Читать книгу ElfenZauberei - Heidi Dahlsen - Страница 7
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ОглавлениеAls Frederic am späten Nachmittag nach Hause kommt, lässt er wie immer die Tür ins Schloss krachen.
„Ich bin wieder da“, ruft er und wartet auf eine Antwort. Er zuckt mit den Schultern, als ihm die totale Stille bewusst wird. „Es ist schon wieder niemand da?“, denkt er genervt.
Weil er Hunger verspürt, macht er sich auf, um sich in der Küche etwas zu essen zu holen.
Am Kühlschrank klebt ein Zettel, auf dem er die Handschrift der Haushälterin erkennt. Schwungvoll reißt er ihn ab.
Er atmet tief durch und liest: „Lieber Frederic, ich bin im Krankenhaus. Bitte komm so schnell du kannst. Brigitte“
„Na prima. Nun hab ich nicht mal mehr Brigitte zur Gesellschaft. Wer weiß, was sie hat und wie lange sie drin bleiben muss?“, murmelt er vor sich hin und nimmt sich eine Pizza aus dem Gefrierteil. In aller Ruhe schiebt er diese in die Mikrowelle und murmelt vor sich hin: „Auf ein paar Minuten mehr oder weniger kommt es nun auch nicht mehr an. Eigentlich komme ich meistens erst nachts nach Hause, also wird Brigitte auch nicht eher mit mir rechnen. Im Krankenhaus ist sie doch in guten Händen.“
Während er lustlos auf der Pizza herumkaut, fragt er sich, warum Brigitte nicht versucht hat, ihn auf dem Handy zu erreichen. Es fällt ihm ein, dass er es ausgeschaltet hat, als sie verborgen im Gebüsch den Unfall beobachteten, aus Angst, dass es klingeln könnte.
Er aktiviert es und siehe da, Brigitte hatte im Minutentakt versucht, ihn zu erreichen.
Nun lässt er alles stehen und liegen und beeilt sich.
Im Krankenhaus geht er zur Rezeption und spricht eine ältere Frau, die gerade einen Stapel Akten sortiert, an: „Ich suche unsere Haushälterin.“
„Wie ist ihr Name?“, fragt die Frau und betätigt die Maus des Computers.
„Brigitte Müller“, antwortet Frederic.
„Die ist nicht hier“, äußert die Frau und schüttelt den Kopf. Sie gibt den Namen erneut ein und runzelt sogleich ihre Stirn. Dann fällt ihr ein: „Ach ja, eine Frau Müller hat mich gebeten, einen Frederic von Lindenau zur Intensivstation zu schicken. Das bist du doch, oder?“ Als Frederic nickt, ergänzt sie: „Schau, dort ist ein Wegweiser.“
„Danke“, sagt Frederic und ist etwas irritiert, weil die Frau ihn mitleidig anzuschauen scheint.
Er folgt der Beschilderung und erblickt auch bald Brigitte, die auf einer Bank sitzt. Er ruft ihren Namen und läuft zügig auf sie zu. Als sie ihn kommen sieht, springt sie auf und hält ihre Arme auf.
„Frederic“, schluchzt sie. „Es ist schrecklich. Setz dich erst mal. Der Arzt wird gleich kommen. Wir können nur warten und hoffen.“
„Was ist denn passiert?“, fragt er.
„Deine … Mutter …“, stammelt sie. „Ich weiß nur, dass sie einen Unfall hatte. Genaueres untersucht gerade die Polizei.“
„Und wie geht es ihr? Ist sie verletzt?“
Brigitte bricht in Tränen aus und sagt: „Sie liegt im Koma. Es ist so entsetzlich.“
Frederic läuft es eiskalt über den Rücken. Wut steigt in ihm auf.
„Wie kann die mir das antun? Wieso fährt die wieder wie ein Wilde? Kein Wunder, dass sie die Kontrolle über das Auto verliert“, sagt er. „So ein Mist.“
„Sie ist nicht selbst gefahren“, sagt Brigitte. „Der Unfall ereignete sich an einer etwas abgeschiedenen, unzugänglichen Stelle, sodass die Rettungskräfte nicht schneller vor Ort sein konnten.“
Ganz langsam dringt das, was Brigitte berichtet hat, in sein Bewusstsein.
Abgeschiedene Stelle … unzugänglich … Auto, Baum. Ein fürchterlicher Schreck durchzuckt ihn.
„Wieso … wieso saß sie in einem fremden Auto? War sie … wieder … mit einem Lover unterwegs?“, stottert er.
Brigitte schaut beschämt nach unten und zuckt mit den Schultern.
Sie überlegt kurz und fragt: „Woher …?“
Er bemerkt nun selbst, dass ihm ein Fehler unterlaufen ist und unterbricht sie schnell: „Lass gut sein. Du kannst doch nichts dafür“, worauf sie ihn irritiert anschaut.
„So ein Mist“, denkt er und erinnert sich an den Unfall, den er beobachtet hat.
Und schon schleicht sich das schlechte Gewissen ein, weil er nicht nachgeschaut hat, ob er eventuell hätte helfen können. Seine Augen füllen sich mit Tränen, denn ihm wird bewusst, wenn seine Mutter sterben sollte, dann ist er ganz allein. Er stampft mit dem Fuß auf und wieder nimmt die Wut überhand. Seine Gefühle fahren Achterbahn.
Schon bald darauf kommt ein Arzt aus dem angrenzenden Zimmer und gibt Brigitte einen kurzen Bericht.
Frederic versteht nur: „Koma … ungewiss … abwarten.“
Brigitte nickt. Sie reicht dem Arzt die Hand und verabschiedet sich.
„Komm, Frederic, wir können nichts tun.“
„Darf ich zu ihr?“, fragt er.
„Es ist vielleicht besser, wenn du sie so nicht siehst“, sagt Brigitte.
Er geht zur Tür und schaut durch die Glasscheibe. Er sieht ein Bett, blinkende Monitore sowie einen Patienten mit einem dicken Kopfverband. Ob das seine Mutter ist, kann er nicht erkennen.
„Komm jetzt“, fordert Brigitte ihn auf und zieht ihn am Arm.
Nachdem sie zu Hause angekommen sind, fragt Brigitte: „Hast du Hunger?“
„Nein, mir ist der Appetit vergangen.“
Er geht in sein Zimmer, legt sich aufs Bett und starrt an die Decke.