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XIV
Familienrat
ОглавлениеAnfangs fühlte er sich versucht, den Betrag der verlorenen Wette mit der Post an Ratibohr abzusenden. Als er ihn dennoch persönlich überreichte, ganz öffentlich im großen Salon des Klubs, gelang es ihm, dabei so gefährlich auszusehen, daß keiner eine Frage laut werden ließ. Aber die Ehre der Welt vermochte nicht die Einbuße an Selbstachtung zu ersetzen, die jener würdelose Auftritt mit dem Ehepaar Pimbusch dem jungen Manne zugefügt hatte. Eine schale, tief unbefriedigte Stimmung war zurückgeblieben; er betäubte sie zeitweilig durch ungewöhnliche Einfälle.
»Solche Erlebnisse«, meinte er, »verdanken wir dem modernen Wahnsinn, der die Frau zum Individuum erhoben hat. Die einzelne macht sich zu breit in unserm Dasein, wir zeigen ihr zuviel von unserer Seele, das beeinträchtigt ihren Respekt. Ich hätte nicht übel Lust, mir eine Jacht zu kaufen, was jetzt ohnehin jeder anständige Mensch tun muß, und die Kajüte mit Odalisken zu bevölkern.«
Inzwischen stellte er Nachforschungen nach dem jungen Mädchen an, das ihm einst, in den Zeiten des Café Hurra, seine Hemden aus Liebe gewaschen hatte. Mit Freibilletts, auf die sie damals vergeblich gewartet hatte, konnte er sie jetzt überschütten. Wie würde sie glücklich sein und stolz auf ihn! Aber ihre Herrschaft hatte sie weggeschickt, weil sie bei den Kunden mehr auf körperliche und geistige Vorzüge als auf Zahlungsfähigkeit geachtet hatte. Sie blieb unauffindbar.
Die fade Blondine, die ihn einst so tief verletzt hatte, thronte noch immer an dem Buffet in der Potsdamer Straße.
Andreas schielte nach ihr, sooft er vorbeiging. Er plante Überraschungen.
›Wenn ich sie des Abends in einer finsteren Seitengasse durch ein paar sichere Leute gefangennehmen und in einen bereitgehaltenen Wagen werfen ließe! Wenn sie, in einem unbekannten Verstecke angelangt, die Binde von den Augen nehmen dürfte und sich inmitten seidener Möbel in geschliffenen Spiegeln wiedersähe, in einem Schlafgemache, wo Gewänder aus Sammet und Spitzen sie einlüden! Wenn dann die Tür sich öffnete, und ich, dem sie ehemals ihre Geringschätzung ausgesprochen hat, träte ein mit verschränkten Armen und einem Blick voll Hoheit! Nein, das wäre theatralisch; ich würde tun, als ob nichts geschehen sei.‹
Auch dies blieb Gedanke. Dagegen schrieb er eines Tages an Fräulein Sophie Levzahn, Dorotheenstraße, er müsse bei seinem Auszuge einen seiner Halskragen dort vergessen haben. Gewiß habe sie ihn aufgehoben, und wenn sie selbst ihn bringen möchte, so werde ihr Besuch ihn ganz besonders erfreuen.
Sie kam, als er die Hoffnung schon aufgegeben hatte. Ihr Gesicht, von der Hitze leicht gerötet, sah weniger müde aus unter dem schwarzen Federhut. Das verschlissene Sommerjackett war nicht fleckenlos, die Handschuhe dufteten nach Benzin. Andreas rief dennoch voll Vergnügen: »Sie sind mir also nicht mehr bös, Fräulein Sophie?«
»Darum doch man keine Feindschaft«, entgegnete sie.
Er tat eine unbedachte Frage.
»Haben Sie denn damals das Geld eigentlich bekommen?«
»Was meinen Sie denn?«
»Na, die – Entschädigung, die Sie von meiner – meiner Tante verlangten?«
Sie murmelte: »Es war doch bloß wegen Muttern. Die alte Frau hat so ’ne Begriffe von Anstand und so weiter. Was ich selbst bin, ich kenne doch den Betrieb, und wie die jungen Herren es alle machen.«
Er beschwichtigte sie, indem er den Arm um ihre Hüfte legte und ihren Hals zu küssen versuchte. Sie sträubte sich kokett, aber ihre Miene behielt unter dem gefälligen Lächeln die Verdrossenheit aller ihrer ewig nachgetragenen Enttäuschungen.
»Ihnen ist es seitdem wohl noch immer besser gegangen?« bemerkte sie, und ihre hellen Wuchereraugen schätzten die Einrichtung seines Arbeitszimmers ab.
»Oh, daran fehlt es nicht. Ich habe Glück, wissen Sie, Sophiechen. Es reißt nie ab, es kommt noch immer schöner.«
Er führte sie durch die Wohnung, dann nahmen sie an der Frühstückstafel Platz.
»Und Ihnen?« fragte er. »Sie sind noch hübscher geworden, wie steht es denn zu Hause?«
»Wie soll es wohl? Da ist nichts zu wollen. Wer nichts hat, kriegt auch nichts, und Mutter liegt ja nu mit der Wassersucht.«
Er ließ ihren Arm los, er vermochte nichts mehr zu essen. Das Schweigen ward erst unterbrochen, als er einige Gläschen Likör genossen hatte. Sie musterte ihn kalt und aufmerksam, indem sie große Bissen verschlang.
Beim Nachtisch machte er sich an ihrer Bluse zu schaffen. Sie ließ ihn gewähren, aber als er den dritten Knopf öffnete, bemerkte sie, indem sie sich ein wenig zurückzog: »Ich sage ja nicht nein.«
»Das hat mir überhaupt noch keine gesagt«, erklärte er.
»So? Die waren denn auch wohl danach. Man muß doch wissen, was ein anständiges Mädchen ist. Wenn Sie ehrliche Absichten haben …«
Sie war vorsichtig aufgestanden, indem sie das Kleidungsstück über der Brust offen ließ. Sie überzeugte sich nochmals davon, wieviel grüne Chartreuse in dem Flakon bereits fehle; sie wartete. Zu ihrer Verwunderung verhielt er sich ganz ruhig. Plötzlich fragte er: »Was soll ich haben?«
Und ehe sie antworten konnte, hatte er zu lachen begonnen, herzlich und aus voller Lunge, den Kopf über die Stuhllehne zurückgeworfen, die Hände auf dem Magen gefaltet, und mit blitzenden Zähnen.
»Ihnen fehlt wohl was? Sie sind wohl brustkrank?« sagte sie, unruhig lauernd. Er wiederholte mit Mühe: »Ehrliche Absichten! Na gewiß, ein andermal, wenn’s wieder so kommt, werde ich ehrliche Absichten haben, bloß heute noch nicht!«
Sie brach in Weinen aus, pfeifend und glucksend, wie eine tonlose Drehorgel.
»Oh, so ’ne Gemeinerei! Er verhöhnt mich! Nicht bloß, daß er sich an mir vergreift, nein, wenn ein anständiges Mädchen ihm nicht in allem zu Willen ist, dann macht er auch noch seine dummen Witze über sie.«
Unversehens trat sie zwei Schritte auf ihn zu, in tragischer Haltung.
