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Kapitel 4
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Zeit endlich sein Vorhaben in die Tat umzusetzen dachte sich Alexander und fuhr zu der Adresse des Sportstudios, das ihm seine Mitarbeiterin Diana empfohlen hatte. Schon beim Vorfahren konnte er erkennen, dass es sich dabei um ein riesiges Gebäude mit ausreichend vielen Parkplätzen handelte. Nachdem er sein Fahrzeug abgestellt hatte, holte er seine Sporttasche aus dem Kofferraum und ging zum Eingang. Sofort wurde ihm klar, dass er das hier irgendwie vermisst hatte. Trotz der frühen Morgenstunde waren schon einige, der in der Nähe des Eingangsbereiches befindlichen Sportgeräte, besetzt. Am Empfang begrüßte ihn ein nett aussehender junger Mann mit einem breiten Lächeln. „Hallo, ich bin Joachim. Kann ich ihnen helfen?“ Joachim Langhans arbeitete schon seit einigen Jahren in diesem Fitnesstempel und erkannte Neukunden auf den ersten Blick. „Mein Name ist Alexander Lorenz. Ich wollte mich mal über ihre Konditionen informieren und nach Möglichkeit ein Probetraining machen wenn das in Ordnung ist.“ „Ja klar. Kommen sie doch kurz mit und ich erkläre ihnen die Formalitäten. Sie haben Glück. heute Morgen ist ein neuer Kunde kurzfristig krank geworden und hat seine Einführungsstunde abgesagt. In ein paar Minuten übernimmt meine Kollegin den Tresen-Dienst und wenn sie Zeit haben kann ich sie dann herumführen und ihnen alles erklären. Sie setzten sich an einen der insgesamt vier kleinen Bistro-Tische hinter dem Tresen und Joachim Langhans erläuterte Alexander, anhand eines vorgedruckten Formulars, die Vertragsbedingungen des Sportstudios. „Kann ich mir so ein Formular erst einmal mit nach Hause nehmen und es in Ruhe durchlesen bevor ich es unterschreibe?“ „Ja natürlich. In den meisten Sportstudios ist das zwar unüblich, aber wir legen Wert darauf, dass unsere Kunden zufrieden sind. Schließlich haben wir nichts zu verbergen.“ Joachim überreichte Alexander das Formular und der verstaute es sicher in einer Seitentasche seiner Sporttasche. „Ah. Ich sehe da kommt auch schon Claudia.“ Eine gut und sportlich aussehende junge Frau kam auf die beiden zugelaufen. „Darf ich vorstellen, Claudia Hübner. Das ist Alexander Lorenz. Er möchte sich das Studio erst mal anschauen. Ich mache gleich mit ihm die Einführung die heute Morgen abgesagt wurde.“ Claudia wandte sich an Alexander und warf ihm sofort einen bewundernden Blick zu. „Hallo Herr Lorenz. Bei uns ist es üblich, dass wir uns alle duzen. Wär dir das recht?“ Kokett blinzelte sie mit ihren Augen. Alexander musste schmunzeln. Sie war doch noch ein sehr junges Ding und schien sehr selbstbewusst zu sein. Aber das amüsierte ihn mehr, als dass es ihn ärgerte und er hatte nichts gegen ein „du“ einzuwenden. „ Joachim hingegen rollte mit den Augen und war sichtlich genervt. Er mochte seine Kollegin, allerdings ging ihm manchmal ihre doch etwas zu forsche Art auf die Nerven. Sie konnte doch nicht sofort jeden Kunden duzen wenn er hier das erste Mal auf der Matte stand. Zudem hatte sie die Angewohnheit jedem attraktiven Neuling sofort schöne Augen zu machen. Eines Tages würde sie mit ihrer Art ganz schön auf die Nase fallen und das wünschte er ihr nun mal nicht. Aber jede Belehrung seinerseits winkte sie mit einem Lachen ab und er hatte es irgendwann aufgegeben ihr irgendwelche gutgemeinten Ratschläge geben zu wollen.
