Читать книгу Paradiesundjenes - Heike Petersen & Bernd Lange - Страница 4

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Mail from: ikarus1@mundo.es – Mail to: gerald-benn@intermail.com – 18.04.11 14:13:37 Subject: Suche nach dem “November-Paradies“

Hallo Herr Benn,

ich wünsche mir, dass Sie es nicht als aufdringlich empfinden, wenn ich mich außerhalb des Forums an Sie wende.

Würden Sie mir den Gefallen tun, mich am “Paradies im November“ teilhaben zu lassen? Der kurze Auszug, den Sie veröffentlicht haben, war sehr ansprechend und macht mich genauso neugierig auf mehr, wie Sie die “Todesursache“ geklärt wissen möchten. Für das bunte Treiben im Forum fehlt mir gerade die Zeit. Dort werde ich mich irgendwann mal wieder rein-Tasten. Es ist das erste Mal, dass ich mich mit einem privaten Text(-Auszug) in die Öffentlichkeit begeben habe, und ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet. Nachdem ich das nun erleben durfte, weiß ich nicht, ob der liebe Mat mich mit der Einladung in die himmlische Hölle beglücken wollte … oder ärgern … ;-)

Nein, ich bin natürlich nicht verärgert. Ich kann lediglich mit dem Forums-Ping-Pong nichts anfangen, bleibe aber auf der Suche nach Austausch mit Schreibenden. Bin ich unter dieser Adresse fündig geworden, lieber Herr Benn? Mit vollstem Verständnis, wenn Sie einen privaten Kontakt nicht wünschen und mit herzlichen Grüßen

Isa Ketelsen

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail in absence to: all – 18.04.11 14:13:40 Subject: Vorösterlich vergebens

Liebe Besucher in meinem E-Mail-Briefkasten,

dies ist eine Botschaft aus einer anderen Welt, und sie ist auch noch automatisch generiert.

Freunde, Bekannte und Gutmenschen wissen, dass ich in der Woche vor Ostern nicht in dieser Welt lebe, also weder virtuell noch real ansprech- bzw. anschreibbar bin. Denjenigen, die überrascht oder vielleicht irritiert sind, sei gesagt, dass ich ab Ostersamstag hier wieder Position beziehe und gerne Rede sowie Antwort gebe.

Allen eine gute Zeit bis dahin,

Gerald Benn

Zugunsten der besseren Lesbarkeit pflege ich auf sprachliche Kompromisse zu verzichten. Es mögen sich selbstverständlich Menschen jeglicher geschlechtlichen Identität von mir angesprochen fühlen.

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail to: ikarus1@mundo.es – 23.04.11 09:38:52 Subject: Wieder da – doch noch nicht ganz hier

Hm – guten Tag, liebe Frau Ketelsen,

meine ersten Worte mögen Ihnen meine Entschuldigung ausdrücken, dass ich Ihnen erst heute eine Antwort (vermutlich sind’s auch mehrere) schreiben kann.

Sie konnten es nicht wissen, doch seit nunmehr 16 Jahren bin ich immer in der Karwoche “wie vom Erdboden verschwunden“ – um in dem von Ihnen geprägten Bild zu bleiben: Ich lebe nicht einmal zwischen Himmel und Hölle, ich lebe an diesen Tagen im wechselseitigen Einvernehmen mal im Überirdischen, mal im Unterirdischen. Wieder im irdischen Leben, möchte ich Ihnen natürlich umgehend meine Antwort nicht schuldig bleiben – ob’s auch umfassend ist, mag ich nicht beurteilen.

Muss ich jetzt überrascht, irritiert sein, ob Ihrer Botschaft? Zumindest würden Sie, so Sie es könnten, einige weitere Fragezeichen um mich herum schwirren sehen. Sie schreiben selber, dass Sie keine Vorstellung von dem hatten, was Sie in dem vielschichtigen Forum, in das Sie Ihr Ex zum Freischwimmer/n reinschubste, erwarten würde (pardon für die sehr saloppe Personifizierung unseres gewiss dort wirklich sehr geschätzten und gleichzeitig unberechenbarsten Forumsmitglied Mathew, der mich immer wieder aufs Unnachahmlichste überrascht). Was haben Sie jetzt für eine Vorstellung? Und was muss ich mir jetzt für ein Bild von Ihren Worten machen? Um nochmals in selbigen zu verweilen: Glauben Sie, mit mir allein gäbe es ein anderes Ping-Pong? Ich bin mir sicher, Sie kennen die Spielregeln beim Tischtennis. Dann werden Sie auch wissen, dass im Einzel sehr viel taktischere Bälle platziert werden können.

Ich möchte nun beileibe nicht, dass es Ihnen womöglich die Sprache verschlägt und Sie sich evtl. enttäuscht wieder ganz schnell von mir (und ggf. auch noch ganz aus dem Forum) verabschieden, weil dieses Fündigwerden, weil dieser Fund, den Sie zu machen glauben, nichts Wertvolles verspricht. Ich kann Ihnen jedenfalls in keinerlei Hinsicht etwas versprechen, fühle mich allerdings dennoch irgendwie geschmeichelt, dass Sie mir einen wert- und wortschätzenden Gedankenaustausch zutrauen. Eine Bitte habe ich: Bleiben Sie zu jeder Zeit ehrlich, wenn ich durchfalle – Sie erkennen schon: Mir fehlen durchaus auch die richtigen Worte, das passiert öfter.

Eine erste Enttäuschung kann ich bereits jetzt schon nicht ersparen: Das November-Paradiesische muss ich Ihnen noch vorenthalten. Meine gute Seele, die jedes meiner Worte – private wie geschäftliche – hervorragend verwaltet und fahndungssicher sofort in den verschlungenen Akten eines perfekten Ablagesystems darauf zurückgreifen kann, genießt die Ostertage im Kreise ihrer Familie. Ich bin leider der geborene Chaot und weiß es zu schätzen, was ich an Agnes, dieser guten Seele, habe – sofern sie zugegen ist und mich im Griff hat.

Darf ich Sie bis nächste Woche vertrösten? Wobei ich – um ehrlich zu sein – Ihre Erwartungshaltung auch ein Stück weit dämpfen möchte. So prickelnd ist mein “Novemberblues“ nun wirklich nicht – im Gegensatz zu Ihren temperamentvollen Tempi ist mein Paradies von verhaltenspassiven Passagen durchwoben.

