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Markus flüstert Jutta zu: „Fröhliche Weihnachten. Bleib ruhig noch etwas liegen. Ich gehe zum Bäcker.“

Jutta hält es jedoch nicht lange allein im Bett aus. Sie kocht Kaffee und deckt den Tisch. Als sie damit fertig ist, geht sie zum Fenster und schaut hinaus. Sie ist erstaunt, als sie Markus mit großen Einkaufstüten kommen sieht und öffnet ihm die Wohnungstür. Er strahlt sie an und wuchtet zwei Tüten auf den Küchentisch. Dann packt er mehrere Gläser mit sauren Gurken sowie drei Familienpackungen Eis aus. Sie schaut ihn entsetzt an.

Er grinst und erklärt ihr: „Die nächsten drei Tage sind alle Läden zu, und ich bin lieber auf alle Geschmacksverirrungen vorbereitet. Schokolade und Senf ist noch genügend da, das habe ich kontrolliert.“

„Igitt“, sagt sie und schüttelt sich.

„Warte es ab“, sagt Markus. „Du wirst mir bestimmt bald dankbar sein.“

Er zieht sie in seine Arme und hält sie fest.

„Ich liebe dich.“

„Ich dich auch“, antwortet sie überglücklich.

Sie setzen sich an den Tisch und beginnen mit dem Frühstück.

Als Jenny in die Küche kommt, schaut sie ihre Mutter verdrießlich an.

„Ich habe einen Entschluss gefasst“, sagt sie. „Ich ziehe wieder zu Papa. Dann seid ihr mich endlich los und habt eure Ruhe.“

Sie dreht sich um und will zurück in ihr Zimmer gehen.

„Aber … aber, das kannst du doch nicht machen“, sagt Jutta entsetzt.

„Warum nicht?“, fragt Jenny.

Jutta sucht krampfhaft nach Argumenten und beginnt aufzuzählen: „Na weil … weil wir uns jetzt gut verstehen, du dich in der Schule wohl fühlst und ohne den Reiterhof nicht mehr leben kannst, dachte ich jedenfalls.“

„Hier kann mir alles gestohlen bleiben. Ich habe Papa angerufen. Er holt mich nachher ab, damit wir pünktlich zur Bescherung bei Oma und Opa sind.“

„Das kannst du doch nicht machen“, sagt Jutta noch einmal und fängt an zu weinen.

„Siehst du doch. Es ist sogar ganz einfach. Opa schenkt mir zu Weihnachten ein ausgebildetes Turnierpferd“, sagt sie triumphierend. „Es ist alles schon arrangiert. Nach Weihnachten kann ich mit dem Training beginnen.“

Markus greift nach Juttas Hand. Es tut ihm weh, sie so traurig zu sehen.

„Ich fange schon mal an zu packen. Meine Möbel und alles was ich nicht mehr brauche, lasse ich hier. Dann seid ihr gleich eingerichtet, wenn ihr euer eigenes Kind bekommt.“

Sie macht auf dem Absatz kehrt und verlässt die Küche.

„Aber, Jenny …“, ruft Jutta ihr verzweifelt hinterher.

„Du solltest sie einfach gehen lassen“, sagt Markus.

„Das kann ich nicht. Sie ist doch meine Tochter.“

Markus versucht ein Lächeln, das ihm jedoch nicht so recht gelingen will.

„Lass sie bei Rüdiger erst mal zur Ruhe kommen. Du wirst sehen, sie ist schneller wieder zurück als uns lieb ist.“

„Meinst du?“

„Jutta. Solche Menschen wie Rüdiger und seine Eltern ändern sich nicht. Die fallen ruck-zuck in ihre alten Gewohnheiten zurück. Jenny ist bisher nicht gerade gut mit denen ausgekommen. Warum sollte das jetzt anders werden? Das tolle Pferd ist doch nur ein Köder.“

„Meinst du wirklich?“

„Beruhige dich, lehn dich zurück und warte ab“, sagt er, „auch wenn das Weihnachtsfest getrübt wird. Ich weiß, du hast dich sehr darauf gefreut. Ich habe in den letzten Wochen oft genug erlebt, wie glücklich Jenny über ihre guten Zensuren ist und wie ihre Augen leuchten, wenn sie mit ihrem Pferd Lumpi und ihren neuen Freunden zusammen ist. Glaube mir, diese guten Gefühle haben sich schon etwas in ihr gefestigt.“

„Hoffentlich hast du Recht.“

Markus nickt. „Glaube mir, alles wird gut.“

Jutta zieht ihre Stirn in Falten und schaut skeptisch vor sich hin.

„Ich kann mir jetzt schon Rüdigers schadenfrohes Gesicht vorstellen, wenn er sie abholt. Der grinst doch von einem Ohr zum anderen“, sagt sie.

„Lächle ihm einfach entgegen, sowie du die Tür öffnest. Damit nimmst du ihm den Wind aus den Segeln.“

„Das schaffe ich sicher nicht. Ich bin doch keine Schauspielerin.“

„Dann mach dir einfach nichts daraus. Du weißt doch … wer zuletzt lacht … Jenny leidet zurzeit doppelt. Die Neuigkeit über unser Baby hat sie schockiert. Das kann ich nachvollziehen. Außerdem ist Liebeskummer in ihrem Alter auch nur schwer zu ertragen.“

„Wieso Liebeskummer? Davon weiß ich gar nichts“, sagt Jutta erstaunt.

„Ich wollte dich nicht beunruhigen“, sagt Markus entschuldigend. „Janek hat mir erzählt, was bei der Generalprobe vorgefallen ist. Jennys Hoffnung, die Prinzessin spielen zu können, hat sich nicht erfüllt. Das hat sie so wütend gemacht, dass sie einfach abgehauen ist und sich weigert, überhaupt noch mitzumachen. Und kaum ist sie zu Hause angekommen, knallt deine Mutter ihr an den Kopf, dass du schwanger bist. Das war wirklich etwas viel auf einmal.“

„Wie soll ich das nur alles aushalten?“, fragt Jutta traurig.

„Du musst Weihnachten eben mit mir, Janek und meinen Eltern vorlieb nehmen. Vielleicht ist es auch ganz gut so, und du kannst endlich mal etwas zur Ruhe kommen. Das Weihnachtsfest auf dem Reiterhof wird bestimmt etwas ganz Besonderes. Außerdem solltest du nicht immer Angst haben, dass Jenny sich danebenbenehmen könnte. Sie wird langsam erwachsen und ist ganz allein für sich selbst verantwortlich.“

„Aber ich habe doch die Grundlagen für ihr Verhalten gelegt. Das scheint mir nicht gut gelungen zu sein.“

„Ihr hattet es beide bisher nicht leicht. Sei einfach für sie da, wenn sie bereit ist dir zuzuhören. Während der Pubertät haben Eltern doch kaum Chancen, an die Vernunft ihrer Kinder zu appellieren. Du bist wirklich eine gute Mutter. Würde ich dir sonst unser Kind anvertrauen?“

Jutta atmet schwer ein. „Ich hatte mir das Muttersein etwas einfacher vorgestellt.“

„Du hast doch in mir jetzt eine große Unterstützung und stehst nicht mehr mit allem allein da. Konzentriere dich auf schöne Dinge. Der Nachmittag wird bestimmt schön.“

„Die Theateraufführung möchte ich mir eigentlich nicht entgehen lassen“, sagt sie.

„Wir würden Janek enttäuschen, wenn wir nicht zuschauen. Außer, es sollte dir alles zu viel werden, dann bleiben wir zu Hause.“

„Nein, ich komme gern mit.“

Ein Hauch Zufriedenheit

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