„Wie sieht´s aus Herr Lorenz. Wollen wir? Ich zeige ihnen zuerst einmal die Umkleidekabinen.“, forderte er daraufhin Alexander auf. „Okay. Aber wir können es gerne bei dem du belassen. Nenn mich einfach Alexander.“ „Alles klar Alexander. Komm einfach mit.“ Alexander folgte dem jungen drahtigen Mann. Als sie an der ersten von zwei Türen vorbeigingen scherzte Joachim „Das hier ist die Tür zu den Damenumkleiden. Also bitte nicht verwechseln. Die Ladys sind da ganz besonders streng.“ Und ein paar Meter weiter entlang der Laufbänder und Rudergeräte… „So. Hier geht’s zu den Männerumkleiden.“ Sie traten ein und befanden sich sofort in einem riesigen Raum voller Spinde. Hier kannst du deine Klamotten und Wertsachen lagern, während du draußen deinen Körper stählst.“, grinste er. „Dort hinten befinden sich die Duschen, Toiletten und Waschräume. Außerdem gibt es eine Sauna nur für Männer. Das gleiche gilt natürlich für die Damen in deren Räume. Wenn du es allerdings vorziehst kannst du durch eine Verbindungstür auch zu der Gemeinschaftssauna gelangen. Jedem wie er es mag.“ Der Trainer wirkte total aufgekratzt als er Alexander alles erklärte und er wirkte als wenn er ihm sein persönliches, eigenes Reich präsentierte. „So. Wie ich sehe hast du deine Sportklamotten schon an oder musst du dich noch einmal umziehen?“, fragte er weiterhin. „Nein. Alles ok so.“ „Ich habe dir hier den Schlüssel für einen der Spinde mitgebracht. Den bekommst du immer wenn du kommst am Tresen. Wenn du einen bestimmten Spind bevorzugst kannst du den Schlüssel gegen Gebühr auch mit nach Hause nehmen. Nur….lass bitte keine Wertsachen über Nacht hier im Haus.“ Alexander nickte bestätigend mit dem Kopf und legte Sporttasche und Jacke in einen der Spinde. Dann folgte er Joachim nach draußen. „Wie du siehst haben wir hier die Geräte zum Aufwärmen. Das solltest du auf jeden Fall immer machen. Nicht so wie manche, die meinen sie müssen sofort an die Gewichte und sich dort irgendwelche Muskelzerrungen holen. Am besten du probierst alle Geräte mal aus. Dort haben wir die Ergometer und Crosstrainer. Die Laufbänder und Rudergeräte hast du ja sicher schon gesehen.“ Er zeigte auf eine weitere Ecke des riesigen Raumes. Alexander ging ein Gerät nach dem anderen mit Joachim durch und der erklärte ihm sämtliche Einstellmöglichkeiten. Danach zeigte er ihm die anderen Geräte zum speziellen Muskeltraining in einem Nachbarraum. Im Untergeschoss des Hauses waren die schweren Geräte für die ganz „harten Kerle“ untergebracht. Dort gab es auch zwei Boxringe und mehrere Sandsäcke. Im Obergeschoss fanden die Kurse statt. Zumba, Aerobic etc. Das alles war ein wenig viel auf einmal für Alexander aber glücklicherweise hatte Joachim einen speziell für ihn abgestimmten Trainingsplan dabei auf dem er sämtliche Übungen mit Gerätenummern, Gewichtsstärke und Anzahl der Übungswiederholungen notiert hatte. „So…. ich hoffe, dass es dir soweit gefallen hat. Du scheinst ja gar nicht so sehr aus der Übung zu sein.“, grinste Joachim am Schluss der Einweisung. Ich schicke dich jetzt unter die Dusche. Wir sehen uns später sicher noch. Vor dem Eingangsbereich haben wir unsere kleine Fitness-Bar. Dort bekommst du alkoholfreie Drinks, Säfte, Kaffee etc. oder eine kleine Auswahl an leichten Snacks wenn du möchtest.“ Er zwinkerte Alexander noch einmal zu und ging zurück in Richtung Tresen.
Nach der Dusche fühlte sich Alexander wieder super erfrischt und war voller Tatendrang. Ja, es gefiel ihm hier. Joachim war ihm auf Anhieb sympathisch und obwohl das Studio schon ziemlich gut besucht war verloren sich die Menschen in den riesigen Räumen. Anhand der Vielzahl der Geräte musste man nirgends warten und trat sich nicht gegenseitig auf die Füße. Das gleiche galt für die Umkleide- und Duschräume. Sicher würde er den Vertrag unterschreiben und hier des Öfteren vorbeischauen um seine Trainingseinheiten durchzuziehen. Beim Empfang waren mittlerweile mehrere Mitarbeiter eingetrudelt und unterhielten sich eifrig mit den ankommenden Kunden. Er warf einen Blick in die Bar die Joachim erwähnt hatte und nahm sich vor sich beim nächsten Mal etwas mehr Zeit zu nehmen und dort eine Kleinigkeit zu essen oder zu trinken. Doch nun hatte er es eilig nach Hause zu kommen. In wenigen Minuten würde die Praxis eröffnen und er wollte seine Patienten nicht warten lassen.