»Sie müssen mich heiraten! Ich bin aus unbescholtener Familie. Sie haben mich beschimpft, jetzt müssen Sie mich heiraten.«
»Ein netter Grund«, bemerkte er, auf einmal ganz kühl und vornehm. »Ich denke im Gegenteil nur eine Frau zu heiraten, die ich noch niemals beschimpft habe.«
Sophie preßte die Lippen aufeinander, das Spiel war verloren. Sie ordnete ihren Anzug, unter wegwerfenden Reden.
»Ich hätte ja doch nur einen Schnapssäufer gekriegt. Was so einer vertragen kann!«
»Nicht wahr?« bestätigte er höflich. »Welch Glück für mich, daß ich soviel vertrage. Was würden Sie sonst mit mir jetzt anfangen?«
Beim Schließen des Jacketts zischte sie, mit erneuerter Wut: »Aber es kommt ’n bißken anders, Sie! Ich werde dafür sorgen, das verspreche ich Ihnen.«
Er zuckte die Achseln und steckte eine Zigarette in den Mund.
»Natürlich meinen Sie, es muß alles so sein, und Ihnen kann es gar nicht fehlen. Aber wenn die Leute, die bei Ihnen an der Strippe ziehen, mal genug von haben und loslassen, wie stehen Sie dann da, Sie – Hampelmann?«
Er überreichte ihr den Sonnenschirm, mit einer ehrfurchtsvollen Verbeugung. Dann drückte er auf die Klingel.
»Mein gnädigstes Fräulein«, rief er ihr nach. »Wollen Sie sich nicht eine Minute gedulden? Sie werden sich ein wenig erhitzt haben, mein Diener besorgt Ihnen einen Wagen.«
Er war mit sich zufrieden, und fortan rächte er sich für die bei Claire Pimbusch erlittene Niederlage durch die Demütigung aller weiblichen Wesen, die ihm unter die Hände kamen. Adelheid mußte zuerst darunter leiden; mehrmals verleugnete er sich vor ihr, oder er schickte sie gleich wieder fort.
»Ich habe Migräne und bin sehr beschäftigt, womit kann ich dir dienen?«
»Wir sehen uns so selten.«
»Ist es meine Schuld? Pflicht geht natürlich vor Vergnügen. Reist du übrigens nicht ins Bad?«
»Mich von dir trennen, Andreas? Das glaubst du doch nicht. Ja, könnten wir zusammen reisen. Aber so …«
Unter dem Druck seines Schweigens verstummte sie.
»Allerdings hätte ich eine Erholung nötig«, setzte sie endlich hinzu. Er sagte: »Ich finde auch. Du bist angegriffen. Dein Teint hat sich verschlechtert, wir sollten uns nur abends treffen, bei Kerzenlicht siehst du viel besser aus.«
Sie stotterte: »Du willst – Ich soll nur abends …? Aber du weißt, abends kann ich ja gar nicht. Wenn du nicht zu mir kommst …«
Wollte er sie denn ganz und gar loswerden!
Als sie zwei Tage später abermals erschien, fand er sich durch das Rauschen ihres Unterrocks belästigt.
»Es regt mich auf, besonders wenn ich daran denke, daß du nur ein paar Streifen Seide darangenäht hast. Wie kann eine anständige Frau das tun! Ich bitte dich, ein Geräusch verursachen, als wäre der ganze Rock aus Seide, und dabei sind es nur ein paar Streifen. Es ist ja Vorspiegelung falscher Tatsachen.«
»Wer trägt denn ganze Seide?« wandte sie bescheiden ein.
»Oh, erlaube mal!«
Die kleine Matzke trug sie, und fast hätte er es ihr laut ins Gesicht gesagt.
Dennoch erging es Bienaimee nicht besser. Bei einem ihrer nächsten Besuche verhielt sie sich still und gedankenvoll. Plötzlich sagte sie im Selbstgespräch: »Nee, es is nischt los damit. Den ganzen Nordosten habe ich nu auch schonst abgesucht.«
»Abgesucht? Wonach denn?«
»Ach ich meine man bloß. Habe ich was gesagt?«
»Wenn du deine Geheimnisse hast …«
»Oh, du mißverkennst mich. Es is man, daß ich meinen Märchenprinzen eegal nich finden kann.«
»Noch immer! Und nach solchem Dummkopf suchst du ganze Stadtviertel ab?«
Er schritt ärgerlich durch das Zimmer. Sie sah ihm nach, mit kleinen, spöttischen Augen.
»Ich kenne zwar Dümmere.«
»Wer ist dümmer?«
»Gewisse Leute sind wohl reichlich so dümmer.«
Aufgebracht kam er auf sie zu; sie zeigte sich tapfer: »Auf meine Ideale lasse ich nischt kommen. So bin ich mal, es liegt in der Familie.«
»Ich dachte, du hättest ihn längst gefunden«, bemerkte er schroff.
»So? Un wann denn?«
»Ich selbst habe ihn dir doch vorgeführt, auf deinem Maskenfest.«
»Ach! Es is woll nich an dem.«
»Du warst damals ganz entzückt, du fandest mich sehr schön.«
»Ich habe ja nischt dagegen. Du bist ja auch ’n Aas uf de Baßgeige, aber es is doch nich an dem, schon weil deine Schenkel zu mager sind.«
»Wenn du dir nicht gerade nach meinen Beinen die Augen aus dem Kopf geglotzt hättest!«
»Er ahnt es nich! Die Trikots schlotterten ja!«
»Sie schlotterten nicht!«
»Woll schlotterten sie!«
»Nein!«
»Nu gerade!«
»Ich sage nein!«
Bevor sie nochmals widersprechen konnte, hatte eine mächtige Ohrfeige sie vom Stuhl geworfen. Sie hielt die Hände vor das Gesicht, aber zwischen den Fingern hindurch fuhr sie fort zu schreien: »Doch!«
Da zeigte er ihr die Reitpeitsche.
»Auf die Anmaßungen eines frechen und störrischen Geschöpfes, wie du bist, gibt es nur diese Antwort!« rief er.
Es war das erstemal, daß er sich empörte, und das erstemal, daß sie ihn ganz ernst nehmen mußte. In diesem Augenblick liebte sie ihn um seiner selbst willen, ohne sich des betrogenen Türkheimer oder des Märchenprinzen zu erinnern. Die zärtliche Angst in ihrer Miene besänftigte ihn halb.
Draußen näherten sich Schritte, Andreas trat in sein Arbeitszimmer und schloß die Tür hinter sich.
»Schon wieder?« fragte er, als er Adelheid erblickte. »Hat mein Groom dir nicht gesagt, daß ich mit Arbeit überhäuft bin und niemand empfangen kann?«
»Das schon, aber es handelt sich um etwas Wichtiges.«
»Bitte?«
Sie tastete nach einem Stuhl, sie starrte hilflos umher, ohne etwas zu sehen. Endlich brachte sie einige Worte hervor.