Liebe Frau Ketelsen, wenn Sie damit leben können, und möglicherweise dann noch mit weiteren Worten hier in unserem evtl. neu konstituierten Tandemforum? ... (vielleicht gibt’s Schlimmeres, wenn ich bspw. an meinen nächsten Zahnarzttermin denke?)

...dann sende ich Ihnen begrüßenswerte Grüße

Gerald Benn

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Mail from: ikarus1@mundo.es – Mail to: gerald-benn@intermail.com – 23.04.11 11:52:58 Subject: E ntschuldigung

Sehr geehrter Herr Benn,

es war keine gute Idee von mir, dass ich privat an Ihr Domicilium geklopft habe. Ich fühle mich, als hätte ich Sie in Ihren österlichen Ritualen gestört und Sie dadurch aus der Fassung gebracht. Am Anfang verband uns “ein fehlendes Fragezeichen“, jetzt trennen uns die vielen, die ich mit meiner Mail bei Ihnen ausgelöst habe. Ich bedauere es, dass ich Sie offenbar verunsichert und in eine missliche Lage gebracht habe.

Sie haben mich gebeten ehrlich zu sein, und das ist eine meiner leichtesten Übungen: Ich fühle mich, als möchten Sie mir eine Absage erteilen und finden nicht die richtigen Worte. Die Lockerheit der Begegnung im Forum ist weg. Schade! Aber das habe ich mir selbst zuzuschreiben, weil ich Ihnen offensichtlich zu nahe getreten bin und Ihre private Grenze touchiert habe. Mat’s Worte im Forum werden ein Übriges dazu beigetragen haben, ein Bild von mir entstehen zu lassen, von dem man lieber etwas weiter abrücken möchte.

Bitte entschuldigen Sie die Störung. Es wird nicht wieder vorkommen. Vielleicht hört man sich mal wieder zwischen Himmel und Hölle … ganz öffentlich … ganz unverbindlich … ganz neutral? Es wäre mir eine Freude.

Mit österlichen Grüßen

Isa Ketelsen

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail to: ikarus1@mundo.es – 23.04.11 16:03:19 Subject: Scherben

Oh, oh, da habe ich ja wieder mal was angerichtet?! Was mir andere schon so oft vorgehalten haben und dann auch meist nachtragen: das Elefantöse im Porzellanladen – schon am Eingang gleich mit der Tür ins Geschäft poltern.

Liebe Frau Ketelsen,

um in Metaphern zu bleiben: Die berühmte Sache mit dem Fettnapf... und wie es aussieht, habe ich mich bis Oberkante Unterlippe ganzkörperlich reingesetzt. Ich will und werde nichts beschönigen, war allerdings bis zum Lesen Ihrer Worte vorhin überzeugt, einen durchaus höflichen, moderaten, angemessenen und auch neugierig-interessiert-motivierenden Ton in meinen Worten gewählt zu haben. Nun sieht’s anders aus.

Es gelingt mir wohl nicht mehr, zwischen geschäftlichen und privaten Worten einen – in unserem Falle natürlich als erwünscht gedachten – Unterschied in der Modulation machen zu können. Andererseits werde ich meiner bereits erwähnten Agnes nicht auch noch meine private Korrespondenz zum justierenden Feintuning geben wollen. Bedauerlich, ja geradezu enttäuschend, wie meine Worte bei Ihnen ankamen. Ich bin jetzt keineswegs so vermessen, Ihnen zu unterstellen, dass Sie sensibler sind, als ich mir Sie vorstellen konnte. Nein, umgekehrt wird ein Schuh draus: Ich war wohl zu unsensibel, da ich Ihnen mit dieser Wortwahl etwas vorgesetzt habe, was als unverdaulich zu bezeichnen ist.

Ich werde mich auch nicht damit rausreden, dass die kontemplative Abgeschiedenheit meinen Geist so arg zugesetzt haben könnte, um – zurück in dieser Welt – zu suggerieren, nicht mehr alle Sinne beieinander zu haben. Lippenbekenntnisse werde ich keine geben können, dazu kenne ich mich zu gut. Wenn ich jetzt schreibe, ich gelobe Besserung, soll es nicht nur als eine solche klingen. Doch bis zu einem gewissen Grad wird sich mein polternder Geist immer zu Wort melden, immer einmischen wollen. Wenn ich’s mit meiner letzten E-Mail Ihnen gegenüber schon zum Ausdruck bringen sollte, hat es mich im Nachhinein sehr traurig gemacht.

O. k., jeder weitere Gedanke in Anknüpfung an den letzten Absatz im Sinne eines weiteren Wortwechsels zwischen uns ist rein hypothetisch. Sie schrieben von einem Bild – ich greife es auf: Wenn Sie sich bereits von diesen meinen Worten ein solches Bild machen mussten, darf ich nicht erwarten, dass Ihre Meinung unmittelbar über mich ein anderes Bild in Ihren Augen ergeben. Wahrscheinlich hat’s meine Ex (ja, auch ich habe dieses Experiment hinter mir) treffend skizziert, als sie mal meine Wurzeln freischaufelte: Von ’ner alten Eiche kann man keine süßen Kirschen pflücken?!

Ich kann schlichtweg nur mein tiefes Bedauern kundtun. Umdenkens-aufmunternde Grüße (sofern sie ankommen)

Gerald Benn

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Mail from: ikarus1@mundo.es – Mail to: gerald-benn@intermail.com – 24.04.11 01:47:21 Subject: aufgeräumt

Lieber Herr Benn,

ich freue mich, dass dieses Missverständnis aus der Welt ist und möchte eine Vermutung anstellen (die in meinem Fall eine Feststellung ist): Ich war das erste Mal verunsichert, als ich mich im Forum präsentierte, und ich war wieder verunsichert bei meinem Versuch, Sie als “Privaten Ping-Pong-Partner“ zu gewinnen. Wiederum habe ich SIE (so meine Hellseherei ;-) mit meiner Anfrage auch verunsichert ;-(

Das Aufeinandertreffen dieser beiden Komponenten unter Berücksichtung der Tatsache, dass wir uns überhaupt nicht kennen, Herr Benn (und das erst seit wenigen Tagen ;-), war dann wohl die kleine Bombe, die den Scherbenhaufen zwischen uns verursacht hat. Es war also NICHT der Elefant im Porzellan-Laden. Ich werde die Kehrschaufel holen und die Beweise vernichten.

