Im Mondlicht blitzte ein Messer auf.

»Nein«, entgegnete McKenzie seelenruhig.

»Mit der ganzen Sache haben Sie nichts zu tun. Halten Sie sich da raus!«

»Diese Frau habe ich am Spieltisch gewonnen. Sie ist dreihundert Dollar wert. Auf einen solchen Preis werde ich nicht freiwillig verzichten.«

»Dann muß ich sie Ihnen mit Gewalt entreißen.«

McKenzie rührte sich nicht.

»Tun Sie doch was!« rief Tara, voller Angst, er könnte seinen Widersacher unterschätzen.

Doch sie hätte es besser wissen müssen. Als der Mann sich auf ihn stürzte, trat McKenzie beiseite, und seine Fäuste landeten auf dem Nacken des Mannes, der ebenso wie sein Gefährte bewußtlos zusammenbrach.

Seufzend wandte sich McKenzie zu Tara. »Werden uns noch weitere Überraschungen erwarten?«

»Keine Ahnung.« Nervös fuhr sie sich mit der Zunge über ihre Lippen. Welch ein unbezwingbarer Mann ... Während des kurzen Kampfes war ihm nicht einmal die Luft knapp geworden. Sollte er jemals die Wahrheit über sie herausfinden ...

»Gehen wir! Bald sind wir im Land der Seminolen und Krokodile. Niemand wird es wagen, Ihnen dorthin zu folgen.«

»Schlimmer als meine Verwandten können wilde Bestien und Indianer auch nicht sein.«

Er lachte leise. »Vor den Alligatoren und den Seminolen müssen Sie sich nicht fürchten. Aber vor mir.«

»Wie meinen Sie das?« fragte sie unsicher.

»Ich heirate Sie, weil ich eine Frau haben will.«

»Das sagten Sie bereits.«

»Von einer Hure würde ich nichts fordern«, fuhr er fort. »Aber eine Ehefrau, die ich zu irgendwas zwingen muß, kann ich nicht gebrauchen.«

Vergeblich bemühte sie sich, seinem Blick standzuhalten. »Ich kenne die Pflichten einer Ehefrau.« Als er ihr Kinn umfaßte und sie zwang, ihn anzuschauen, fauchte sie: »Soeben habe ich erklärt, daß ich weiß, was ich tun muß. Was erwarten Sie denn sonst noch?«

»Eine gute Frage. Vielleicht geht es nicht darum, was ich erwarte, sondern was mir gefallen würde.«

»Wie meinen Sie das?«

»Seit Sie die Taverne betreten haben, begehre ich Sie«, gestand er lächelnd und sah, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. »Jetzt liegen alle meine Karten auf dem Tisch.«

Wollte er ein Versprechen hören? Darauf konnte er bis in alle Ewigkeit warten. »Nun, Sie brauchen eine Ehefrau, und Sie bekommen eine. Sogar eine sehr tüchtige! Ich bin durchaus imstande, den Haushalt zu führen ...«

»Das ist mir egal«, unterbrach er sie belustigt. »Nur weil Sie unglaublich schön sind, habe ich Sie als Preis am Spieltisch akzeptiert. Und aus demselben Grund möchte ich Sie heiraten. Sind Sie immer noch bereit, meine Frau zu werden?«

»Ja.«

»Kommen Sie bloß nicht auf die Idee, Ihr Wort zu brechen!« warnte er sie.

»Und wenn ich’s tue?«

»Dann muß ich Sie zwingen, sich an unser Abkommen zu halten. Noch ist es nicht zu spät. Ich gebe Ihnen eine letzte Chance, nein zu sagen.«

Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Ich bin zu allem bereit.«

»Gut, dann heiraten wir. Bringen wir’s so schnell wie möglich hinter uns.«

»Wie denn? Wir können doch nicht mitten in der Nacht heiraten ...«

»Oh, meine süße Unschuld! In New Orleans ist alles möglich, wenn man dafür bezahlt. Folgen Sie mir, meine Liebe.«

Sie eilten weiter, bis sie einer üppigen Blondine begegneten, die ziemlich vulgär aussah. Offensichtlich kannte sie McKenzie, denn sie lächelte erfreut und gab ihm bereitwillig die Auskunft, um die er sie bat.