»Ich verstehe, natürlich kannst du mich nicht zu jeder Stunde gebrauchen. Ich war ja auch erst gestern hier. Aber wenn ich dich nicht sehe, wird mir die Zeit so lang. Du weißt nicht, ich liebe dich eben wirklich.«
»Das sollte ich nicht wissen? Aber liebe Adelheid, das ist ja selbstverständlich, mit so etwas halten wir uns doch nicht auf. Bitte, nimm Platz und komme zur Sache.«
Sie wollte sprechen, aber die Stimme gehorchte ihr nicht. Sie hatte gerade eben, vor einer halben Stunde, einen Einfall gehabt, der sie eilig her zu ihm getrieben hatte, voll überwallender Hoffnung. Die arme Hoffnung, sie war schon wieder verzagt. Konnte sie ihn denn zurückerobern? Wie er da vor ihr stand, ungeduldig, mit hartem Blick und fest verschlossenen Lippen, war er ihr so fern. Würde er je zurückkehren?
Seit er die kleine Matzke in byzantinische Brokate gewickelt und auf einen Altar gestellt hatte, lagerte in der Wohnung ein Rest von Weihrauchduft.
›Er begeht also Feste, von denen ich nichts erfahre‹, sagte sich Adelheid. Sie konnte nicht vergessen, wie er in seiner Mönchskutte an dem fichtenen Tische, unter dem blutigen Christuskopfe gesessen hatte, damals in den Tagen ihres vollen Glückes. ›Ein Dichter, ein Mystiker wie er ist so zartfühlend, er schrickt zurück vor jeder fremden, profanen Einmischung. Darum verschweigt er mir das, was ihn am nächsten berührt. Eine ganze Seite seines Innenlebens, die vornehmste und tiefste und empfindlichste, kenne ich gar nicht und darf sie gar nicht kennen. Ich habe ja nicht einmal denselben Glauben wie er! Wie ist er edel, daß er mir dies noch niemals vorgeworfen hat!‹
»Ich kann ja warten«, äußerte Andreas, mit einer Gebärde der Verzweiflung. Er ließ sich am Schreibtisch nieder und warf einige Papiere durcheinander. Sie sagte mit jähem Entschlusse: »Ich möchte nämlich konvertieren.«
»Was möchtest du?«
»Konvertieren, zu deiner Konfession übertreten.«
»Du möchtest – das ist ja – unglaublich«, setzte er leise hinzu, indes er von ihr wegsah. Er nahm sich heftig zusammen und faßte irgendeinen Gegenstand, drüben an der Wand, fest ins Auge. Dennoch geriet sein ganzes Gesicht in Zuckungen.
»Wie bist du denn darauf gekommen?« fragte er, tonlos vor Anstrengung.
»Ich tue es deinetwegen, mein Andreas.«
Sie fürchtete, ihre Sache zu verderben.
»Das heißt, natürlich fühle ich ein inneres Bedürfnis, wie soll ich sagen? Andererseits kostet es doch gewissermaßen einen Entschluß, den Glauben zu wechseln, nicht wahr? Die Liebe zu dir erleichtert ihn mir.«
Er war aufgesprungen, er stand von ihr abgewandt, das Gesicht zur Decke erhoben, und preßte sich die Handgelenke. Sie sah zu ihm auf, erschrocken und ehrfurchtsvoll. ›Ah! Kein weltlicher Erfolg hat ihm je soviel Vergnügen gemacht. Er ist geradezu in Ekstase!‹
Andreas hatte die deutliche Vision, wie Adelheid in Konfirmandenkleidchen und weißem Schleier, geleitet von ihren Verwandten und allen Standespersonen des Schlaraffenlandes, die Sankt-Hedwigs-Kirche betrat. Türkheimer schritt mit ihr zum Taufbecken, er lächelte spaßhaft und strich sich über die rötlichen Kotelettes.
Sie fügte noch eine Erklärung hinzu.
»Ich bin nämlich bisher evangelisch.«
Da stürzte er mit einem Satze davon. Die Tür klappte auf und zu, er war verschwunden. Gleich darauf vernahm sie unterdrückte Laute, wie wenn er mit einem Erstickungsanfall kämpfte. Sie wollte ihm zu Hilfe eilen, doch fiel sie in den Sessel zurück; jetzt klang es, als ob er lachte. Gewiß, er mußte dicht hinter der geschlossenen Tür stehengeblieben sein, und er lachte, indes er sein Gesicht in irgend etwas Weiches hineinpreßte, vielleicht in die Portiere?
Plötzlich hörte sie ein verhaltenes Kreischen, das Kreischen einer Frauenstimme. Ja, es war etwas Weiches, in das er sein Gesicht hineinpreßte, es war ein Frauenkleid, wer weiß, der Leib einer Frau. Ach, dort im Winkel, an dem Büchergestell, auf der Klappe, die als Schreibpult dienen sollte bei eiligen Aufzeichnungen des Dichters, lag ein großer, roter Gegenstand, ein mächtiger Federhut. »Ich bin blind gewesen, daß ich ihn nicht früher gesehen habe!« Darunter, am Boden, trieb sich auch ein zerknitterter Handschuh umher.
Adelheid wunderte sich kaum noch.
»Wie habe ich daran nur nicht denken können!« meinte sie. »Ich glaubte ihn ganz in Anspruch genommen durch seine künstlerische Laufbahn, durch seine weltmännischen Erfolge, was weiß ich. Daß seine Kälte gegen mich daher rühren könnte, daß er alle Wärme einer andern gibt – das ist mir niemals eingefallen. Es ist unbegreiflich.«
Sie ging zum Spiegel.
»Er hat ja ganz recht, ich darf mich nur abends zeigen. Mit ziemlich viel Eau de Lys kann es bei Kerzenlicht noch gehen, oder vielleicht bald auch das nicht mehr. Übrigens ist es jetzt gleichgültig, was will ich noch?«
Beim Verlassen des Zimmers ward sie von seinem gedämpften Gelächter verfolgt und von den gellenden Kehltönen der andern. Wieviel Heiterkeit hatte ihr Opfer erregt, ihr letztes, durch das sie ihn sich zu retten hoffte! Draußen im Flur machte sie eine Wahrnehmung.
›Ich zittere ja an allen Gliedern. Ich muß mich ausruhen, aber wo?‹
Gegenüber, im ersten Stock, bemerkte sie an einem Fenster einige verstaubte Haubenstöcke. Die Putzmacherin, eine bekümmerte Person ohne erkennbares Alter, sagte sich beim Anblick der unerwarteten Kundin, daß dieses Sommerkostüm, falls es billig berechnet worden sei, etwa dreihundert Mark gekostet habe. Es war ein schlichtes grauleinenes Kleid. Graue Leinenspitze lag am Corsage über türkisblauer Seide; eine gefältelte Passe bedeckte Hals und Schultern. Der Hut aus schwarzem Florentiner Stroh hatte Straußenfedern und eine gelbe Rose unter der Krempe, hinten an dem dunkeln Haarknoten. Er flößte der Modistin Furcht ein.
›Sucht sie einen Hut in der Preislage bei mir?‹ fragte sie heimlich.
Aber Adelheid war mit allem zufrieden, was man ihr vorlegte. Sie besah flüchtig ein paar runde Matrosenhütchen, auf denen drei spärliche Schleifen in die Höhe standen. Dann setzte sie sich auf einen Stuhl am Fenster.
