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b) Die Notwendigkeit der Denkmöglichkeit biblischer Weltsicht

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Nur wenige Theologen des 20. Jahrhunderts haben sich die Mühe gemacht, den Dialog mit naturwissenschaftlichen Weltanschauungen zu führen. Herausragend ist jedoch nach wie vor der Physiker und Theologe Karl Heim (1874–1958). Alles, was Heim als Ertrag seines Lebens in den sechs Bänden: »Der Evangelische Glaube und das Denken der Gegenwart«22 vorgelegt hat, ist eine epochemachende Auseinandersetzung zwischen Philosophie, Naturwissenschaft und Theologie und damit zugleich eine überzeugende Konfrontation des Weltbildes der Aufklärung mit dem des biblisch begründeten Glaubens. Das Ziel der Auseinandersetzung ist die Überwindung der Alleinherrschaft, ja der Vergötzung eines gegenständlichen Weltbildes des Wissenschaftsglaubens. Wohl soll – gemäß Heim – das gegenständlich-wissenschaftliche Denken seinen eigenständigen Sinnraum behalten. Doch sein Totalitätsanspruch muss abgewiesen werden. Hinter aller sichtbaren Wirklichkeit ist die unsichtbare Wirklichkeit wahrzunehmen. Der Raumbegriff wird Heim dabei zum Schlüssel der Denkmöglichkeit. Er unterscheidet unterschiedliche Sinnräume, die sich gegenseitig durchdringen, deren Wirklichkeit aber nicht einfach in die gegenständliche Welt gepresst werden darf. So ermöglicht er ein Denken von unsichtbarer und sichtbarer Wirklichkeit, von Denken und Glauben, ein dynamisches Weltbild. Ähnliche Ansätze wagte Horst W. Beck in seinen Ausführungen für eine interdisziplinäre Theologie.23 Diese – vielfach sehr verschachtelten und kompliziert beschriebenen – Denkansätze können sich als hilfreich erweisen, wenn es um eine Darlegung christlicher Positionen zu einem zukunftsfähigen Weltbild geht. Die Zielstrebigkeit der Argumentation hat häufiger zu dem Vorwurf geführt, hier werde der Versuch unternommen, mit den Argumenten eines naturwissenschaftlichen Ansatzes eine Art Gottesbeweis vorzulegen. Ohne Zweifel setzen Heim und seine Schüler bei der Bemühung um eine Denkmöglichkeit des christlichen Glaubens an. Dieses bedeutet jedoch nicht, dass damit eine Denknotwendigkeit gegeben ist.

Ganz anders geprägt ist die Auseinandersetzung mit einem religiösen Weltverständnis der Postmoderne. Will man einen ähnlichen Dialog – wie Heim auf dem Gebiet der Naturwissenschaft – wagen, so sieht man sich nicht einem mehr oder weniger einheitlichen Denkansatz gegenübergestellt, sondern einer Vielzahl unterschiedlicher Denk- und Erkenntniszugänge. Zudem stellt sich die ernstzunehmende Frage, ob der Dialog überhaupt auf der Ebene der denkerischen Bewältigung geführt werden kann. Erkenntnis und Erlebnis liegen hier dichter beieinander als in der Auseinandersetzung mit naturwissenschaftlicher Weltsicht. Dennoch darf sich der Dialog nicht einfach auf eine Erlebnisebene oder eine Erweiterung des Weltbewusstseins beschränken. Auch Erfahrungen und Bewusstsein wollen beschrieben und denkerisch so weit wie möglich erfasst werden.

Und wenn die Welt voll Teufel wär ...

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