Sie hatte ihm den Weg zum Haus eines Priesters beschrieben. Nachdem der Mann einen kurzen Blick auf McKenzies Goldstücke geworfen hatte, erklärte er sich bereit, die Trauimg sofort vorzunehmen. Er rief nach seiner Frau, die verwirrt blinzelte, aber nur zu gern als Trauzeugin fungierte, sobald sie vom unverhofften Nebenverdienst ihres Gemahls erfuhr. Sie strahlte über das ganze rosige Gesicht und versicherte, ein so hübsches Brautpaar würde man nur selten sehen. Dann nahm sie eine würdevolle Haltimg an, um ihres Amtes zu walten. Es war eine seltsame Zeremonie, die in dem kleinen, schäbigen Wohnzimmer stattfand.

Lächelnd wandte sich McKenzie zu seiner zukünftigen Frau: »Ich weiß nicht einmal, wie du heißt.«

»Tara Brent.«

Nachdenklich musterte er sie. »Der Nachname spielt keine Rolle mehr. Von jetzt an bist du Tara McKenzie.«

Wenig später erfuhr sie seinen Vornamen – Jarrett. Während sie vor dem Priester standen, zog der Bräutigam einen Ring von seinem Finger und steckte ihn an ihren. Erst jetzt kam ihr richtig zu Bewußtsein, was sie tat, und ihre Knie wurden weich.

»Mr. McKenzie, nun dürfen Sie die Braut küssen«, verkündete der Priester.

Ein mutwilliges Lächeln umspielte Jarretts Lippen, als er sie in die Arme nahm. Sein Kuß verschloß ihr den Mund, und ein sengendes Feuer schien ihre Adern zu durchströmen. Unwillkürlich öffnete sie die Lippen, spürte die aufreizenden Liebkosungen seiner Zunge. Die ganze Welt schien sich zu drehen. Kraftlos klammerte sie sich an seine Schultern.

Nach einer halben Ewigkeit hob er den Kopf, aber er hielt Tara immer noch fest, als ahnte er, daß sie nicht aus eigener Kraft stehen konnte. Hastig wurde Champagner eingeschenkt und ein Trinkspruch auf die Jungvermählten ausgebracht.

McKenzie unterhielt sich höflich mit dem Priester und dessen Frau, dann nahm er das Glas aus Taras kalten Fingern und stellte es aufs Sideboard. »Gehen wir, meine Liebe.«

Zögernd nickte sie, schloß sekundenlang die Augen, betete um innere Kraft. Sollte sie einen Fluchtversuch wagen? Nein, sie hatte ein Versprechen gegeben, und das würde sie halten.

Clive Carter, Sohn des illustren verstorbenen Julian Carter, saß in der Taverne, am selben Tisch, wo die Pokerspieler das Schicksal herausgefordert hatten. Untadelig gekleidet – in kastanienrotem Gehrock, kobaltblauer Hose, blütenweißem Hemd und bestickter Weste – wußte sich der hübsche, wohlhabende Mann überall Respekt zu verschaffen. Sein dunkelblondes Haar war im Nacken zu einem adretten Zopf zusammengebunden. Während er sich mit beiden Händen auf den Silbergriff eines eleganten Spazierstocks stützte, erforschten seine haselnußbraunen Augen aufmerksam die Umgebimg.

Diese Idioten! Nur um eine knappe Stunde hatte er Tara verpaßt. Noch waren seine Leute nicht zurückgekehrt, ebensowenig wie die Affen, die der unglaublich dumme Wirt losgeschickt hatte. Einfach ungeheuerlich! Wie viele Staaten hatte er schon durchquert, um Tara zu suchen?

Nun mußte er sie endlich finden, bevor William ihr zu Hilfe eilen konnte. Wenigstens hatte er an diesem Nachmittag erfahren, wo sie sich aufhielt. Doch die elende Frau war ihm erneut entwischt. Unerträglich! Warum mußte er sich ständig mit Schwachköpfen herumplagen? Von jetzt an würde ihn das Gesetz unterstützen. Das Gesetz und das Militär.

