Читать книгу mensch MIT Gebärmutter - ein Puzzleteil zum Menschenbild - Hedwig v. Knorre - Страница 18
ОглавлениеTitel
Schwangerschaft
Wann beginnt unser Leben? Also, wenn ich meine Biografie zurück verfolge, hat mein Leben damit begonnen, dass eine Eizelle meiner Mutter ein Sperma von meinem Vater akzeptiert und aufgenommen hat. (Das tun die Eizellen nämlich aktiv.) Das war der Beginn meines Lebens. Vorher gab es mich nicht. Jedenfalls nicht auf dieser Erde. Seither gibt es mich.
Die befruchtete Eizelle sucht sich einen Platz in der nahrhaften Gebärmutterwand. Dort wächst sie zu der Person heran, deren Gene sie in sich trägt. Das ist das „Wunder des Lebens“.
In dem Moment, in dem sich eine Eizelle in der Gebärmutterwand einnistet, ist eine körperliche Bindung entstanden. Die Nähe dieser Bindung bewirkt eine so nahe und so starke Abhängig zweier Menschen von einander, wie es keine andere menschliche Bindung vermag.
Dies bedeutet auch, dass Trennung sehr tut weh.
Die erste natürliche Trennung ist die Geburt. Geburtsschmerzen sind bekannt. Sie sind nicht wirklich schlimm. Sie sind gesund, denn nach dem Motto „alles hat seine Zeit“ folgt nach der Zeit im Bauch der Mutter nun die Zeit des eigenständigen Lebens außerhalb des Mutterleibes. So ist dieser Abschied gleichzeitig ein Neuanfang und ermöglicht eine neue Art von Beziehung.
In ähnlicher Weise erfolgen weitere Trennungsschritte, bis die Kinder als Erwachsene ein selbstständiges Leben im eigenen Lebensbereich beginnen. Jeder Trennungsschritt tut weh, doch jeder gesunde Trennungsschmerz wird abgelöst von der Freude über das nun unabhängigere Weiterleben des Kindes und bringt so gleichzeitig Zufriedenheit, neue Stärke und neue Beziehungsmöglichkeiten mit sich. Die Trennungsschmerzen sind also per se naturgegeben und in Ordnung.
Anders ist es mit den ungesunden Trennungen. Die früheste Trennung ist die Fehlgeburt. Oh wie Mütter unter Fehlgeburten leiden! Ihr Kind, mit dem sie innerlich verbunden waren, mit dem sie lebten – es ist tot, sie konnten es nicht einmal richtig kennen lernen! Die Intensität ihrer Trauer entspricht der einer alten Person, deren jahrzentelange glückliche Partnerschaft durch den Tod des geliebten Gegenübers beendet wurde. Nach einer Fehlgeburt sind die Worte, „was heulst du denn, kannst doch wieder schwanger werden“ kein Trost. Im Gegenteil.
Oder später der Verlust eines Kindes. Chronisch kranke Kinder, die sterben – gibt es schwerere Trennungen als diese?
Doch, gibt es, leider. Viele Tausend Kinder verschwinden pro Jahr in Deutschland, eine Anzahl davon entführt in die Kinderpornografie oder -prostitution.
Später verlieren Mütter ihre Teenager oder jungen erwachsenen Kinder an die Drogenszene, an kriminelle oder mafiöse Strukturen … es ist nie „egal“! Diese Trennungen bleiben lebenslang ein tiefer Schmerz, an dem Mütter richtig gehend zerbrechen können.
Doch zurück zur ersten gesunden Trennung von Mutter und Kind, zur Geburt.