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Heidi Dahlsen

E

lfenZauberei

© Heidi Dahlsen

3. Auflage 2018

Alle Rechte vorbehalten.

Kein Teil dieses Werkes darf ohne schriftliche

Genehmigung in irgendeiner Form

reproduziert oder vervielfältigt werden.

Kontakt: e-Mail sperlingsida@yahoo.de

Autorenwebsite: www.autorin-heidi-dahlsen.jimdo.com

Covergestaltung: Heidi Dahlsen

eBook-Erstellung: Heidi Dahlsen

Illustrationen: Media Verlagsgesellschaft mbh



S


„Das wird ja Zeit, dass du endlich nach Hause kommst“, wird er ziemlich unfreundlich von ihr empfangen. „Zieh dich um! Die Gäste werden gleich eintreffen.“

„Das ist mir doch egal“, murmelt er vor sich hin.

„Ich hoffe, dass du dich wenigstens heute etwas zusammenreißt und standesgemäß benimmst. Die von Rabensteins bringen ihre Kinder mit. Um die hast du dich zu kümmern, verstanden?!“

„Ich bin doch kein Kindermädchen“, antwortet Frederic entrüstet. „Brigitte kann die doch beschäftigen.“

„Nein, sie ist Haushälterin und muss die Gäste bewirten. Frederic, enttäusche mich nicht, sonst wirst du es bitter bereuen.“

„Ja, ja, ja … bla, bla, bla“, gibt er von sich und verdreht seine Augen.

Er eilt in sein Zimmer und zieht sich um. Die Aussicht, den Nachmittag und vielleicht noch Abend mit den Kleinen der Familie von Rabenstein zu verbringen, nervt ihn gewaltig.

Wenn er sich an die bisherigen „Pflicht“-Veranstaltungen erinnert, dann sieht er zwei ständig schreiende Kinder vor sich, die immerzu Chaos verursachen.

Er schüttelt die Erinnerungen ab und lächelt verträumt, als er das Gesicht von Cecilia vor sich sieht. Sie hat ausgerechnet heute zum ersten Mal eine seiner Einladungen angenommen und ist am Treffpunkt der Clique erschienen. Sie ist in seiner Klassenstufe das attraktivste Mädchen, das einen sehr persönlichen, perfekten Style zur Schau trägt. Mit ihr kann man sich überall sehen lassen und steht automatisch mit im Mittelpunkt. Am liebsten hätte er sie bereits heute seiner Mutter vorgestellt. Er ist sich sicher, dass sie hocherfreut gewesen wäre, denn beide verbindet die Liebe zum Luxus und zur höheren Gesellschaft. Leider hatte er sich nicht getraut, Cecilia zu fragen und ärgert sich jetzt wegen seiner Feigheit. Außerdem hatte es nur zu einem kurzen `Hallo´ gereicht, weil sie in dem Moment ankam, als er los musste.

Seine Mutter hatte darauf bestanden, dass er anlässlich ihres 40. Geburtstages pünktlich neben ihr im Foyer der Villa die geladenen Gäste empfängt.

So ein Mist“, denkt er wütend.

„Frederic!!!“, hört er sie laut rufen.

„Ich komme ja schon“, antwortet er genervt.

Mit einem bezaubernden Lächeln steht seine Mutter in der Eingangstür der imposanten Villa und begrüßt ihre Gäste.

„Frau von Rabenstein, herzlich willkommen. Frederic wird sich sehr gern um ihre reizenden Kinder kümmern. Nicht wahr, Frederic?“ Sie schaut ihren Sohn aufmunternd an.

„Ja, sehr gern“, antwortet er und reicht auch den Kleinen die Hand.

„Anastasia und Alexander, benehmt euch“, werden sie von ihrer Mutter ermahnt.

„Jahaaa“, antworten beide im Chor und stürmen die Treppe nach oben, um sogleich in Frederics Zimmer auf dem riesigen Bett herumzuspringen.

„Zieht wenigstens eure Schuhe aus“, sagt Brigitte im Vorbeigehen, die in der oberen Etage noch schnell etwas erledigt hat.

Frederic schlägt nach dem Eintreten die Tür laut zu, sodass beide erstaunt aufschauen und kurz innehalten.

