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Kapitel 1: Schlechte Nachrichten

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„Was machst du da?“

Tristan legte seinen Arm um Leilanis Taille und sah ihr über die Schulter. Ihre Hände und das T-Shirt waren von Mehl und Teig bedeckt, sie roch appetitlich.

„Ich backe ein kleines Brot als Geschenk zum Richtfest. Ist Tradition. Brot und Salz.“

Sie nahm ein wenig von dem Teig ab und hielt Tristan den Finger hin. Der stülpte seine Lippen darüber und lutschte den Teig von dem Finger. Luisa, die das Ganze beobachtete, kicherte albern.

„Hhm! Wusste gar nicht, dass du backen kannst!“

„Du weißt Vieles nicht von mir“, sagte Leilani grinsend und sah ihn liebevoll an. Dann bekam sie beinahe vor Schreck keine Luft mehr, weil Tristan ihr Teig von der Wange und der Nasenspitze leckte.

„Wäre doch jammerschade, wenn das im Abfluss landen würde“, sagte er und sah sie übertrieben unschuldig an.

„Filou!“, fauchte sie, grinste aber.

„Nur bei dir, ma belle. Nur bei dir.“ Seine Lippen pressten sich auf ihren Nacken und seine Zähne knabberten zärtlich an der Haut. Leilani kicherte albern, weil es kitzelte.

„Ging alles glatt mit den Möbeln?“, fragte er zwischen zwei Küssen.

Leilani seufzte ein wenig. „Ja. Die Leute waren pünktlich um 8 Uhr da und hatten in Windeseile die Möbel aufgebaut. Ich habe sie noch ausgewaschen und zum Lüften alles offengelassen. Warum müssen neue Möbel immer so stinken?“

„Ich habe keine Ahnung, mein Herz.“

„Sie verlassen uns doch nicht etwa schon wieder?“, fragte Luisa plötzlich und sah Leilani schockiert an.

„Na ja. Nicht direkt. Ich …“

„Leilani braucht ihren Freiraum, Luisa.“ Tristan ließ Leilani los und ging zu seiner Haushälterin, legte fürsorglich ihren Arm um sie. „Das heißt ja nicht, dass sie für immer weg ist. Wir beide müssen uns noch ein bisschen besser kennen lernen, austes­ten, ob wir beide wirklich für … einen sehr langen Zeitraum zusammenbleiben wol­len.“

Tristan wollte eigentlich `für die Ewigkeit´ sagen, aber er wollte Leilani nicht ver­schrecken.

„Das ist alles so plötzlich gekommen, Luisa“, erklärte Leilani und legte den kleinen Brotlaib auf das mit Backpapier ausgelegte Blech. „Ich hätte es niemals für möglich gehalten, dass Tristan und ich … mehr als nur Freunde werden. Ich brauche Zeit, um es auch wirklich zu verstehen.“

>Das und anderes. <

Tristan hatte den an ihn gerichteten Gedanken empfangen und lächelte Leilani glück­lich an.

„Aber Sie werden doch oft hier sein, nicht wahr?“ Luisa sah Leilani hoffnungsvoll an.

Die junge Frau lachte leise, ging zu der älteren und umarmte diese, obwohl sie voller Mehl war. „Das werde ich, Luisa. Ich würde Sie zu sehr vermissen.“

Tristan zog eine Augenbraue hoch und räusperte sich. Leilani grinste ihn schelmisch an, sagte aber nichts. Sie nahm das Backblech und schob es in den vorgeheizten Backofen.

„So. Das braucht jetzt etwa vierzig Minuten. Und ich brauche eine Dusche.“ Ohne Tristan auch noch eines weiteren Blickes zu würdigen verließ sie die Küche.

>Na warte! So kommst du mir nicht davon! <

Er wollte ihr schon hinterher, als er das typische Knattern einer Harley-Davidson hörte.

>Ben? Was will er denn hier? <

Stirn runzelnd ging er zur Haustür, sah Leilani gerade noch am oberen Ende der Treppe verschwinden und seufzte. >Später. <

Bens Gesicht war angespannt, die Brauen zusammengezogen, die ohnehin schmalen Lippen ein dünner Strich.

„Was ist passiert?“ Tristan war sofort alarmiert.

„In deinem Arbeitszimmer. Hinter verschlossener Tür“, brummte Ben und ging einfach an Tristan vorbei.

>Übel! < Tristans Alarmglocken schrillten in Einem fort.

Als Ben seinen Motorradhelm auf den Schreibtisch legte uns sich in den Stuhl gegenüber Tristans Stuhl setzte, seufzte er und schloss die Augen. Tristan hatte ein ungutes Gefühl, ein verflucht ungutes Gefühl.