Wie der schwatzhafte Wirt behauptete, hatte ein gewisser McKenzie die schöne Kellnerin am Spieltisch gewonnen. Nun würde man fieberhaft nach den beiden suchen. Allerdings sei es nicht ratsam, sich mit dem einflußreichen McKenzie anzulegen.

Also hatte der Bastard das Mädchen erobert. Dieser Gedanke erfüllte Clive mit heißer Wut, die er jedoch nicht zeigte. Wie leidenschaftlich er Tara begehrte ... Und jetzt gehörte sie McKenzie!

Aber letzten Endes werde ich sie in meine Gewalt bringen, tröstete sich Clive. Ob tot oder lebendig – das kümmerte ihn mittlerweile nicht mehr. Immerhin hatte sie die Chance bekommen, sich für ihn zu entscheiden – nachdem es ihm gelungen war, seinem Vater alles zu nehmen, was er jemals besessen hatte.

Sein ganzes Eigentum hätte er mit Tara geteilt und ihr ein luxuriöses Leben geboten. Statt dessen würde sie nun bald hinter einem stählernen Gefängnistor schmachten.

»Sir, wer ist dieser McKenzie?« fragte er den Wirt mit leiser, kontrollierter Stimme. »Ich muß Tara unbedingt finden. Ihr Leben könnte auf dem Spiel stehen. Und bedenken Sie, Sir – ich habe Ihnen eine hohe Belohnung in Aussicht gestellt. Und das Gesetz steht auf meiner Seite. Sollten Sie sich weigern, mir zu helfen, müssen Sie mit unangenehmen Konsequenzen rechnen.«

Der vornehme Gast mißfiel Eastwood. Womöglich würde dieser Mann ihn in Schwierigkeiten bringen. Inständig wünschte der Wirt, Carter wäre ein paar Minuten früher erschienen – oder McKenzie und der Franzose hätten anderswo gepokert.

Welches Schicksal der schönen Tara drohte, interessierte Eastwood nicht. Dieser Mann wollte ihm fünfhundert Dollar für das Mädchen bezahlen, und nur das zählte. Morgen wird sie zurückkommen redete er sich ein. Sie hatte McKenzie gereizt, für eine Nacht. Mehr nicht. Nachdem dessen Frau gestorben war, eine Schönheit aus St. Augustine, führte er wieder das Abenteurerleben, das ihm vor der Hochzeit einen gewissen Ruhm eingetragen hatte. Nach dieser Nacht würde sein Interesse an Tara Brent sicher erlöschen.

Also mußte sich Eastwood keine Sorgen machen und nicht nervös werden, wenn er mit diesem Dandy sprach. »Mr. Carter, ich versichere Ihnen, meine Männer suchen das Mädchen ebenso eifrig wie Ihre Dienstboten. Sobald Miss Brent gefunden ist, wird sie Ihnen natürlich sofort überantwortet. Was McKenzie betrifft – nun ja, Sir, er ist ein Pflanzer aus Florida ...«

»Ich werde ihn in Stücke reißen!«

»Gehen Sie ihm lieber aus dem Weg, Sir! Er ist ein Rabauke, aber bei den Behörden hoch angesehen, ein reicher, mächtiger Mann.«

»Ganz egal, welchen Einfluß er ausübt ...«, begann dive, doch der Wirt fiel ihm hastig ins Wort.

»Sie wird hierher zurückkehren, Sir, das schwöre ich!«

Ein zynisches Lächeln umspielte Clives Lippen, und er musterte Eastwood mit schmalen Augen. »Um Ihretwillen will ich das hoffen, Mister! Und falls Sie ein frommer Mann sind, sollten Sie den Himmel anflehen.«

Ein Schauer überlief Eastwoods Rücken. Wenn er auch kein frommer Mann war – plötzlich begann er zu beten.

Wechselspiel der Liebe

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