„Wir haben viel schönere Zimmer als du“, sagt Anastasia und streckt Frederic die Zunge heraus.

„Schön für euch“, sagt Frederic.

Als Alexander besonders hoch springt, löst sich einer seiner Schuhe, der in hohem Bogen in Richtung Fernseher fliegt, diesen jedoch knapp verfehlt.

Frederic atmet hörbar ein und schaut ihn warnend an.

„Wollt ihr einen Film sehen?“, fragt er, weil er sich dadurch etwas Ruhe erhofft.

„Nein!!!“, schleudern ihm beide gleichzeitig entgegen.

Das Rumgehopse ist ihnen auf Dauer zu langweilig, sodass sie aus dem Zimmer rennen und das Haus erkunden. Frederic schaut von der Empore aus in die Eingangshalle und sieht Brigitte, die die beiden fest im Griff hat, um sie an der üppig gedeckten Tafel neben ihrer Mutter auf die Stühle zu schieben.

Er sendet ihr einen dankbaren Blick zu, den sie lächelnd erwidert.

Nach dem Essen hält die Kinder nichts mehr am Tisch. Bevor Frederic seine Serviette ordentlich zusammengefaltet hat und ihnen nacheilen kann, ist lautes Geschrei aus dem Kellergeschoss zu vernehmen.

Brigitte hastet nach unten und sieht Anastasia wild rudernd und um Atem ringend mitten im Pool. Alexander steht am Rand und lacht lauthals.

Frederic springt hinein, bekommt sie zu fassen und übergibt sie am Beckenrand Brigitte.

„Oh je, das kann ja heute noch heiter werden“, sagt sie und seufzt.

Anastasia schreit verängstigt und schlägt um sich.

„Alexander hat mich rein gestoßen. Er wollte mich ermorden.“

„Nö, ich wollte doch nur ein bisschen Spaß.“

„Das ist kein Spaß“, sagt Brigitte ernst zu ihm. Sie hüllt die Kleine in ein großes Badetuch und setzt sie auf eine Liege. „Warte hier. Ich hole dir trockene Sachen.“

Alexander ist unterdessen in Frederics Zimmer geeilt und haut auf die Tasten des Flügels. Frederic tut jeder Schlag in der Seele weh, obwohl er das Klavierspiel hasst. Na ja, eigentlich nicht … nur, dass seine Mutter ihn ständig zum Üben zwingt und dem Lehrer vorschreibt, welche Stücke er mit ihm einstudieren muss, das mag er nicht. Nur heimlich kann er spielen was er gern möchte.

Alexander öffnet alle Schränke, kramt darin herum. Mit lautem Getöse fallen Hunderte CDs sowie unzählige PC-Spiele aufs Parkett.

„Wow. Ich will das hier“, ruft er aus und wedelt mit einem Spiel Frederic vor der Nase rum.

„Das ist erst ab 18“, sagt dieser, „da bekomme ich mächtigen Ärger, wenn ich dich damit spielen lasse. Das wirst du doch nicht wollen, oder?“ Er sucht selbst und findet ein altersgerechtes Spiel. „Hier, das darfst du spielen.“

Alexander lacht höhnisch: „Das ist doch für Babys. Das kannst du selber spielen. Ich will ein anderes!!!“

Frederic schaut nach einer Alternative und legt ein Action-Spiel ein, in der Hoffnung, dass der Kleine dann ein Weilchen Ruhe gibt, damit er endlich aus den nassen Klamotten kommt und sich umziehen kann.

Alexander setzt sich an den PC und versinkt in den Weiten des Weltalls.

Frederic nimmt sich eine Jeans und ein T-Shirt aus dem Schrank und rubbelt sich nebenbei die Haare trocken. Er grinst.

Als Kinderbändiger muss man sich leger kleiden“, denkt er, „auch wenn Mutter das gar nicht in den Kram passen wird. Dann soll sie doch einen Babysitter einstellen.“

„Cool, die Alien werden sich wundern“, ruft Alexander aufgeregt aus. „Die knalle ich alle ab.“

Wenigstens er ist vorerst beschäftigt“, denkt Frederic und überlegt, was er der verwöhnten Anastasia Interessantes zum Spielen geben könnte, denn über Mädchenspielkram verfügt er nicht.