„Bitte, Ben. Spann mich nicht auf die Folter. Was ist los?“

„Monstralé ist tot.“

Eiswasser hätte nicht wirkungsvoller sein können. Tristan keuchte auf und sah Ben erschrocken an. „Wie? Durch den Unfall?“

Ben schüttelte den Kopf. „Es war kein Unfall. Wie ich inzwischen weiß hat Mon­stralé den anderen Fiesta-Fahrer geschnitten, zum Halten gezwungen und ihn verprü­gelt. Erst als die Polizei in der Nacht zu Montag eintraf und die Sache klärte, erkannte Monstralé, dass der junge Mann nicht sein Einbrecher war. Jedenfalls ist er unver­sehrt in dieser Nacht wieder nach Hause gefahren. Mit einer Anzeige wegen grob fahrlässigen Eingriffs im Straßenverkehr und Körperverletzung. Aber das ist eigent­lich unwichtig.

Heute Morgen rief mich Rupert an. Er hat über interne Verbindungen mitbekommen, dass auf einem Gestüt am Rande Potsdams ein Blutbad unter den Bewohnern ange­richtet worden war. Da sind bei mir sofort sämtliche Antennen hochgefahren und ich bin dahin. Es ist tatsächlich Monstralé. Und einige seiner Angestellten, Männer wie Frauen.“

Tristan hatte eine Ahnung, aber er hoffte, dass er sich irrte. „Wie?“

„Der Pathologe vor Ort wählte den Terminus `zerfleischt´, Tristan. Ich habe mir Monstralés Leiche angesehen. Ihn hatte es am schlimmsten erwischt. Er war ausge­saugt.“

Tristans Befürchtung bewahrheitete sich. Er schloss die Augen für einen Moment und atmete tief durch. „Hat ein Sterblicher am Tatort irgendwelche Fragen gestellt? Wa­rum du da bist?“

Ben zuckte die Schulter. „Ich habe bei jedem einzelnen die Erinnerung an mich gelöscht und die entsprechenden Digitalfotos auch. Es ist zu 99% unwahrscheinlich, dass sich irgendjemand an mich erinnert oder etwas auf mich hinweist.“

Tristan nickte. Er wusste, dass Ben gründlich vorging. Zu lange arbeitete er schon als Polizist, hatte genug Erfahrung im Manipulieren von Beweisstücken. Auch wenn es gelegentlich vielleicht unmoralisch war, aber es schützte schließlich sein Volk, seine Art.

„Hast du dem Konzil schon Bescheid gegeben?“

„Nein. Ich wollte erst mit dir darüber reden. Und du solltest Leilani nichts sagen!“

`Lüge mich niemals an. Egal, wie sehr die Wahrheit mir auch weh tun wird. Oder ob du mich mit einer Lüge schützen willst. Tu es nicht! ´

Tristan schüttelte den Kopf. „Nein, Ben. Ich habe ihr geschworen, sie nie anzulügen. Ich fange gar nicht erst damit an.“

„Aber du lügst sie doch nicht an. Du verheimlichst ihr etwas!“

Tristan sah Ben vorwurfsvoll an. „Das ist das Gleiche, Ben!“ Er machte seinen Com­puter an und starrte aus dem Fenster.

„Glaubst du, es war Darius?“, fragte der Flame in die belastende Stille.

„Ja.“

„Warum?“

„Als Leilani und ich uns in der Kammer unter der Treppe versteckten, hat Monstralé telefoniert. Bisher habe ich dem Telefonat keine Bedeutung beigemessen, aber jetzt!“

„Was hast du gehört?“

Tristan schloss die Augen und kramte sich die Wortfetzen hervor, die er gehört hatte. Gut, er war abgelenkt gewesen. Zum einen durch seine Panikattacke, zum anderen durch Leilanis Ablenkungsmanöver in Form eines Kusses.

„Ähm …. Er sagte, dass `er´ da gewesen sei. Damit meint er wohl mich. `Sie´ habe er nicht gesehen. Damit wäre wohl Leilani gemeint. Durch die Maskerade und die Kon­taktlinsen hat er sie vermutlich nicht erkannt. Und `Güldensteen´ habe ihm seinen `Fick versaut´. Ach ja. `Die beiden waren auch da´. Damit meinte er offensichtlich Jan und Helena.“

Ben schnalzte mit der Zunge. Seine eisblauen Augen waren dunkler geworden. „Klingt wirklich, als ob er über uns geredet hatte. Das ist aber kein Beweis dafür, dass es sich um Darius handelt.“

„Ich weiß“, seufzte Tristan und rieb sich mit beiden Händen sein Gesicht. „Aber alles passt irgendwie zusammen. Die Manipulation Leilanis, der Auftrag, die Einladungen zu diesem Ball, wir waren alle zusammen. Tobias hat mir berichtet, er habe auch eine Einladung zu dem Ball gehabt, aber da er Monstralé nicht kennt und er solche Bälle nicht mag, wollte er auch nicht dorthin.“

„Das ist allerdings merkwürdig, das gebe ich zu.“ Ben holte sich ein Zigarillo aus einem Silberetui und zündete es sich an. Er bot Tristan einen an, der lehnte dankend ab. „Trotzdem sollten wir Darius nur als eine Möglichkeit sehen, nicht gleich als Täter abstempeln.“

Tristan sah Ben entgeistert an. „Du tust ja gerade so, als ob Darius ein Unschulds­lamm wäre. Was ist denn in dich gefahren?“