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„Hallo Jo…“, begrüßte Sarah zwei Tage später ihren langjährigen Freund mit einem Lächeln. „Sarah Süße. Endlich sehe ich dich mal wieder du treulose Tomate.“ Joachim Langhans trat eilig hinter dem Tresen des Sportstudios hervor und umarmte sie. „Du weißt doch warum ich mich hier so selten blicken lasse. Ich hoffe Robert ist nicht hier?!“ „Nein, Nein mein Schätzchen. Du brauchst keine Angst zu haben. Und wenn er kommt dann….“ Er erhob scherzend seine rechte Hand und formte sie zu einer Faust. Dabei wusste er genau, dass er niemals eine Chance gegen den muskulösen und leider auch aggressiven Robert Himmel haben würde. Sarah, erleichtert darüber, dass ihr Ex-Freund nicht wie befürchtet anwesend war, lachte lauf auf. „Ja. Jo mein Beschützer. Ich wusste doch, dass ich immer auf dich zählen kann.“ Joachims Gesicht nahm ernstere Züge an. „Ich will mich ja nicht anhören wie deine Mutter….aber ich hab dir gleich gesagt, dass dieser Robert nicht der Richtige für dich ist.“ „Du hast ja Recht. Ich hab mich ja auch von ihm getrennt. Aber das kapiert er einfach nicht. Er hat mich die letzten paar Nächte wieder dauernd angerufen und dutzende bösartiger Nachriten geschrieben.“ „Warst du denn schon mal auf der Polizei? Immerhin bedroht dich der Kerl.“ „Ja. Aber es ist wie ich´s mir gedacht habe. Ihnen sind leider die Hände gebunden. Aber immerhin haben sie es wenigstens mal registriert. Wer weiß, was da noch so auf mich zukommt.“, Seufzte Sarah. „Ach Herzchen….ich würde dir so gerne helfen.“ „Lass gut sein Jo. Es wird sicher auch wieder besser werden. Ich muss jetzt endlich was gegen meine beginnende Spaghetti-Wampe machen.“, lachte sie, strich sich über den eigentlich doch flachen Bauch und ging zu den Umkleidekabinen. Wenige Minuten später stand sie schon auf dem Laufband und begann langsam damit sich warm zu machen. Mit dem Kopfhörer ihres MP3-Players in den Ohren schloss sie die Augen und versuchte abzuschalten als sie plötzlich unsanft von hinten angetatscht wurde. Erschrocken zog sie ihre Ohr-Stöpsel heraus und schlug auf den Not-Knopf des Laufbandes, das daraufhin sofort anhielt. Beinahe wäre sie bei diesem Akt gestolpert aber der Grund ihrer plötzlichen Unterbrechung packte sie grob am Oberarm und hielt sie so einigermaßen fest. „Robert!!“, entfuhr es ihr erschrocken als sie erkannte, von wem sie da so unvermittelt angegriffen wurde. „Tja…damit hast du wohl nicht gerechnet; was du Schlampe. Warum gehst du nicht dran wenn ich anrufe?“ Sein Griff wurde noch fester und Sarah wand sich, um sich daraus zu befreien. „Lass mich gefälligst los. Du tust mir weh. Was glaubst du eigentlich was du da tust?“ „Ich mache was mir passt, hast du verstanden. Ich hab dich was gefragt.“ Er wurde immer lauter, so dass schon einige der Anwesenden auf die Situation aufmerksam wurden. Doch niemand wagte es bisher Roberts Attacke auf Sarah zu unterbinden. Die meisten der Männer fühlten sich angesichts seiner Muskelmassen unterlegen und die wenigen Frauen hätten ihm ohnehin nichts entgegenzusetzen gehabt. In Sarah vereinten sich Wut und Panik und als sie schon nicht mehr weiter wusste vernahm sie auf einmal eine ihr äußerst bekannte Stimme. „Können sie mir sagen was sie hier eigentlich von meiner Verlobten wollen?“ Dann konnte Sarah auch das dazu passende Gesicht sehen. Alexander Lorenz hatte sich von hinten der Szene genähert und richtete nun energisch diese Worte an Robert. Dann drehte er sich in ihre Richtung. „Liebling. Alles in Ordnung?