So! Erledigt! Jetzt lässt es sich nicht mehr nachvollziehen, dass zwei erwachsene gebildete Menschen, die glauben, mit Worten umgehen zu können, so daneben liegen können, wie wir beide. Schwamm drüber … ja …? Nein … ein letztes noch zu unserem Einstieg in die “Privat-Hölle“:

Falls erwünscht, schicke ich Ihnen Ihre Mail mit ein paar Kommentaren zurück. Vielleicht eine interessante Studie, wo und wie Ihre Worte mit meiner Verfassung kollidierten. Und in diesem Moment fällt mir auf, dass ich durch die jetzige Aufklärung an den gleichen Stellen komplett differente Anmerkungen machen könnte, weil ich nun die andere Seite der Medaille anschaue. Die Idee gefällt der Hobby-Psychologin in mir. Das mache ich bei Gelegenheit.

Es ist bisher nicht meine Freizeitbeschäftigung gewesen, mich privat in Internet-Foren zu bewegen. Um ganz ehrlich zu sein, war ich in dieser Hinsicht jungfräulich, als ich zwischen Himmel und Hölle anklopfte. Demzufolge habe ich auch keinerlei Erfahrungen damit, virtuell “fremde Männer abzuschleppen“, um sie für einen privaten Austausch zu interessieren, sie quasi ins Separee zu locken. So habe ich mich ein Stück weit gefühlt, als ich sie anschrieb … und richtig wohl war mir nicht dabei. Ich bin einfach ungeübt, was das www-Leben betrifft. Stellen Sie sich das mal vor: mein DASEIN findet tatsächlich zum allergrößten Teil in der Realität statt, also vor Ort, dort wo ich mich aufhalte und atme und liebe und weine und lache – DASEIN eben!

Nun wird aber niemand an meine Tür klopfen und einen von mir verfassten Text abholen wollen, und diesem Umstand verdanke ich die Einladung ins Forum. Mat drängt mich seit Jahren, meine Worte zu veröffentlichen. Das war ihm so wichtig, dass er irgendwann eines meiner persönlichen/privaten (fast geheimen) Manuskripte einem befreundeten Verleger übermittelte – ohne meine Zustimmung! Seitdem gehen wir getrennte Wege. Mein Gott … habe ich jetzt viel geschrieben! Das wollte ich gar nicht ;-)))))

Sie, als aufmerksamer Beobachter und Leser haben es bemerkt: Ich übe den Gebrauch von Satz- als Emotions-Zeichen … das macht man so in der virtuellen Kommunikation … soviel habe ich schon gelernt) :-D - Vielleicht geben Sie mir als Satzzeichen-Experte in dieser Angelegenheit ein wenig Nachhilfe …? ;-))) - Ob Doppelpunkt und Konsorten sich ihrer heutigen (neuen) Bedeutung in der Kommunikation bewusst sind? :-) - Auf missverständnisfreie Kommunikation, lieber Herr Benn.

Herzliche Grüße

Isa Ketelsen

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail to: ikarus1@mundo.es – 26.04.11 08:11:26 Subject: Ausgegraben?

Guten Morgen, guten Mittag, guten Abend, gute Nacht, liebe Frau Ketelsen,

Sie entschuldigen, dass ich erst jetzt unseren virtuell wohl künftig missverständnisfreien Dialog wieder aufnehme. Ich hatte mir erlaubt, die restlich verbliebenen Osterstunden ohne www-atmosphärische Störungen zu verbringen. Und nun: Ich werde auch meinen Teil dazu beitragen, möglicherweise weitere aufkommende Verunsicherungen bereits im Keime zu ersticken (nur, wer hat schon die Dinge zwischen Himmel und Hölle im Griff, geschweige denn, diejenigen im Himmel und in der Hölle?).

Kurz noch meinerseits für heute (es soll auch Zeiten geben, zu denen ich daran erinnert werde, mich geschäftlichen Aufgaben widmen zu müssen oder zu dürfen): In Sachen Emoticon-Rechtschreibung bin ich absoluter Laie, beherrsche gerade mal dieses “:-)“ und das mit den drei “Klammern zu“. Ich betrachte diese Manie im virtuellen Korrespondenzgeschehen eher mit Argwohn, als Betrug an unserer von Goethe geerbten wunderbaren deutschen Sprache. Doch jedem das seine – und damit Ihnen das Ihre :-))).

Lassen Sie mich noch eines erwähnen, das ich mit Überraschung lesen sollte: Ihr Dasein findet zum allergrößten Teil in der Realität statt?! – Nachdem ich durch ein wenig Recherchieren erfahren sollte, dass Sie sich mit Zeugen und Zeugnissen längst vergangener Kulturen beschäftigen (chapeau!), stellt sich mir der Gedanke: Archäologie und Realität – eine bemerkenswerte Kombination. Sie werden beides bestimmt in übereinstimmenden, harmonischen Einklang Ihres Lebens bringen.

Auf einen weiteren Austausch von Worten – mit durchaus gespannt und keineswegs mehr angespannt gefühlten Grüßen,

Gerald Benn

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Mail from: ikarus1@mundo.es – Mail to: gerald-benn@intermail.com – 30.04.11 02:14:06 Subject: S uchmaschinen

Soso, lieber Herr Benn, Sie haben mich gegoogelt. Mich würde interessieren, wann Sie das gemacht haben. Gleich am Anfang, als ich ins Forum kam? Oder später, als ich Ihnen auf die private Pelle rückte? Verraten Sie es mir?

Sie werden Ihre guten Gründe haben, dass Sie auf die Übersendung der kommentierten “Verwirrungs-Mail“ verzichten. Aber mal ehrlich: Über den Satz “Ich hatte mir erlaubt, die restlich verbliebenen Osterstunden ohne www-atmosphärische Störungen zu verbringen“, in Ihrer letzten Mail, kann ich als emotionaler Mensch erneut stolpern. Lässt sich nachvollziehen, dass damit das Gefühl transportiert werden könnte, dass meine Mail Sie stört? Ich bin sonst gar nicht so mimosig und weiß nicht, warum Ihre Worte bei mir so anders ankommen, als sie offenbar von Ihnen auf die Reise geschickt werden.

