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Kapitel 1
ОглавлениеLucas, 26. September
Mit Schwung bog Lucas von der Forst in Höhe des Parkplatzes vom Café Christgen in die lange Auffahrt zur Gemeinschaftswohnanlage. Er war spät dran, der Verkehr auf der B 236 war mal wieder das Letzte gewesen. Heute war die turnusmäßige Fensterreinigung der Senioren-WG, der Pflegeabteilung, des Gemeinschaftssaals und des Treppenhauses im Haus Unverhofft dran. Das würde ganz schön knapp werden, wenn er noch ohne zu hetzen ins Stadion kommen wollte. Vielleicht konnte er ja das Treppenhaus auch nächste Woche mitmachen, wenn er die Fenster in den Einzelwohnungen im Haus Freie Vogel zu putzen hatte. Frau Sommerfeld, die Leiterin der Pflegeabteilung und „Hüterin“ der Bewohner der Senioren-WG war da nicht so. Lucas grinste. Die war selber BVB-Fan und würde schon verstehen, dass er heute Abend zum Champions League Spiel gegen Real musste.
Während er die Einfahrt hochfuhr, drosselte er die Geschwindigkeit auf Schritttempo. Wie immer warf er sicherheitshalber einen Blick in die Parkanlage, die sich zwischen Café und Wohnanlage erstreckte. Auch wenn um diese Uhrzeit meistens nichts los war, konnte man sich doch nie sicher sein, dass nicht plötzlich ein alter Mensch oder ein Kind auf den Weg lief.
Da lag doch jemand im Teich! Lucas bremste so abrupt, dass er den Motor abwürgte. War das etwa die Wurzbach? Er sprang aus seinem Lieferwagen und war in wenigen Sätzen an dem kleinen Weiher. Tatsächlich, die Wurzbach! Ohne groß nachzudenken, umfasste er ihre Fußgelenke und zog sie soweit auf den frisch gepflasterten Weg, dass ihr Kopf nicht mehr unter Wasser lag. Dann packte er sie an Hüfte und Achsel und wuchtete den schlaffen schweren Körper auf den Rücken. Ein Arm schwang dabei herum und streifte seine Brust. Die Frau war unverkennbar tot. Aus und vorbei. Nichts mehr zu machen.
Lucas rief den Polizeinotruf, nannte seinen Namen, beschrieb die Sachlage und den Ort. Als er mit zittrigen Fingern sein Handy in der Brusttasche seiner Latzhose verstaute, entdeckte er durch die Büsche hindurch die alte Frau Körner. Sie stand mitten auf der Wiese zwischen Teich und Wohnanlage. Für das kalte Wetter war sie viel zu dünn angezogen.
„Frau Körner, was machen Sie denn hier? Haben Sie was gesehen? Wissen Sie, was da passiert ist?“ Lucas wies mit der Hand in Richtung der Leiche, aber er bekam keine Antwort. Als er zu ihr hinüberging, schien die alte Dame durch ihn hindurchzusehen. Sie war wohl in Gedanken woanders, wie öfter in letzter Zeit. Lucas gab es auf, sie weiter zu befragen. Kurz entschlossen legte er einen Arm um sie und lenkte sie am Teich vorbei zum Café Christgen, das direkt an den Park grenzte. Der Anblick der Toten rührte sie nicht. Wie in Trance schaute sie über die Leiche hinweg.
In der Notrufzentrale hatten sie ihm gesagt, dass er im Park auf das Eintreffen der Polizei warten sollte, aber Frau Körner musste schnellstens ins Warme. Vom Christgen aus würde er den Streifenwagen genauso gut kommen sehen. Das Café war mollig geheizt. Lucas brachte die noch immer schweigende Frau an einen Fenstertisch. Er erklärte der Inhaberin, was geschehen war, und bat sie, der Frau Körner einen heißen Kakao zu bringen. Für sich bestellte er einen Espresso. Erst jetzt fiel ihm auf, dass seine Hosenbeine und die Arbeitsjacke feucht geworden waren, vielleicht trockneten die Sachen schnell in der Wärme.