Brigitte öffnet die Tür und schiebt die Kleine in das Zimmer.

Frederic unterdrückt ein lautes Auflachen, denn sie musste notgedrungen einen Hausanzug seiner Mutter anziehen und die viel zu langen Ärmel und Hosenbeine aufkrempeln. Auf dem Kopf trägt sie ein Handtuch, das zu einem Turban gebunden ist.

„Schick, schick“, sagt er.

Brigitte raunt ihm zu: „Lass sie doch eine DVD schauen. Du findest doch sicher auch für sie etwas Passendes.“

Frederic nickt und fragt Anastasia, ob sie sich einen Kinderfilm aussuchen möchte. Sie schaut die DVDs durch und hält auch bald darauf `Das hässliche Entlein´ in Händen.

„Den kenne ich noch nicht“, sagt sie und wirft sich lässig aufs Bett.

Ich auch nicht“, denkt Frederic und wundert sich, wieso er im Besitz eines solchen Filmes ist, jedoch kann er sich nicht erinnern, den jemals gesehen zu haben.

Als Alexander kurz aufschaut und sieht, in welchem Aufzug sie rumlaufen muss, lacht er wieder gehässig.

„Ha, ha, ha. Du schaust selbst aus wie ein hässliches Entlein. Ha, ha, ha.“

„Nur, weil du mich in den Pool geschubst hast und nun mein Prinzessinnenkleid nass ist. Das sag ich alles Mama, sowie sie mir mal zuhört. Dann kannst du dich darauf freuen, dass sie dich endlich ins Internat steckt und ich habe zuhause meine Ruhe, so bähäää.“

Alexander ist bereits wieder in sein Spiel vertieft und ballert auf die feindlichen Raumschiffe, als müsste er sein eigenes Leben retten und die Villa verteidigen.

„Alexander, mach nicht so laut“, schreit ihn seine Schwester an, „ich versteh ja gar nichts.“

Frederic nimmt Kopfhörer aus dem Schrank und setzt sie der Kleinen auf. Somit kann sie die Geschichte verfolgen und ist wieder still.

Er atmet kurz durch, nimmt sich sein Handy und ruft Cecilia an. Er fragt sie, ob sie nicht zur Party kommen möchte, nicht ohne Hintergedanken, denn er hofft, dass sie eventuell die Racker beschäftigen wird. Cecilia fragt ihn, welche Gäste geladen wären, um sich ein Bild zu machen, ob es sich für sie lohnen würde. Er erwähnt auch die Familie von Rabenstein, worauf sie wissen möchte, ob deren Kinder anwesend sind. Als Frederic dies ehrlicherweise bejaht, hört er nur einen spitzen Schrei am anderen Ende der Leitung. Cecilia erklärt ihm sehr deutlich, dass dies ein Grund für sie sei, auf gar keinen Fall zu erscheinen, denn ihre Eltern würden regelmäßig von ihr verlangen, auf diese Brut aufzupassen.

Mit den Worten: „Ich lasse mir doch diesen herrlichen Tag nicht versauen und genieße die Segeltour mit Vincent. Bye, bye mein Lieber“, lässt sie ihn enttäuscht zurück und unterbricht die Verbindung.

Frederic bleibt ratlos auf seinem Bett sitzen.

„Oh nö, was ist jetzt los?“, schreit Alexander und schlägt mit der Faust auf die Tastatur. „Ach nö. So ein Scheißding.“

Frederic sieht, dass der Bildschirm schwarz ist und eilt zu seinem Laptop. Leider zu spät. Keine der Tastenkombination, die er eingibt, funktioniert.

„Das darf doch nicht wahr sein“, flucht er.

„Mann, bin ich gut. Ich habe nicht nur die Alien erledigt, sondern gleich noch deine Festplatte abgeschossen. Hi, hi, hi … Das musst du mir erst mal nachmachen.“

Er rennt zu seiner Schwester und hopst wieder auf dem Bett herum.

„Lass mich in Ruhe den Film schauen“, schreit Anastasia ihn an.

„Alexander!!! Was hast du gemacht?“, fragt Frederic verärgert.