Sei’s drum! Ich freue mich, dass wir uns darauf verständigt haben, dass beiderseits Interesse an einem Austausch vorhanden ist.

Sie fragten, was ich mir vorstellte, als ich privat bei Ihnen anklopfte. Die Antwort ist: Ich hatte und habe keine Vorstellung! Tatsache ist, dass ich das erste Mal den Schritt mache, mit einem von mir verfassten privaten Text (bzw. im “Himmel“ war es ja nur ein Auszug) in die Öffentlichkeit eines Forums zu gehen. Das ist für mich Neuland. Außer Mat (der mich in den Himmel lobt – daher wohl auch die Einladung) hat noch niemand meine “Verfassungen“ zu Gesicht bekommen ;-) Ich kann es Ihnen nicht sagen, was ich zu finden hoffe. Ich glaube, ich suche Ausrufezeichen. Und das war vielleicht die Schwierigkeit bei unserer Begegnung: sie baute auf Fragezeichen ;-)

Zu diesem Thema passt Folgendes: Sie haben in Erfahrung bringen können, dass ich in der Vergangenheit grabe. Ich bleibe allerdings nahezu ergebnislos, wenn ich die Suchmaschinen mit dem Namen Gerald Benn beauftrage. Was tätigen Sie für Geschäfte, geheimnisvoller Herr Benn, mit Hilfe der guten Seele Agnes, die immer noch das ersehnte “November-Paradies“ unter Verschluss hält Fragezeichen … und … liest Agnes, was ich Ihnen schreibe Fragezeichen - ich hoffe doch sehr, unser Austausch ist }{ (den kennen Sie bestimmt noch nicht :-)))

Jetzt war ich wieder ausreichend neugierig (gute Ausrede: mein Beruf). Diese Abteilung wird jetzt geschlossen und mir bleibt nur noch der aufklärende Hinweis, dass Archäologie und Realität wunderbar Hand in Hand gehen, schließlich ist die Vergangenheit ein bedeutender Bestandteil der Gegenwart …

Herzliche Grüße von der “Mimose“ an die “alte Eiche“ mit fortbestehender Hoffnung auf die Ernte süßer Kirschen ;-)

Isa Ketelsen

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail to: ikarus1@mundo.es – 03.05.11 19:20:04 Subject: kleines a/ b/ c/ ...

Manchmal sind es nicht die Menschen selbst, die sich begegnen. Sondern ihre Schatten, die Vorstellungen von ihnen werfen. Wir müssen sie nur ins richtige Licht rücken.

Liebe Frau Ketelsen,

um es gleich an die vorderste Stelle zu rücken: Ja, Ihr letzter Brief, Ihr virtueller, hat mich durchaus sehr gefreut. Mögen Sie mir meine manchmal (auch schon mal häufiger vorkommenden) etwas harschen Worte verzeihen. Der Ton entspringt meiner geschäftlichen Korrespondenz, die jene bereits erwähnte Agnes immer wieder aufs Verblüffendste in unbrüskierende Modulationen verfeinern kann. Da ich selten nur privaten Schriftverkehr pflege, und wenn, dann ohne die Feinjustierung einer ausgleichenden Art aus anderer Feder, verwischen sich leider die Grenzen. Und darunter hatten Sie bedauerlicherweise zu leiden.

Wenn sich nun unser Austausch in Worten als “Dauerbrenner“ entpuppen sollte (womöglich könnte ich mich sogar damit anfreunden :-)) und ich bei meiner Wortwahl ausfällig oder gar einfältig werde, pfeifen Sie mich bitte zurück.

Jetzt befürchte ich allerdings, dass dieser Brief an Sie ziemlich buchstabenreich wird. Meine üblicherweise geschäftlich notwendige Gepflogenheit, einen Brief meist akribisch Satz für Satz zu kommentieren, zu beantworten oder auch zu hinterfragen, möchte ich ausnahmsweise mit Ihrer letzten E-Mail an mich ebenfalls praktizieren. Doch versprochen: Es bleibt die Ausnahme – es macht die korrespondierende Sprache nicht wirklich lebendig.

In diesem Falle ist mir danach, auf Ihre Sätze und Absätze so ausführlich und umfassend wie nötig und möglich einzugehen. Zumal Sie durchaus auch ein wenig Neugierde an meiner Person haben anklingen lassen. Und die chronologische Form erleichtert mir, die passenden Worte zu finden (Sie wissen ja, ohne Agnes bin ich...) --- Nun der Reihe nach:

a/ Nein, gegoogelt habe ich nicht. Da ich recht häufig auf fündige Recherchearbeit im Internet angewiesen bin, tummle ich mich eher in sehr viel vertrauens- und glaubwürdigeren Suchmaschinen, die mir mehr zu sagen wissen.

b/ Wann ich Ihren Namen eingegeben habe (übrigens in Verbindung mit Mathew McMaurice!)? Es war am 26. April um 7 Uhr 38 Minuten und 29 Sekunden – doch nageln Sie mich bitte nicht so genau fest, es kann auch plus/minus 10 Sekunden hin oder her gewesen sein.

c/ Um es eindeutig zu schreiben: Auf Ihre so genannte “Verwirrungs-Mail“ warte ich schon ganz gespannt. Nur: Es liegt in meinen erzieherisch-konditionierten Verhaltensnormen, gegenüber meinen Mitmenschen die gebührende Einhaltung von Zurückhaltung zu üben. Sollten Sie mich bis dato noch nicht so eingeschätzt haben: Ich insistiere ungern, zumal dann nicht, wenn zu vermuten ist, dass es auch ohne geht.

d/ Und auch das möchte ich gerne aufklären: Wenn es mir möglich ist (zwar leider viel zu selten), halte ich das Wochenende, zumindest die Sonn- und Feiertage heilig (nicht im himmlischen oder biblischen Sinne – das ist manchmal schon mehr eine Höllenqual, doch ich mag nicht ständig im virtuellen Raum hin- und herjonglieren).