Durch die breite Fensterfront hatte Lucas den Park mit seinem alten Baumbestand und den Teich mit der Toten gut im Blick. Die alten Leute hielten Mittagsruhe, die Grundschul- und Kindergartenkinder ebenfalls, die älteren Schulkinder waren noch nicht auf dem Heimweg und die Angestellten aus dem nahen Gewerbegebiet, die regelmäßig im Café zu Mittag aßen, waren längst wieder an ihren Arbeitsplätzen. Die ruhigste Zeit war wirklich zwischen halb zwei und halb drei.
Lucas spürte Frau Körners kalte Hand auf seiner Rechten. Sie sah ihn liebevoll an. „Was für ein Glück, dass wir uns wiederhaben.“ Ihre ersten Worte nach dem Zusammentreffen am Teich freuten ihn. Endlich ging es der alten Dame besser. Doch dann verschwand das Lächeln aus ihrem Gesicht und sie wirkte ängstlich.
„Kurt, du musst mir was versprechen. Das musst du unbedingt. Wenn wir mal Kinder haben, sperren wir sie nie in den Keller. Hörst du? Niemals! Versprichst Du das?“ Nach einer kleinen Pause fügte sie hinzu: „Sonst kann ich dich nämlich nicht heiraten.“
Er begriff sofort, dass sie von alten Zeiten sprach. Nicht zum ersten Mal hielt sie ihn für ihren verstorbenen Mann. Manchmal verwechselte sie ihn auch mit ihrem Sohn Michael, der in Düsseldorf lebte. Beruhigend tätschelte er ihre Hand.
,,Hoch und heilig verspreche ich das. Nie und nimmer sperren wir irgendjemanden in den Keller!‘‘
Sie entspannte sich etwas, trank ein Schlückchen von ihrem heißen Kakao und verfiel wieder in Schweigen. Lucas löste vorsichtig seine Hand aus ihrer Linken, wobei sich der Ärmel ihrer Strickjacke verschob. Ihm schien, als hätte sie einen blauen Fleck am Handgelenk. Doch bevor er genauer hinsehen konnte, hatte sie schon beide Ärmel bis zum Daumenansatz heruntergezogen und hielt sie mit den zur Faust gekrümmten Fingern fest. Sie kreuzte beide Fäuste vor der Brust und zog die Schultern hoch. Einen Augenblick später ließ sie die Arme sinken, strahlte ihn an und erklärte, als ob sie lange und gründlich darüber nachgedacht hätte: „Das ist gut, Kurt. Dann heiraten wir auch bald.“
Ein paar Minuten später fuhr ein Streifenwagen die Zufahrt hoch. Lucas bat Ellen, ein Auge auf die alte Frau zu haben, und lief dem Auto hinterher.
„Haben Sie uns angerufen?“, fragte der Fahrer, der als Erster ausstieg. Er hatte direkt hinter Lucas’ Firmenwagen geparkt. Seine junge Kollegin schwang sich ebenfalls aus dem Wagen und beäugte ihn misstrauisch. „Sie haben also eine tote Frau gefunden? Wo denn?“
Lucas zeigte hinüber zum Teich, der keine zwanzig Meter vom Weg entfernt lag. Die Polizistin trottete gemächlich dorthin. „Und woher wussten Sie, dass die Frau tot ist?“, rief sie herüber.
„Weil ich sie rausgezogen und umgedreht habe.“
„Was, Sie haben die Leiche bewegt? Sind Sie denn von allen guten Geistern verlassen? Inzwischen weiß doch jedes Kind, dass man sowas bleiben lässt!“ Ihr Ton wurde scharf.
