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»In vino veritas, im Bier ist auch etwas!«

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Es sei einem Volkskundler, der selber trinkfreudig ist, gestattet, einiges von den Sprüchen, Redensarten und Bräuchen mitzuteilen, die im Böhmerwald, wo bekanntlich die Welt gern durch das Bierglas betrachtet wird, mit dem Biertrinken verbunden sind.

Gegenüber dem Weine, der seit eh und je gelobt und besungen wird, kommt ja das Bier entschieden zu kurz, obwohl schon eine alte Weisheit verkündet: »In vino veritas, im Bier ist auch etwas!«

Zutrinksprüche: »G'sundheit!« Häufig auch »G'sellschaft!« In vorgerückter Stunde: »Liederlichkeit!«

Der Gemütsmensch trinkt sich selber zu: »Sollst leben!« und nennt seinen Namen; dann fügt er hinzu: »Mit dem Herrn trink' ich nämlich am liebsten!«

Der Wirt fordert die Gäste also zum Trinken auf: »Trinkts, die Brauerei braucht leere Fässer!« Wenn einmal ein Waldler sein Kind vom Biere kosten lässt, so sagt er. »Trink', dass d' groß und stark wirst!« Die Saufbrüder rufen einander zu: »Saufts, in hundert Jahren werfen sie mit unseren Knochen die Äpfel vom Baum herunter!«

Die drei Wünsche des Biertrinkers: »Bier, Bier und noch einmal Bier!« Der Stoßseufzer: »Was ist der Mensch ohne Bier?!« Sein Glaubensbekenntnis: »Ich glaube, dass eine Maß Bier mehr ist als eine Halbe.«

Die unentwegten Biertrinker nenne das Bier das »nasse Essen« und sagen gern: »Wenn ich kein Bier trinken kann, dann pfeif' ich auf's ganze Leben.« Wir sagen das aber nicht so fein.

Die Genießer reden: »Essen und Trinken hält Leib und Seel' zusammen.« Die Draufgänger: »Wer kein Bier trinkt, hat keine Schneid'!«

Von einem, der viel Bier trinkt, sagt man mit einer Verblümung: »Der mag's Bier nicht«, auch »Der kann kein Bier sehen.«

Der Trübsalbläser meint: »Das Bier ist nicht mehr wert, als dass man es trinkt.«

Von einem, der sich gern ein Glas Bier zahlen lässt, heißt es: »Dem hat der Doktor's Bier verboten, nur's Fribier hat er ihm erlaubt.«

Alte Sprichwörter: »Besser ein Rausch als ein Fieber« oder »Besser, man trägt's Geld ins Wirtshaus als in die Apotheke«; sprichwörtlich sind auch die ururalten Schulmeister, die tüchtig hinter die Binde gegossen haben müssen, denn unsere Waldlerbauern sagen noch heute: »Wenn ein Kalb nicht saufen will, so hängt man es zwischen zwei Schulmeister.«

Vom großen Durst: »Da wird alleweil vom großen Saufen geredet, aber vom großen Durst, den unsereiner leidet, redet niemand«; sprichwörtlich ist auch im Wald der »bayerische Durst«.

Das Bieranzapfen wird bei uns scherzhaft die bayerische Volkshymne genannt.

Das schlecht eingeschenkte Bier hat eine »Kaiser« – oder »Generalborte«.

Die bäuerliche Bierprobe: Man schüttet Bier auf die Bank und setzt sich darauf; geht beim Aufstehen die Bank mit in die Höhe, so ist das Bier gut.

Das bäuerliche Zählverfahren: Bei jedem Glas Bier wird ein Knopf der Weste aufgeknöpft; ist die Weste bereits ganz offen, dann wird wieder bei jedem Glas ein Loch nach dem anderen zugeknöpft.

Wird Bier ausgeschüttet, so schreit gewöhnlich alles: »Kindstauf'!« Der Griesgram sagt in einem solchen Falle: »Da soll lieber ein Kloster (– in Gesellschft eines geistlichen Herrn »eine Harstube!« –) abbrennen, bevor ein Bier verschüttet wird.«

Der Lebensgrundsatz des Biertrinkers: »Von der Wiege bis zur Bahre sind die schönsten Lebensjahre.«

Will ein Biertrinker die Gesellschaft verlassen, so heißt es: »Bleib', so jung kommen wir nicht mehr zusammen!« oder »Bleib', bis du gern gehst!« Vielleicht sagt dann der Schwankende zum Wirt: »Also noch eins, zum Abgewöhnen!« Hat er endgültig Schluss gemacht und stellt sein Glas verkehrt auf den Tisch, so bedeutet diese Geste so viel wie das bekannte geflügelte Wort aus dem »Götz von Berlichingen«.

Der Vernünftige aber soll beizeiten sagen, gehört hat es aber noch niemand im Böhmerwald: »Wenn's einem am besten schmeckt, hört man auf!«

Mei Ruah möcht i'ham

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