»Welchen wählt die gnädige Dame?«
»Es ist gleich, behalten Sie nur.«
Sie schob drei Goldstücke hin; die andere packte sofort sämtliche Hüte ein.
»Darf ich der gnädigen Dame das Paket an den Wagen bringen?«
»Ich habe keinen da.«
»Oder an welche Adresse darf ich es schicken?«
Adelheid seufzte ungeduldig.
»Erlauben Sie mir, hier noch etwas zu warten, ich glaube, es fängt an zu regnen.«
Der Himmel war fast wolkenlos. Die Frau sah ein, daß die Kundin sich nicht vertreiben lasse, sie zog sich zurück. Eben lief Andreas’ kleiner Diener über die Straße; gleich darauf bog um die nächste Ecke ein glänzender Landauer. Das Fell der Pferde schimmerte, die Lackierung blitzte in der Sonne, Kutscher und Lakai blähten sich in rotgoldener Livree. Noch zwei Minuten, dann trat aus der Haustür drüben ein ganz in weiß Pique gekleidetes Geschöpf, aufgeregt und zerzaust wie nach einem Kampfe. Sie wippte, wiegte sich in den magern Hüften, äugte frech umher und nickte lachend ihren Domestiken zu. Der rote Hut hing von den feurigen Zottellocken schief in das käseweiße Gesicht. Adelheid kannte sie. Mehr als einmal, im Theater und auf Spazierfahrten, wenn ihr Wagen dem der Mätresse ihres Gatten begegnete, hatte sie sie ruhig, ohne Haß und ohne Vorurteil, gemustert. Was war diese kleine Matzke sie angegangen? Aber jetzt?
»Die gnädige Dame ist wohl ’n bißchen unwohl?« hörte sie die Putzmacherin sagen, dicht an ihrem Ohr. Sie war halb vom Stuhl geglitten und hielt sich an der Lehne.
»Wenn Sie mir eine Droschke holen möchten?« bat sie.
Die Frau kam zurück.
»Die gnädige Dame muß verzeihn, aber es war man bloß noch ’ne zweite Güte da.«
Adelheid bestieg das schäbige Gefährt.
»Wohin?« fragte der Kutscher.
Sie befahl barsch: »Wohin Sie wollen. Aber erst das Verdeck schließen, schnell.«
Sie zitterte, doch diesmal vor Zorn.
»Der Undankbare! Der Undankbare!« wiederholte sie immer mit erbleichten Lippen, starr aufrecht in der harten Wagenecke.
Wie tief stak er in ihrer Schuld, seit damals ein paar freundliche Worte aus ihrem Munde den unbeholfenen Fremdling seinem Nichts entrissen hatten; seit sie Eroberergelüste in ihm genährt hatte, die dem armen jungen Manne anfangs als ein unmöglicher Traum erscheinen mußten. Bald zwar hatte er sich über nichts mehr gewundert. Wieviel List und Vorsicht hatte es sie gekostet, bis sie sein Zartgefühl besiegt und ihn mit Geld versorgt hatte. Welche verzweifelte Kämpfe hatte sie seinetwegen bestanden, mit Lizzi Laffé, mit den schmutzigen Levzahns, mit allen ihren mißgünstigen Freundinnen, mit Asta, der sie auf seinen Wunsch die Wahl gestellt hatte zwischen dem Bruch mit Reszczinski und der Enterbung. Sie hörte seinen Namen, von ihr eigenhändig auf alle Lippen getragen und laut hinausgeschrien auf ihr Geheiß; sie sah ihn nach der Aufführung seines Werkes umschmeichelt, angestaunt, bejubelt. Sie bedachte all die Diplomatie, die Verstellungskunst und den rücksichtslosen Trotz, dessen sie bedurft hatte, um aus dem in der Linienstraße hausenden kleinen Studenten den einflußreichen und bedeutenden Herrn in der Lützowstraße zu machen.
›Der Undankbare! Jedes Stück in seinen Zimmern muß ihn an mich erinnern. Würde er auch nur einen einzigen Gruß bekommen von den Leuten, die ihm jetzt die Stiefel lecken, würde er von den Mahlzeiten, die er jetzt hält, nur einen Bissen genießen – ohne mich? Bin ich nicht alles für ihn, sein Börsenglück, sein Dichterruhm, seine gesellschaftlichen Erfolge? Alles hat er nur, solange er mich hat! Oder bildet er sich ein, die Unsummen, die seit neun Monaten durch seine Hände gegangen sind, wirklich selbst verdient zu haben? Er gehört mir, wie kann er es wagen, mich zu betrügen, er stiehlt mir mein Geld! Weiß er nicht, daß ich ihn von heute auf morgen vernichten, ganz und gar vernichten kann, der Dieb!‹
Es gab einen Ruck, der Wagen stand. Der Kutscher begann zu schimpfen, dann erhob sich die drohende Stimme eines Schutzmannes. Adelheid sah hinaus. Der umgefallene Gaul eines Lastfuhrwerks verursachte eine Verkehrsstockung. Das Volk stand auf allen Seiten umher, es glotzte durch die Scheiben zu ihr hinein. ›Ich kann nie hier gewesen sein‹, meinte sie, und plötzlich erfaßte sie die ganze Trostlosigkeit ihrer Lage: allein, verraten, verlassen und verlacht, mit einer letzten Enttäuschung im verarmten Herzen, auf den zerrissenen Plüschkissen einer klappernden Droschke zweiter Klasse, unter den feindseligen Proletariern eines entlegenen Stadtviertels. Sie wurde weich. Als das Pferd wieder anzog, warf der Stoß die Gebrochene in ihren Winkel zurück, beide Hände vor das Gesicht geschlagen.
›Was habe ich getan! Ich habe ihn verleumdet, ihn! Er ist ja ein Dichter, ein echter Dichter, fast ein Kind, ein Sonnenkind, das alles durch eine goldene Brille ansieht. Was weiß er vom Leben. Wie kann er ahnen, woher das Geld kommt. Natürlich glaubt er alles, was ich ihm erzähle. Er ist ja immer noch so unschuldig wie damals in dem einfachen Stübchen, wo ich ihn zuerst besucht habe. Warum habe ich ihn nicht dort gelassen? Wie könnte alles rein und schön sein!‹
Ein Paradies stieg vor ihr auf. Sie hielt ihren Dichter, ihr Herzchen, ihren Liebling unter Verschluß wie in einem Schatzkästchen. Kein Mensch wußte etwas von seinem Dasein. Sie besuchte ihn ganz heimlich und kehrte von ihm zurück wie aus einem schöneren Leben. Das dauerte ewig, sie blieb immer jung, er liebte sie unermüdlich. Er kannte nichts anderes, er sah nur sie. Er durfte nicht ausgehen; in ihrem Wagen, dessen Gardinen fest zugezogen waren, führte sie ihn tief in den Tiergarten hinein. Dort, in einem grünen Versteck, von ihr behütet, durfte er Luft schöpfen.
Sie schluchzte laut auf, das Paradies versank.