„Sie hätte ja noch leben können“, rief er aufgebracht zurück. „Ich dachte, vielleicht kann ich noch helfen. Ich dachte, vielleicht ist sie unglücklich gestürzt ...“
„Schon gut, hätte ja auch sein können“, sagte der ältere Beamte, offensichtlich bemüht, ihn zu beschwichtigen. „Kommen Sie mal mit rüber an den Teich. Was haben Sie denn nun gemacht, als Sie die Frau entdeckt haben? Kennen Sie sie übrigens?“
„Ja, die kenne ich. Das ist Frau Wurzbach, eine Altenpflegerin aus dem Unverhofft. Da hinten, die Alten-WG mit Pflegestation. Ich hab’ sie schon vom Wagen aus an ihrer Kleidung erkannt. Sie hat immer diese knalligen Hosen an und trägt ständig solche Glitzersneaker. Außerdem macht sie oft ’ne Pause am Teich und pafft sich eine.“
Der erste Tote, den Lucas in seinem Leben gesehen hatte, war sein Freund und Mentor Hubert Kowalski gewesen. Vor sechs Jahren war das. Das war wenigstens ein natürlicher Tod in einem Krankenhausbett gewesen. Traurig und kein Erlebnis, an das er gerne dachte. Aber solch ein Tod, hier im Teich? Obwohl er am liebsten gar nicht hinsehen wollte, konnte er den Blick nicht von der Leiche wenden. Sie war schrecklich anzusehen. An der linken Schläfe hatte sie eine gezackte blutige Wunde, Gesicht und Haare waren voller Schlamm, Augen und Mund standen weit offen. Auch auf den Zähnen und der Zunge schimmerte der eklige grünlich-schwarze Modder. Diese scheißverdammten Enten, dachte Lucas. Jeden Tag fütterten die alten Leute die Viecher. Das Entenpaar hatte es mit seinen Küken geschafft, den kleinen Teich völlig zuzukacken. In so einem Dreck zu sterben! Frau Wurzbach und ihn konnte man beim besten Willen nicht als Freunde bezeichnen, aber so etwas gönnte man nicht seinem ärgsten Feind. Jetzt setzte auch noch Starkregen ein und schlug ihr mitten ins ungeschützte Gesicht. Die junge Polizistin rannte zum Einsatzwagen und holte eine Plane, um die Leiche abzudecken.
„Hallo, der Herr, haben Sie nicht gehört?“, fragte der Polizist.
„Mmh?“
„Ich habe Sie nach Ihrem Namen gefragt.“
„Lucas von der Forst. Mit C und F“, erklärte er automatisch. Dauernd schrieben die Leute seinen Namen falsch. Adresse und Telefonnummer können Sie vom Wagen abschreiben.“ Er zeigte auf den roten Lieferwagen mit der verschnörkelten Aufschrift Gebäudereinigung Kowalski – damit’s blitzt und blinkt. Gleichzeitig drehten beide Beamten ihre Köpfe in Richtung Auto. Er konnte sehen, wie die Polizistin die Aufschrift lautlos vor sich hinsprach und – anscheinend angesichts des 50er-Jahre-Werbespruchs – mühsam ein Grinsen unterdrückte. Lucas fand den Spruch schön. Er hatte etwas altmodisch Ehrliches, genau wie Hubert Kowalski selber, der die Firma schon von seinen Eltern übernommen hatte. Und jetzt gehörte die Gebäudereinigung Kowalski Lucas.
Der Polizist machte sich Notizen. „Sie haben sie also rausgeholt?“
„Ja, sie lag auf dem Bauch im Wasser, so etwa bis zur Taille. Sie hat sich nicht mehr gerührt, aber hätte doch sein können, dass sie noch lebt. Dass man noch was machen könnte.“
„Sonst haben sie nichts verändert?“
„Nein, ich hab’ sofort gemerkt, dass sie tot ist. Da habe ich direkt die 110 angerufen.“
„Die haben Ihnen doch bestimmt gesagt, dass Sie an Ort und Stelle warten sollen, oder?“
„Ja, haben sie. Aber dann habe ich die alte Frau Körner hinter den Büschen stehen sehen, die war völlig daneben. Deswegen habe ich sie schnell ins Café gebracht. In der Zwischenzeit ist aber niemand in den Park gekommen. Darauf habe ich geachtet.“
„Also gibt es vielleicht noch eine Zeugin. Nun gut. Wir sichern erstmal das Gelände. Gehen Sie einstweilen wieder ins Café und warten Sie dort. Später kommt eine Kommissarin von der Mordkommission und befragt Sie.“
Lucas war erleichtert. Nach einem letzten Blick auf Frau Wurzbach lief er zurück ins Christgen. Inzwischen goss es nicht nur in Strömen, sondern es hatte sich auch ein heftiger Wind aufgetan. Viel zu kalt für Ende September, fand er. Er war froh, als er wieder mit Hilde Körner im Warmen saß. Dass sie ihn für ihren Mann hielt, war nicht weiter schlimm. Besser falsch orientiert als überhaupt keine Orientierung, fand Lucas. Er mochte die alte Dame.