“ Robert war dermaßen verblüfft über Alexanders Auftreten, dass ihm die Worte fehlten und er den Griff an Sarahs Arm lockerte, ohne jedoch loszulassen. „Darf ich sie bitten nun endlich die Finger von meiner Verlobten zu lassen.“, wandte sich Alexander erneut an Robert. Seine dunklen Augen funkelten vor Zorn und ermutigt durch sein Einschreiten traten nun doch einige der ansonsten anwesenden Männer näher. Robert lies endlich Sarahs Arm los und sah ihr verächtlich und erstaunt in die Augen. „Verlobte!?“ fragte er nur und bekam prompte Antwort von Alexander. „Sie haben schon richtig gehört, Sarah und ich sind verlobt.“ Alexander starrte Robert regelrecht an und schaffte es tatsächlich ihn damit einzuschüchtern. Von der Seite näherte sich Joachim Langhans der gerade vorbeikam und, verwundert über den plötzlichen Menschenauflauf, Zeuge der geladenen Stimmung geworden war. „Was ist hier los?“, fragte er und ging auf Sarah zu. „Sarah-Schätzchen. Alles Okay?“ „Jaja Jo. Robert wollte gerade gehen.“ Antwortete sie. „Wenn es hier Probleme gibt dann fliegst du raus Robert. Ist das klar!“ Mutig stellte sich der drahtige, aber doch deutlich unterlegene Jo vor Robert in Position. Mit erhobenem Zeigefinger hatte er zu ihm aufgesehen und Robert quittierte seine Worte nur mit einem zornigen Schnauben. „Ihr könnt mich alle mal. Ihr werdet schon sehen was ihr davon habt.“, sprach er und entfernte sich. Die drei Zurückgelassenen blickten ihm hinterher und die anderen gingen nach und nach wieder zu ihren Trainingsgeräten um weiter zu trainieren. „Ihr kennt euch?“, fand Jo wieder Worte nachdem Robert außer Hörweite war. Sarah musste trotz des Schrecks nun doch leise lachen. „Tja…. Und scheinbar sind wir sogar verlobt.“, sagte sie und blickte zu Alexander auf. Sein Blick ruhte etwas länger als normal auf ihr und sie bekam sofort wieder einen roten Kopf. „Ach…das wusste ich ja gar nicht.“, scherzte nun auch Joachim. „Ist euch noch nach Training? Oder habt ihr Lust auf einen Shake oder Kaffee in der Bar. Ich habe Feierabend und lade euch gerne dazu ein. Dabei müsst ihr mir aber alles über eure Verlobung erzählen!“, neckte er weiter und sah die Zwei fragend an. Sarah antwortete als Erste. „Also ich hab tatsächlich erst einmal den Schock zu verdauen. Dieser Widerling. Ich trinke gerne einen Kaffee auf dich Jo.“ Auch Alexander, der bereits sein Training beendet hatte, erklärte sich nur zu gerne bereit auf einen Drink mitzukommen. „Wenn ihr auf mich wartet bis ich geduscht habe?!“ Joachim legte den Arm über Sarahs Schulter. „Ja klar warten wir. Sarah kann mir ja bis dahin berichten….von eurer Verlobung oder so….“, grinste er und zog sie mit sich fort.
In einer Ecke der Bar wollte Jo es nun ganz genau wissen und fragte Sarah aus. Die erzählte ihm in wenigen Sätzen grob die Geschichte von dem kleinen Hund und dem Tierarzt. „Ach hör doch auf. Da steckt doch mehr dahinter. Ich kann es dir doch förmlich an der Nasenspitze ansehen.“ Foppte Joachim seine Freundin und stupste ihr mit dem Zeigefinger, den er noch vorhin mutig gegen Robert erhoben hatte, auf die Nase. „Ich kann dich ja verstehen. Alexander Lorenz ist nun wirklich ein Prachtexemplar von Mann. Der würde mir auch gefallen. Nur glaube ich nicht, dass er auf Männer steht.“, seufzte er gespielt. Sarah musste lachen. Ihr Freund hatte sie im Handumdrehen wieder auf andere Gedanken gebracht. Sie hatte ihn schon sehr vermisst in der letzten Zeit und wieder einmal bekam sie einen Zorn auf ihren Ex-Freund, dem sie zu verdanken hatte, dass sie Jo und den Sportclub, aus Angst ihm zu begegnen, so lange gemieden hatte.