›Statt dessen habe ich selbst ihn in die Welt hinausgetrieben, allen Lockungen habe ich ihn ausgesetzt. Mußte ich nicht voraussehen, daß er ihnen nicht widerstehen würde? Sein Künstlertemperament ist so fein und reizbar, er und die wenigen, in ganz Europa verstreuten Kulturträger haben es nun einmal mit den raffinierten Genüssen. Was ist dabei zu machen? Es gehört zu seiner Kunst, und seine Kunst ist ihm alles, ich weiß es ja. Armes Herz, du hast kein Recht auf ihn.‹
»Aber ich liebe ihn!«
Es war ein Schrei, der alle Vernunftgründe erstickte.
»Ich liebe ihn!« wiederholte sie, und sie fand keinen Einwand. »Ich muß ihn doch behalten, er ist doch mein, denn ich liebe ihn ja. Wie konnten sie es wagen, ihn mir wegnehmen, wie darf eine solche Person mir in die Quere kommen. Es muß doch jemand schuld daran sein.«
Sie rückte in ihrem engen Käfig umher. Ihre Wut war zurückgekehrt, wo war der Schuldige, an dem sie sie auslassen konnte?
»Ah! Türkheimer!«
Der Kutscher fragte durch das Fenster: »Soll’s noch weiter gehn?«
»Umkehren, Hildebrandtstraße!«
›Ich habe mich nie um seine Schönen gekümmert, ich habe geduldig zugesehen, wie sein Geschmack immer pöbelhafter wurde. Jetzt aber ist sein Maß voll, diesen Balg verzeihe ich ihm nicht!‹
Die Rachegedanken überstürzten sich, einer wilder als der andere. Öffentliche Züchtigung der kleinen Matzke, Skandal, Scheidung, sie schreckte vor nichts zurück. Konnte man Türkheimer nicht unter Kuratel stellen? Nichts leichter als das, er ward ja kindisch. Ein Mann, der seinen Verstand besaß, verschenkte nicht Villen und Millionen an eine Ausgeburt der Gosse. Nichts leichter als das! Aber als ihr müdes Gefährt die Potsdamer Straße erreicht hatte, begann sie das Unternehmen schwieriger zu finden. In der Königin-Augusta-Straße hatte sie beinahe schon auf die Scheidung verzichtet. Was hätte Asta zu den Streichen ihrer Mutter gesagt? Asta hätte recht gehabt. Und vor ihrer Haustür, den Finger auf dem Knopf des Läutewerks, sagte Adelheid sich, daß man unter den Fabrikschlöten und Arbeiterkasernen, woher sie kam, anders fühlte und dachte als in der Hildebrandtstraße. Es wunderte sie, daß sie sich von Leidenschaften hatte fortreißen lassen, die in ihrer Heftigkeit beinahe volkstümlich waren; sie schämte sich ein wenig. Zwar mußte die Angelegenheit in Ordnung gebracht werden, womöglich vor dem Essen. Sie ließ ihren Gatten zu sich bitten, doch tat sie es kaum noch zornig, sondern mit leidender Stimme.
Sie erwartete ihn im gelbseidenen Teezimmer, in der Fensternische. Ach, jeder einzelne Gegenstand bewahrte hier eine Erinnerung an Andreas. Sie setzte ein Knie auf den Stuhl und verschränkte die Arme über der Lehne. Halb geneigten Hauptes, mit weitoffenen Lidern träumte sie in die flackernde Kerze. So hatte er sie einst gefunden, am Abend der »Verkannten«, damals, als sie beide endgültig triumphiert hatten. Das war vorbei, es konnte niemals von vorne anfangen. Eine andere hatte ihn verführt und lag in seinen Armen, vielleicht schon morgen wieder.
Adelheid richtete sich auf, sie stampfte mit dem Fuß. Das war durchaus unerträglich, es durfte nicht sein. Dies frevle Glück mußte zerstört werden, es verursachte ihr zu viel Leiden. Türkheimer haftete ihr dafür, daß jenes hergelaufene Geschöpf unverzüglich zurückgestoßen wurde in seinen ererbten Schmutz, weit fort von ihm, dessen Seele ihr Umgang vergiftete. Aber er? Würde er nicht leiden?
›Darf ich ihn leiden lassen statt meiner?‹
Sie stieß einen leisen Schrei aus, es war ihr, als hätte sie, eine kurze Sekunde lang, seine geliebte Gestalt erblickt, schlank aufgerichtet vor seinem gewohnten Sessel, neben dem Teetischchen, wo sie so manche Stunde zusammen verplaudert hatten, wo ihre Hände zuerst einander berührt hatten, wo sie ihm bei seinem ersten Five-o’clock-Besuche erklärt hatte, wie modern die Bauernblumen seien und wie nett es sein werde, wenn er trotz seiner streng katholischen Grundsätze in »Rache!« gehe. Jetzt war er bleich, ganz bleich, und der Aufschlag seiner klaren, von langen Wimpern beschatteten Mädchenaugen raubte ihr alle Fassung. Der Geliebte schien zu flüstern: Tu mir nicht weh! Ein schlürfender Schritt näherte sich, Türkheimer trat ein; sie fand ihn ungewöhnlich hassenswert.
»Nu, was ist?« fragte er leise, als er bereits dicht vor ihr stand.
Sie hatte ein unsanftes Wort aussprechen wollen, doch nun flößte er ihr beinahe Schrecken ein, so hoffnungslos unterwühlt, so traurig verfallen sah dieser Mann aus. Die Fettpolster seiner Wangen hingen so tief auf das Kinn herab, daß er die nachlässig gefärbten Kotelettes zu verlieren schien, und auch der kleine Spitzbauch war sichtlich gesunken. Plötzlich entdeckte sie, daß das eingetretene Unglück, falls er davon unterrichtet war, ihn ebenso schwer traf, wie sie selbst; das heißt, wenn er die kleine Matzke geliebt hatte. Der arme Mann! Er war nie dazu angetan gewesen, auf andere Weise als durch sein Geld etwas zu erreichen. Und jetzt war es so weit mit ihm, daß er für andere zahlte, ohne selbst noch das Vergnügen genießen zu können, das er bezahlt hatte. Ein Mitleid, durch Verachtung gemäßigt, beschlich sie. Sie erkundigte sich: »Du hast Verdruß gehabt?«
»Wieso?«
»Vielleicht eine schlechte Börse?«
»Die Börse? Die kann mich liebhaben.«
»Du hast recht, manchmal sind die häuslichen Unannehmlichkeiten wichtiger als die geschäftlichen.«
»Wichtig? Was heißt wichtig?«
Er verlor sich offenbar in Gedanken über den Begriff »wichtig«. Adelheid fing an, sich zu ängstigen; er mußte sehr krank sein.
»Wieviel Gramm sind es jetzt?« fragte sie. »Ist es mehr geworden?«
Er zuckte die Achseln.
»Frage Klumpasch.«
»James Louis, du beunruhigst mich. Du solltest längst in Karlsbad sein, was tust du hier noch?«
»Ja, was tue ich hier noch?«
»Morgen reist du! Hast du mich verstanden?«
»Werde ich morgen reisen.«
Seine stumpfe Geduld rührte sie.
»Nimm endlich einen Fauteuil«, bat sie. »Deine Knie zittern ja.«
Sie ergriff seine schlaff herabhängende Hand.