Der Reinigungsauftrag im Haus Unverhofft stammte noch von Hubert Kowalski. Lucas hatte nach seinem Tod das Geschäft mitsamt den Aufträgen übernommen. Die Arbeit in der Alten-WG machte ihm Spaß, auch wenn so ein Stinkstiefel wie der Herr Diedrich dabei war, der es nicht lassen konnte, überall seine Nase reinzustecken und die Leute zu belehren. Aber Frau Körner, die mochte er besonders gern. Schade, dass ihre Demenz langsam, aber stetig fortschritt. Noch vor zwei Jahren hatte er sich richtig gut mit ihr unterhalten können. Sie gesellte sich immer gerne zu ihm, besonders wenn er im Garten zu arbeiten hatte. Mit Pflanzen kannte Frau Körner sich gut aus. Einmal hatte sie ihn sogar vor einem Riesenfehler bewahrt, als er Blauen Eisenhut in die Rabatte direkt neben dem Kinderspielplatz pflanzen wollte.
,,Aber Herr von der Forst, das können Sie doch nicht machen! Wissen Sie denn gar nicht, dass die Pflanze ein tödliches Gift enthält?!‘‘
Lucas hatte noch vor Augen, wie sie damals eine große Papierserviette vom Café Christgen und eine rote Stofftragetasche mit Equal-Payday-Aufdruck aus ihrer Umhängetasche hervorkramte. „Geben Sie mal her, die Pflanze“, hatte sie verlangt, „und waschen Sie sich gleich die Hände!“ Mit der Serviette entfernte sie die lose Erde und zeigte ihm die dicklichen Wurzeln. „Stellen Sie sich mal vor, Sie Gartentalent, mit den paar Wurzeln könnten Sie die ganze Altenstation vergiften, ganz zu schweigen von den spielenden Dötzchen hier. Ich nehme die Pflanze jetzt mit und entsorge sie so, dass niemand in Gefahr gerät.“
Sie hatte ihm echt den Arsch gerettet! Nicht auszudenken, wenn einem Kind was passiert wäre! Und jetzt? Jetzt saß sie hier und dachte, er wäre ihr Kurt. Traurig.
Im Park trafen immer mehr Polizeileute ein. Einige liefen in weißen Schutzanzügen herum, andere in zivil. Die beiden Streifenpolizisten von vorhin sprachen mit einer Frau in einem groß gemusterten Mantel und zeigten auf das Café. Das war wohl die angekündigte Kommissarin. Sie warf einen Blick in die Runde, schüttelte ihren Kopf und schaute auf ihre Armbanduhr. Dann ging sie hinüber zum Teich. Wahrscheinlich wollte sie sich erst einmal die Leiche ansehen. Das war die beste Gelegenheit, Frau Körner schnell in die Wohnanlage zu bringen. Die hielt nicht mehr lange durch.