Aus dem Augenwinkel heraus konnte sie beobachten, dass eine große Gestalt sich ihnen näherte. Da war er auch schon wieder. Der Mann der Sarah innerhalb kürzester Zeit wahrlich den Kopf verdreht hatte und ihr so manch unruhige Stunde, voll unreifer Träumereien beschert hatte. Alleine bei seinem Anblick begann sie rot zu werden und das entging dem amüsierten Jo keinesfalls. „Komm setz dich zu uns. Was möchtest du trinken? Ich hole es dir am Tresen.“, sprach er Alexander an als er in Hörweite war. Alexander zeigte auf die Tassen auf dem Tisch und antwortete. „Ein Kaffee wär tatsächlich nicht schlecht.“ Er setzte sich auf den einzig freien Stuhl am kleinen Tisch und sein rechtes Knie berührte dabei das von Sarah. Sie wackelte sofort unruhig hin und her, räusperte sich und stotterte ein unsicheres „Dankeschön für vorhin.“ Während Joachim für Alexanders Kaffee sorgte, saßen die Beiden alleine am Tisch und Alexander nutzte die Gelegenheit um Sarah nach ihrem Peiniger zu fragen. „Was wollte der Typ eigentlich von dir?“ Automatisch war er zum du gewechselt. Die übliche Anrede in diesem Sport-Club. „Ich trau mich ja kaum es zu sagen, aber dieses Arschloch war mein Ex-Freund. Entschuldige den Ausdruck aber etwas anderes fällt mir zu dem Typ nun wirklich nicht mehr ein. Ich weiß nicht was ich an dem jemals gefunden habe.“ Sarah schüttelte gedankenverloren mit dem Kopf. „Macht er dir öfter solche Szenen wie eben?“ „Das war das erste Mal. Aber er ruft ständig an und schickt Kurznachrichten auf mein Handy. Darin wird er so gemein und beleidigend, dass ich sogar schon auf der Polizei war. Aber die können mir nicht helfen. So gerne sie auch würden aber sie haben keine rechtliche Handhabe.“ „Das ist nicht gut.“, wusste Alexander darauf nur zu antworten.
In diesem Moment kam Jo mit einer großen, dampfenden Tasse zurück an den Tisch. „Na Alexander. Hast du dich schon eingelebt in unserer wunderbaren Welt des Schweißes und des perfekten Körpers?“ Alexander lächelte. „Es gefällt mir ganz gut hier, danke der Nachfrage. Bis auf den ein oder anderen Mitstreiter in dieser Hinsicht.“, spielte er auf Robert Himmel an. Joachim wusste sofort wen Alexander damit meinte. „Ich hab Sarah gleich gesagt, dass er nicht der Richtige für sie ist. Ich kenne diese Typen. Kommen hier rein, pumpen ihre Muskeln auf ohne über ihre Gesundheit nachzudenken und spielen sich auf, als wenn sie die Könige wären. Das meinte ich übrigens mit Aufwärmen vor dem Sport ist wichtig. Robert ist so einer…der kommt….geht sofort an die Geräte mit den schweren Gewichten ohne sich vorher entsprechend vorzubereiten, rennt dann hier mit den dicken Armen herum und lässt sich bewundern. Gesund ist das nicht. Lass ihn mal noch ein paar Jahre älter werden, dann hat er nur Probleme mit seinen Gelenken.“ „Das gibt es in der Tierwelt auch.“, lachte Alexander. „Aber wenn sie dann eine Spritze sehen werden sie ganz klein und verkrümeln sich in eine Ecke.“ Sarah saß still in einer Ecke und hörte den Beiden belustigt zu. Interessant, wie gut sie sich doch bereits jetzt verstanden. Obwohl Alexander mittlerweile bestimmt bemerkt hatte, dass Joachim nicht auf Frauen stand, war er kein bisschen gehemmt im Umgang mit ihm. Die meisten Männer hatten Angst, dass jeder schwule Mann sie sofort als Sex-Objekt sieht. Und dann gab es noch die anderen, so wie Robert, die jeden Homosexuellen als Schwuchtel beschimpften und es einfach nicht akzeptieren konnten, dass es auch sexuell anders Orientierte gab. Das war immer ein großes Streitthema zwischen Robert und ihr gewesen. Einerseits beschimpfte er Jo und andererseits konnte er ihre Freundschaft zu ihm nicht akzeptieren und tat stets eifersüchtig. „Nehmen wir doch dich mal als Beispiel.“, philosophierte Jo weiter. „Aus deinen Unterlagen weiß ich, dass du zweiundvierzig Jahre alt bist. Das sieht man dir überhaupt nicht an. Du treibst vernünftigen Sport, ernährst dich wahrscheinlich gesund und du siehst top aus. Hab ich nicht recht Sarah?“, drehte ihr Freund sich zu ihr um und forderte sie so regelrecht heraus. „Ähhh….ja…!!“, stotterte sie. Warum brachte Jo sie nur derart in Verlegenheit? Alexander lachte nur und schaute sie an. „Das mit der Ernährung stimmt aber nicht so ganz. Manchmal esse ich auch ganz gerne mal eine Pizza, nicht wahr Sarah?“ Ach herrjeh. Jetzt der auch noch. Was machten die zwei nur mit ihr?