Читать книгу Liebeskummer - nichts für Weicheier - Heike Greiner - Страница 4
Wie alles begann ...
ОглавлениеDie Idee für dieses Buch hatte ich, als ich mich nicht mehr in den allertiefsten Tiefen eines tiefen Liebeskummers befand. Meine unerhörten Gefühle überschlugen sich. Meine Gedanken wirbelten wild in meinem Kopf. Genau jetzt wollte ich mir einfach alles von der Seele schreiben. Aber damals hatte ich bereits gefühlte zwölf meiner 19 Liebeskummer-Phasen hinter mir und war imstande, hin und wieder zu lächeln, mit Galgenhumor, traurig, aber immerhin.
Doch beginnen wir von vorne …
Beginnen wir mit dem Tag, an dem für mich eine Welt zusammenbrach.
An einem 11. Oktober eröffnete mir mein Freund Hartmut, dass er sich in seine Nachbarin verliebt habe. Es täte ihm schrecklich leid. Zwar würde er mich auch noch lieben, aber die andere Frau eben mehr.
Wumm! Ich glaubte vom Blitz getroffen zu werden. Der Boden unter meinen Füßen riss auf. Und beides im selben Augenblick.
Ich konnte nicht glauben, was ich soeben gehört hatte. Noch einen Tag zuvor hatte er mir – wie übrigens jeden Tag – in einer SMS geschrieben, wie sehr er mich liebte und hatte hinter das „Ich liebe dich“ auch noch vier Ausrufezeichen gesetzt. Und am nächsten Tag machte er mit mir Schluss? Einfach so? In meinem Kopf drehte sich alles, mein Puls schnellte hoch, mir wurde schlagartig schwindelig und furchtbar übel.
Knapp dreieinhalb Jahre waren wir zusammen. Wir hatten uns auf dem Klassentreffen der Grundschule nach 25 Jahren zum ersten Mal wiedergetroffen und es hatte sofort gefunkt. Für mich war Hartmut der Mann meines Lebens: spontan, humorvoll, fürsorglich, leidenschaftlich, attraktiv. Obwohl ich bereits damals wusste, dass er beim weiblichen Geschlecht schon immer heiß begehrt war – er hatte drei Kinder von drei verschiedenen Frauen und diese Beziehungen waren bei weitem nicht die einzigen – schlug ich eigene Zweifel ebenso in den Wind wie die wohlmeinenden Warnungen meiner Familie und Bekannten.
Selbstverständlich wollte ich auch die Warnungen meiner besten Freundinnen nicht hören:
„So ein Typ ist nur etwas auf Zeit, nicht für ewig.“ –
„Überlege dir gut, was du tust.“ –
„Eines Tages wird er dir sehr weh tun.“ –
„Hartmut ist nicht der Richtige für dich.“
Solches oder Ähnliches bekam ich zu hören. Aber ich wollte es nicht hören. Nein, sie täuschten sich alle oder waren vielleicht sogar neidisch. Ich wollte mit Hartmut glücklich werden. Ja, wenn man die rosarote Brille auf der Nase hat und rechts und links auch noch die sprichwörtlichen Scheuklappen trägt, dann ist die Welt ein Paradies.
Die „äußeren Umstände“ waren schwierig. Wir wohnten rund 30 Kilometer voneinander entfernt, und Hartmut hatte damals kein eigenes Auto, sondern musste sich regelmäßig eines ausleihen. Es war schwierig, alles unter einen Hut zu bekommen: seine Situation, meine Situation, seinen Job, meinen Job, seine Kinder, zwei Wohnungen und so weiter. Aber so oft es möglich war, haben Hartmut und ich uns getroffen. Wir haben täglich – bis zum letzten Tag unserer Beziehung – stundenlang telefoniert. Täglich schrieben wir uns liebe und verliebte SMSs.
Schon bald machte ich mir mehr Gedanken über seine Situation, als über mich:
Wie konnte man alles so regeln, dass wir irgendwann ein gemeinsames Zuhause hatten, in denen nach Bedarf auch seine Kinder Unterschlupf finden konnten? Ich machte mich auf die Suche nach Häusern, obwohl ich genau wusste, dass weder er noch ich zu dieser Zeit die finanziellen Mittel hatten, um dieses Vorhaben zu realisieren.
