Читать книгу Hertensteiner Gespräche in Heilbronn - Heinrich Kümmerle - Страница 2
ОглавлениеVorwort
Die Hertensteiner Gespräche finden dieses Jahr bereits zum vierten Mal, nämlich am 19. und 20. September 2020, statt und sind inzwischen ein fester Bestandteil im Vorhabenkanon der Europäischen Föderalisten. Die Hertensteiner Gespräche sind nunmehr in einer ersten Gesprächsreihe auf insgesamt 12 Gesprächsrunden festgelegt, wobei in den ersten zehn Jahren die unterschiedlichsten Themen, welche allesamt aus den zwölf Punkten des Hertensteiner Programms vom 21. September 1946 resultieren, von den jeweiligen Gesprächsteilnehmern aufgegriffen und den heutigen Bedürfnissen entsprechend erweitert oder auch abgeändert werden. Im Jahr 2027, bei den 11. Hertensteiner Gesprächen, sollen dann die Ergebnisse der ersten zehn Gesprächsrunden thematisiert und diskutiert werden, um letztendlich 2028 bei den 12. Hertensteiner Gesprächen eine gemeinsame Erklärung zum Hertensteiner Programm von 1946 abgeben zu können.
Bis dahin ist der Weg das Ziel, welcher allen Beteiligten möglichst transparente, interessante, vielfältige und auch ergebnisoffene Gespräche und dies in einer sehr angenehmen Atmosphäre bieten soll, die jedem Mitmacher mehr Lust auf Demokratie und inhaltliche Auseinandersetzungen machen. Mit Veröffentlichung der Gesprächsergebnisse kommen wir jetzt einer gemeinsamen Forderung der 2. Hertensteiner Gespräche nach.
Wenn Sie mehr über das Hertensteiner Programm oder die Geschichte der Europäischen Föderalisten erfahren möchten, dann empfehle ich Ihnen mein Buch „Europa ist für alle da! – Vom Homo sapiens zum Homo Europaeus“.
Die hier veröffentlichten Ergebnisse der Hertensteiner Gespräche sollen allen Interessierten Lust zur Teilnahme machen und den Gesprächsteilnehmern eine gute Zusammenfassung der bisherigen Gesprächsverläufe bieten.
Ich bedanke mich bei allen Moderatoren, Protokollanten, Organisatoren, Impulsgebern und Diskutanten für deren Teilnahme und das dabei gezeigte Engagement. Auch möchte ich es nicht versäumen, mich bei den Akteuren der Rahmenprogramme zu bedanken, die den Hertensteiner Gesprächen eine weitere Note mit hinzugefügt und für diese damit ein ganz eigenes sehr harmonisches Gesprächsumfeld geschaffen haben.
Hertensteiner Programm vom 21. September 1946
1 Eine auf föderativer Grundlage errichtete, europäische Gemeinschaft ist ein notwendiger und wesentlicher Bestandteil jeder wirklichen Weltunion.
2 Entsprechend den föderalistischen Grundsätzen, die den demokratischen Aufbau von unten nach oben verlangen, soll die europäische Völkergemeinschaft die Streitigkeiten, die zwischen ihren Mitgliedern entstehen könnten, selbst schlichten.
3 Die Europäische Union fügt sich in die Organisation der Vereinten Nationen ein und bildet eine regionale Körperschaft im Sinne des Artikels 52 der Charta.
4 Die Mitglieder der Europäischen Union übertragen einen Teil ihrer wirtschaftlichen, politischen und militärischen Souveränitätsrechte an die von ihnen gebildete Föderation.
5 Die Europäische Union steht allen Völker europäischer Wesensart, die ihre Grundsätze anerkennen, zum Beitritt offen.
6 Die Europäische Union setzt die Rechte und Pflichten ihrer Bürger in der Erklärung der Europäischen Bürgerrechte fest.
7 Diese Erklärung beruht auf der Achtung vor dem Menschen, in seiner Verantwortung gegenüber den verschiedenen Gemeinschaften, denen er angehört.
8 Die Europäische Union sorgt für den planmäßigen Wiederaufbau und für die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Zusammenarbeit sowie dafür, dass der technische Fortschritt nur im Dienste der Menschheit verwendet wird.
9 Die Europäische Union richtet sich gegen niemand und verzichtet auf jede Machtpolitik, lehnt es aber auch ab, Werkzeug irgendeiner fremden Macht zu sein
10 Im Rahmen der Europäischen Union sind regionale Unterverbände, die auf freier Übereinkunft beruhen, zulässig und sogar wünschenswert.
11 Nur die Europäische Union wird in der Lage sein, die Unversehrtheit des Gebietes und die Bewahrung der Eigenart aller ihrer Völker, größer oder kleiner, zu sichern.
12 Durch den Beweis, dass es seine Schicksalsfragen im Geiste des Föderalismus selbst lösen kann, soll Europa einen Beitrag zum Wiederaufbau und zu einem Weltbund der Völker leisten.