e/ Interessant ist für mich, dass Sie mit Ihren Impulsen im Forum und dann wohl auch auf unserer privaten E-Mail-Austausch-Plattform nach Ausrufezeichen gesucht haben bzw. suchen. Wundert Sie, dass Sie mit dem, was Sie zu lesen (oder soll ich schreiben: zum Besten?) gegeben haben, auf Fragezeichen stoßen? All das, was Sie geschrieben haben, macht doch neugierig – auf Sie, auf das, was Sie tun oder auch lassen... –, da bleiben doch zwangsläufig beim Leser Fragezeichen zurück, die dann auch mit dieser Endung im Satz zurückgegeben werden.

f/ Komme ich zu Ihrem elementarsten Absatz, hinter den Sie nun selbst ebenfalls Fragezeichen setzen: meine Vergangenheit, vielleicht auch ein Stück weit meine Gegenwart, womöglich – auch wenn’s nicht explizit erwähnt ist – noch meine Zukunft (?)! Ach, wissen Sie, geheimnisvoll ist es nicht – dass es mir bisher gelungen ist, im www inkognito geblieben zu sein, hat gute Gründe. Doch Ihnen dies jetzt biografisch auch nur ansatzweise zu schildern, würde – ohne, dass es jetzt vermessen klingen soll – den Rahmen dieser E-Mail dann doch ins Unermessliche sprengen. Sie haben ja gewiss anderes und sicherlich auch Besseres zu tun, als sich durch meine Worte zu wühlen; da werden wohl kaum großartige Schätze ans Tageslicht kommen. (Ein andermal vielleicht mehr – wohl dosiert und dann auch besser verdaulich.)

g/ Und es stimmt, das “November-Paradies“ hat auch noch geschlossen (ist ja grad erst Mai :-)). Mit gleichem Grund: heute zu viel des Guten oder Schlechten für Ihre Augen. Ich versprech’s Ihnen: Ich lade Sie schon noch ein in mein bescheidenes Paradies. Mir geht’s ja mit Ihrem psychologischen Auseinandernehmen meiner Worte auch so: Geduld ist ein Tugend.

h/ Ach ja, in diesem Absatz steckt ja für mich – wie von Ihnen schon vermutet – noch ein neues Emoticon drin. Da ich mich ja – Sie wissen, zu welcher Zeit? – eh recherchierend im virtuellen Raum bewegen sollte, habe ich mich natürlich auch gleich dort schlau machen wollen: Ich bin gescheitert. Doch mit ein bisschen Überlegen wurd’s mir klar, was Sie damit zum Ausdruck bringen wollen – vielleicht melden Sie’s zum Patent an? Nun gut, ich werde jetzt kein Ping-Pong-Spiel daraus machen. Sie kennen ja bereits meine Einstellung zu der in meinen Augen etwas infantilen Kommunikationsform. Wenn Sie es mögen... ich werde Sie nicht daran hindern wollen – vielleicht erinnert Sie ja auch die eine oder andere vorsintflutliche Hieroglyphe, derer Sie beim Freilegen von antiken Schrifttafeln fündig geworden sind, daran? :-)))

i/ Darf ich abschließend für heute noch anmerken, ohne dass Sie mir damit etwas Boshaftes unterstellen mögen: Botanisch sind Sie nicht ganz so auf dem Laufenden. O. k. – Mimose und Eiche, pardon, alte Eiche? Ja, das Dichotome (zwischen uns) habe ich durchaus verstanden. Doch das diese Hybridisation zu köstlichen Fruchtständen führt, ist mir neu. Ich tippe, wenn, dann eher auf harte Nüsse! Im Sinne der von Ihnen erwähnten fortbestehenden Hoffnung, die ich jetzt einfach mal in hoffnungsvolles Fortbestehen ummünzen möchte, werde ich allerdings auf die botanische Entwicklung des Paradieses mein besonderes Augenmerk legen: die Sache mit dem Apfel – doch nicht so, dass er mir im Magen liegen wird...

Sorry, liebe Frau Ketelsen, lang ist’s geworden – hoffentlich nicht allzu langweilig.

Dann nur noch ganz kurz: Auch meinerseits ganz herzliche Grüße an Sie, G. B.

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Mail from: ikarus1@mundo.es – Mail to: gerald-benn@intermail.com – 05.05.11 01:33:18 Subject: Schatten – Vorstellungen

Lieber Herr Benn,

darf ich das

Manchmal sind es nicht die Menschen selbst, die sich begegnen. Sondern ihre Schatten, die Vorstellungen von ihnen werfen. Wir müssen sie nur ins richtige Licht rücken

als Geschenk betrachten? Ich würde es gern mitnehmen; ich würde es gern als Schmuckstück am Handgelenk tragen; ich würde Sie gern umarmen und Ihnen danken.

Diese Aussage berührt mich auf allen Ebenen und hat so viel mit meinen Wahrnehmungen und meinem Leben zu tun, privat wie beruflich, äußerlich wie tief in mir und mit unserer “Begegnung“, so dass ich das Gefühl habe, sie ist für mich geschrieben worden.

Das ist natürlich lächerlich, aber ich sonne mich gerade ein paar Minuten in diesem warmen Gedanken. Ich glaube nicht, dass es ein Emoticon dafür gibt, wie ich mich gerade fühle. Vielleicht können Sie es sich ausmalen, lieber Herr Benn … (Auf jeden Fall kommt ein Ausrufezeichen drin vor :-)

Das }{ für “vertraulich/unter vier Augen“ stammt nicht von mir. Ich habe es im Netz gefunden, als ich mich mit der neuen virtuellen Gefühlsschreibreform beschäftigt habe. Hier ist es zu finden: www.chatzeichen.de

Ich werde allerdings künftig auch eher die Buchstaben in geeigneter Form zusammensetzen, um mich Ihnen mitzuteilen … auch in stimmungs-emotionaler Hinsicht. Es besteht ja Hoffnung, dass wir das in Zukunft missverständnisfrei schaffen, nachdem sich “Mimose“ und “Eiche“ geoutet haben.