»Du kannst mir ruhig alles sagen, weißt du. Du hast an deiner Frau eine Freundin, der schon längst nichts mehr unbekannt ist.«
Er schnitt eine Grimasse, ihr Mitgefühl stimmte ihn weinerlich. Nach einigem Zögern begann er: »Ich mache eine Dummheit. Verzeih mir, wenn du kannst, Adelheid, ich mache eine Dummheit.«
Er durchsuchte mühsam seine Taschen, überreichte ihr einen Brief und versank aufs neue schwer in seine Kissen.
Der Schreiber versicherte, er werde von seinem Gerechtigkeitssinne gezwungen, zu verhindern, daß ein Mann wie Herr Generalkonsul Türkheimer länger auf so niederträchtige Weise betrogen werde. Und von wem betrogen? Von einer den niedrigsten Kreisen entstammenden Person, die dem aufopfernden Edelmut ihres Wohltäters nicht mehr als alles verdanke, und von einem jungen Menschen, den Schreiber nur mit A.Z. bezeichnen wolle, und der das von dem Herrn Generalkonsul und seiner Frau Gemahlin in ihn gesetzte großmütige Vertrauen auf das ehrloseste getäuscht habe. Man sei ja sonst nicht haberig, aber das Betragen der beiden, oben näher bezeichneten Personen sei gewiß ein schamloses zu nennen, besonders da es fast alle Tage vorkomme. Schreiber könne weiter aus sicherster Quelle berichten, daß das sogenannte Fräulein Bienaimee Matzke ihren väterlichen Gönner mit einer ganzen Menge anderer Leute hintergehe, deren Namen wohl nichts zur Sache täten. Ja, sie treibe ihre Gemeinerei so weit, nachts auf die Straße zu gehn, wie es heiße, um nach einem verkleideten Prinzen zu suchen. Das müsse aber ein komischer Prinz sein, dem man nachts um ein Uhr in der Invalidenstraße auflauere, und gehöre er wohl eher dem Bunde derer mit Ballonmützen an. Diese strengstens auf Wahrheit beruhenden Umstände dürften geeignet erscheinen, den Ekel jedes anständig Denkenden zu erregen, und werde Herr Generalkonsul dem unbekannten Schreiber seine Erkenntlichkeit gewiß nicht versagen.
Unterzeichnet war der Brief: »Mit herzlicher Hochachtung ein edler Freund.«
Einige Ausdrücke hatten Adelheid persönlich getroffen, wie ein Andenken an einen bedeutungsvollen Vorfall in ihrem Leben; vielleicht an ihren Streit mit den Levzahns? Sie empfand plötzlich eine Übelkeit. Wieviel Widerwärtiges, wieviel Widerwärtiges! Und alles mußte auf einmal ertragen werden. Sie machte eine Gebärde des Abscheus.
»Das kommt gewiß von einer neidischen Freundin dieses Fräulein Matzke«, vermutete sie. Türkheimer sagte: »Dafür ist der Stil zu gebildet.«
»Na, was die Bildung anbelangt …« meinte Adelheid, und sie legte mit schmerzlicher Wonne in diese Worte alle literarische Eitelkeit, die sie je dem Geliebten abgelauscht hatte. Dann forschte sie: »Was gedenkst du nun zu tun, armer Freund?«
»Was soll ich tun? ’s ist mein Los. Man zahlt, und die Lumpen genießen. Die leben, die genießen«, murmelte er.
»Du willst diesem Mädchen doch nicht verzeihen?«
»Sie kostet mich …«
Er brach ab, erschrocken über das, was er fast gesagt hatte.
»Das wirst du nicht tun, James Louis«, versetzte sie, ganz kalt.
»Ist es dein Los, betrogen zu werden, so soll es doch nicht unser Los sein. Verstehst du mich?«
Er blinzelte sie ratlos an. Unvermutet riß er die Brauen in die Höhe, seine müden Augen mußten sich öffnen. Es war ihm der Gedanke gekommen, daß die Sache seine Frau schließlich gerade so nahe angehe wie ihn selbst. Er hörte ihr mit offenem Munde zu.
»Willst du vielleicht«, sagte Adelheid, »diesem herzlosen kleinen Proletarierkinde nach wie vor dein Geld in den Schoß werfen, damit sie es an ihre Liebhaber weitergibt? Erstens wäre das …«
Sie atmete leichter, entschlossen wandte sie ihm die geschäftliche Seite der Angelegenheit zu.
»Es wäre auf die Dauer unser Ruin. Du weißt wohl nicht, was so eine dürre, mieserige kleine Person, die ihr Lebtag kein Zehnmarkstück in Händen gehabt hat, fertigbringt. Man hat von welchen gehört, die in einem einzigen Jahre mehr anständig erworbenes Vermögen durchgebracht haben, als Ratibohr, Blosch und du zusammen in zehn Jahren beschaffen können.«
Sie stellte die Wirkung ihrer Rede in seiner Miene fest und ward freundlicher.
»James Louis, ich bin dir sehr böse gewesen. Soll ich dir verraten, was ich gedacht habe? Er hat seinen Verstand nicht mehr, habe ich gedacht, sonst würde er nicht Villen und Millionen an solche Ausgeburt der Gosse verschenken, er, der die Geschäfte mit Puerto Vergogna gemacht hat und mit Bloody Gold Mounts. Soll ich dir noch mehr verraten? In meinem verzeihlichen Unwillen habe ich an einen öffentlichen Skandal gedacht, mit Klatsch und Zeitungsartikeln, sogar an Scheidung habe ich gedacht und an Gütertrennung!«
Er streckte beschwörend die Hand aus.
»Adelheid!«
Die Stimme versagte ihm, ihre Geständnisse hatten jäh sein ganzes Innere aufgewühlt.
»Adelheid, die kleine Matzke ist tot und begraben, kannst du einem reuigen Sünder verzeihen?«
Er neigte sich flehend über sie, stolperte und fiel vor sie hin auf den Teppich. Sie legte den Arm um den Nacken des Knienden.
»Du wirst alt, armer Freund«, sagte sie gütig. Er stöhnte.
»Es ist ein Unglück, wir werden alt.«
Sie nahm ihm seine Unvorsichtigkeit nicht übel. Er rief mit hereinbrechender Entrüstung: »Hat man ’ne Ahnung davon, wie schlecht die Welt ist?«
Sie zuckte zusammen, ihr ganzes Unglück bestürmte aufs neue ihre Seele.
»Wir werden alt«, wiederholte sie, Tränen im Halse. Er schluchzte auf ihren Knien: »Es ist ein Unglück, es ist ein Unglück.«
Allmählich fühlte sie seinen Kopf auf ihrem Schoße immer schwerer werden; sie fand es nötig, ihn aufzurütteln.
»Morgen reisen wir. Ich gehe mit dir, ich brauche es auch, aber vorher muß hier alles in Ordnung kommen.«
Er erhob sich mit einem mutlosen Seufzer.