Hartmut sprach oft von Heirat: „Sobald die Situation besser ist, heiraten wir. Wir bleiben für immer zusammen, das verspreche ich dir.“
Solche Sätze bekam ich regelmäßig zu hören. Er verwöhnte mich, war überaus aufmerksam und liebevoll und erklärte mir mindestens drei Mal täglich, wie sehr er mich liebte. Und das – wie gesagt – bis zum bitteren Ende unserer Beziehung. Ich vertraute ihm blind und wäre nie auf die Idee gekommen, dass er mich betrügen oder mich wegen einer Anderen verlassen könnte. Nie hätte ich gedacht, dass er ein so „wunderbarer“ Schauspieler ist. Das mit der Anderen lief bereits mehrere Monate, bevor er sich dann endgültig von mir trennte. Doch auch seine neue Beziehung war nicht ohne Komplikationen: Seine „Neue“ war mit einem circa 30 Jahre älteren Mann verheiratet, der furchtbar eifersüchtig reagierte und sogar Drohungen gegen Hartmut ausstieß. Hartmuts Familie fand sein Verhalten unverständlich bis unmöglich. Ihm schien es egal zu sein. Selbst die Beziehung zu seiner Familie setzte er aufs Spiel, um mit der Anderen zusammen zu sein.
Und ich? Obwohl ich im Laufe meines Lebens schon mehrfach Liebeskummer und Trennungen hinter mich gebracht hatte, war es noch nie so schlimm gewesen wie dieses Mal. Zum einen, weil ich ihm blind vertraut hatte. Zum anderen, weil ich nichts bemerkt hatte oder nichts hatte merken wollen. Und natürlich hatte ich ihm geglaubt, dass er es ernst mit mir meinte. Immer hatte ich eine gemeinsame Zukunft mit ihm gesehen. Wie naiv ich gewesen war!
Doch der entscheidende Grund für meinen extremen Schmerz war, dass ich noch nie einen Mann so sehr geliebt hatte wie ihn.
Wumm! Das war’s dann! Gleich nach der Trennung hat er die üblichen Floskeln geäußert:
„Es wäre schön, wenn wir Freunde bleiben würden.“ –
„Wir können uns jederzeit zum Kaffee oder Essen treffen. Meine neue Freundin hat nichts dagegen.“ –
„Du kannst dich jederzeit bei mir melden, wenn irgendetwas sein sollte.“ –
„Du bist so eine tolle Frau, aber es hat eben nicht sein sollen mit uns. Wir können uns jederzeit zum Quatschen treffen.“
Bla bla bla. Selbstverständlich hat sich nichts von diesen vermeintlichen „Abschiedsleichtmachern“ bewahrheitet. Man kann nicht mit jemandem befreundet sein, der einen wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hat und von dem man so tief verletzt wurde. Vielleicht hätten wir Kumpels werden können. Freundschaft wäre das nicht.
Er gab mir meinen Wohnungsschlüssel zurück, die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und ich war allein. Allein mit meinen Gedanken, meiner Trauer, meiner Wut, meiner Verzweiflung, meinem Selbstmitleid. Für ihn war es einfach. Er konnte sich sogleich in die zärtlichen Arme seiner neuen Liebsten begeben.
Unvorstellbar, wie ich mir die Treffen zwischen ihm und ihr ausmalte. Die reinste Selbstzerstörung!
Und so begannen sie, die Phasen des Liebeskummers. Ich musste durch jede einzelne hindurch. Vergnügen ist wahrlich etwas anderes. Die beschriebenen Phasen sind meine ganz persönlichen. Für Liebeskummer gibt es kein Schema. Jeder Mensch geht anders mit dem Schmerz einer Trennung um. Jeder Mensch benötigt unterschiedlich lange, um über solch ein Erlebnis hinwegzukommen.
Ich kenne Leute, die schon nach zwei bis drei Monaten eine neue Liebe hatten. Doch ich kenne auch andere, die nach Jahren noch nicht über die Trennung hinweg waren.
Vielleicht findet sich mancher Leser in der ein oder anderen von mir beschriebenen Phase wieder. Mich würde es freuen, wenn das Büchlein Betroffenen ein wenig helfen würde, durch ihren eigenen Liebeskummer zu gehen, mit einem Tränchen ebenso wie mit einem Lächeln.
„Alles geht einmal vorüber.“ Als Freunde mir den Satz sagten, konnte ich nicht daran glauben.
Wer erfahren will, ob in dieser Floskel ein Körnchen Wahrheit steckt, darf mich gerne durch meine Liebeskummer-Phasen begleiten …