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Neue Rolle der Dozierenden und Studierenden

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Wenn in einem Theaterstück eine Schauspielerin eine bestimmte Rolle spielen will, muss sie einen vorgegebenen Text (Skript) auswendig lernen, ein bestimmtes Kostüm anziehen und sich gemäss einer Spielanleitung verhalten. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen kann die Schauspielerin ihre Rolle frei interpretieren und ausfüllen. Entfernt sie sich allerdings zu weit von ihrer Rolle und entspricht in ihrem Verhalten und Auftreten nicht mehr den Erwartungen des Publikums, stösst sie auf Ablehnung und wird unglaubwürdig. Das Rollenverhalten bewegt sich also im Spannungsfeld von Rollenerwartungen und Rolleninterpretation. Des Weiteren gilt, dass in einem Theaterstück die Rollen der beteiligten Protagonistinnen und Protagonisten aufeinander bezogen sind. Damit es zu einem Spiel kommt, müssen die beteiligten Akteurinnen und Akteure aufeinander eingehen.

Mit der Neuausrichtung in der Lehre haben sich die Erwartungen an die Rollen der beteiligten Protagonistinnen und Protagonisten geändert. Von den Studierenden wird zum Beispiel erwartet, dass sie sich aktiver in den Lehrveranstaltungen einbringen, mehr Eigenverantwortung übernehmen und sich in learning communities vernetzen. Von den Dozierenden wird unter anderem erwartet, dass sie weniger dozieren und dafür vermehrt das studentische Lernen fördern. Da aufgrund der Neuausrichtung in der Hochschullehre die Erwartungen oft noch unklar oder nicht kommuniziert sind, kommt es nicht selten zu Irritationen zwischen Dozierenden und Studierenden. Anhand der obigen Erklärungen wird einleuchtend, dass sowohl von den Dozierenden als auch von den Studierenden ein verändertes Rollenverhalten gefordert ist. Es genügt daher nicht, nur die Dozierenden entsprechend zu instruieren, auch die Studierenden müssen auf die veränderten Studienbedingungen vorbereitet werden. Lernen wird im positiven Sinne vermehrt ein dialogischer Prozess, der nur gelingen kann, wenn beide Seiten ihren Teil dazu beitragen. Neben Weiterbildungen in Hochschuldidaktik für Dozierende ist es darum sinnvoll, in Einführungsveranstaltungen die Studierenden im ersten Semester auf die veränderten Erwartungen hinzuweisen. Bewährt hat sich z. B. ein kleiner Faltprospekt (Bachmann 2006) (vgl. Abb. 5), in dem wichtige Dimensionen guten Hochschullernens und -lehrens zusammen mit einer Gegenüberstellung der entsprechenden Erwartungen an Studierende und Dozierende dargestellt werden. Mit der Verteilung eines entsprechenden Faltprospektes an alle Dozierenden und Studierenden macht eine Institution die Erwartungen an Dozierende und Studierende transparent, erhöht dabei die Verbindlichkeit und unterstreicht die Bedeutung der Lehre.


Abb. 8 Vorlage für Faltprospekt mit Dimensionen guten Hochschullernens und -lehrens mit Erwartungen an Dozierende und Studierende (Bachmann 2006).

Als Studierende … Dimensionen guten Lernens und Lehrens an der Hochschule Als Dozierende …
… zeigen Sie dem Fach gegenüber eine fragende Haltung. Auf Problemstellungen und Fragen lassen Sie sich ein und nehmen sich dafür Zeit in der Vor- und Nachbereitung von Lehrveranstaltungen. Gleichzeitig verbinden Sie Ihre Arbeit mit Wissen aus anderen Fachgebieten. Authentische Aufgaben bearbeiten. … generieren Sie authentische Aufgaben. Die Aufgaben sind komplex und in einen realen Kontext eingebettet. Darüber hinaus pflegen Sie den Diskurs im eigenen Fach und in angrenzenden Fachgebieten.
… suchen Sie das Feedback der Dozierenden. Sie begreifen die sachliche Kritik der Dozierenden als Chance für Ihre persönliche Entwicklung. Lernprozesse reflektieren. … animieren Sie die Studierenden zur Reflexion. Sie geben Anregungen zur Reflexion des Lernens. Ihre Lehre richten Sie nach wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen des Lernens aus.
… schätzen Sie Ihre eigenen Kompetenzen und Lernleistungen richtig ein. Ihre Stärken und Schwächen sind Ihnen bewusst, sodass Sie Ihren Lernprozess optimieren können. Evaluationen durchführen. … beraten Sie die Studierenden. Mit den Studierenden besprechen Sie Prüfungsergebnisse und stellen Instrumente zur Evaluation der Lernfortschritte bereit. Sie geben den Studierenden Feedbacks aufgrund lern-diagnostischer Überlegungen und helfen, Probleme zu lokalisieren und zu beseitigen.
… kennen Sie die Studienbedingungen. Sie halten sich an die institutionellen Vorgaben, nutzen aber gleichzeitig die Freiräume, welche die Hochschule bietet. Institutionelle Rahmenbedingungen berücksichtigen. … berücksichtigen Sie den institutionellen Rahmen. Sie arbeiten effektiv und effizient unter Berücksichtigung der institutionellen Vorgaben. Die bestehenden Freiräume nutzen Sie zur persönlichen, studentischen und institutionellen Weiterentwicklung.
Kompetenzorientierte Hochschullehre (E-Book)

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