»Wie willst du es in Ordnung bringen?«
»Und unsere Genugtuung? Fällt es dir nicht ein, dir Genugtuung zu verschaffen?«
»Du hast recht, ich werde mir Genugtuung verschaffen.«
Ein neuer Gedanke belebte ihn, er steckte die Daumen in die Armlöcher der Weste. »Sie können sich eklig was besehen«, versicherte er mit Nachdruck. »Dieser feine junge Mensch soll mal ’n bißchen was erleben.«
Sein entfärbtes, schlaffes Gesicht blähte sich plötzlich dunkelrot, eine heftige Rachgier erfaßte ihn.
»’n Baffze! Nee, was für ’n Baffze. Immer schöne Worte, wenn er einem begegnet, und hinterm Rücken nichts als grober Unfug. Hab ich ihn nicht aufgefüttert? Sag es selbst, habe ich ihn nicht eigenhändig aufgefüttert? Mit ’ner gewissen Liebe sogar. Und das habe ich nu von meinen Gefühlen. So ’n ärmlicher Mensch, was ist er denn? Dich hat er amüsiert, mich hat er amüsiert, alle Leute hat er amüsiert, und jetzt meint so ’n Baffze, er dürfte sich im Ernst benehmen wie ’n feiner Mann und junge Mädchen verführen. Hat ihn denn jemand ernst genommen? Hast du ihn ernst genommen? Hab ich ihn ernst genommen? Er muß doch wissen, wer er ist, so ’n Spaßmacher, so ’n Bajaz, so ’n magerer Zeitvertreib!«
»Doch nicht so wild«, bat Adelheid ängstlich. Soviel Leidenschaft hatte sie nicht vorausgesehen.
»Du gehst ja viel zu weit, besonders, weil es sicher nicht seine, sondern ihre Schuld ist. Er ist ja so harmlos, sie ist ihm wahrscheinlich nachgelaufen, sie ist ja aller Welt nachgelaufen.«
»Sie? Das arme Wurm, sie ist erst siebzehn.«
»Das sind die schlimmsten.«
»Das glaubst du wohl? Na, ich will dir was sagen, Adelheid: wir Männer sind allemal schuld. Wenn was passiert, sind allemal wir es gewesen!«
Sie sah an ihm herab.
›Du Ärmster‹, dachte sie. Sie äußerte: »Tue also etwas bei der Sache. Du brauchst dich nur zurückzuziehen, das übrige macht sich von selbst.«
»Selbstredend ziehe ich mich zurück. Meine Hand ziehe ich von ihm.«
»Von ihm?« rief sie, enttäuscht und angstvoll.
»Von ihm. Von wem denn sonst? Ich habe ihn doch ganz in der Tasche, ohne mich fällt er sofort platt auf ’n Rücken. Warte, Männeken, du hast die längste Zeit Börsengeschäfte gemacht. Und im Klub erzähle ich, daß ich böse mit ihm bin. Morgen kennt ihn keiner mehr, paß auf, keiner kennt ihn mehr. Und in vier Wochen liegt er auf dem Pflaster, woher wir ihn geholt haben, und sucht ’ne Hauslehrerstelle, findet se aber nicht, dafür sorge ich.«
Adelheid hatte eine Schwäche zu überwinden, sie preßte die Hand auf das Herz. Das arme Herz, es konnte sich nicht von ihm losmachen, es blutete bei jeder Verwundung des Treulosen.
»Und die Person?« sagte sie mit Anstrengung. »Ich meine die sogenannte kleine Matzke. Willst du sie ihr Benehmen nicht im geringsten entgelten lassen?«
Er sah kleinlaut von ihr weg.
»Mache dir klar, James Louis, wie sie sich an dir versündigt. Sie gibt dich dem Gespötte preis. Jeder, der ihren Landauer und ihre unverschämte Livree zu sehen kriegt, fängt an zu lachen und freut sich, daß du reingefallen bist. Die kleine Matzke, so klein sie ist, dem großen Türkheimer ist sie über, wird jeder sagen. Deine Ehre ist im Spiel, James Louis. Willst du es dulden, daß sie weiter in Saus und Braus dahinlebt? Du mußt sie zerschmettern.«
»Kann ich es? Die Villa gehört ihr, was drin ist, gehört ihr auch. Geschenkt ist geschenkt.«
Sie sahen sich von der Seite an, prüfend und mit wiedererwachendem Mißtrauen. Das Geräusch eines Wagens, der in den Hof einfuhr, unterbrach die peinliche Pause.
»Es sind die Kinder«, sagte Adelheid. »Sie kommen zum Essen.«
Asta trat ein, gefolgt von Hochstetten. Einen Augenblick später erschien auch Liebling in der Tür. Die junge Frau erklärte halblaut: »Ich habe ihn mitgebracht, wir können ihn brauchen.«
Sie musterte durch das Lorgnon ihre bekümmerte Mutter, dann kam sie ihrem Vater zuvor, der sich ächzend nach einem zerknitterten Papier bückte.
»Gib dir keine Mühe, Papa«, sagte sie. »Gerade so was habe ich auch bekommen. Meint ihr, daß es dem anonymen Briefschreiber Spaß macht, seine Horreurs euch ganz alleine zu erzählen? Oh, was ihr euch einbildet! In diesem Augenblick klatscht alle Welt über die Geschichte.«
»Gemein!« rief Türkheimer. »Wie sind die Leute gemein!«
»Ich habe deinem Vater geraten, die Sache in Ordnung zu bringen. Du solltest mich dabei unterstützen«, versetzte Adelheid, und sie versuchte, ein wenig mütterliche Autorität in ihre Stimme zu legen. Asta lächelte hochmütig: »Es ist schwer, euch zu raten, ihr werdet niemals Vernunft annehmen. Es kommt eben auf die Lebensauffassung an. Botho, weißt du einen Rat?«
»Du befiehlst?«
Hochstetten schrak aus einer Träumerei empor. Er begriff nur langsam, daß man von ihm eine Einmischung in die erstaunlichen Herzensangelegenheiten der Familie verlangte, die die seinige geworden war.
»Natürlich hast du keine Meinung«, bemerkte seine Gattin, über die Schulter hinweg. »Wann hättest du jemals eine?«
Türkheimer senkte einen verachtungsschweren Blick auf das bescheiden gezierte Knopfloch des Freiherrn. Hochstettens Ansehen sank rasch immer tiefer, bei Asta wie bei den Ihrigen. Türkheimer zieh ihn nachgerade des Betruges, diesen Geheimrat im Ministerium, der dem Vater seiner Frau noch immer keinen Orden verschafft hatte. Adelheid versetzte: »Dein Vater behauptet, die Person, die ihn bloßstellt, nicht daran hindern zu können.«
»Rede nicht, Adelheid«, sagte Türkheimer. »Ich will dem Baffzen, der uns Stank macht, eins versetzen. Hinausfliegen soll er, das Boykott soll über ihn verhängt werden, daß er nicht mehr leben kann, der Schlingel – und wer will es nicht? Du, Adelheid.«
»Ah, ihr möchtet euch rächen, und jeder nach einer andern Seite? Ihr müßt es anders anfangen, verehrte Eltern.«
Asta stützte anmutig einen Arm auf die hohe leierförmige Lehne eines mit Schlangenhaut bezogenen Stühlchens. Ihre untersetzte Figur wurde prall und elegant umschlossen von einem Kostüm aus silbergrauer Crepe-Lisse, unterlegt mit einer etwas dunkleren Seide. Sie hatte den vorn aufgeschlagenen Straußenfederhut nicht abgenommen; sie stand vor ihren Eltern wie eine gnädig vermittelnde Gönnerin aus hohen Kreisen. Freie und gelassene Bewegungen ihrer weiß behandschuhten Rechten begleiteten ihre Worte.