Wissen Sie … nein können Sie nicht wissen … die Eiche weckt bei mir schönste Erinnerungen an meine Kindheit in Norddeutschland. Auf dem Hofplatz zwischen Haus und buntem Garten stand dieser große stolze Baum, an dem unsere Schaukel hing. Daneben war die Teppichstange. Dieses mittlerweile fast ausgestorbene Hilfsmittel der damaligen Hausfrau diente uns als Klettergestell. Wir waren als Kinder IMMER draußen, egal zu welcher Jahreszeit. Wir haben noch richtig gespielt, getobt und uns die Arme dabei gebrochen. Und das war normal so. Wenn heute ein Kind mit gebrochenen Gliedmaßen in die Klinik kommt, werden die Eltern zum Thema häusliche Gewalt und Misshandlungen befragt. Was ist nur aus der Welt geworden? Vielleicht gibt es nicht mehr genügend alte Eichen, unter denen spielende Kinder sich “beschützt die Beine brechen dürfen“.

Oh, mein kleiner Zeitsprung hat mich aus dem Konzept gebracht und ich muss noch mal lesen, was Sie mir geschrieben haben und worauf ich noch eingehen möchte. Achja … wie Sie auch, verfüge ich über ein gewisses Maß an Feingefühl, jedenfalls Fremden gegenüber. Menschen, mit denen ich vertraut bin, stehe ich dann auch gern schon mal auf den Füßen rum … fragen Sie Mat. Nein! Fragen Sie ihn lieber nicht. Nein, was ich sagen wollte, ist, dass ich Ihnen selbstverständlich die kommentierte Mail NICHT ungebeten geschickt habe. Da Sie allerdings zögerten und davon ausgingen, dass ich mich nicht bremsen kann, bleibt diese Studie jetzt unter Verschluss. Zwar habe ich keine Agnes, der ich das anlasten kann, aber das anfängliche Thema unserer Missverständnisse und meiner mimosigen Reaktionen ist “Schnee von gestern“, und den möchte ich jetzt nicht aufwärmen. In dem Schmelzwasser bekämen wir vielleicht kalte Füße – und das, wo es gerade anfängt gemütlich zu werden ;-)

Nun soll aber bitte nicht der Eindruck entstehen, dass ich Ihnen diesen Spezial-Kommentar vorenthalten möchte, ich möchte lediglich dieses unglückliche Anfangsthema unserer Begegnung vom Tisch haben … oder aus den Tasten.

Andererseits habe ich mir DIESEN Gutschein eingerahmt und über meinen Schreibtisch gehängt (- :

Ich versprech’s Ihnen: Ich lade Sie schon noch ein in mein bescheidenes Paradies.

Sie sind aber auch ein Geheimniskrämer, lieber Herr Benn, und nachdem Sie mich auch weiterhin im Unklaren gelassen haben, was Ihre geschäftlichen Aktivitäten betrifft, habe ich meine Suchmaschine “Mat“ befragt, und ich muss sagen, nun bin ich noch mehr beeindruckt, als ich es bei der Vorstellung war, dass es sich bei Gerald Benn um einen Geheimagenten Ihrer Majestät handeln müsste ;-) So wie ich Sie jetzt einschätze, haben Sie die Finger im Spiel gehabt, als vor wenigen Tagen das britische Königshaus zur Vermählung des Kronprinzen lud … Fragezeichen – Ausrufezeichen …

Bitte vergessen Sie einfach fürs Erste mein Gestammel mit den Ausrufezeichen im Hinblick auf meine Wegsuche und Pfadfindung. Ich bin in Bezug auf meine privaten Texte mit einem arg unterentwickelten Selbstbewusstsein unterwegs, und da ragen viele übergroße Fragezeichen aus meinem Gepäck. Mit denen bleibe ich natürlich überall hängen und bewege mich nur schwer voran. Ich weiß nicht, was ich suche, lieber Herr Benn, und demzufolge weiß ich auch nicht, was ich zu finden hoffe … ich bin einfach unterwegs … und dabei habe ich erfreulicherweise SIE getroffen. Zitat: Wenn sich nun unser Austausch in Worten als “Dauerbrenner“ entpuppen sollte (womöglich könnte ich mich sogar damit anfreunden :-)) … Daumen hoch!! … wie es wohl in der virtuellen Welt heißt … allerdings hat das “womöglich“ den Beigeschmack von Zweifel, der bei mir in keiner Weise vorhanden ist. Ich schätze unseren Kontakt sehr.

:-) :-) :-)

Da das Wochenende naht, wünsche ich Ihnen genussvolles Abtauchen in die netzfreien Welten, Isa Ketelsen

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail to: ikarus1@mundo.es – 05.05.11 22:48:40 Subject: Wort-Wink

Leider kurz nur, liebe Frau Ketelsen, eine Wortmeldung von mir (um Ihnen Ihren zweifelnden Beigeschmack auf der Zungenspitze etwas zu versüßen): Ich wandle derzeit auf einem Terrain außerhalb meines heimatlichen Tabliniums – allerdings nicht in geheimer Mission und schon gar nicht in den für mich albernen royalistisch-höfischen Gesellschaftskreisen! (was hat Ihnen denn bloß Ihr persönlicher Suchmelder “MAT“ für Treffer angezeigt, dieser gnadenlose Übertreiber???) In überschaubarer Bälde kommt wieder mehr des Wort- und Wertschätzenden aus meinem Domicilium.

In nicht als zu leicht empfundener Gewogenheit, G. B.

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail to: ikarus1@mundo.es – 09.05.11 07:26:25 Subject: Dem Maulwurf auf die Finger geschaut :-)

Guten Tag, liebe Frau Ketelsen,

nun kann ich wieder für einige Tage in meiner vertrauten Umgebung meine Netze ausspannen – auch wenn es für mich wahrscheinlich bei diesen Fängen nie vertraute Gewässer werden, dieses ganze virtuelle Schnappen nach luftleeren Molekülen... O. k., ich werde jetzt nicht weiter jammern, diese virtuelle Welt macht die Arbeit ja durchaus auch einfacher und schneller, wo nötig.