„Tristan, ich weiß ebenso wie du, dass Darius mehr Dreck am Stecken hat als alle anderen bösen Vampire zusammen. Trotzdem können wir ihm nicht ein Verbrechen andichten, wenn er es vielleicht nicht begangen hat!“

Tristans Nasenflügel bebten. „Frage: Sah der Tatort aus, als ob ein einzelner Vampir oder vielleicht mehrere gewütet haben?“

Ben runzelte die Stirn. „Mindestens drei, wahrscheinlich vier.“

Tristan beugte sich über seinen Schreibtisch und fixierte den Flamen. „Darius hat immer drei Untergebene bei sich. Die sind ihm hörig, bis in den Tod. Es sind von ihm gewandelte, unterrichtete Vampire. Wenn Darius zu denen sagt, sie sollen springen, dann fragen sie nur aus welcher Höhe.“

Es klopfte an der Tür.

„Herein!“ Tristan setzte sich wieder ins einen Stuhl lockerer hin, trotzdem war er innerlich angespannt.

„Ich habe die Harley gehört!“ Leilani betrat lächelnd das Arbeitszimmer. „Und da wollte ich Ben `Hallo´ sagen.“

Der Flame erhob sich lächelnd und umarmte die junge Frau. >Sag es ihr nicht! <

„Ihr habt doch was!“ Leilani fiel die Anspannung Tristans und Bens zurückhaltende Art sofort auf. Fragend sah sie Tristan an. Einen Moment zögerte er, dann holte er tief Luft und berichtete ihr, was er durch Ben gerade erfahren hatte. Leilani wurde blass, presste die Lippen zusammen.

„Darius“, sagte sie leise.

„Wahrscheinlich, Lani.“ Tristan beobachtete sie, wie sie mit der Information umging.

„Danke, dass du mir das nicht verschwiegen hast, Tris. Das bedeutet mir sehr viel.“

Tristan sah Ben kurz an und zog eine Braue hoch. >Siehst du? <

Ben seufzte, schüttelte den Kopf. Leilani sah zwischen den Männern hin und her. „Was noch?“

„Ich wollte nicht, dass er dir das erzählt“, gestand Ben und sah Leilani entschuldi­gend an.

„Ben. Darius ist Realität. Mein Stiefvater Hagen Sörensen war Fiktion. Das heißt, der Mann, den ich als Hagen Sörensen kannte, existiert nicht mehr, hat nie existiert. Darius ist für den Tod meiner Eltern verantwortlich, er hat mich zwanzig Jahre mani­puliert. Ich glaube, ich habe jedes Recht zu erfahren, was es für Neuigkeiten seinet­wegen gibt. Und was Monstralé betrifft: es tut mir leid, dass er tot ist. Er war zwar ein … Schuft, aber so einen Tod hat niemand verdient.“

Bens Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. „Mädchen, du bist einfach großartig. Wenn du jemals Hilfe brauchst, egal, worum es sich handelt, ich bin für dich da.“

Tristan ließ ein kleines, besitzergreifendes Knurren hören und seine Augen blitzten dunkelgrün. Leilani ignorierte es absichtlich. „Auch beim Shoppen?“

Ben grinste noch breiter und seine Narben verschwanden beinahe. „Ich denke, da machen wir ´ne Ausnahme. Obwohl .... Es kommt darauf an, was du einkaufen willst.“ Er wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

Tristans Knurren wurde lauter.

„Bist du nächste Woche noch in der Stadt?“, wollte Leilani wissen.

„Ja. Wir können uns auf ein Kaffee treffen und dann …“

„Es reicht!“, donnerte Tristan und sein Gesicht war hochrot vor Wut. Seine Augen verschossen schwarze Blitze.

Leilani lachte leise, ging zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß. Sie strahlte ihn an, legte die Arme um seinen Hals und küsste ihn zärtlich. „Oh, Tristan. Ich vertraue dir, du solltest mir auch vertrauen. Ben und ich sind nur Freunde.“

„Yep. Bestätige.“ Ben nahm seinen Helm und grinste Tristan an. „Konnte eben einfach nicht widerstehen, dich zu ärgern. Leilani ist Tabu, und das respektiere ich. Wir sehen uns morgen beim Richtfest.“

„Oh Mann!“, stöhnte Tristan, immer noch nicht völlig besänftigt, nachdem sich die Tür hinter Ben geschlossen hatte.

Leilani streichelt seinen Nacken, massierte ihn sanft. „Es tut mir leid, Tris. Ich verspreche dir in Zukunft nicht mehr mit anderen Männern zu flirten.“

Tristan zog einen Flunsch. „Ich bitte darum“, knurrte er missgelaunt. „Ich muss noch rasch einen Bericht an das Konzil mailen, dann gehört meine ganze Aufmerksamkeit dir, Geliebte.“

„Und ich muss mal nach dem Brot sehen.“ Sie gab ihm einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze und ging hinaus.

>Ich war tatsächlich eifersüchtig! <

Tristan schüttelte den Kopf, musste dann etwas kichern.

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