„Ellen, hast du irgendeine Jacke, die Du Frau Körner leihen könntest?“
„Ich hab’ heute Morgen meinen Steppanorak angezogen, den geb’ ich euch, der ist wind- und wasserdicht. Er dürfte nur ein bisschen groß sein.“
Lucas half Hilde Körner auf die Füße, Ellen streifte ihr die Jacke über und schloss den Reißverschluss. „Kommen Sie, ziehen Sie auch mal die Mütze über. Das ist ja scheußlich draußen, nicht Frau Körner? Mit der Mütze haben Sie’s aber schön warm. Der Lucas bringt Sie jetzt nach Hause. Da ruhen Sie sich erst mal ein bisschen aus.“
„Was soll denn das? Ich kann mich immer noch alleine anziehen!“ Hilde Körner riss Ellen die Mütze aus der Hand und stülpte sie sich über. Sie straffte die Schultern, rückte den Anorak zurecht und wendete sich Lucas zu: „Sagen Sie mal, Herr von der Forst, was machen wir denn im Café? Bin ich etwa hier eingeschlafen?“ Sie sah Lucas streng an. „Müssten Sie nicht heute Fenster putzen?‘‘ Bevor er etwas erklären konnte, fügte sie hinzu: „Ich glaube, ich muss mich ein bisschen ausruhen. Komisch, warum bin ich bloß so müde?“ Lucas reichte ihr seinen Arm. Dann marschierten die beiden zügigen Schrittes an den geparkten Polizeiwagen vorbei Richtung Unverhofft.
„Was ist denn hier los, Herr von der Forst? Was macht die Polizei im Park?“
„Ach, da wurde jemand gefunden. Lassen Sie uns mal lieber schnell reingehen bei dem scheußlichen Wetter.“ Frau Körner hatte die Tote tatsächlich vergessen.
Die Heimleiterin schaute den beiden erstaunt entgegen. „Wo kommen Sie denn jetzt mit Frau Körner her?“
„Frau Sommerfeld, stellen Sie sich vor, Frau Wurzbach ist tot! Ich hab’ sie im Teich gefunden. Und Frau Körner stand auf der Wiese in der Kälte.“
Hilde Körner sah ihn verständnislos an, während die Heimleiterin die Hand vor den Mund schlug.
„Was? Doris ist tot?“ Langsam sank ihre Hand vom Mund an die Kehle. „Ich hab’ mich gefragt, was die Polizei da am Teich macht. Man sieht ja nichts von hier aus. Wieso ist denn die Doris tot? Die war doch heute Mittag noch putzmunter. In diesem Teich kann doch kein erwachsener Mensch ertrinken! Das Wasser ist doch höchstens einen Meter tief!“
„Ja, ich weiß auch nicht. Sie hat eine Wunde am Kopf. Es sah aus, als ob jemand sie geschlagen hätte. Vielleicht ist sie dann in den Teich gestürzt und ertrunken. Oder sie war gleich von dem Schlag tot und ist dann in den Teich gefallen. Ich weiß wirklich nicht ...“
„Die Wurzbach tot und ich soll im Park gewesen sein? Was erzählen Sie denn da?“ Die Seniorin funkelte ihn empört an und zerrte am Reißverschluss des Anoraks.
,,Nie und nimmer war ich im Park. Wir haben uns doch im Christgen getroffen.‘‘
Kopfschüttelnd half ihr die Heimleiterin, sich von Anorak und Mütze zu befreien. Während die alte Dame sich grummelnd in ihr Zimmer verzog, nahm Lucas die ausgeliehenen Kleidungsstücke entgegen.
„Frau Sommerfeld, ich muss schnell zurück. Die Polizei will mit mir reden. Die kommen bestimmt auch noch zu Ihnen. Wegen Frau Körner. Die könnte was gesehen haben. Aber ob sie sich erinnert? Im Park war sie völlig neben der Spur. Passen Sie ein bisschen auf, dass die Polizei sie nicht so hart rannimmt?“
„Ja, klar. Natürlich.“
Die Heimleiterin schüttelte immer noch den Kopf. „Die Doris tot, ich kann’s gar nicht glauben ...“
„Ich muss jetzt wirklich. Ich sollte eigentlich auf die Polizei warten. Und ach, die Fenster, das wird wohl heute nichts mehr.“
„Machen Sie sich da mal keinen Kopf, die sind auch nächste Woche noch dreckig. Jetzt laufen Sie mal schnell!“
Mit großen Schritten stürmte er zum dritten Mal an diesem Tag zum Café. Vor dem Eingang stand die junge Frau in dem groß gemusterten Mantel. Sie kämpfte mit ihrem langen grünen Schal, den ihr der Wind ins Gesicht geweht hatte. Als sie sich befreit hatte, schob sie kraftvoll die Tür auf. Er betrat kurz hinter ihr das Lokal.