Apropos: Arbeit (!). So wie es aussieht, werde ich mit unserem Mathew, der uns ja wohl auch künftig in unserem privaten Korrespondenz-Raum immer wieder mal über den Weg laufen wird, ein ernstes Wort reden müssen. Es kann ja – gerade in diesem Fall – nicht sein, dass er Dinge von mir preisgibt, die absolut nicht in seinen Zuständigkeitsbereich gehören. Zumal er sich – und das ist zu befürchten – Ihnen gegenüber etwas zusammengereimt haben muss, das fern jeder realitätsbezogenen Richtigkeit sein dürfte. Einzig mit meiner Vermutung, dass er Ihnen wahrscheinlich auch von meinen insgesamt doch recht häufigen Geschäftsreisen – kein schönes Wort für mich – erzählt haben wird, hat er – so es stimmt – nicht Falsches gesagt. Früher fand ich allerdings diese “Ausflüge“ bereichernd und auch spannend, heute fühle ich mich dabei im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr zu Hause.

Ihre kleine “Geschichte“ über Ihre Kindheit habe ich gerne gelesen – wunderschön, wer eine solche erleben durfte. Mir war es nicht vergönnt. Womit Sie der lebendige Beweis sind, dass Ihre Eltern Ihnen das besagte richtige Licht schenken konnten, sozusagen Sonnenstrahlen, die mit den spielerisch tanzenden Blättern knorriger Bäume immer wieder neue Bilder malten. Dass Sie jetzt zum Maulwurf “mutiert“ sind, verwundert mich etwas. Doch ich denke, unter spanischer Sonne wird vieles an die Oberfläche kommen und dort auch bleiben.

Tja, und dass Sie allerdings Ihre psychologische Studie über mich altes Fundstück nicht ans Licht der Öffentlichkeit bringen wollen? ... hm? ... doch ich kann’s ja verstehen. Vielleicht hätte sie ja dennoch für mich auch etwas Erhellendes hinsichtlich meiner Vorgeschichte nach- oder beweisen können? Nun denn, Sand drüber – es gibt ja in der Archäologie genügend Beispiele, dass unbedeutende Funde wieder zugeschüttet oder vergraben werden (doch ’was Maulwürfiges :-).

Sonnige Grüße für einen ebenso strahlenden Beginn in eine neue Woche, Gerald Benn

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Mail from: ikarus1@mundo.es – Mail to: gerald-benn@intermail.com – 09.05.11 08:27:07 Subject: auf-und-ab-geklärt

Lieber Herr Benn,

zunächst möchte ich Mat in Schutz nehmen (der aber nicht gewohnheitsmäßig Bestandteil unserer Kommunikation werden soll): Er hat nicht übertrieben. Er hat Ihre “geschäftlichen Aktivitäten“ – in der ihm eigenen Art – kurz umrissen. Dadurch war wiederum meine ausgeprägte Phantasie angeregt und ICH habe Sie, geheimnisvoller Herr Benn, mit dem britischen Königshaus in Verbindung gebracht. Mat ist also unschuldig. Sie dürfen ihm nicht böse sein; höchstens mir!

Ich werde Sie mit meinen zweitausend­siebenhundert­drei­undzwanzig Fragen zu Ihrer Arbeit jetzt auch nicht belästigen, denn ganz offensichtlich möchten Sie dieses Thema nicht ausweiten.

Mein Feingefühl hat meine Neugier besiegt. Das kommt selten vor ;-)

Es schmeichelt mir, dass Sie sich von unterwegs gemeldet haben, um Zweifel zu zerstreuen … und Sie haben meinen Tag dadurch tatsächlich versüßt. Danke für diese besondere, sehr persönliche “Abwesenheitsnotiz“.

Wie schön, dass ich Sie mit der kurzen Zeitreise in meine behütete Kindheit unter der alten Eiche entführen konnte. Und es tut mir leid, dass Ihnen ein solch unbesorgtes und fröhliches Aufwachsen offenbar nicht geschenkt wurde. Es ist nicht unentscheidend, wann man das Licht der Nachkriegswelt erblickt hat. Als ich im Sommer 1961 geboren wurde, waren – glaube ich – die schlimmsten Wunden vielleicht schon etwas verheilt, zumindest ansatzweise, aber jeder war in einer Art traumatisiert. Ich empfinde es als absolutes Geschenk, was meine Eltern mir – mit ihren finanziell bescheidenen Möglichkeiten – geboten haben. Wir hatten nicht viel Spielzeug; brauchten wir auch nicht; wir haben uns was gesucht, geschraubt und gebaut. Wir waren Erfinder!

Und dass ich zum “Maulwurf“ wurde, ist gar nicht so weit hergeholt. In der Nachbarschaft war ein Schrottplatz. Das war unser “Kinderzimmer“. Wir haben die alten Sachen untersucht und zerlegt und haben uns Geschichten zu den Fundstücken ausgedacht. Woher kommt das verrostete Fahrrad? Wo war es schon überall? Was bedeuten die Buchstaben, die jemand in den Rahmen geritzt hat? Meine jetzige Tätigkeit ist ganz nah an der “Forschungs­arbeit“ meiner Kinderzeit. Ich bin nur “eine Etage tiefer gezogen“. Nun habe ich schon wieder ganz schön weit ausgeholt und bin wieder in die Vergangenheit abgeschwenkt. Aber ich habe eine gute Ausrede: Es ist eine Berufskrankheit! ;-)

Nun muss ich aber dringend noch Ihre Aussage im letzten Absatz Ihrer Mail unter die Lupe nehmen. Die Tatsache, dass ich Sie nicht mehr damit konfrontieren möchte, was Ihre allerersten Sätze bei mir auslöst haben, hat mit meinem Minderwertigkeitskomplex zu tun und nichts damit, dass ich Sie für einen – wie schreiben Sie (muss nachlesen) – “unbedeutenden Fund“ halte, den es nicht zu untersuchen lohnt. Oh nein, lieber Herr Benn! Ich freue mich sehr, dass ich Sie im Forum gefunden haben … oder Sie mich. Und ich bin glücklich, dass es mir gelungen ist, Sie mit der Pinzette aus der Plattform herauszulösen … ;-)))))))))))))

Dabei fällt mir ein, dass ich das Forum ganz unhöflich vernachlässigt habe. Ich bin ja sehr unerfahren, was den Austausch auf diesem Gebiet angeht, aber ich glaube, ich muss dort mal wieder reinschauen/-schreiben. Mein nächster Beitrag dort müsste mit “Typisch Mat …“ beginnen, aber von dem wollte ich hier ja nicht mehr reden.