»Zunächst mußt du, Papa, dem jungen Menschen einen kleinen, leidlich bezahlten Posten verschaffen.«
»Einen Posten? Ich ihm? Du bist wohl …«
»Du tust mir leid, Papa, aber es geht nicht anders. Überlege einmal, wie lange wir ihn unter uns geduldet haben und was er unglücklicherweise alles zu sehen bekommen hat. Nicht wahr, liebe Mama, man hat ihm vieles gezeigt? Was war das mit dem Krach der Gold Mounts, Papa? Du hast ihn dabei viel Geld verdienen und möglichenfalls auch einen Blick hinter die Kulissen tun lassen? Könnte er nicht Indiskretionen begehen?«
»Oh, ich fürchte seine Indiskretionen nicht«, murmelte Türkheimer, mit einem schiefen Blick auf Hochstetten, der nicht zuhörte. »Aber immerhin, man muß allen verleumderischen Erfindungen die Spitze abbrechen. Du hast recht, mein Kind, ich bin zu weit gegangen.«
»Du sprichst vielleicht mit Jekuser, wegen einer Stelle am ›Nachtkurier‹.«
»Wird gemacht, wird gemacht, ’ne Stelle, nicht zu fett und nicht zu mager, daß ihm nie zu wohl wird und daß er doch immer in Angst ist, sie zu verlieren.«
»Siehst du, jetzt bist du schon vernünftiger geworden, Papachen. Jetzt kommt erst der Rat, den ich euch zu geben habe. Ihr verheiratet die beiden miteinander.«
Adelheid flog in ihrem Sessel empor.
»Wir verheir…«
Sie faßte sich mühsam.
»Du machst Witze. Soll das eine Rache für uns sein? Oder meinst du, daß die gute Sitte es fordert?«
Türkheimer seufzte.
»Ich habe nichts dagegen. Aber erst können. Und dann wozu?«
»Um sie glücklich zu machen«, erwiderte Asta, beinahe neckisch. »Sie lieben sich, das haben sie euch doch gezeigt. Macht sie glücklich, die Leutchen verdienen es, nicht wahr, Botho?«
»Ich habe den jungen Mann ganz angenehm gefunden«, äußerte Hochstetten. Seine Gattin klopfte ihn auf den Arm, mitleidig und herablassend. Sie wandte sich an ihren Vater.
»Zunächst schickt man dieser Dame – wie heißt sie noch?«
»Die kleine Matzke«, erklärte Türkheimer.
»Sie wird Schulden gemacht haben, die kleine Matzke. Zunächst schickt man ihr die Gläubiger. Dann kaufst du die Villa zurück, Papa. Andreas, der süße Junge, ist im Kaufpreis einbegriffen. Sie nimmt ihn oder sie bekommt gar nichts.«
»Und er, und er?« flüsterte Adelheid mit bebenden Lippen, fast unhörbar; und doch war es ein Aufschrei ihres Herzens. Sie wagte den Blick nicht zu wenden, sie fürchtete, ihn an seinem gewohnten Platze zu finden. Er, der ganz ihr gehört und in dessen Seele sie gelebt hatte, wie konnte er fern und ahnungslos bleiben, während ein grausamer Familienrat über sein Schicksal entschied. Gewiß, er stand noch immer drüben am Teetischchen, bleich, traurig, eine stumme Anklage in den klaren, von langen Wimpern beschatteten Mädchenaugen. Asta lächelte zu den Qualen ihrer Mutter.
»Beunruhige dich gar nicht«, bat sie, nahezu zärtlich. »Dafür haben wir Liebling. Er wird die Liebenden einzeln vornehmen und alles befingern, wie Kapeller zu sagen pflegt.«
Liebling, nach dem die andern sich umwandten, ließ keine Teilnahme merken. Er saß mit einem Zeitungsblatt in Händen, voll Zurückhaltung am andern Ende des Zimmers. Türkheimer ächzte leise.
»Dein Rat ist gut, aber teuer. Was kosten mich diese beiden ärmlichen Menschen schon für Geld!«
Asta entgegnete: »Jetzt weißt du wenigstens wofür, Papa.«
»Weiß ich das?«
»Und eure Rache? Kannst du dir nicht vorstellen, was es für eine Ehe werden wird? Mit seiner feinen Karriere ist es zu Ende, mit ihrer erst recht. Er hat ein Gehalt, das für einen ledigen Menschen mit kleinbürgerlichen Gewohnheiten zur Not ausreicht, dreihundert Mark meinetwegen. Darauf ruht der Hausstand, und mit einer so sparsamen, ordnungsliebenden, an geregeltes Leben gewöhnten Hausfrau, wie die kleine Matzke eine ist, kann es gar nicht fehlen. Nach einem Jahre ist ein skrofulöses Kind da. Die Eltern sind vertrottelt, zänkisch, voll verschämter Bettelgelüste. Wir begegnen ihnen im Tiergarten. Der Vater schiebt den Kinderwagen, hinterher schleppt das zerrissene seidene Kleid der Mutter. Sie trägt Stiefeletten mit Gummizug und einen wollenen Regenschirm.«
»Asta, du bist mein Kind! Was hast du für ’nen großen Charakter! Ja, wir rächen uns, und nobel!«
Türkheimer war in Entzücken, er griff der Tochter unter das Kinn, und sie ließ es sich gefallen, so heiter stimmte sie das vorauszusehende Geschick jenes Menschen, der sie gekränkt, übersehen, schließlich sogar in ihrem Liebesleben beeinträchtigt hatte, und dessen Glück für sie eine fortgesetzte Niederlage bedeutete. Jetzt gehörte die Rache ihr, und er sollte es merken. Sie entfaltete plötzlich eine bestechende Liebenswürdigkeit, die niemand kannte. Sie nahm den Arm ihres Vaters; der Haushofmeister öffnete eben die Tür, um das Diner anzumelden.
»Und dein Befinden, Papachen?« fragte sie.
»Ausgezeichnet!« rief Türkheimer, und er bemühte sich, elastisch auszuschreiten. »Ganz ausgezeichnet. Liebling, ich habe was Wichtiges mit Ihnen zu besprechen.«
Adelheid rang stumm die Hände, sie fühlte, daß kein Wort, keine Erfindung den Verlorenen halten konnte; vor ihren Augen versank er. Sie ließ sich von Hochstetten hinausgeleiten. Liebling stand am Wege und verneigte sich. In seinem dunkeln, seelenvollen Blick las Adelheid ein Mitgefühl, das sie nirgend zu finden gehofft hätte; sie ruhte dankbar darin aus.
Sogleich fragte er sich im stillen: ›Sollte es möglich sein?‹
Er verneigte sich nochmals, voll bedingungsloser Ergebenheit, indem er sich zuschwor: ›Ich werde meine Pflicht tun.‹