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Christian und Herr Hitler

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Christians Kindheit fällt zusammen mit der Ära Adolf Hitlers. In dem Jahr als er geboren wurde, übernahm Hitler fünf Tage später die Macht in Deutschland.

Christian lernt schnell, dass man an politischen Feiertagen die deutsche Fahne aus der Abstellkammer holen muss, um sie am Fenster zu hissen. Und solche Feiertage gibt es viele: Reichskriegertag, Heldengedenktag, Führers Geburtstag, Tag der Machtergreifung, Tag der Wehrmacht und so weiter.

Im Sommer 1938 kommt Adolf Hitler nach Kassel. Christian steht mit vielen anderen Menschen an der Leipziger Straße, als sich der Konvoi vom Waldauer Flugplatz in die Innenstadt bewegt. Zusammen mit seiner Mutter folgt er dem Zug auf den Friedrichsplatz. Dort sind große Tribünen aufgebaut. Die ganze Stadt hat die Flaggen aufgehängt und die Bevölkerung bereitet Hitler einen begeisterten Empfang. Der Triumphzug des Machthabers endet auf der Karlswiese vor der Orangerie. Dort hält Hitler eine flammende Rede an sein Volk. Christian ist schwer beeindruckt, von den markigen Worten und ausladenden Gesten, die den Führer kennzeichnen. Noch weiß er ja nicht, was in den folgenden Jahren auf ihn und die deutsche Bevölkerung zukommen wird.

1939 findet der Reichskriegertag in Kassel statt. Christian ist sechs Jahre alt und will unbedingt den groß angekündigten Fackelzug sehen. Weil der beste Effekt sich dabei natürlich erst in der Dunkelheit einstellt, lässt sich seine Mutter überreden, mit ihm dort hinzugehen. Er findet es toll, wie die SA- und SS-Formationen, das sind die Schutztruppen, zu deren Aufgaben der Schutz von Hitler gehört, mit ihren Fackeln und den Musikkapellen zum Marställer Platz marschieren.

In seiner Familie ist Politik ein Thema, über das man nur hinter vorgehaltener Hand spricht. Der Teil der mütterlichen Verwandtschaft bevorzugt eigentlich den Kommunismus, in dem alle das Gleiche besitzen sollen. Die Kommunisten gelten als Feinde von Hitler und werden verfolgt. Die väterliche Verwandtschaft steht hinter Hitler. Deshalb vermeidet man dieses Thema nach Möglichkeit. So gibt es auch keinen Streit, zumal einer seiner Onkel bei der ›Grünen Polizei‹ ist. Diese gilt als Zulieferer der ›Gestapo‹, der Geheimen Staatspolizei. Was der Onkel aber nicht weiß, kann er auch nicht weitergeben.

Christian ist noch zu jung, um das Problem der Juden zu verstehen. Zwar sieht auch er die vielen Menschen, die plötzlich den Judenstern tragen müssen, begreift aber nicht warum. Von Rassenlehre versteht er noch nichts, aber in der Schule lehrt man ihn, warum die Juden den Deutschen schaden. Für ihn ist der Jude identisch mit dem ›schwarzen Mann‹,der als böse wirkender ›Kohlenklau‹ an jeder Litfaßsäule hängt. Wobei dieser eigentlich nur vor Vergesslichkeit beim Ausschalten des Lichtes warnen soll. Aber dessen Gesichtszüge werden mit dem jüdischen Aussehen gleichgesetzt. So glaubt er, dass es jener unheimliche, Mann ist, der scheinbar hinter jeder Tür lauert, um zu töten oder zu stehlen. Da er persönlichen niemanden kennt, der so aussieht, hat er auch keine Angst vor den Menschen mit dem gelben Stern.

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