Ich muss übrigens dauergrinsen, wenn ich den Betreff Ihrer letzten Mail lese: “Dem Maulwurf auf die Finger geschaut “. Dieser Satz wird in mehrfacher Hinsicht in den nächsten Tagen eine für Sie zum jetzigen Zeitpunkt ungeahnte Bedeutung bekommen … aber jetzt bleibe ich mal geheimnisvoll … :-)

Ihre sonnigen Grüße erwidere ich herzlich gern und sie kommen mit frischer Atlantikluft zu Ihnen … allerdings auch etwas sturmzerzaust :-)

Isa Ketelsen

PS: Können Sie mir bitte den Abschiedsgruß “In nicht als zu leicht empfundener Gewogenheit, G. B.“ in die Maulwurf-Sprache übersetzen? Oder soll ich Agnes fragen, was sie aus dieser Aussage machen würde, wenn sie für die Traduction der geschäftlichen G.B.-Worte zuständig ist ;-)

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Mail from: gerald-benn@intermail.com – Mail to: ikarus1@mundo.es – 10.05.11 08:09:12 Subject: Mit Tendenz zum Vulgar-Verbalen: ratz-fatz

Liebe Frau Ketelsen,

dann will ich mal Mathew nicht weiter des Ausmalens phantasiereicher Personenbeschreibungen bezichtigen – zumindest nicht in unserem Falle. Gut, dass Sie so zeitnah darauf eingegangen sind, ich hatte schon ernsthaft vor, ihm meine Leviten zu lesen zu geben.

Apropos zeitnah: Wenn ich mich jetzt Ihrem Taktmaß anpasse, nimmt das ja fast schon stressgeprägte Formen an, sollte ich mich Ihrem Ping-Rhythmus pongend (oder Pong-Rhythmus pingend) anschließen. Beides kommt aufs Gleiche raus: Ich hatte mir eher vorgestellt, so langsam einen etwas geruhsameren Lebensabend einzuläuten – ist mir wohl nicht vergönnt – noch nicht vergönnt. Nicht mal mit Worten!

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MS (medietasscriptum): Über die Kindheit – vielleicht auch im Kontext Ihrer und meiner – lohnt sich ja schon fast ein neues, eigenes Forum privater Couleur?! Doch wenn, dann bitte mit mehr Ruhe (auch wenn Sie seinerzeit in Ihrer anders empfunden haben mögen).

MS 2: Übrigens Forum, u. z. Ihres zwischen Himmel und Hölle: Haben Sie da wirklich mal wieder reingeschaut? Meinen Beobachtungen zufolge geht’s da im Umgang mit der Leiche durchaus turbulent zu – einzig die Patin des Pathologen schweigt wie ein Grab ;-).

MS 3: Dauergrinsend geheimnisvoll? Was hab’ ich denn nun wieder – diesmal mit den Betreffzeil-Worten – angerichtet? Manchmal glaube ich, ohne meine Worte wäre Ihr Leben einfacher!

MS 4: Bevor Sie nun Agnes direkt anfragen, anschreiben, angehen – was sie sowieso grundsätzlich nicht zulassen würde –, habe ich sie um eine “geraldlich-agnesliche“ Übersetzung gebeten. Ziemlich unspektakulär, das Ergebnis: “Mit stimmiger Hochachtung, G. B.“ – alte Schule halt, die Dame!

Vielleicht erstaunen Sie meine diversen MS’se? Ich wollte die Schlussworte meiner heutigen E-Mail dramaturgisch als letzten Akt meiner heutigen E-Mail an Sie inszenieren (nun unmittelbar anknüpfend an den 1. Akt, der das Tempo zum Thema hatte). Ich habe mal grob hochgerechnet: Bei insgesamt 2.723 Fragen im durchschnittlichen Reaktionstakt innerhalb von pinglichen 3 Tagen pro Frage und 3 ponglichen Tagen pro Antwort blieben uns rund 23 Jahre Zeit für einen gepflegten Gedankenaustausch. Gut zu tun haben wir da!

So kann ich ja für heute meinen Wortschatz schließen, ich schätze mit wertschätzenden Grüßen

Gerald Benn

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Mail from: ikarus1@mundo.es – Mail to: gerald-benn@intermail.com – 11.05.11 01:04:11 Subject: ... Pong ...

2.723 Fragen – 3 Tage pro Frage – 3 Tage pro Antwort = 23 Jahre!

Ich bin kein Mathematiker, lieber Herr Benn, aber die Rechnung kann gar nicht aufgehen, weil Sie bisher mit keiner Mail (es waren drei Stück, seit ich durch Mat erfahren habe, was Sie beruflich “veranstalten“) überhaupt nur eine Antwort zu Ihrem geschäftlichen Wirken gegeben haben. So haben wir also schon zu Beginn dieser “Zeitrechnung“ einen Verzögerungsfaktor zu berücksichtigen; und ohne dass ich jetzt eine Neukalkulation anstellen möchte, würde ich – bei Ihrem Zurückhaltungs- und Geheimnispotential – geschätzt von … 230 Jahren ausgehen.

Der von Ihnen ersehnte geruhsame Lebensabend ist also alles andere als greifbar nah … und ruhig wird er schon mal gar nicht, wenn ich Ihnen virtuell zwischen den Füßen rumlaufe :-) Das soll keine Drohung sein, nur eine halbdezente Vermutung. Und ob Sie sich dabei stressplagen, bleibt Ihnen überlassen.

Über die Kindheit – vielleicht auch im Kontext Ihrer und meiner – lohnt sich ja schon fast ein neues, eigenes Forum privater Couleur?! Doch wenn, dann bitte mit mehr Ruhe (auch wenn Sie seinerzeit in Ihrer anders empfunden haben mögen).“

Das ist eine wirklich interessante Idee: unsere Kindheits­erinnerun­gen gegenüber gestellt. Wann sind Sie geboren? Bei Ihrem Ruhebedarf, von dem Sie auch in diesem Zusammenhang wieder sprechen, habe ich eine Schätzung vorgenommen, die nicht vorteilhaft ausfällt ;-)))))))))))))))))))))))

Sie haben gar nichts angerichtet, Herr Benn. Alles ist gut! … und ohne Ihre Worte wäre mein Leben ... weniger amüsant :-)

Das geheimnisvolle Grinsen hält immer noch an … ich weiß nicht, wie lange noch …

Isa Ketelsen

Paradiesundjenes

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