„Ich habe bloß auf die blöden Außerirdischen geballert, wirklich.“

„Das glaube ich dir nicht. Es funktioniert nichts mehr.“

„Ich war das nicht!!! Ich hab nichts kaputt gemacht. Ich kann doch nichts dafür, wenn die Alien durchschlagende Munition haben und zurückschießen. Ist doch klar, dass dann hier alles zerstört wird, oder?“

Frederic schaut ihn wütend an und sagt: „Träum weiter, du Spinner.“

„Das sag ich meinem Vater, dass du mich beleidigt hast. Dann verklagt der dich, du Blödmann. Und du kannst im Knast vergammeln. Ich habe Hunger!!!“

Wie der Blitz läuft er an Frederic vorbei, um sich in der Küche etwas zu essen zu holen.

„Bring mir was mit“, ruft ihm seine Schwester hinterher.

Kurz darauf erscheint er mit einem großen Teller, der mit Kuchen und Torte regelrecht überladen ist. Anastasia macht große Augen und streckt die Arme aus.

„Mhhh, nam, nam“, macht sie und greift gierig nach einem Schokoladencremetörtchen.

Alexander hopst zu ihr aufs Bett und beide fallen wie ausgehungerte Tiger über ihre Beute her.

„Bei uns wird am Tisch gegessen“, erwähnt Frederic wie nebenbei, um sie etwas zur Ordnung zu rufen.

„Mir sin Gäschde“, nuschelt Alexander mit vollem Mund, „und machen, was mir wolln.“

Anastasia nickt. Ihr Gesicht ist bereits beschmiert bis an die Ohren, weil die Creme auch an ihren Händen klebt.

„Igitt“, sagt sie und versucht, alles an der Decke abzuwischen.

Frederic schaut sich in seinem Zimmer um, das unterdessen einem Schlachtfeld gleicht. Es reicht ihm gewaltig und er überlegt angestrengt, wie er die Zeit bis zur Abfahrt der Kinder gut überstehen könnte.

Nach einer Weile hat er eine Idee und löscht das Licht. Er zündet Kerzen an, legt eine CD mit schauriger Musik ein und erzählt eine Gruselgeschichte von Monstern und Hexen, die im tiefen dunklen Wald leben.

Schon bald lauschen beide gespannt.

Frederic steigert sich immer mehr in dieses Horrorszenario hinein, sodass die Fantasie mit ihm durchgeht.

Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich so ein Talent habe“, denkt er amüsiert.


Als er schwarze Raben erwähnt und äußert, dass alle Kinder, die diese Vögel in ihrem Namen tragen, verhext wären und sich um Mitternacht verwandeln, liegen die Kleinen starr vor Angst im Bett und ziehen sich die Decke bis an den Hals hoch.

Dass der Teller mit dem Süßkram zwischen ihnen liegt und das Bettzeug nun großflächig versaut, ist ihm egal, denn daran kann er nun nichts mehr ändern.

Zumindest habe ich mich bemüht, diese Plagen in Schach zu halten.“

Anastasia hält sich die Ohren zu und kneift die Augen zusammen. Alexander steht der Mund offen. Frederic lebt in der Geschichte auf und feuert sich selbst an, immer weiter zu erzählen.

Irgendwann klopft es an der Tür und Brigitte steckt ihren Kopf ins Zimmer hinein.

„Die Rabensteins wollen nach Hause, also schnell, schnell. Die Kinder sollen sich noch verabschieden.“

Frederic löscht die Kerzen. Sowie die Zimmerbeleuchtung das Chaos ans Licht bringt, schlägt Brigitte die Hände vors Gesicht und stöhnt auf.

„Es war ja nicht anders zu erwarten“, sagt sie leise. „Geht euch waschen“, fordert sie die Kleinen auf. „Wir müssen den Schaden wenigstens etwas begrenzen und zusehen, dass ihr zivilisiert bei der Abendgesellschaft erscheint. Wenn ich wenigstens etwas zaubern könnte …“ Sie nimmt die beiden an die Hand und zieht sie hinter sich her.

Als sie unten ankommen, hört Frederic Frau von Rabenstein ausrufen: „Um Gottes Willen, wie schaut ihr denn aus?! Ab ins Auto. Den anderen Gästen ersparen wir lieber euren Anblick.“

Es ist nur noch lautes Klappen der Wagentüren zu hören und die Familie braust davon.

ElfenZauberei

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